Praxis
Es klingt nach API
Im Praxistest ließ der Warm Audio WA-412 durchaus den für API typisch direkten und mittig-punchigen Charakter erkennen, der vor allem bei der Aufnahme von E-Gitarren oder Drums für einen kernig-druckvollen Sound sorgen kann. Dass man dank Output-Trim mit den Sättigungseffekten spielen kann, wirkt dabei wie eine Möglichkeit, die bezeichnenden Klangeigenschaften stufenlos und frei nach Gusto zu dosieren. Die neutralsten Ergebnisse entstehen erwartungsgemäß, wenn man zusätzlich zu einem niedrigen Eingangspegel den Tone-Switch deaktiviert.
Bei der Aufnahme einer akustischen Gitarre über ein Neumann KM 184 machten sich die Sättigungseffekte durch ein Andicken des Klangs in den Mitten und ein gleichzeitiges Absenken der Höhen bemerkbar. Die Transienten werden mit zunehmendem Gain leicht gezähmt, ohne jedoch vorschnell glattgebügelt zu werden, und die allgemeine Präsenz des Signals nimmt spürbar zu. Vor allem ein Vergleich der (noch recht konservativ gepegelten) Hi-Gain-Version mit der sauberen Variante bei deaktiviertem Tone-Switch ist aufschlussreich.
Der API 512c, mit dem der ursprüngliche Hersteller selbst sein 312er-Modul kopiert hat, wirkt dagegen allgemein noch etwas spritziger in den hohen Mitten und Höhen. Man könnte fast vermuten, dass sich Warm Audio mit dem WA-412 in dieser Hinsicht etwas näher am Original bewegt. Um dies zu bestätigen, bräuchte es aber natürlich einen aussagekräftigen A/B-Vergleich, und dies würde eine originale API-Konsole voraussetzen, die ich (leider) nicht besitze.
Da der WA-412 ein Vierkanaler ist, ist der Vergleich mit weiteren Vierkanal-Preamps naheliegend. In diesem Fall standen unserem Testkandidaten ein Universal Audio 4-710d und ein Manley Force gegenüber. Die Disziplin hieß: Drumrecording über vier Kanäle – Kick, Snare und Overheads.
Dass es sich bei einem Vorverstärker, der das Erbe des API 312 für sich beansprucht, um alles andere als einen verspielten Schöngeist handelt, erscheint nur konsequent. Der Warm Audio WA-412 bildet die Drums mit einer gewissen Kompromisslosigkeit ab und sorgt für ein äußerst präsentes und druckvolles Klangbild, ohne sich in Details zu verlieren. Der Universal Audio 4-710d zeigt mit seiner Transistorstufe eine etwas feiner aufgelöste und tendenziell modernere klangliche Persönlichkeit, wohingegen der Manley Force mit einem größeren und wärmeren Sound deutlich darauf aufmerksam macht, dass er mit seinen Röhren aus einer anderen Welt kommt. Gut klingende Drums kann man sicherlich mit all diesen Vorverstärkern aufnehmen. Die Frage, für welchen man sich in welchem Fall entscheidet, hängt wohl vorrangig mit den klangästhetischen Anforderungen eines Musikstils zusammen, und unser Testkandidat schielt in dieser Hinsicht am eindeutigsten in Richtung Rock.
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Bei der Verwendung des Instrumenteneingangs bemerkt man ein weiteres Mal, wie hilfreich die Sache mit der zusätzlichen Regelung des Ausgangspegels ist. In diesem Fall wurde ein Fender Rhodes direkt an den Preamp geschlossen, und ein Erhöhen des Eingangspegels wirkte sich bei ausgeglichenem Gain-Staging wie die Verwendung eines Effekts aus, den man wohl am treffendsten mit „Thickness“ bezeichnen könnte. Im Player sind zwei Tracks mit niedrigem und hohem Gain des Warm Audio WA-412 und ein Track aus dem API 512c zu hören. Letzterer liegt in Hinblick auf die Sättigung etwa in der Mitte und gliedert sich klanglich nahtlos ein.
michael babb sagt:
#1 - 06.03.2017 um 20:30 Uhr
thank you!!!