Warwick LWA500-Stack Test

Mit dem LWA1000 legte Warwick vor ca. zwei Jahren den Grundstein für weitere Entwicklungen auf dem Sektor der Leichtgewicht-Bassverstärker. Jener 1000 Watt starke “Urvater” richtet sich mit seinen zwei getrennten Vorstufenkanälen vor allem an jene Bassisten, die mit unterschiedlichen Bässen und Sounds arbeiten wollen. Zeitgleich wuchs auch das Angebot an Leichtgewicht-Bassboxen aus dem Hause Warwick, die in vielen erdenklichen Bestückungen erhältlich sind.

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Trotz der großen Bandbreite der bereits existierenden Möglichkeiten stand bei Liebhabern der Warwick LW-Serie immer noch ein besonderer Kandidat auf der Wunschliste, der sozusagen das fehlende Glied in der Kette darstellt: Ein leichtes, aber dennoch leistungsstarkes Basstopteil im Rucksackformat, das zwar die klanglichen Eigenschaften des LWA1000 besitzt, dabei aber kleiner, einfacher und günstiger ist. Die gute Nachricht: der Wunsch wurde erhört! Mit dem LWA500 bringt Warwick nun einen in enger Zusammenarbeit mit keinem Geringeren als Basslegende Jonas Hellborg entwickelten kleinen Amp auf den Markt, der mit 500 Watt an 4 Ohm und lediglich knapp über einem Kilogramm Gewicht (!) wahrlich aufhorchen lässt. Zudem haben wir den Neuling in der sehr interessanten Kombination mit zwei Boxen getestet, nämlich der Warwick WCA115 LW und der WCA408 LW. Wie die Namen schon verraten, verbergen sich dahinter eine Box mit einem 15″-Lautsprecher und eine weitere mit 4×8″-Lautsprechern. Eine Kombi also, die man auch nicht alle Tage vorgesetzt bekommt!

Details

Der Warwick LWA500 macht seinem Namen “Lightweight Amplifier” alle Ehre, denn das Topteil wiegt lediglich 1,3 kg. Auf einen Tragegriff hat man aufgrund der geringen Gehäusedimensionen verzichtet. Mit seinen Abmessungen von 22,2 x 4,4 x 21 cm passt der Amp in nahezu jeden Rucksack oder jede Laptoptasche. Als Option bietet Warwick aber auch ein passendes “Handtäschchen” für den LWA500 an, das – überaus praktisch – zusätzlich noch Stauraum für Kabel bereithält.
Alle Bedienelemente der Frontseite wurden versenkt angebracht und liegen gut geschützt. Optisch sehr gelungen wirkt die indirekte Frontpanel-Beleuchtung durch eine blaue LED-Leiste, die hinter dem Gitterfalz der unteren Gehäuseummantelung sitzt. Diese Idee erinnert etwas an die in den 80ern sehr auffällig gestalteten Fronten der britischen Marke Trace Elliott, die mit Schwarzlicht-Leuchtstoffröhre und fluoreszierend grüner Neonfarb-Beschriftung gestaltet waren. Auch beim Warwick LWA500 erzielt das indirekt beleuchtete Frontpanel definitiv einen aparten Effekt und wirkt auf spärlich beleuchteter Bühne sehr edel und modern. Der praktische Nutzen dahinter ist die Ablesbarkeit der Bedienelemente selbst bei schlechten Lichtverhältnissen.
Die Vorstufe basiert auf einer extrem geräusch- und verzerrungsarmen Class-A-Schaltung, welche extra für die neuen Topteile entwickelt worden ist.

Fotostrecke: 5 Bilder Hier seht ihr einige Ansichten von Warwicks LWA500.

Die Bedienoberfläche ist sehr deutlich und aufgeräumt gehalten. Sie gestaltet sich in fünf Sektionen:
Input:
Neben einer 6,3mm Klinken-Eingangsbuchse sitzt der Gain-Regler samt Eingangssignal-LED, die grün blinkt, wenn der Eingangspegel eines Instrumentes innerhalb des Normbereiches anliegt. Ist der Pegel zu hoch, blinkt die LED rot auf.
Mute:
Mittels eines klassischen kleinen Chrom-Kippschalters lässt sich der Verstärker stummschalten. Auf der Rückseite des LWA500 befindet sich ein Line/Tuner-Ausgang. Wird dieser Ausgang durch Selektion eines korrespondierenden Schalters auf “Tuner-Ausgang” konfiguriert, dann liegt an diesem Ausgang das Signal auch dann an, wenn auf der Frontseite der Mute-Schalter aktiv, der Verstärker also stummgeschaltet ist. Das ermöglicht entsprechend dann das geräuschlose Stimmen des Instrumentes. Über dem Mute-Schalter ist eine grüne Funktions-LED positioniert, die auf rot umspringt, wenn der Verstärker stummgeschaltet wird.
EQ:
Ein 4-Band-EQ bildet die Klangregelung des LWA500 und ist unterteilt in die Bereiche Bass (100Hz), Low Mid (800Hz), High Mid (3kHz) und Treble (10kHz). Alle vier Frequenzbereiche können bis zu 12dB angehoben (boost) oder abgesenkt werden (cut).
Compression:
Wiederum mithilfe eines Kippschalters kann manuell ein Kompressor zugeschaltet werden. Ist dieser eingeschaltet, signalisiert eine grüne LED seine Bereitschaft. Beginnt die LED während eines Signals orange zu leuchten, bedeutet dies, dass der Kompressor arbeitet. Ein einziger Regler bestimmt dabei, ab welcher Signalschwelle der Kompressor eingreifen soll (Threshold). Dabei regelt man zeitgleich auch das sogenannte Make-Up-Gain, also den Aufholpegel, welchen man benötigt, um ein vom Kompressor beschnittenes Signal wieder auf jenen Ursprungspegel anzuheben. Der Kompressor arbeitet in Zusammenwirkung mit der Einstellung des Input-Gain-Reglers. Ist der Gain-Regler höher eingestellt, dann arbeitet der Kompressor entsprechend stärker als im Vergleich zu einem abgesenkten Eingangspegel.
Volume:
Dies ist der Master-Volumenregler, mit dem die Ausgangslautstärke der integrierten Class-D-Endstufe bestimmt wird. Die Endstufe liefert laut Spezifikationen 250 Watt an 8 Ohm und 500 Watt an 4 Ohm.
Eine Anschlussbuchse für einen Kopfhörer und eine weitere Buchse (AUX) zum Anschluss externer Soundquellen wie MP3-Player, Drum-Machine etc. beenden die Bediensektion auf der Vorderseite. Zugespielte Musik von MP3 oder CD erklingt über Kopfhörer praktischerweise in Stereo, während der Bass jeweils aus der Mitte kommt. Beide Buchsen sind für den Anschluss von Miniklinken ausgelegt.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Frontplatte des Warwick-Verstärkers beinhaltet folgende Sektionen:

Rückseite:

Auf der Rückseite finden wir den Netzschalter und die Kaltgeräte-Anschlussbuchse für das Netzkabel, die gleichzeitig eine Sicherung (T4AL 250V) enthält.
Hinter einem Schutzgitter liegt ein temperaturgesteuerter Lüfter, der nur im Bedarfsfall anspringt, wenn der Verstärker länger unter höherer Last betrieben wird.
Eine Besonderheit finden wir in Form der Line Out-Klinkenbuchse. Wie der Name bereits verrät, verbirgt sich hier ein unsymmetrischer Line-Ausgang, beispielsweise um das Vorstufensignal an einen weiteren Verstärker zu leiten. Mithilfe eines kleinen Schiebeschalters lässt sich die Funktion dieser Line Out-Buchse jedoch auch als Tuner Out-Buchse definieren. Das hat einzig und allein einen Effekt auf die Wirkungsweise des Mute-Schalters an der Vorderseite des LWA500. Im Line Out-Betrieb wird das Signal an dieser Buchse entsprechend der Stellung des Mute-Schalters offen oder stummgeschaltet, während das Signal im Tuner-Modus immer offen an dieser Buchse anliegt. Schließt man also ein Stimmgerät an diese Line-Out Buchse und schaltet die Option “Tuner” an, so kann man seinen Bass auch dann stimmen, wenn die Anlage mittels Mute-Schalter stummgeschaltet wurde.
Eine weitere 6,3mm Stereo-Klinkenbuchse offeriert einen Mono-Effektweg, für dessen Verwendung man ein Y-Kabel benötigt. Das hat natürlich vorrangig Platzgründe, weil getrennte Effekt Send- und Returnbuchsen auf der wenig Raum bietenden Rückseite schwer unterzubringen wären. Das hierfür notwendige Y-Kabel ist aber glücklicherweise bereits im Lieferumfang des LWA500 enthalten, sodass der Lötkolben nicht extra aktiviert werden muss. Der Effekteinschleifweg kann mittels eines Potis stufenlos von “dry” bis “wet” geregelt werden, also über alle Abstufungen eines parallelen Effektweges bis hin zu 100% Effektanteil, was einem seriellen Effektweg entspricht.
Ein symmetrischer XLR DI-Ausgang kann mittels Schiebeschaltern vor oder hinter der Klangregelung abgegriffen werden (pre/post). Sollte eine Erdbrummschleife auftreten, vermag der ebenfalls vorhandene Groundlift-Schalter Abhilfe zu schaffen.
Zuletzt befindet sich rechts außen eine Speakon- bzw. Klinke-Kombibuchse zum Anschluss einer Box. Werden mehrere Boxen verwendet, dann müssen diese entsprechend untereinander verlinkt werden, da der Amp selbst nur über einen Ausgang verfügt. Da dies allgemein üblicher Praxis entspricht, ist auch nichts dagegen einzuwenden. Wie immer ist bei der Bestückung mit Boxen entsprechend die Ohmzahl zu beachten. Der LWA500 entwickelt sein volles Leistungspotential an 4 Ohm.

Fotostrecke: 3 Bilder Auch die Rückseite des LWA500 hält alle relevanten Features bereit, …

Die Boxen:

Beide hier getesteten Boxen Warwick WCA115 LW und WCA408 LW sind mit schwarzem Filz überzogen, verfügen über große seitliche Tragegriffe mit Griffmulden und schützen ihre Lautsprecher mit massivem Lochblech-Frontgitter. Die 1×15″-Box ist etwas leichter, mit einem Gewicht von knapp 23 kg, während die 4×8″-Box mit 26,6 kg noch ein paar Pfund mehr auf die Waage bringt. Für lange Wege empfiehlt sich daher die Verwendung eines Rollwagens oder ähnlicher Transporthilfen. Beiden Boxen liegt übrigens erfreulicherweise ein Klinke-Klinke-Boxenkabel bei.
Die Boxen sind mit 520 mm Breite sehr kompakt gehalten und lassen sich perfekt übereinander stapeln. Die 4×8-Box ist 160 mm weniger tief als ihr 15″-Gegenstück, dafür aber geringfügig höher. Von der Ästhetik her wirkt die Kombination sehr stimmig, allerdings ist der Aufbau durch die Gehäusetiefe vordefiniert. Die 115-Box kommt nach unten, die 408-Box steht oben. Es gibt ja Bassisten, die bei derartigen Kombinationen auch gerne den umgekehrten Weg gehen (wie zum Beispiel Billy Sheehan) und die 115-Box oben platzieren. Für jene Gattung gestalten sich die unterschiedlichen Boxentiefen eher ungünstig, für den breiten Rest ist dagegen ist der Aufbau ideal.

Fotostrecke: 5 Bilder Auch die Boxen – hier die 4×8 – kommen in sattem Schwarz daher.

Alle Boxen der WCA LW-Serie verfügen über 8 Ohm. Das heißt: im Verbund mit einer zweiten Box reduziert sich die Gesamtimpedanz auf 4 Ohm und bringt damit den LWA500 in seinen optimalen Leistungsbereich von 500 Watt. Die WCA115 LW ist bis 300 Watt belastbar, die WCA408 LW bis 400 Watt. Wenn man sie alleine am LWA500 betreibt, so ist das vollkommen unproblematisch. Als Stack in Kombination betrieben muss man im Zweifel etwas Gefühl mitbringen, inwieweit man den Boxen die volle Leistung des Amps zumuten kann. Kurzfristige Spitzen dürften sicher kein Problem darstellen, bei Dauerbelastung an der Grenze könnte das jedoch anders aussehen. Für diejenigen, die schon im Vorfeld wissen, dass sie die Leistungsgrenzen voll auszuschöpfen gedenken, bietet Warwick beide Boxenmodelle auch mit Celestion-Lautsprechern an, die zum einen etwas leichter sind und deren Dauerbelastungswerte an oder über der Leistungsgrenze des LWA 500 liegen (WCA115 LW-CE bei 500 Watt und WCA408 LW-CE bei 600 Watt). Jedoch sind sie auch hinsichtlich des Preises deutlich höher angesiedelt als die hier getesteten Modelle mit den Warwick-eigenen WPB-Speakern. Ich hatte jedoch während des Tests zu keiner Zeit den Eindruck, als würden die Boxen bei hoher Belastung in die Knie gehen.
Beide Boxen besitzen ein per Poti regulierbares Hochtonhorn: bei der Warwick WCA115 LW liegt dies oben links, bei der WCA408 LW wurde es mittig platziert. Außerdem findet sich noch eine frontseitige Bassreflexöffnung. Der Regler für den Hochtöner liegt sich auf der Rückseite der jeweiligen Box, auf der Anschlussplatte mit Boxeneingangsbuchse und paralleler Ausgangsbuchse zur Verknüpfung mit einem weiteren Cabinet. Vier runde Gummifüße sorgen für rutschfesten Stand.

Fotostrecke: 4 Bilder Die 1×15-Box besitzt dieselbe Optik, obwohl …
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