Die Geräte in diesem Test, Warm Audio WA-MPX und Warm Audio WA-2MPX, sollte man wahrscheinlich nicht „Em-Pe-Icks“ oder „Äm-Pi-Äcks“ aussprechen, sondern „Ämpecks“. Warum? Nun, Die Warm MPX sind Mic Preams, die einem großen, in der Musikproduktion der USA wichtigen Mikrofonvorverstärker nacheifern. Und diese waren von Ampex. Die Röhrenpreamps der Ampex-Rekorder der Serie 600, 600, 601 und 602, aber auch 350, 351, aber auch 403 und andere, sind Berühmtheiten, vor allem jenseits des Atlantiks. Warm Audio hat nun recht preiswerte Wiederauferstehungen des bekanntesten unter ihnen im Programm, des Ampex 301. Natürlich wollten wir sofort für ein Review eine Unit bekommen.
Quick Fact zu WA-MPX und WA-2MPX
- Mikrofon-/Line-DI-Preamps im Ampex-351-Design
- Röhrenpres mit Einflussnahme durch Filter, Tone und Tape Saturation
- sehr hohe Verstärkung
Standards von WA-MPX und WA-2MPX
Es kamen beide Preamps an, die Mono-Version Warm Audio WA-MPX sowie die zweikanalige Ausgabe Warm Audio WA-2MPX. Die Ausstattung kann sich sehen lassen. Aber selbstredend gibt es auch die Basiskost: Phantomspeisung und Polaritätsinvertierung, zudem ein DI-Input mit Verbindung auf der Frontplatte und ein Line-Schalter. Unter den Anschlüssen auf der Rückseite können wahlweise als symmetrische Klinke oder XLR genutzt werden.
Gain bis unter die Decke
Soso, ein Neve 1073 hat also viel Gain, ja? Die beiden MPX liefern 90 dB (richtig: neunzig Dezibel). Wer das für nicht so viel mehr im Vergleich zu 70 dB hält, der sei daran erinnert, dass Dezibel logarithmisch ist. 90 dB Verstärkung bedeutet zehn Mal so viel Spannung wie 70 dB. Der OP-6 ist ein Verstärker, der ähnlich hohe Verstärkung bereitstellt. Damit ist es möglich, passive Bändchenmikrofone wie das Coles 4038 oder schwache Tauchspulenmikros wie das Shure SM7B bei gleichzeitig schwachen Quellen und größeren Abständen verwenden.
Gain wird mit einem großen Regler eingestellt, zum Erreichen der Maximalverstärkung muss High Gain aktiviert werden. Output Level ist ein Attenuator, dadurch lassen sich einfacher schon ordentlich zerrende Signale erzeugen, die dann aber andere Geräte stromabwärts nicht übersteuern. Damit wären jetzt Begriffe getriggert, die wichtig sind. Denn: Tone ist ein Regler, welcher den Eingangsübertrager nicht bei 1:9, sondern bei 1:18 abgreift. Diese stärkere Hochtransformierung des Signals bedeutet, dass sich der Übertrager stärker klanglich bemerkbar macht. Warm hätten den Knebelschalter auch „Impedance“ nennen können, denn bei dem Vorgehen verringert sich die Eingangsimpedanz der MPX-Schaltung von 600 auf 150 Ohm. Was genau beim Aktivieren von Tape Saturation geschieht, wird nicht ganz deutlich, außer dass es sich um eine Schaltung nahe der Doppeltrioden (zwei 12AX7 und eine 12AU7 pro Channel) handelt. Diese führt zu mehr Harmonischen und zu gesteigerter Kompression. Neben einem 80Hz-Hochpassfilter gibt es auch ein einpoliges Tiefpassfilter bei 2 kHz. Wer das für Kokolores hält: Ich bin der festen Überzeugung, dass es absolut sinnvoll ist, den Höhen auch mal rabiat entgegenzutreten.
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Preisgerecht
Ich muss gestehen, dass mich die Optik zunächst gar nicht unbedingt an die Ampex erinnert hat, sondern an die Vintage-Serie von Behringer vom Anfang des Jahrtausends. T1950 bis T1954 waren glaube ich die Kürzel. Je näher man den MPX kommt, desto weniger grandios sehen sie aus. Dass bei diesen Kampfpreisen aber eine besonders hochwertige und dicke Frontplatte und vielleicht noch echte Bakelitkappen zum Einsatz kommen, ist wirklich utopisch. Dass die großen Plastikkappen zum Beispiel nicht ganz zentriert sind, ist zu erwarten und nur einer kleinen Notiz wert, wie ich finde. Im Inneren der beiden Warm-MPX-Geräte finden sich vernünftige Komponenten, heraus stechen die beiden Cinemag-Übertrager pro Kanal. Die Anschlussbuchsen sind direkt auf die Platine gelötet, allerdings werden sich in den meisten Fällen die Steckzyklen im Rahmen halten. Bei häufiger Bewegung des angeschlossenen Geräts sollte man vielleicht entkabeln oder den Zug entlasten. Der Herstellungsort der MPX ist nicht gerade plakativ vermerkt. Am Firmensitz in Austin, Texas, gibt es eine andere Firma, die Ampex-351-Circuits vor Ort baut. Der einkanalige Electric & Company EC3 kostet 2030 Euro. Die beiden Warm Audio werden wie andere Produkte in den USA konzipiert und getestet, wie es heißt, also sicher in Ausland hergestellt, wahrscheinlich in China.