Praxis
Der Deep Six ist vor einen The Valve 3|100 Amp geschaltet, das Signal geht an eine 4×12 Box (The Valve – Celestion Vintage 30 Speaker), die mit einem Beyer M160 Bändchenmikrofon abgenommen wird.
Wir starten erst einmal mit allen Reglern in der mittleren Position, lediglich den Blend-Regler habe ich voll aufgedreht, um das komplette Kompressorsignal zu erhalten. Und da geht es auch richtig zur Sache, wie ihr im folgenden Beispiel deutlich hören könnt. Ich habe dabei zuerst den Sound ohne Effekt (Bypass) aufgenommen, danach mit der eben beschriebenen Einstellung.
In diesem Setting wird das Gitarrensignal richtig hart komprimiert, was aber auch absolut Sinn ergibt, denn mit dem Blend-Regler kann wunderbar fein justiert und das komprimierte Signal mit dem Direktsignal gemischt werden.
Um den Dynamik-Unterschied einmal deutlich darzustellen, habe ich im nächsten Beispiel zuerst vier leicht angeschlagene Ghostnotes gespielt, dann den Ton C ebenfalls viermal leicht, dann viermal hart angeschlagen.Steht der Blend-Regler auf Linksanschlag, ist der Effekt quasi deaktiviert. Je weiter man aufdreht, umso stärker wird der Kompressor-Sound, und bei Vollgas sind dann die leise angeschlagenen Töne lauter als der harte Anschlag.
Mit dieser Bandbreite, die über den Blend-Regler einstellbar ist, lässt sich natürlich vorzüglich arbeiten. Zusätzlich bieten Attack und Sustain weiteren Regelmöglichkeiten.
In den nächsten Beispielen hört ihr jeweils die beiden Extrem-Einstellungen beider Regler. Auch hier ist der Wirkungsgrad der beiden Parameter recht hoch, vor allem mit dem Sustain-Regler kann der Ton deutlich kräftiger gemacht werden. Das bei hohen Werten eintretende Rauschen, das man im zweiten Audio am Ende hören kann, ist für ein solch extremes Setting tatsächlich normal, weil das leise (ausklingende) Signal stark geboostet wird, und mit ihm natürlich auch das Grundrauschen.
In den jetzt folgenden Beispielen hört ihr zum besseren Vergleich zuerst das Bypass-Signal, dann mit aktiviertem Effekt. Mit hohem Mischverhältnis können sehr knackige und durchsetzungsfähige Cleansounds erzeugt werden, sehr gut geeignet für Single-Note-Lines, Das geht dann in Richtung des Dynacomp-Sounds, der für solche Einsätze sehr beliebt ist.
Feine Klangkosmetik, bei der man den Kompressor nicht so deutlich hört wie beim vorangegangenen Beispiel, lässt sich mit dem Deep Six auch erledigen. Im folgenden Beispiel hört ihr das Angleichen des Pegels von leichtem Picking und hartem Strumming. Bei solchen Einsätzen ist es wichtig, dass man den Compressor nicht stark hört und dass die Pegelangleichung harmonisch und natürlich klingend aus dem Speaker kommt. Das ist bei unserem Testgerät der Fall.
Für dich ausgesucht
Ebenfalls mit einer dezenten Einstellung des Kompressors kann man leicht angezerrten Sounds noch etwas mehr Schmackes mit auf den Weg geben. Das steigert das Spielgefühl, der Sound reagiert dabei ähnlich wie mit satter Endstufenkompression. Bei dieser Disziplin trennt sich die Spreu vom Weizen, denn bei qualitativ schwächeren Kompressoren wird der Klang oft matschig, aber das ist hier nicht der Fall. Das Spielgefühl ist sehr gut, der Ton klar und die Ghostnotes kommen etwas fetter aus den Speakern.
Man kann den Deep Six auch als reinen Booster “missbrauchen”. Klanglich ist das Pedal sehr neutral, und wenn man den Blend-Regler komplett zurücknimmt, dann ist der Kompressoreffekt zwar deaktiviert (nur Direktsignal), aber der Level-Regler noch wirksam, sodass die Vorstufe mit höherem Pegel angefahren werden kann. Ich habe hierfür allerdings noch einen Hauch Kompression mit geringen Einstellungen von Attack und Sustain ausgewählt.
Zum Abschluss kommt noch ein Beispiel mit einer hohen Einstellung des Sustain-Reglers. Dafür habe ich mit dem Slide gespielt und der Deep Six verhilft den länger klingenden Tönen sehr gut zu etwas mehr Stabilität.