Praxis
Mit gerade einmal 3,8 kg Gewicht ist die Corvette ein echtes Leichtgewicht, mit der lange Muggen zu einem Kinderspiel werden. Hat man den Bass ohne Gurt auf dem Schoß liegen, zieht der Headstock schon ein wenig in Richtung Fußboden – die fünf Mechaniken bringen eben etwas Gewicht mit sich. Sobald man den Warwick aber am Gurt vor dem Körper hängen hat, kann man sich an den nicht übermäßig ausladenden, aber doch sinnvoll an den richtigen Stellen platzierten Shapings erfreuen, welche Instrument und Spieler zu einer schönen Einheit werden lassen.
Werksmäßig hat man die Saitenhöhe und die Halskrümmung mittelhoch eingestellt. Die vorbildliche Bundierung erlaubt jedoch locker auch tiefere Saitenlagen, sodass ich beherzt zum mitgelieferten Werkzeug greife, um Halskrümmung und Steghöhe im Sinne einer bequemeren Bespielbarkeit zu korrigieren. Dabei zeigt sich wieder einmal die Servicefreundlichkeit der Warwick-Instrumente: zum Einstellen der Halskrümmung braucht man lediglich die Miniklappe an der Kopfplatte zur Seite zu lösen (funktioniert wunderbar mit einem kleinen Schlitzschraubenzieher), um den großen Trussrod-Hexagon-Key von oben in die dafür vorgesehene Öffnung der Halsverstellschraube zu führen.
Die Bespielbarkeit der Corvette ist wirklich 1A: An keinem Punkt auf dem Griffbrett wird der Spielspaß durch einen hervorstehenden Bund getrübt, und bedingt durch die großzügigen Cutaways kann die Greifhand zumindest bis zum 21. der 24 Bünde völlig frei agieren. Der Daumen der Greifhand freut sich über die nicht hochglanzlackierte Halsrückseite, denn durch die dünne Mattlackierung hat man ein sehr schönes natürliches Feeling; einen nahezu “direkten” Kontakt zum Hals sozusagen!
Alle gängigen Spieltechniken sind problemlos anwendbar, und der Bass reagiert willig und mit schnellem Attack auf seichte wie harte Anschläge mit Fingern, Daumen und Plektrum.
Hier ein poppiges Soundbeispiel mit beiden PUs im Klanggeschehen; die Höhenblenden sind beide voll geöffnet:
In dieser Einstellung bringt die Corvette einen sehr praxistauglichen Allround-Sound, der sich nicht nur für das Pizzicatospiel, sondern auch z.B. für Slapping und Tapping sehr gut eignet. Allerdings erinnert der Klang der Corvette in dieser Einstellung trotz der beiden J-Pickups kaum an einen Jazz Bass. Stattdessen ist der Sound sehr kompakt und wuchtig, verfügt über einen aufgeräumten, tighten Bassbereich, stramme Mitten und angenehme Höhen. Das ist er, der weltbekannte Warwick-Sound!
Auf diese Weise angestachelt nehme ich einmal nur den Halspickup ins Geschehen, während ich noch über denselben Backing-Groove jamme. Hier halten sich die eben beschriebenen Klangeindrücke, allerdings wird der Sound in dieser Einstellung durchaus etwas traditioneller und tendiert leicht in Richtung P-Bass:
Das ist ein wunderbar praxistauglicher Basston! Erwähnen möchte ich auch an dieser Stelle die hervorragend eingebundene H-Saite, die man in dem Klangbeispiel am Ende hören kann.
Als nächstes nehme ich mal ein Plektrum zur Hand und gebe per Plugin noch etwas Chorus auf den Corvette-Sound. Klingt fast so, als schaute der Herr Hattler um die Ecke, nicht wahr?
Für dich ausgesucht
Mit den beiden Höhenblenden hingegen ist das so eine Sache: Bei näherem Hinhören stellt sich heraus, dass man beim Betrieb beider Pickups eine beliebige wählen kann, um den Sound generell dunkler zu machen. Ist jedoch nur ein Tonabnehmer angewählt, muss man an der “richtigen” Blende drehen, um die Höhen zurückzunehmen. Die eigentlich logische Variante, bei der eine Höhenblende offen und die andere zu ist, wodurch sich ja nochmals ganz ungewöhnliche Sounds ergeben würden, erweist sich als nicht machbar. Anfangs empfinde ich das als etwas verwirrend, aber wenn man erst einmal weiß, “wie der Hase läuft”, ist das im Grunde gut zu handeln.
Wie auch immer, natürlich präsentiere ich euch auch noch den Ton des Steg-Tonabnehmers bei leicht zugedrehter Höhenblende, der sich als vortrefflicher Sound für solistische Ausflüge und Staccato-Funk entpuppt. Jaco hätte an diesem tighten und festen Sound sicherlich seine Freude gehabt: