Beim Walrus Audio EB-10 handelt es sich um eine sehr clever designte Dreiband-Equalizer- und Booster-Einheit, die Gitarristen in diversen Spielszenarien ein wertvolles Tool sein kann. Sei es, um den Klangcharakter des Instrumentes neu einzufärben, den Solosound oder gewisse Frequenzbereiche zu boosten (Stichwort: Treble- oder Midbooster) oder um unterschiedliche Instrumentenpegel anzugleichen. Das ist beispielsweise dann sinnvoll, wenn man eine schwächere Singlecoilgitarre neben einem High-Output-Humbuckermodell im Einsatz hat.
Kenner von Walrus Audio werden hier starke Anleihen an das Defcon 4 aus dem Jahre 2018 erkennen, das ebenfalls schon Gegenstand eines Tests war. Dabei handelte es sich um ein Pedal, das ursprünglich in enger Zusammenarbeit mit Ryan Adams entstand, und tatsächlich wirken Aufbau, Boost-Pegel, Frequenzen (zumindest die der Mitten) und auch das Gehäuse identisch – von der Lackierung abgesehen.
Das Konzept ist demnach nicht ganz neu, aber Walrus Audio wäre nicht Walrus Audio, wenn es das Pedal nicht mit ein paar interessanten Features aufgewertet hätte. Dazu gehören beispielsweise die Speichermöglichkeit auf drei Presets und zwei Betriebsmodi – klare Unterschiede zum Defcon 4, die über das reine Umlabeln des Pedals hinausgehen. Hier wollen wir erkunden, was es mit dem Neuzugang in der Walrossherde alles auf sich hat.
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Gehäuse/Optik
Der Walrus Audio EB-10 erscheint in einem cremefarbenen Metallgehäuse mit den Maßen 10,1 x 5,5 x 11,9 cm (BxHxT) und ist damit so breit wie ein Standard-Doppelbodentreter. Auf der Oberseite sind alle Bedieneinheiten in Form von drei Kippschaltern, einem Wippschalter mit Status-LED und drei Potis platziert.
Direkt darunter ein Kunststofffenster mit der Modellbezeichnung, das im aktivierten Zustand dank einiger weißer LEDs leuchtet. Rechts daneben sind vier LEDs, die Preset und die Boostfunktion anzeigen, und natürlich fehlt auch der obligatorische, mittig platzierte Fußschalter nicht.
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Die rechte Gehäuseseite beherbergt die Eingangsbuchse, folgerichtig finden sich links Ausgang und Netzteilanschluss, wobei die 6,3 mm Klinkenbuchsen robust mit Metallmuttern am Gehäuse verschraubt sind. Die Stromversorgung erfolgt ausschließlich über ein optional erhältliches Netzteil, das eine Spannung von 9 Volt und eine Stromstärke von 100 mA bereitstellen muss.
Die Bodenplatte ist mit vier Kreuzschrauben am Gehäuse befestigt und lässt sich mühelos entfernen. Auch wenn Batteriebetrieb von unserem EQ/Booster nicht unterstützt wird, lohnt sich das Öffnen des Gehäusebodens, denn im Inneren finden sich vier Trimmpotis, die mit einem kleinen Schraubenzieher einstellbar sind und auf die ich später noch zu sprechen komme.
Optisch und haptisch wirkt das Pedal sehr zuverlässig und auch ziemlich stylisch, da es durch die Potis und das beleuchtete Fenster einen Hauch von 60er Jahre-Charme verströmt. Farblich zeigt sich Walrus Audio flexibel, denn neben der cremefarbenen Lackierung ist das Modell auch in Mattschwarz erhältlich.
Zum Lieferumfang gehören ein weißes Satin-Dustbag, ein Plektrum und ein Sticker. Ein Manual steht zum Download auf der Website bereit. Übrigens wird für jedes verkaufte Pedal ein Teil des Erlöses an www.raicestexas.org gespendet, eine Non-Profit-Organisation, die sich um rechtlichen Beistand für Flüchtlinge kümmert.
Bedienung
Das EB-10 ist als Dreiband-Equalizer- und Booster-Kombination konzipiert, wobei beide Funktionen auch getrennt eingesetzt werden können. Die drei Potis in vorderster Reihe regeln den Pegel für den Low-, Mid- und High-Frequenzbereich, wobei hier jeweils feste Wert anliegen. Die angegebenen Zahlenwerte in Dezibel liegen in einer 0, 3, 6, 9 und 12 dB Rasterung vor und ergeben zusammen mit den drei Kippschaltern neun verscheiden EQ-Pegel pro Band. Die drei Schalter bestimmen nämlich, ob die Frequenzen um den angegebenen Wert angehoben (Boost) oder abgesenkt (Cut) werden und müssen dazu entweder nach vorne oder nach hinten gelegt werden. Ein zusätzlicher Wippschalter erlaubt das Aktivieren der cleanen MOSFET-Boostfunktion, die das Signal um den fixen Wert von 10 dB anhebt.
Die Frequenzen für das Low- und Hi-Poti sind fest voreingestellt, wie ihr der unteren Grafik entnehmen könnt. Das Mid-Poti hat als Default-Setting eine Centerfrequenz von 800 Hz, allerdings lässt sich die Funktionsweise im Inneren des Pedals noch genauer festlegen. Hier findet man drei Trimmpotis, wovon Poti 1 und 2 auf den gleichen Wert gesetzt werden müssen, da diese im Verbund arbeiten und die Centerfrequenz von 300 Hz bis 3 kHz festlegen. Poti 3 bearbeitet den Q-Faktor, sprich, die Bandbreite der geboosteten bzw. gecutteten Mittenfrequenz.
Ein viertes Trimmpoti dient nur der Kalibrierung während der Herstellung und sollte vom Benutzer nicht verstellt werden.
Der EB-10 erlaubt zwei Betriebsmodi, zum einen den Standard-Pedalmodus, genannt Live-Mode, in dem der Fußschalter per True-Bypass das Pedal an- und ausschaltet. Hält man ihn drei Sekunden gedrückt, gelangt man in den “Preset-Mode”. Nun ist das Pedal permanent aktiv und man kann mit dem Fußschalter durch drei Presets in aufsteigender Reihenfolge umschalten, was durch die LEDs an der rechten Fensterseite angezeigt wird. Das Abspeichern bzw. Überschreiben der Presets erfolgt durch einsekündiges Gedrückthalten des Fußschalters.