ANZEIGE

Warm Audio WA76 Limiting Amplifier Test

Praxis

Der WA76 sieht aus wie ein 1176 und verhält sich prinzipiell auch so – so könnte man den praktischen Einsatz des Gerätes wohl zusammenfassen. Es lohnt sich dennoch, bei der Betrachtung etwas mehr ins Detail zu gehen, denn der Warm-Audio-Limiter hat ein paar ausgesprochen positive und auch einige nicht ganz so schöne Eigenschaften.

Bekanntes Bedienkonzept beim WA76
Bekanntes Bedienkonzept beim WA76

Gut ist erst einmal, dass man ohne Startschwierigkeiten loslegen kann. Das Layout eines Limiting Amplifiers des 1176-Typs dürfte den meisten Lesern hinreichend bekannt sein. Das bedeutet: Man muss nicht erst einmal die Bedienung eines völlig neuen Gerätes erlernen, sondern man direkt in die Vollen gehen. Dies funktioniert auch insofern recht gut, als dass der WA76 nicht nur aussieht wie das UA-Original, sondern in den Grundzügen auch die Charaktermerkmale eines solchen Gerätes gut erkennen lässt. Insbesondere das Regelverhalten ist ziemlich gut getroffen. Der Warm Audio liefert durchaus die typischen Klangresultate, die sich aus der eigentümlichen Abstimmung des 1176 ergeben: ultraschnelle Zeitkonstanten, recht heftige Ratio-Presets, bei alledem aber ein Feedback-Design, das hilft, ein allzu krasses Dynamik- und Hüllkurvenshaping etwas zu verrunden. Gleich, wie man solch einen Kompressor einstellt, man hat nie das Gefühl, dass er sein Regelverhalten dem Audiomaterial so brutal überstülpt wie mancher VCA-Kompressor. Auch wenn ein 1176 sehr zuverlässig Transienten hält, er gibt sich dabei nicht starr und rigide, sondern er „geht mit dem Audiomaterial mit“ – und diesen Effekt liefert auch der WA76. Das macht also auch diesen Kompressor grundsätzlich zu einem Arbeitspferd mit Anwendungsmöglichkeiten von den Leadvocals bis hin zum Drum Room. 

Audio Samples
0:00
WA76 Drum Room, Original WA76 Drum Room, 4:1, lange Attack, kurze Release WA76 Drum Room, 4:1, kurze Attack, kurze Release WA76 Drum Room, All-Button-Modus, kurze Attack, kurze Release WA76 E-Bass, Original WA76 E-Bass, 4:1, lange Attack, kurze Release WA76 E-Bass, 12:1, mittlere Attack, kurze Release WA76 E-Bass, Line-Amps Overdrive UA 1176LN Drum Room, 4:1, lange Attack, kurze Release UA 1176LN Drum Room, 4:1, kurze Attack, kurze Release UA 1176LN 4:1, lange Attack, kurze Release UA 1176LN E-Bass, 12:1, mittlere Attack, kurze Release

Auch wenn die Kompression selbst gut getroffen ist, der Grundklang des Gerätes kann leider in letzter Konsequenz mit dem Vorbild nicht mithalten. Ein 1176 klingt durchaus hell, muskulös, „vorwärts“ und manchmal auch ein bisschen aggressiv, aber in den allermeisten Fällen behält er doch eine smoothe Note, welche die zackige Kompression schön ausgleicht. Damit kann der WA76 aber nicht dienen: Im Direktvergleich klingt er mehr grainy, etwas bissiger und zweidimensionaler – liefert also ein Klangverhalten, dass ein Signal im Mix zwar nach vorne bringen kann aber dabei nicht unbedingt im audiophilen Sinne schöner macht. Dies sind zwar Nuancen, welche sich anhand der Klangbeispiele im Vergleich mit unseren Audiofiles zum UA-1176 gut nachvollziehen lassen, aber sie dürfen nicht unerwähnt bleiben.

Ebenso kann die Hardware des WA76 nicht rundum überzeugen, hier gibt es ein paar Ungereimtheiten: Ganz generell können insbesondere die Potis und Potikappen nicht verhehlen, dass bei der Fertigung doch sehr auf den Endpreis geschielt wurde. Das Input-Poti ist gerastert, das Output-Poti aber nicht. Die Attack/Release-Potis haben in der 12-Uhr-Position eine Rastung, welche beim Original so nicht vorkommt – und die dort auch keinen wirklichen Sinn macht. Klar, der niedrige Preis muss irgendwo herkommen, aber ich persönlich würde lieber 50 Euro mehr ausgeben und dann ein Gerät bekommen, das sich bei der Bedienung auch wirklich gut anfühlt.

Kommentieren
Profilbild von Dux

Dux sagt:

#1 - 03.03.2015 um 01:30 Uhr

0

Ich muß widersprechen. Mechanisch ist das Gerät in Ordnung. In und Out Regler sind gleich gerastert, es gibt keine Mittelstellung beim Att. und Rel. Die Potis sind solide, der Klang fantastisch. Würde das Ding sofort wieder kaufen, überlege einen 2. anzuschaffen, im Net kann man Lösungen finden, sie zu koppeln. DIY.

Profilbild von Alex Abedi

Alex Abedi sagt:

#2 - 18.05.2015 um 00:52 Uhr

0

bei mir sind die rasterungen auch alle bei in und output gleich gerastert. auch ich liebe den klang. fegt jedes plugin aus meiner daw weg :)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.