Gerade erst geschlüpft, erfährt der Waldorf Largo schon ein Update. – 1.1 heißt die aktuelle Version. Hier die wichtigsten Neuheiten im Überblick:
• Umbenennungen: “Layer” heißen nun “Parts”, aus “Drive Type” wurde “”Drive Curve” und aus “PWM” als Modulations-Option wurde “Wave”.
• Migration von Bedieneinheiten im GUI: “Unison”, ”Glide” und “Monophon Mode” wurden ins “Common Fenster” umgesiedelt, die Presetanwahl findet man nun als Ausklappmenü in der Kopfzeile. Die Part-Buttons (vormals Layer) sind jetzt unten links angeordnet.
• Neue Sektion namens “Multi”: Mit den Buttons “Part” und “Layer” wechselt man hier vom Mono- in den multitimbralen Modus
• Effektsektion: Das alte Delay wird vom neuen, vielseitigeren Modulation-Delay ersetzt, ein Reverb mit zusätzlichen Parametern ist an Bord.
• Windows: Load+Save-Probleme in Ableton Live sowie Probleme auf Pentium III Rechnern wurden behoben.
• Mac/AU-Format: Crash bei Monobetrieb mit Einzelausgängen ist beseitigt.
• 30-Tage Demoversion verfügbar http://demo.waldorfmusic.de/
Das neue GUI des Largo 1.1 sieht jetzt so aus:
KLANGERZEUGUNG
Prinzip: Virtuell Analog
Synthese: Subtraktive Synthese und Wavetable-Synthese
Für dich ausgesucht
PARTS und OUTPUTS
Bis zu vier Klänge (=Parts) kann der Largo gleichzeitig erzeugen, er ist also vierfach multitimbral. Einen Part aktiviert oder deaktiviert man anhand der vier Buttons unten links und ruft dort auch seine GUI-Seite auf. Geschichtete Parts heißen Layer. Layer und Parts können als Summe (Out 1-2) oder separat über ihre Stereo-Einzelausgänge ausgegeben werden (Out 3-4, 5-6, 7-8). Eine Morph-Funktion, mit der man zwischen den verschieden Parts überblenden könnte, gibt es leider nicht.
Ganz unten links befindet sich die Sektion “Multi”. Hier wählt man die MIDI-Ansprache der Parts aus: Im Modus “Part” reagieren die Parts 1-4 auf die MIDI-Kanäle 1-4, im Modus “Layer” steuert man sie als Summe an, der eingestellte MIDI-Kanal hat hier im Unterschied zur Version 1.0 keine Bedeutung mehr.
STIMMEN
Falls der Rechner es hergibt, ist der Largo in der Lage, eine Polyphonie von maximal 256 Stimmen zu erzeugen! Auf der Common-Seite lässt sich festlegen, wie viele Stimmen unisono erklingen sollen, wenn eine Note gespielt wird, dabei ist zwei- bis sechsfaches Unisono möglich.
Diese Einstellung macht den Sound sehr fett, besonders, wenn man Gebrauch vom Detune-Regler macht, mit dem man die einzelnen Stimmen gegeneinander verstimmt. Mit dem hier ebenfalls vorhandenen Parameter “Spread” kann man die Stimmen sogar noch im Stereopanorama verteilen. Aber Achtung: Bei dieser Funktion sollte man genau hinhören, ob der Largo beziehungsweise der Rechner auch das tut, was man ihm befiehlt. Stimmen, die aufgrund mangelnder CPU-Power nicht errechnet werden können, bleiben stumm oder werden unter Umständen abgeschnitten.
Für viele Sounds eignet sich der monophone Modus, der jeweils nur eine Note zur gleichen Zeit erlaubt. In ihm werden unter Umständen noch klingende ältere Noten automatisch stummgeschaltet.
OSC
Es stehen zwei Hauptoszillatoren und ein Hilfsoszillator bereit. Alle drei verfügen über die klassischen Wellenformen Sägezahn, Puls, Sinus und Dreieck, die Oszillatoren 1 und 2 können darüber hinaus noch auf 68 Wavetables zurückgreifen. Wavetables, die man auch schon aus dem Blofeld kennt. Schade ist allerdings, dass man in den Largo keine Wavetables importieren kann, nicht einmal die aus anderen Waldorfgeräten! Laut Auskunft der Waldorf Produktentwicklung ist dies aber für die Zukunft geplant.
Die jeweils gewählte Wellenform eines Oszillators wird grafisch dargestellt und kann anhand dieser Grafik sogar (eingeschränkt) editiert werden.
Zwei gute Features für Bass- und Leadsounds sind mit an Bord: regelbares Glide mit Legato oder Normal-Mode sowie Osc-Sync! Oszillator2 kann zum Oszillator3 synchronisiert werden. Super für druckvolle, metallisch-phasige Klänge!
Ansonsten findet man jede Menge Parameter zur Klangformung: Detune, Semitone bis zu maximal einer Oktave, Oktavlage (+/-4), regelbare Bend-Range bis zu 24 Halbtönen sowie einen Intensitätsregler für FM,- Puls- und Wavetablemodulation. Mit dem Parameter Keytracking kann man Klangschwankungen ausgleichen, die mit unterschiedlichen oder extremen Tonhöhen einhergehen. Es steht außerdem ein Pitchmodulator bereit, mit dem man alle drei Oszillatoren gemeinsam modulieren kann. Als Modulatoren für FM können die LFOs, Hüllkurven, Noise oder die Oszillatoren selbst gewählt werden, als Modulatoren für Pitch-, und Pulse- und Wavetablemodulation stehen noch weitaus mehr zur Verfügung. Auch MIDI-Controller stehen zur Auswahl, wie in folgendem Screenshot zu sehen:
FILTER
Der Largo besitzt zwei Multimode-Filter, die man entweder seriell oder parallel verschalten kann. Ihr Ausgangssignal kann jeweils in Bezug auf Panorama und Lautstärke festgelegt werden und auch eine Modulationsmöglichkeit von Panoramaposition und Volume ist implementiert. So lassen sich sehr gut breite Stereopads und atmosphärische Klänge realisieren!
Anhand einer Grafik wird der Frequenzbereich dargestellt, den das Filter betont. Hier können Cutoff und Resonanz sogar grafisch bedient werden!
Folgende Filterypen stehen zur Auswahl:
12 dB Lowpass
24 dB Lowpass
12 dB Bandpass
24 dB Bandpass
12 dB Highpass
24 dB Highpass
12 dB Notch
24 dB Notch
Comb +
Comb –
Das berühmte Waldorf PPG-Filter ist leider nicht mit an Bord, NOCH nicht, tröstete man mich bei Waldorf …
Die klassischen Filter sind exzellent, so wie man es von Waldorf gewohnt ist. Wie auch bei allen anderen Waldorf-Instrumenten prägen sie den Klang des Largo sehr. Sie klingen kräftig, über den ganzen Frequenzbereich gleichmäßig und verfügen selbstredend auch über Filterresonanz.
Beide Filter besitzen identische Armaturen: Cutoff, Resonanz und Drive, für Letzteren kann man verschiedene “Drive Curves” (=Sättigungstypen) wählen. Diese “Drive Curves” beeinflussen das Signal mitunter stark. An Bord sind: Light, Tube, Medium, Hard, Shaper, Fuzz, Pickup 1, Pickup 2. Damit ist eine Menge abgedeckt. Mir fehlte hier nur noch ein Decimator/Bitcrusher, aber auch der steht wohl schon auf dem Wunschzettel der Produktentwicklung.
Als Verfremdungsmöglichkeiten sind Filter-FM und Cutoff-Modulation vorgesehen. Modulationsquellen für Filter-FM können die Oszillatoren, LFOs, Noise oder die Hüllkurven 3 und 4 sein. Zur Modulation der Cutoff-Frequenz stehen neben der “festverdrahteten” Filterhüllkurve, Keytracking und Keyboardvelocity außerdem noch die gleichen Quellen wie für Wavetable- und Pitchmodulation bereit (siehe Bild in Sektion OSC). Der Largo ist ein Modulations-Tausendsassa!
Wer es “untenrum” gern etwas wärmer mag, kann “Bass Boost” aktivieren. Bass Boost ist im Signalweg hinter den Filtern platziert und sorgt für eine automatische Anhebung tiefer Frequenzen. Besonders gut geeignet ist dieser, wenn man viel Filterresonanz einsetzt, die ja oft die Tiefen “klaut”.
Die zwei Kammfilter Comb+ und Comb- sind die Spezialisten dieser Sektion. Sie sind für phasige/metallische Klänge und Experimentelles prädestiniert. Hier ein paar Klangbeispiele.
Ansonsten findet man jede Menge Parameter zur Klangformung: Detune, Semitone bis zu maximal einer Oktave, Oktavlage (+/-4), regelbare Bend-Range bis zu 24 Halbtönen sowie einen Intensitätsregler für FM,- Puls- und Wavetablemodulation. Mit dem Parameter Keytracking kann man Klangschwankungen ausgleichen, die mit unterschiedlichen oder extremen Tonhöhen einhergehen. Es steht außerdem ein Pitchmodulator bereit, mit dem man alle drei Oszillatoren gemeinsam modulieren kann. Als Modulatoren für FM können die LFOs, Hüllkurven, Noise oder die Oszillatoren selbst gewählt werden, als Modulatoren für Pitch-, und Pulse- und Wavetablemodulation stehen noch weitaus mehr zur Verfügung. Auch MIDI-Controller stehen zur Auswahl, wie in folgendem Screenshot zu sehen:
MIXER
Die Sektion MIXER steht zwischen OSC und FILTER. In ihr wird bestimmt, welcher Signalanteil eines Oszillators zu welchem Filter geleitet werden soll. Hier kann außerdem ein Ringmodulator (Osc1 – Osc2) aktiviert und Rauschen hinzugemischt werden. Inklusive Frequenzen des Rauschgenerators können mit dem stufenlosen “Colour” Regler betont oder absenkt werden.
Audioeingang? Fehlanzeige.
Wie schon beim Blofeld vermisse ich auch beim Largo einen Audioeingang. Den Largo als Filterbank einzusetzen oder externe Signale zu Modulationszwecken zu nutzen, ist leider nicht möglich. Waldorf verweist hier auf das Filter-Plug-in “D-Pole”, das man zur Waldorf-Edition hinzukaufen kann und “als eigenständiges Filter viel flexibler einsetzen könne”. Es sei sogar angedacht, das D-Pole Filter eines Tages mit Drive-Curves und Filtertypen aus Blofeld und Largo zu versehen … So viel zum Flurfunk, zurück zu den Tatsachen.
SUMMEN EQ
Ganz am Ende des Signalflusses ist noch ein 4-Band-Summen-EQ platziert, mit dem man dem Sound den letzten Schliff geben kann. Ein gutes Werkzeug, weil man so die Filter als reine “Kreativkräfte” nutzen kann. Ist der Klang zwar eigentlich perfekt, nur etwas dröhnig oder zu scharf, der Summen EQ kann’s richten!
MODULATION
LFOs
Drei LFOs sorgen für die Bewegung in den Klängen des Largo. Ihnen stehen folgende Wellenformen zur Verfügung:
Sine
Triangle
Square
Saw
Random
S&H
LFO 3 kann auch “Step” als Taktgeber wählen. In diesem Fall lassen sich 1-16 Steps definieren und mit Werten versehen, wie bei einem Arpeggiator. Mit dem Regler “Contour” kann man Wertesprünge zwischen den Steps glätten.
Alle LFOs besitzen Startphasenbestimmung, ein stufenlos regelbares Einsatzdelay, Fade In/out und Keytracking. Doch damit nicht genug: Im Clock-Mode können die LFOs zum Tempo des Hostsequenzers synchronisiert werden, mit dem Sync-Button kann man sie untereinander gleichschalten. Damit lässt sich eine Menge anstellen!
Hier ein Beispiel eines LFO mit Fade-In und “Step Welle”. Er moduliert die Cutoff-Frequenz des Filters. Im Verlauf des Beispiels hebe ich den Parameter “Contour” an, der die Wertesprünge der Steps bis schließlich zur Unkenntlichkeit verwischt.
ENVELOPES
Der Largo bietet eine Filter- und eine Amp-Hüllkurve sowie zwei weitere, frei verfügbare Envelopes. Alle vier Hüllkurven werden grafisch dargestellt und sind auch auf diese Weise editierbar. Man kann zwischen folgende Kurven auswählen …
ADSR (Attack – Decay – Sustain – Release)
ADS1DS2R (S1 und S2 stehen für zusätzliche Sustainpunkte)
One Shot
Loop S1S2
Loop all
… und außerdem festlegen, ob sie als Multi- oder Singletrigger arbeiten sollen. Weil das Handbuch den Unterschied dieser zwei Modi so schön erklärt, hier ein kurzer Auszug:
• In der Einstellung Multi startet jede Note die Filterhüllkurve ihrer eigenen Stimme.
• In der Einstellung Single verhalten sich die Hüllkurven aller Stimmen eines Sound-Programms wie eine einzige. Diese gemeinsame Hüllkurve startet, sobald die erste Note gespielt wird, ihre Haltephase dauert bis zum Loslassen der letzten Taste. Danach erfolgt die Release-Phase.
MODULATIONS MATRIX
Und wem das alles noch nicht genug ist, der kann die Modulationsmatrix zu weiteren Klangverbiegungen heranziehen. In 16 Slots kann damit fast alles von allem gesteuert werden, seien es Controller, Modulatoren oder Oszillatoren/Noise. Nur die Parameter der Effekte leider nicht. Besonders in Bezug auf das Mod-Delay hätte ich dies höchst interessant gefunden!
Ebenfalls interessant ist die Sektion “Modifier”. Hier können insgesamt vier Modulationsquellen mit mathematischen Befehlen wie plus, minus, mal, und/oder etc. selbst erschaffen werden! Dass Ergebnis einer solchen “Rechnung” steht dann in der Modulationsmatrix als neue Modulationsquelle bereit (Modifier 1-4). Eine Modulationsquelle, die sich dynamisch oder eigenständig permanent verändert, ist auf diese Weise leicht gemacht!
ARPEGGIATOR
Bei Software-Instrumenten sicherlich nicht mehr ganz so zwingend, aber dennoch immer wieder ein gutes Tool für rhythmische Kreationen und klangliche Überraschungen ist der Arpeggiator. Nutzt man alle vier Layer, stehen einem vier Arpeggiatoren gleichzeitig zur Verfügung. Eigentlich muss man hier auch eher von einem Step-Sequenzer sprechen, denn man kann die Arpeggiator-Schritte bezüglich Volume, Microtiming, Overlap und Längen programmieren. Besonders anhand der Grafik ist dies sehr einfach! Der Parameter Clock bietet zum Host-Tempo passende Notenwerte zur Definition der Steps an. Und dies in ungewohnten Größen: Notenwerte von 1/64t bis 1280 Takten und Step-Längen von 1/64t bis 1024 Takten sind möglich. Mit Normal, One Shot und Hold stehen drei Spielmodi zur Auswahl, die vier Laufrichtungen Up, Down, All Up und All Down können gewählt werden und bis zu zehn Oktaven kann der Arpeggiator umfassen. Die (selbst erstellten) Arpeggiator-Patterns sind leider nicht einzeln speicherbar und auf andere Sounds übertragbar, trotzdem ist diese Sektion ein mächtiges Tool!
FX
In der Effektsektion findet man zwei Effekteinheiten, die jeweils einen Effekt erzeugen können: Chorus, Flanger, Phaser und Overdrive. Einheit 2 bietet darüber hinaus auch noch ein Mod-Delay und ein Reverb. Mod-Delay und Reverb sind im Update neu hinzugekommen oder ersetzen ihre Vorgänger. Das Mod-Delay besitzt neben einigen weiteren Parametern einen eigenen LFO, einen Phasendreher, Cutoff-Regler und eine Spread-Funktion. Damit lassen sich die Echos im Stereopanorama verteilen. Das Reverb wurde um die Parameter “Density”, “Low Damp” und “High Damp” ergänzt. Von den High Cut und High Damp sollte man stets Gebrauch machen, denn hier zischelt es gern mal sehr künstlich.
Auf einen Waldorf-Vocoder muss ich immer noch warten. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf!
Die übrigen Effekte klingen alle ganz anständig, sind aber nicht unbedingt als Besonderheit hervorzuheben. Bis vielleicht auf den sanften Overdrive, der über ein Lowpassfilter verfügt, um scharf klingende Frequenzen abzudämpfen. Man kann ihn gut als subtilen Sättigungseffekt oder auch als zusätzliches Filter benutzen.
Alle Effekte sie sind in ihren wichtigsten Parametern editierbar und sehr intuitiv zu benutzen.