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Wie der Name bereits verrät, handelt es sich bei der Vienna Suite um eine Ansammlung mehrerer Plug-Ins: Insgesamt acht Klangveredler plus Analyzer stehen dem User zur Verfügung. Neben den üblichen Verdächtigen wie EQ, Kompressor, Limiter, Exciter, Analyzer und Pan-Tool spendiert Vienna dem Bundle auch einen Faltungshall und einen Multiband-Limiter. Ein solides Grundbesteck, würde ich meinen.
Die Plug-Ins liegen in den gängigen Schnittstellen VST, Audio Unit und RTAS vor, und können sowohl unter Windows als auch OS X genutzt werden. Mac-Nutzern wird jedoch ausdrücklich empfohlen, einen Rechner mit Intel-Prozessor zu verwenden, da der Faltungshall mit Power PCs leider nicht funktioniert. Alle Plug-Ins liegen sowohl als 32-Bit Versionen, als auch als 64-Bit Versionen vor, benutzen aber beide (internes) 64 Bit Processing.
Den Klangwerkzeugen gemein ist eine sehr übersichtliche Benutzeroberfläche, welche an einigen Stellen verdächtig nach “Waves” ausschaut. Jegliche Parameter können intuitiv per Maus oder ganz rational via Zifferneingabe bestimmt und gesteuert werden.
Besonders hübsch und hilfreich sind die Echtzeitanalysen der Helferlein: Frequenzanalyse für EQ, Analyzer und Exciter sowie Wellenformdarstellung für Kompressor und Limiter. Die Eingriffe in die jeweiligen Signale werden damit nicht nur hörbar, sonder auch anschaulich gemacht. Lediglich der Multiband-Limiter muss ohne derartige Finessen auskommen.
Der Vollständigkeit halber, hier alle enthaltenden Plug-Ins im Überblick:
Equalizer
Der Vienna EQ ist ein klassischer, vollparametrischer 5-Band Equalizer mit zusätzlichen Hi- und Lo-Pass Filtern, der sich vor allem für den Einsatz auf Einzelspuren prädestiniert. Jedes der fünf, einzeln-aktivierbaren Glockenbänder besitzt neben Frequenz- und Gain (-18 bis + 18 dB), auch einen Q-Parameter, der wiederum eine Güte von 0,1 bis 10 zulässt. Von peniblen Korrekturen bis zu musikalischen Eingriffen ist somit alles möglich. Die Hi- und Lo-Pass Filter sind branchenüblich mit veränderbarer Grenzfrequenz und Flankensteilheit ausgestattet. Ebenfalls mit an Bord ist ein 120-bändiger Spektrum Analyzer, der Klangveränderungen direkt im Frequenzverlauf sichtbar macht.
Master Equalizer
Der Master EQ legt noch eine Schippe Qualität oben drauf. Um auch dem “finalen” Mix das nötige Feintuning verpassen zu können, liefert Vienna den Master Equalizer mit einem vierfachen Oversampling aus und erweitert den Arbeitsbereich auf 15 Hz bis 30 kHz. Klar, die so weitaus höhere Verarbeitungsqualität kostet natürlich auch ein paar mehr CPU Zyklen. Aber auch die Größe des Fensters ist merklich gewachsen, sodass Eingriffe noch genauer getätigt werden können. Ein weiteres nützliches Feature stellen die drei veränderbaren Filtertypen dar: während Typ A vorrangig für den universellen Einsatz ausgelegt ist, bietet Typ B eine höhere Auflösung für Mitten- und Tiefenbereich und Typ C einen weiteren Digitalfilter.
Weiterhin ist im Gegensatz zum “normalen” Vienna EQ der Hochton- und Bassfilterbereich mit Kuhschwanz (Shelving Filter) ausgestattet. Den beiden Shelving – Bändern stehen wiederum zwei verschiedene Typen zur Auswahl: Typ A liefert die Möglichkeit, den Q-Parameter mit einer zusätzlichen Centerfrequenz zu verstärken und Typ B ermöglicht es, breitbandig anzuheben und abzusenken. Auch bei diesem EQ wurde der 120-bändige Spectrum Analyzer integriert.
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Kompressor
Neben den Standardparametern wie Threshold, Attack, Release und Ratio bietet der Vienna Kompressor auch eine umfangreiche Sidechain-Funktion: Mit Hilfe von Hoch- und Tiefpassfiltern (im Bereich von 120 Hz bis 4 kHz) und einem Hi-Shelf Filter (6 dB Anhebung bei 4 kHz) kann das Sidechainsignal beschnitten werden, um ungewünschte Frequenzanteile aus der Kompressionssteuerung zu nehmen. Zur Kontrolle kann dieses Signal natürlich auch Solo abgehört werden. Wer den recht transparenten Sound des Kompressors umgehen will, der kann einen der beiden Zusatzmodis „Opto“ und „Fat“ wählen. Der Opto – Mode simuliert das Verhalten eines klassischen Opto-Kompressors, welcher sich durch ein subtileres Regelverhalten auszeichnet. Das Gesamtbild wirkt dabei weitaus organischer und “analoger”. Härteres Regelverhalten mit einer Portion Sättigung liefert hingegen der „Fat – Mode“. Natürlich kann auch ein automatisches Make-Up Gain hinzu geschalten werden.
Limiter
Sehr minimalistisch geht es beim Limiter zu. Hier stehen lediglich die drei Parameter Threshold, Release (auf Auto – Release umstellbar) und Ceiling zur Auswahl. Eine einstellbare Attack – Zeit sucht man vergebens. Hartes Brickwall Limiting schließt sich somit zwar aus, gehört aber auch nicht zum Tagesgeschäft einer Klassikproduktion. Der Vienna Limiter spielt seine Trümpfe dann aus, wenn transparenter Lautheitszuwachs oder einfachste Pegelbegrenzung gefragt ist. Die Echtzeit-Wellenformdarstellung eignet sich hervorragend zur “optischen” Dynamikkontrolle, da sie sehr übersichtlich das Verhältnis von Ein- und Ausgangssignal sichtbar macht.
Multiband
Neben dem eben noch vermissten Attack – Parameter, bietet der Multiband – Kompressor/ Limiter vor allem vier voneinander getrennt regelbare Frequenzbereiche. Sie können mit Hilfe von drei variablen Grenzfrequenzen eingeteilt werden, die Flankensteilheit der Filter bleibt dabei allerdings fix. Zur Kontrolle und besseren Bearbeitung kann jedes Band Solo abgehört werden. Der Summenlimiter am Ende der Signalkette sorgt dann für den gewünschten Schub an Lautheit. Auch beim Multiband – Limiter kann zwischen Standard- und Opto – Mode gewählt werden. Die Echtzeit-Wellenformdarstellung wurde hier leider weggelassen.
Convolution Reverb
Ein integrierter “True-Stereo” Faltungshall zählt ebenfalls zum Lieferumfang der Vienna Suite: Er kann von Haus aus mit einer sehr hochwertigen, wenn auch im Vergleich zu Altiverb und Co. nur kleinen Library überzeugen, die neben dem großen Wiener Konzerthaus auch experimentellere Impulsantworten bereithält. Eingriffe in die Hallinformtionen sind ebenfalls kein Problem. Hierfür stehen Parameter für Impulslautstärke, Panorama, Dekorrelation, Hoch- und Tiefpass, EQ, Pre-Delay und Länge zur Verfügung. Auch an eine Reverse – Funktion wurde gedacht. Wem das nicht genügt, der kann auch eigene Impulsantworten verwenden, vorausgesetzt sie liegen im WAV, FLAC oder VCI – Format vor.
Powerpan
Ein weitaus spezielleres Plug-In der Vienna Suite ist Power Pan. Es ermöglicht die exakte Positionierung der jeweiligen Schallquelle im Stereopanorama. In abgespeckter Form kennt man dieses Feature vielleicht schon aus anderen Vienna Instrumenten. Besonders bei großen Orchestrierungen ist die naturgemäße Aufteilung der Instrumentengruppen von essenzieller Bedeutung, um einen natürlichen Raumeindruck nachzubilden. Aber auch “normale”, modernere Produktionen können von einer exakten Staffelung der Instrumente profitieren. Die Parameter Pre- & Post – Balance, Center und Width positionieren die Schallquelle exakt im Raum, während das integrierte Polardisplay die Veränderungen in Echtzeit visualisiert. Auch die Phasenlage und Stereokanäle können verändert bzw. vertauscht werden. Durch die Möglichkeit, die Balance für Pre & Post unterschiedlich zu regeln, lassen sich mit etwas Geduld auch komplexere Effekte erzielen.
Exciter
Wer in seinen Mixen bisher Brillanz und Durchsetzungsfähigkeit vermisst hat, sollte sich einmal den Vienna Exciter etwas genauer anschauen. Mit nur wenigen Parametern können hier durch gezielte Obertonmanipulation erstaunliche Ergebnisse erzielt werden. Der Parameter Color regelt dabei das Verhältnis von geraden zu ungeraden Harmonischen, und beeinflusst damit maßgeblich den Oberton- Klangcharakter. Drive und Amount regeln – wer hätte es gedacht – den Grad der Verzerrung und seinen Anteil im Gesamtmix Frequency reguliert wiederum den Einstiegspunkt der Verzerrung. Mit dem Exciter sind sowohl dezente, als auch sehr drastische Eingriffe möglich, ohne dabei die Natürlichkeit des Ausgangsmaterial gefährden zu müssen.
Analyzer
Im Mastering unverzichtbar, aber auch auf Einzelkanälen sehr sinnvoll: Der Analyzer. Im Falle der Vienna Suite ist dieser mit 120 Bändern ausgestattet und lässt sich entweder in Balken- oder Kurvenform darstellen. Parameter zur Einstellung von Input, Attack und Release befinden sich genauso an Bord, wie eine Haltefunktion zur Detektierung von Spitzenpegel. Der Fokus lässt sich manuell zwischen 0 und 120 dB Gain justieren, sucht sich im Auto-Modus aber auch gern selbst den optimalen Gainbereich. Als besonderes Highlight wartet das Plug-In mit einer so genannte Note– Funktion auf, die höchsten Peaks eine Notenbezeichnung zukommen lässt. Praktisch.