Für die Aufnahmen mit dem Pedal wird ein Tweed Deluxe Klon verwendet. Der Amp läuft über eine 1×12 Box (Celestion Alnico Blue), die mit einem Beyerdynamic M-160 Mikrofon abgenommen wird. Das Mira-Pedal wird vor den Amp geschaltet, zusätzliche Hall-Effekte werden mit Plug-Ins (UAD, Eventide) in der DAW erzeugt. Wir starten mit der Erforschung der Funktion und Bandbreite der angebotenen Parameter des Pedals. Um den hundertprozentigen Effektsound zu hören, habe ich dafür den Blend-Regler in Maximalposition geparkt, lediglich beim Testen dieses Parameters wurde er verändert. Die genauen Einstellungen bei diesen Test-Durchgängen seht ihr im Video, denn je nach Kompressionsverhalten muss mit dem Make-Up-Gain-Regler gegengesteuert werden, damit der Pegel durch die Kompression nicht abfällt. Das hat Vor- und Nachteile: Natürlich hat man immer alles unter Kontrolle, wenn man mit einem separaten Make-Up-Gain-Parameter arbeitet. Der Nachteil ist, dass man schnelle und drastische Veränderungen immer erst wieder neu einpegeln muss. Mir persönlich sagt die Konzeption mit einer guten Auto-Make-Up-Gain-Funktion mehr zu, weil man schneller umstellen kann. Aber das ist Geschmacksache und kein Qualitätsmerkmal.
Die einzelnen Parameter haben hinsichtlich ihrer Einstellmöglichkeiten eine recht gute Bandbreite. Mit regelbarem Attack und Release lassen sich vor allem sehr feinfühlig die Transienten des Anschlags einstellen – das Pedal reagiert wirklich sehr schnell. Über den Release-Parameter gibt man dem Instrument noch eine Runde Extra-Sauerstoff hinzu, sehr gut geeignet für ausklingende Töne und Akkorde. Auch beim Spiel mit dem Slide, wo man ja generell einen etwas dünneren Ton hat, hilft das Mira-Kompressorpedal sehr gut mit. Vor allem, wenn man den Release-Parameter etwas höher eingestellt hat. Eine sehr nützliche Funktion ist der Sidechain Low Pass-Filter, dessen Einsatz ihr im letzten Beispiel deutlich hören konntet. Ist die Funktion aktiv, werden die Bässe nicht so drastisch komprimiert und der Attack auf den tiefen Saiten bleibt erhalten, während der Rest ab etwa 120 Hz in normaler Form komprimiert wird. Das ist nicht nur für Bassisten vorteilhaft, auch bei Gitarrensounds macht es Sinn, diese Funktion zu aktivieren. In Kombination mit Overdrive-Pedalen sorgt das für mein Empfinden für einen etwas aufgeräumteres Low-End.
Ein weiterer Trumpf ist natürlich die Möglichkeit, mit dem Blend-Regler das direkte und das komprimierte Signal zu mischen. Hier kann man einerseits einen sehr dezenten Kompressionseffekt mit hohem Threshold, niedrigem Ratio-Wert und mittlerer Position des Blend-Reglers erzielen. Aber auch, dass man mit dem Kompressor den Sound ordentlich an die Wand fährt und sehr drastisch komprimiert und zum Ausgleich den Blend-Regler mehr in Richtung Direktsignal einstellt, je nach eigenem Geschmack. Was die Einstellmöglichkeiten anbelangt, ist man hier bestens bedient, zumal das Ganze auch sehr gut klingt. Auch bei stärkerer Kompression ist der Sound nicht platt und zusammengestaucht, sondern kommt sehr transparent aus den Lautsprechern. Die typischen Einsätze des Kompressors bei Cleansounds lassen sich mit dem Mira Pedal auf jeden Fall zur vollen Zufriedenheit ausführen: Das Angleichen des Pegels bei Fingerpicking und Plektrum-Anschlag, der knackige Twang-Sound, Singlenote-Spiel und Akkordspiel mit hartem Anschlag, Slide-Sounds mit langem Sustain und vieles mehr. Hier eine Auswahl markanter Kompressor-Sounds.
Ein Kompressor mit einer guten Auflösung und einem transparenten Ton passt auch vor ein Overdrive-Pedal, um zum Beispiel die leiseren Anschläge etwas hervorzuheben. Dazu ist eine Prise Fingerspitzengefühl erforderlich und der Effekt muss dezent eingestellt sein, damit er nicht zu viel Pegel abgibt und den Overdrive überfährt, sodass dieser nur noch „Säge“ auf einer Lautstärke liefert. Eine gewisse Kompression sollte aber vorhanden sein, damit die Spitzen gedämpft und die leisen Töne angehoben werden – das typische Schmatzen, das man auch von der Endstufenkompression eines Amps kennt. Diese Gratwanderung schafft man mit dem Mira-Pedal problemlos. Hier ist der Blend-Regler von großem Vorteil.
Für dich ausgesucht
Dann gibt es das andere Extrem: Wir wollen einen singenden Leadsound mit langem Sustain, stehende Töne bei gleichbleibendem Pegel. Es darf aber nicht matschig werden und nicht zu stark rauschen. Auch hier liefert das Mira eine sehr gute Performance.
Zum Abschluss hört ihr das Mira-Pedal im Bandarrangement mit verschiedenen Cleansounds und dem typischen knackenden 80er-Style Singlenote-Sound. Der Ton hat mit dem Effekt eine hohe Durchsetzungskraft.
La Musique sagt:
#1 - 17.01.2024 um 19:15 Uhr
Der Mira-Compressor klingt am besten mit Cleansounds bzw. leichten OD und zwar vor der Vorstufe. Die Opto-Compression ist eher weich. Je nach Einstellung der Sound dezent verschönert oder eben gesquasht. Eine Always-On-Einstellung für Clean und milde OD gibt es auf jeden Fall - der Blend-Regler macht's möglich. Walrus Audio nimmt das Pedal aus dem Programm - vermutlich war der Preis etwas zu hoch. Am Klang oder an den Einstellmöglichkeiten kann es nicht gelegen haben.