Das Warm Audio Warm Bender Fuzz widmet sich der Reinkarnation des klassischen Tone-Benders. Ursprünglich für hochwertige und dennoch erschwingliche Reproduktionen klassischer Studiogeräte bekannt, nahm sich der texanische Hersteller schließlich auch des Nachbaus klassischer Gitarren-Effektpedale an. Damit stellt sich der Warm Bender nach bereits gelungenen Nachbildungen wie dem ODD1 oder dem Warm Drive als weiteres Mitglied der erfolgreichen Pedalfamilie vor.



Das Konzept hinter dem Warm Audio Warm Bender Fuzz
Beim Warm Audio Warm Bender handelt es sich um ein klassisches Germanium-/Silizium-Fuzz mit drei unterschiedlichen Soundeinstellungen, von denen sich zwei am klassischen Tone-Bender-Ideal auf Germaniumbasis orientieren. Der dritte Sound basiert auf einem Silizium-Schaltkreis. Das Pedal verwendet echte NOS “New Old Stock”-Transistoren wie den OC76, den OC75 und den SFT337, die den Originalspezifikationen entsprechen. Die Silizium-Einstellung des Warm Bender arbeitet mit drei Transistoren, ähnlich der NOS 75-Einstellung. Nur wurden hier die Germanium-Transistoren durch modernere Silizium-Komponenten ersetzt. Diese Einstellung fungiert als Brücke zwischen dem traditionellen Tone Bender Fuzz und einem moderneren, Distortion-ähnlichen Ton.
Etwas Grundsätzliches zur klassischen Fuzz-Pedalen
Das Warm Bender Fuzz ist eine aufgemotzte und „moderne“ Variante des Tone Benders mit allen Vor- und Nachteilen, die ein klassisches Fuzz nun mal mit sich bringt. Dazu gehört die spezielle und einzigartige Interaktion mit dem Volume-Poti der Gitarre. Das Ganze funktioniert aber nur mit passiven Humbuckern und Singlecoils. Solange man mit der Gitarre direkt ins Fuzz geht, ist alles in Ordnung. Sobald jedoch ein anderes Pedal, ein Buffer oder ein Sender zwischen Gitarre und Fuzz geschaltet wird, klingt es statisch, schrill und glasig. Aus diesem Grund gehört ein Fuzz-Pedal immer an die erste Stelle auf dem Pedalboard.

Ein weiterer Stolperstein sind die heutzutage beliebten Treble-Bleeds, die bei vielen Gitarren bereits ab Werk eingebaut sind. Diese Schaltung verhindert den Höhenverlust beim Zurückdrehen des Volume-Potis, was grundsätzlich eine großartige Sache ist. Bei Germanium-Pedalen, wie zum Beispiel einem Tone Bender, Fuzz Face oder Treble Booster, sieht die Sache jedoch anders aus. Statt eines weichen, organischen Clean-Ups mit warmen Mitten bleibt das Signal zu höhenreich, wodurch das Endergebnis zu dünn oder unangenehm spitz klingt. Aus diesem Grund habe ich für die Aufnahmen den Treble-Bleed bei meiner Gibson SG, die mit schlappen Humbuckern bestückt ist, abgelötet. Der Unterschied war wie Tag und Nacht!
Gehäuse, Regler und Anschlüsse des Warm Bender Fuzz
Das massive Metallgehäuse ist mit insgesamt zwei Potis und zwei Schaltern ausgestattet. Dreh- und Angelpunkt ist der Attack-Regler, mit dem sich der Verzerrungsgrad einstellen lässt. Auch wenn bei Fuzzpedalen die Vollgaseinstellung in der Regel Pflicht ist, hat man hier einen etwas größeren Bereich, um seinen persönlichen Sweetspot zu finden. Mit dem Level-Regler lässt sich die Ausgangslautstärke einstellen und das Pedal an nachfolgende Pedale oder den Gitarrenamp anpassen. „Version“ ist ein Drehstufenschalter, mit dem sich die drei unterschiedlichen Fuzz-Schaltkreise aktivieren lassen. An der Stirnseite befindet sich neben der 9-Volt-DC-Buchse und den beiden Ein- und Ausgängen ein Schalter mit der Bezeichnung „SAG“. Er reduziert die Spannung von 9 auf 6 Volt, um den Klang einer „erschöpften Batterie“ nachzuahmen.
Die drei Positionen des Version-Schalters
Position 1 (NOS 76) ist ein Germanium-Fuzzsound, der mit zwei Transistoren erzeugt wird, dem NOS OC76 und dem NOS SFT337. Diese Einstellung bietet im Gegensatz zu den beiden anderen Schaltkreisen die geringste Verzerrung und reagiert am feinfühligsten auf das Volume-Poti der Gitarre.
Position 2 (Nos 75) ist ein Drei-Transistor-Tone-Bender-Fuzz-Schaltkreis mit 3X NOS-OC75-Germanium-Transistoren. Die Einstellung bietet insgesamt fettere und saftigere Fuzzsounds, ähnlich dem Professional-MKII-Tone-Bender.
Position 3 (Silicon) ist ein Fuzz-Schaltkreis mit einer Tone-Bender-Topologie, die auf drei Silizium-Transistoren anstelle von Germanium-Transistoren basiert – also im Prinzip wie Position 2, nur eben mit Silizium-Transistoren. Diese Einstellung bringt ebenfalls eine fette Verzerrung. Im Gegensatz zu den Germaniumschaltkreisen funktioniert hier das Clean-Up beim Zurückdrehen des Volume-Potis an der Gitarre nicht wirklich überzeugend.