Das Walrus Audio Eras Distortion kommt in der Konzeption des Ages Overdrive, mit dem die Pedalspezialisten aus Oklahoma City einen Volltreffer landeten: Ein Overdrive-Pedal mit fünf unterschiedlichen Sound-Modi, aktiver Klangregelung mit Treble und Bass sowie der Möglichkeit, das Direktsignal zum Overdrive-Signal hinzuzumischen.
Der Unterschied: Unser Testkandidat widmet sich laut Hersteller den High-Gain-Distortionsounds. Was ihn anders macht als seinen zahmeren Bruder, ob er auch dezent zur Sache gehen kann und wie es um die Transparenz bestellt ist, das erfahrt ihr in diesem Test.
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Der Eras kommt in einem roten Metallgehäuse, macht einen sehr soliden Eindruck und ist bestückt mit Bauteilen, die auch einer härteren Bühnenbehandlung locker standhalten sollten. Mit den Maßen 65 x 126 x 58 mm hat er Standardpedalgröße und dazu ein entspanntes Gewicht von 283 Gramm. Die Oberseite ist wie bei Walrus Audio üblich mit einer Grafik verziert, hier mit einem mythischen geflügelten Bullen mit vier Hörnern, erstellt von Adam Forster. Die Bedienelemente in Form von sechs Reglern mit schwarzen Metallköpfen und gut sichtbaren weißen Markierungsstreifen sind in zwei Reihen auf der Oberseite platziert. Sie sitzen fest, lassen sich gut drehen und eiern nicht – hier wurde bei der Qualität der Bauteile nicht gespart. Der Fußschalter am anderen Ende arbeitet knackfrei per Relais und bedient eine True-Bypass-Schaltung. Daneben leuchtet die weiße Status-LED, wenn der Eras aktiviert ist.
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Alle Anschlüsse sind an der Stirnseite geparkt, und wie bei Overdrive/Distortion-Pedalen üblich, ist auch hier die Anzahl sehr übersichtlich: Eingangs- und Ausgangsbuchse im 6,3 mm Klinkenformat und dazwischen der Anschluss für ein externes Netzteil. Das Pedal kann mit 9 V gefüttert werden (Center Negativ) und hat eine Stromaufnahme von 41 mA im aktivierten Zustand (25 mA Bypass) – gemessen mit einem 1Spot mA Meter. Der Hersteller empfiehlt ein Netzteil mit minimum 100 mA Leistung. Batteriebetrieb ist bei Walrus Audio-Pedalen grundsätzlich nicht vorgesehen.
Bedienung
Wie bereits erwähnt, sind die hohen Zerrgrade das Kerngeschäft des Eras, und für die stehen fünf unterschiedliche Grundsounds zur Verfügung, die man mit dem Mode-Drehschalter anwählen kann. Die Klanggestaltung der unterschiedlichen Modes hat der Hersteller folgendermaßen beschrieben:
Mode 1
Tight Mode mit leichtem Mid-Cut, LED Hard-Clipping und interner Lautstärke-Kompensation. Schnelle Ansprache und sehr gut geeignet für Palm-Mute-Spiel.
Mode 2
Tight Mode mit leichtem Mid-Cut und Silizium Hard-Clipping. Etwas weicher und komprimierter.
Mode 3
Dual Clipping Mode mit leichtem Mid-Cut, Silizium- und LED Hard-Clipping gleichzeitig. Ein voller Sound mit viel Sustain.
Mode 4
Rhythm Mode mit starkem Mid-Cut, LED Hard-Clipping, und interner Lautstärke-Kompensation. “Gescoopte” Mitten und ein straffes Ansprechverhalten.
Mode 5
Rhythm Mode mit starkem Mid-Cut und Silizium Hard-Clipping. Warmer und voller Rhythmussound.
Diese Grundsounds können mit den restlichen Reglern weiter modifiziert werden: Gain und Volume sind für den Zerrgrad und die Endlautstärke zuständig, dazwischen befindet sich der Blend-Regler, mit dem man das Mischungsverhältnis zwischen dem Direktsignal und dem Effektsignal einstellen kann. Bei Linksanschlag ist nur das Direktsignal zu hören, bei Rechtsanschlag gibt es das volle Distortion-Brett. Damit stehen natürlich sehr viele Möglichkeiten offen. So kann man das Direktsignal nur ganz leicht hinzumischen, um bei hohen Zerrgraden noch etwas Transparenz zu erhalten und die Anschlags-Attack etwas zu unterstützen. Bei höherem Anteil des Direktsignals lassen sich sehr milde Zerrsounds erzeugen, die mit einem Distortion dieser Schärfe eigentlich nicht möglich sind. Für Bassisten ist dieser Regler natürlich auch perfekt geeignet, weil man ja gerne den Verzerrer zum Direktsignal hinzumischt. Und es besteht die Möglichkeit des Overdrive-Stackings, denn auch damit kann der Eras gut umgehen. Wenn man ihm zum Beispiel ein Overdrive-Pedal mit dezenter Verzerrung vorschaltet, wird die Eingangsstufe etwas heißer angefahren, es zerrt also mehr. Die Feineinstellungen zwischen Overdrive- und Distortion-Sound wird dabei mit dem Blend-Regler vorgenommen. Zum Einstellen der Klangfarbe steht ein aktiver EQ mit Bässen und Höhen zur Verfügung, die neutrale Einstellung ist in der Mitte und je nach Bedarf kann der entsprechende Frequenzbereich abgesenkt oder angehoben werden.