Praxis
Alle Möglichkeiten des Verstärkers mit 33 Ampsimulationen und 26 verschiedenen Effekt-Typen können wir hier nicht vorstellen, das würde den Rahmen dieses Testberichts sprengen. Daher gibt es eine Auswahl, die einen groben Einblick in das Geschehen erlaubt. In der ersten Hälfte des Praxisteils habe ich den Verstärker mit Mikrofon abgenommen, um euch so einen Eindruck vom Sound zu vermitteln, der aus dem Speaker kommt. Da viele Gitarristen den Amp aber sicher auch mit Kopfhörer spielen werden, habe ich im zweiten Teil des Tests zusätzlich ein paar Beispiele aufgenommen, bei denen ich den Kopfhörerausgang direkt mit meinem Audio-Interface verbunden habe. Der Klangunterschied ist, wie ihr hören werdet, extrem – und hier ist der Speakersound ganz deutlich der schlechtere! Das schon mal vorab. Zum Einsatz kam mein Standardmikrofon (CAD E-100), das ich bei allen bisherigen bonedo-Amptests eingesetzt habe, damit man auch einen authentischen Vergleich zwischen einzelnen Geräten hat. Das Mikrofon wurde eher an den Rand des Speakers gerichtet, um einen zu bissigen Sound zu vermeiden.
Es geht mit den Ampsimulationen komplett ohne Effekte los. Angenehm weich kommt die Standardversion des Clean-Amps. Hier stand der Cleankanal des Dumble Overdrive Special Pate. Der Ton ist durchweg unverzerrt, auch wenn man Volume und Master voll aufdreht.
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid.B | Bass | Master |
Strat | Clean | STD | 13 | 11 | 13 | 11 | 14 | 16 |
Es stellt sich natürlich die Frage, wozu man mit Gain, Volume, Master und Power Level gleich vier Lautstärkeregler braucht. Und genau hier kommt die Valve Reactor Technologie ins Spiel, die das Verhalten von Röhrenamps nachbilden soll. Diese beinhaltet eigentlich zwei verschiedene Zerrstufen: Die Übersteuerung des Eingangs (mit Gain geregelt) und die Verzerrung der Endstufe (Volume). Man kann also bei einem Amp-Modell die Vorstufe unverzerrt einstellen und die Endstufe des simulierten Amps zum Clippen bringen. Das Ganze geht dann auch in moderater Lautstärke, denn mit dem Power-Level-Regler wird einfach nur die Leistung gedrosselt, und zwar so, dass es keine Auswirkung auf den Klang hat. Den Vergleich mit unterschiedlichen Lautstärke-Einstellungen hört ihr im nächsten Beispiel. Dafür habe ich die Standardversion des US Blues Amps gewählt, eine Nachbildung des Fender Bassman. Hier der Sound, wenn Gain, Volume und Master auf 12 Uhr stehen.
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid.B | Bass | Master |
Strat | US Blues | STD | 12 | 12 | 11 | 11 | 13 | 12 |
Dreht man den Gainregler voll auf, erhält man einen Crunchsound, der relativ dicht wird.
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid.B | Bass | Master |
Strat | Clean | STD | 17 | 12 | 11 | 11 | 13 | 12 |
Bei voll aufgedrehtem Volume-Regler und Gain auf 12 Uhr, gibt es einen etwas geringer verzerrten Sound, der dafür aber offener und dynamischer klingt.
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid.B | Bass | Master |
Strat | US Blues | STD | 12 | 17 | 11 | 11 | 13 | 12 |
Prinzipiell wurde das Ganze ordentlich gelöst und man kann Vox bescheinigen, dass sowohl die Analyse als auch die anschließende Umsetzung des Verhaltens eines Röhrenamps durchaus gelungen ist. Trotzdem haut einen das Klangergebnis nicht gerade aus den Socken, und das wird bei höheren Verzerrungsgraden nicht unbedingt besser. Hier sind zwei Beispiele mit mehr Zerrfaktor, einmal eine Marshall JCM800-Simulation (UK Rock Special) und dann die Metal-Referenz, der Boogie Rectifier.
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid.B | Bass | Master |
Les Paul | UK Rock | SPL | 16 | 13 | 11 | 14 | 13 | 12 |
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid.B | Bass | Master |
Les Paul | US Metal | STL | 14 | 12 | 13 | 9 | 15 | 12 |
Aus dem Speaker kommt der Sound sehr kratzig und unangenehm höhenbetont. Von dem warmen Sound der integrierten Röhre merke ich bis jetzt noch nichts. Noch extremer wird das Ganze, wenn man den Amp weiter an seine Leistungsgrenze bringt und den Power-Level-Regler aufdreht. Das ist zwar laut, aber kein Genuss – es sägt sehr. Meines Erachtens liegt das aber hauptsächlich am integrierten Lautsprecher, denn wenn ich den Amp über den Kopfhörerausgang an das Mischpult oder Audio-Interface anschließe, dann klingt die gleiche Amp-Einstellung folgendermaßen:
Das hört sich doch schon wesentlich besser an. Der nasale Klang ist weg und es sind auch mehr Mittenfrequenzen am Start, die dem Gitarrensound seine Durchsetzungskraft geben. Auch die Valve Reactor Technologie kommt jetzt richtig zum Zuge. Wenn man ein Amp Modell, wie zum Beispiel den UK Rock Custom (Marshall Plexi Simulation), auswählt, liefert der VT40+ das entsprechende Spielgefühl. Die dynamische Ansprache und die Reaktion des Amps auf das individuelle Spiel ist sehr gut! Hier der Beweis: Zuerst wurde leicht angeschlagen, dann hart – jede Nuance wird übertragen.
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid.B | Bass | Master |
SG | US Rock | CST | 15 | 12 | 14,5 | 14 | 9 | 12 |
Kümmern wir uns jetzt um die Effekte. Hier kann ich durch die Bank eine gute Qualität bescheinigen. Für die Basis-Sounds der Pedaleffekte wurde eine gute Vorauswahl der Einstellungen getroffen und mit dem Value-Regler kommt man schnell und unkompliziert zu guten Ergebnissen. Im Folgenden hört ihr drei Effektsounds aus dieser Kategorie, jeweils mit derselben Amp-Einstellung und auch dem gleichen Value-Setting gespielt. Sehr gut kommt hier die dynamische Ansprache beim Auto Wah rüber und der Octaver schafft auch die Verarbeitung von Powerchords.
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid. | Bass | Master | Eff. | Val. |
SG | UK Rock | CST | 13 | 13 | 14 | 13 | 9 | 12 | Auto Wah | 10 |
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid. | Bass | Master | Eff. | Val. |
SG | UK Rock | CST | 13 | 13 | 14 | 13 | 9 | 12 | U-Vibe | 10 |
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid. | Bass | Master | Eff. | Val. |
SG | UK Rock | CST | 13 | 13 | 14 | 13 | 9 | 12 | BRN Octave | 10 |
Bei den Modulations- und Delay-Effekten gibt es ebenfalls nichts zu beanstanden. Mit der guten Grundeinstellung kommt man recht schnell zu den gewünschten Effektsounds. Hier sind drei Effekte aus dieser Kategorie, Chorus, Phaser und Tremolo.
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid. | Bass | Mast. | Eff. | Depth |
SG | Cali Clean | SPL | 12 | 12 | 13 | 10 | 11 | 13 | CE Chorus | 12 |
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid. | Bass | Mast. | Eff. | Depth |
SG | Cali Clean | SPL | 12 | 12 | 13 | 10 | 11 | 13 | ORG Phase | 12 |
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid. | Bass | Mast. | Eff. | Depth |
SG | Cali Clean | SPL | 12 | 12 | 13 | 10 | 11 | 13 | Twin Trem | 12 |
Zum Abschluss noch eine Federhall-Simulation, die sogar bei hohem Effektanteil den Klang nicht verwäscht.
Git. | Amp | Vari. | Gain | Vol. | Treb. | Mid. | Bass | Mast. | Reverb |
SG | Cali Clean | SPL | 12 | 12 | 13 | 10 | 11 | 13 | 14 |
Bodo sagt:
#1 - 30.09.2011 um 13:25 Uhr
Vielen dank für diesen ausführlichen Test. Ich besitze einen VT40+ und mir ist der etwas nasale Sound auch aufgefallen.Mich würde interessieren ob der austausch des Lautsprechers lohnt und ob es eine Empfehlung für ein bestimmtes Modell gibt. Grundsätzlich bin ich mit dem Amp sehr zufrieden! Gruss, Bodo
Michael sagt:
#2 - 29.08.2012 um 12:46 Uhr
Ich habe den VT 40+ und bin mit dem Gerät sehr zu frieden. Den Testbericht habe aufmerksam gelesen. Er gibt das wider was ich von einem guten Test erwartet habe. Beim anhören der Probesounds habe ich gesehen, dass hier von Reglereinstellenungen wie z.B. Gain 11, Volume 7 usw, zu lesen ist. Wie ist das zu verstehen? Wo ist da 7, 12, 17, 14? Ein Beispiel wäre ganz nett.Gruss Michael
Guido Metzen (bonedo) sagt:
#3 - 29.08.2012 um 15:03 Uhr
Hallo Michael, die Zahlen sind als Uhrzeit (Stundenangabe) zu verstehen, wo sich der Regler entsprechend einem Uhrenzifferblatt befindet. Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen. Viele Grüße, Guido
Michael sagt:
#4 - 12.09.2012 um 02:44 Uhr
Hallo Guido,vielen Dank für die Info. Hat mir sehr geholfen.
Grüße Michael
Kai Stuehrenberg sagt:
#5 - 04.01.2013 um 14:27 Uhr
Ich habe die Vorgängerversion zu Hause. Die hat diese Mittennase nicht. Der Amp klingt clean unglaublich gut. ICh spiele ihn neben einem Marshall JVM und einem Fender Deluxe bei kleinen Gigs. Die Lead Sounds sind tatsächlich etwas kratzig aber die Bassman und Vox Models funktionieren bei der Version prima. Ich hatte mir den neuen gekauft und gleich wieder verkauft. DeSr Speaker scheint tatsächlich das Problem zu sein in der neuen Version.
Martin Schwingel sagt:
#5.1 - 18.08.2016 um 18:15 Uhr
Hallo,
spät aber vielleicht bist Du ja noch erreichbar.
Wie heißt denn der Vorgänger?
Danke :-)
Martin
Antwort auf #5 von Kai Stuehrenberg
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