Praxis
Kurz nachdem man den Power-Schalter auf der Rückseite des LWA1000 umgelegt hat, signalisieren ein eleganter blauer beleuchteter “Warwick Amplification”-Schriftzug und kleine LEDs neben den Mute-Schaltern der Kanäle die Betriebsbereitschaft des Amps. Der kleine Lüfter auf der Rückseite bleibt zunächst in Ruhestellung – und auch nach mehrstündigem Betrieb bei moderater Lautstärke springt der Ventilator nicht an. Bassisten, die den Warwick-Kraftzwerg auch zu Hause zum Üben einsetzen wollen, bleiben also von nervenden hochfrequenten Lüftergeräuschen verschont. Ich habe den Warwick logischerweise nicht nur im Wohnzimmer verwendet, sondern bei zahlreichen Proben, bei kleineren Clubgigs und auch auf einer größeren Bühne. Als Boxenkombination kamen je nach Anwendung verschiedene Epifani-Modelle mit 3×10-, 1×12- und 2×10-Konfiguration zum Einsatz. Selbst auf der großen Bühne mit einer relativ lauten Band hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, mit dem LWA1000 untermotorisiert zu sein. Für mein Empfinden liefert der LWA1000 wirklich die satte Leistung, die Warwick verspricht. Den kraftvollen Klang meines Test-Stacks würde ich als sehr transparent und ausgewogen bezeichnen. Das Fundament war in allen Lautstärken überaus solide, die mittleren und hohen Frequenzbereiche waren präsent, aber in keinem Bereich überbetont. Wer den natürlichen Klang seiner Bässe über einen leistungsstarken Verstärker möglichst unverfälscht hören will, ist folglich beim LWA1000 genau an der richtigen Adresse.
Der ebenmäßige Grundklang ist aber durchaus formbar, denn Warwick hat ihrem Class-D-Flagschiff einen potenten Vierband-Equalizer für jeden der zwei Kanäle spendiert. Beim Blick auf die Equalizer-Spezifikationen war ich anfangs überrascht, denn alle vier Einsatzfrequenzen wirken für Bassverstärker-Verhältnisse relativ hoch (100 Hz, 800 Hz, 3 kHz, 10 kHz) auf das Spektrum. Die besten Ergebnisse erhielt ich beim Einsatz von modernen, aktiven Bässen, die von sich aus ein sehr breites Frequenzsprektrum liefern. Hier zeigte auch der Höhenregler bei 10 kHz eine deutliche Wirkung und ich konnte die schimmernden Höhenanteile im Basssound gezielt austarieren. Mithilfe der beiden Mittenregler, die bei 800 Hz und 3 kHz greifen, kann man den Basssound durchsetzungsfähiger und präsenter einstellen, falls er in einem sehr dichten Bandsound zu undifferenziert klingen sollte, und der Bassregler liefert bei Bedarf satte Punch-Frequenzen im Tiefmittenbereich.
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Ich finde den Equalizer des LWA1000 auch nach Abschluss der Testphase ziemlich speziell, weil die gewählten Frequenzbereiche wirklich gewöhnungsbedürftig sind. Dennoch konnte ich mithilfe der vier Regler ein breite Palette in der Praxis sehr gut funktionierender Sounds aus dem Amp locken. Hört euch einfach die Audiobeispiele an, damit ihr einen Eindruck von der Wirkungsweise des Vierband-Equalizer bekommt.
Der Onboard-Kompressor kann für jeden Kanal getrennt aktiviert und eingestellt werden. Er hält einen einzigen Regler bereit, mit dem gleich mehrere Parameter verändert werden. Eine gezielte Justierung der verschiedenen Kompressionsparameter ist damit natürlich nicht möglich. Der Warwick-Kompressor wurde aber sehr gutmütig abgestimmt, klingt außerordentlich transparent und produziert auch bei heftigem Einsatz keine artifiziellen Sounds. Zum dezenten Verdichten von Slapsounds oder Plektrum-Grooves fand ich den Onboard-Kompressor deshalb wirklich klasse. Negativ fiel mir lediglich auf, dass die Kompressoreinheit das leise Grundrauschen des Verstärkers merklich erhöht, sobald man sie aktiviert. Im Livebetrieb mit einer Band spielt das zwar keine Rolle, ich wollte es aber dennoch nicht unerwähnt lassen.