Praxis
Das Pandora wird zuerst einmal vor einen unverzerrt eingestellten Amp geschaltet, in unserem Fall ein Tweed Deluxe, der an eine 1×12 Box mit Celestion Alnico Blue Speaker angeschlossen ist. Der Lautsprecher wird mit einem Beyerdynamic M-160 abgenommen. Zuerst einmal gibt es die nüchterne Bestandsaufnahme mit allen Reglern in der 12-Uhr-Position, wie es der Hersteller auch im kleinen Beipackzettel empfiehlt. Ihr hört zuerst den puren Ampsound, danach mit Fuzz und bei der dritten Runde ist der Boost aktiviert. Dann wird der Volume-Regler an der Gitarre auf 7 zurückgedreht und in der letzten Runde habe ich den Boost wieder deaktiviert. Hier ist das Ergebnis.
Bei mittlerer Einstellung des Fuzz-Reglers gibt es schon die typische Säge und das Ganze geht im Klangcharakter auch deutlich in Richtung Fuzz Face. Mit aktiviertem Boost kann man aber noch deutlich über den Zerrgrad des Vorbilds hinausgehen. Was wirklich ausgezeichnet funktioniert, ist das Reaktionsvermögen auf die Aktionen an der Gitarre, vor allem natürlich die Einstellung des Volume-Potis. Mit seiner Hilfe kann man selbst bei höheren Zerrgraden den Sound sehr gut in Richtung leichter und kratziger (im positiven Sinne) Overdrive bewegen, wenn man den Volume-Regler an der Gitarre zurückdreht. Dabei wird der Ton auch etwas crisper, die Bässe und unteren Mitten werden leicht abgesenkt und die Höhen bleiben stabil, so wie man das bei einem Fuzz gerne hat. Da gibt es wirklich nichts zu beanstanden, denn schon so ergeben sich eine Menge an Gestaltungsmöglichkeiten. Mit der aktiven Klangregelung geht es noch weiter, bei höheren Werten wird der entsprechende Bereich stark angehoben und man erhält einen entsprechend dreckigen Sound mit Betonung dieses Frequenzabschnittes. Trotz des effektiv arbeitenden EQs wird der Klang bei extremen Settings aber nicht zu harsch oder dröhnend.
Was mir besonders gut am Pandora gefällt, ist das Klangverhalten und Reaktionsvermögen auf den Gitarrensound. Das funktioniert übrigens auch mit vorgeschalteten Pedalen, im Gegensatz zum Vorbild, das immer an erster Stelle sein möchte. Die Klangtransparenz auch bei hohen Zerrgraden ist wirklich ausgezeichnet. Und egal, was man mit Anschlagsdynamik, Pickup-Anwahl oder Einstellungen des Tone-Reglers an der Gitarre veranstaltet, das Pandora reagiert darauf und macht den Ton nicht einfach platt und sägig. Hier sind noch ein paar Beispiele mit unterschiedlichen Aktionen am Instrument.
Eine weitere Spezialität des Fuzz Face ist das Agieren mit einem bereits verzerrten Amp – die dreckigen Sounds von Jimi Hendrix mit Fuzz Face und Marshall Plexi kennt man ja. Deshalb wird jetzt selbstverständlich auch getestet, wie sich das Pandora mit einem Plexi schlägt. Der Amp läuft über eine 4×12 Marshall Box (Celestion G12M) und das Cab wird mit einem Neumann TLM-103 abgenommen. Auch hier gibt es nichts zu beanstanden. Ich habe für den Basis-Ampsound schon eine entsprechende Zerrkeule gewählt und das Pandora macht genau das, was es in dem Fall soll, nämliche einen kratzigen und dreckigen, leicht kaputten Sound zu erzeugen, der bei tiefen Tönen schön in die Knie geht. Aber auch in diesem Einsatzbereich reagiert das Pedal immer noch exzellent auf die Aktionen an der Gitarre und man kann den Klang per Volume an der Gitarre sehr gut kontrollieren und zähmen. Und selbst bei diesen dreckigen Sounds ist der Ton immer transparent, Akkorde jenseits der Powerchords werden klar wiedergegeben. Im zweiten Beispiel hört ihr den Boost ohne Fuzz – das ist noch das As im Ärmel, denn der Boost kann unabhängig vom Fuzz aktiviert werden und liefert eine saubere, neutrale Pegelanhebung, die sehr gut voreingestellt ist.
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Zum Abschluss hört ihr das Pandora noch einmal im Bandkontext. Das Riff wurde mit einer Les Paul (L) und einer ES-335 (R) gespielt. Die Lead-Parts mit einer Stratocaster mit aktiviertem Boost.