Nach dem Comeback des Waldorf Microwave kommt nun wenige Monate später der nächste Synthesizer-Klassiker als Plugin auf den Markt. Der 2007 erschienene Waldorf Blofeld liefert den typischen Wavetable-Sound „made in Germany“. Schon damals gab er sich vielversprechend. Und auch heute gibt es ihn noch als Neuware – entweder als Desktop-Synthesizer oder als Waldorf Blofeld Keyboard.
Die Engine leitet sich mit ihren drei Oszillatoren vom Waldorf Q, dem Micro Q und dem Microwave II ab. Sie bildet nun das Herzstück des Waldorf Blofeld. Vor dem Test habe ich mich gefragt: „Rentiert es sich eigentlich noch, die Kleinanzeigen für ein Second-Hand-Gerät zu studieren, oder ist das neue Plugin vielleicht sogar die bessere Alternative?“
Mit dieser Frage im Kopf habe ich den Waldorf Blofeld Plugin für euch einmal angespielt. In der Praxis zeigt sich sogar, dass Hard- und Software ein starkes Team bilden. Für weitere Details zum neuen Blofeld Plugin empfehle ich den Waldorf Blofeld Test.
DETAILS & PRAXIS
Klassische Oszillatoren plus Sample-Import
Grundsätzlich hat Waldorf auf maximale Kompatibilität zwischen der Hard- und Software-Version des Blofeld wertgelegt. In manchen Bereichen kann das Plugin dann aber doch etwas mehr. So sind zum Beispiel alle drei Oszillatoren offen für VA, Wavetable und Samples. Insgesamt ergeben sich mit über 65 Wellensätzen aus dem Microwave-Sortiment, den klassischen Synthesizer-Wellenformen und den User-Samples/Wavetables jede Menge verschiedener Basisklänge. Natürlich beherrscht das Plugin auch PWM, FM, Oszillator-Sync und Ringmodulation.
Für dich ausgesucht
Beim Waldorf Blofeld Plugin seid ihr nicht mehr auf das Programm Waldorf Spectre angewiesen. Dahinter steckt eine Sample-Edit- und Mapping-Software für den Hardware-Blofeld. Eigene Samples könnt ihr beim Waldorf Blofeld Plugin direkt importieren, bearbeiten und für neue Presets verwenden.
Vom Multimode-Filter bis zur Matrix
Die Filtersektion des Waldorf Blofeld Plugin macht Spaß. Ihr bekommt zwei separate Multimode-Filter pro Stimme. Beide Filter sind gleich aufgebaut. Man kann sie seriell und parallel verschalten und sich über viele nützliche sowie klanglich überzeugende Typen freuen. Neben Tief-, Hoch- und Bandpass gibt’s auch Notch- und Comb-Filter.
Leicht überdurchschnittlich zeigen sich LFO und Hüllkurven. Das Blofeld Plugin wartet mit vier Hüllkurven auf, die sich auf Wunsch loopen lassen. Die drei LFOs mit den Wellenformen Sinus, Dreieck, Rechteck, Sägezahn sowie S&H und Rauschen stehen dem Blofeld gut. Wer richtig tüfteln möchte, freut sich vor allem über die Modulationsmatrix mit 16 Slots für beliebige Routings.
Multimode, Effekte und Arpeggiator
Das Waldorf Blofeld Plugin beherbergt neben dem Single- auch einen Multimode. Kombinieren könnt ihr bis zu 16 verschiedene Single-Sounds für Layer und Splits. Eine Reihe an Factory Multis demonstriert die klanglichen Möglichkeiten. Wer die Multis verwenden möchte, sollte das Plugin in der Multi-Ausgang-Version starten und die einzelnen Parts intern mit hochwertigen FX-Plugins mischen.
Die integrierte Effektsektion empfinde ich als etwas in die Jahre gekommen. Pro Sound gibt es zwei FX-Slots, die Standardeffekte wie Chorus, Overdrive, Delay und Reverb anbieten. Der Verzerrer ist allerdings überraschend gut und bis auf den Reverb klingt auch sonst alles in Ordnung. Es ist außerdem praktisch, nicht immer externe Plugin hinzu nehmen zu müssen.
Über den Arpeggiator gibt es nur Gutes zu berichten. Das ist kein Langweiler, der gerade so das einfache Auf und Ab meistert: Er lässt sich intuitiv programmieren und auch mal komplexere Muster entstehen.
Waldorf Blofeld endlich bedienbar
Die Hardware-Version zu programmieren, ist leider etwas schwerfällig – ganz anders als das Plugin. Das skalierbare GUI zeigt sich praxisnah strukturiert und ist daher schnell zugänglich. Endlich macht es Spaß, mit dem Waldorf Blofeld eigene Presets zu erstellen. Wie beim Waldorf Microwave 1 sieht Waldorf auch das Plugin zur Echtzeit-Steuerung des Hardware-Synthesizers vor. Somit bekommt ihr gleichzeitig eine Editor-Software. Ein Muss ist das Klangschrauben aber nicht, schließlich findet ihr am freien Markt auch Unmengen an kommerzieller Soundware für den Waldorf Blofeld. Allein bei Waldorf selbst gibt’s rund 17 Soundsets. Auch die Packs inklusive Samples könnt ihr mit dem Plugin importieren.
So klingt das Waldorf Blofeld Plugin
Erfreulicherweise verfügt das Blofeld Plugin über einen klassischen Browser, mit dem sich vieles organisieren lässt. Nach der ersten Installation stehen die Factory Presets von 2008 und 2011 zur Auswahl bereit. Das ist schon einmal ein passabler Start. Ich habe für euch ein Dutzend Presets ausgesucht und sie direkt angespielt.
Das Plugin ähnelt dem Hardware-Synthesizer deutlich und liefert den bekannten Mix aus VA/Wavetable. Für filigrane Flächen und andere feinsinnige Presets gehört der Blofeld nicht zur allersten Wahl. Soll es aber schmutziger, ein bisschen nach Retro und auch europäischer klingen, kommt der Waldorf Blofeld wie gerufen. Bei geschickter Programmierung kann er sogar ziemlich warm und analog klingen.
FAZIT – Blofeld Plugin
Das Waldorf Blofeld Plugin ist ein doppelter Gewinn: Wenn ihr einen Blofeld habt, braucht ihr ihn nicht zu veräußern, sondern könnt ihn per Plugin endlich vernünftig programmieren. Alle Musiker, die bislang mit dem Gedanken gespielt haben, einen Blofeld zu kaufen, bekommen mit dem Plugin nun eine günstigere Alternative zur klassischen Hardware-Version. Die keineren Bugs der ersten Version wird Waldorf sicherlich bald ausmerzen. Vor dem Kauf solltet ihr unbedingt die Demo-Version ausprobieren.
Alles in allem hat Waldorf mit diesem Release eine gute Entscheidung getroffen: endlich ein Blofeld als Plugin für die DAW – danke dafür!
Features
- Detailgetreue Emulation des Waldorf Blofeld von 2007
- Drei Oszillatoren pro Stimme (Wavetable, VA, Samples)
- Microwave II/XT/XTk-Wavetables
- 2 Multimode-Filter, 3 LFOs, vier Hüllkurven
- 16-facher Multimode
- Zwei Effekt-Slots je Sound (Chorus Distortion, Delay, Reverb, etc.)
- Große Sound Library mit Single- und Multi-Presets
- Factory Presets von 2008 und 2012
- Import von MIDI- und SysEx-Daten des originalen Blofeld
- Hardware-Control für Blofeld
- Skalierbares GUI
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 7, Ab MacOS 10.14, Online-Aktivierung
- VST2, VST3, AU, AAX, NKS
- Webseite: waldorfmusic.com/blofeld-plugin/
- PREIS: 145 Euro (regulär)
- Authentischer Blofeld-Sound
- Sehr gute Bedienung
- Hardware Control
- Waveform Editor
- Daten-Import
- Solide Preset Library
- Factory-Library nicht aktuell und mäßig