Praxis
Durch die weit ausgeschnittenen Korpushörner bietet der Infinity ungehinderten Zugang aller Lagen und lässt sich bis zum 24. Bund ohne Mühe spielen. Der Korpus ist insgesamt allerdings sehr kurz und kompakt, sodass sich der Bass am Gurt eher in der Waagerechten einpendelt. Die tiefen Lagen sind dadurch nicht ganz so bequem zu erreichen, wie man es von einem modernen Bass vielleicht erwarten würde – auf eine leichte Neigung zur Kopflastigkeit muss man sich beim Infinity also konstruktionsbedingt einstellen.
Keine Steine in den Weg legt hingegen das relativ flache Halsprofil, mit dem ich auf Anhieb sehr gut klarkam. Es bietet durchaus eine solide Haptik für grooveorientierte Tieftöner, ist aber andererseits auch grazil genug für Solospezialisten, die in der Regel auf superflache Flitzehälse stehen – hier ist Warwick ein wunderbarer Kompromiss gelungen, würde ich sagen.
Wirklich bemerkenswert ist außerdem die hervorragende Bundierung, durch die sich eine sehr niedrige Saitenlage realisieren lässt. Mein Testbass war auch ab Werk schon sehr komfortabel eingestellt, sodass ich für mein bevorzugtes Setup nur leichte Korrekturen vornehmen musste. Nachdem ich die beiden höchsten Saiten einen Hauch tiefer gelegt hatte, ließ sich der Infinity wirklich traumhaft leicht spielen und alle Töne klangen trotz extrem niedriger Saitenlage sauber und schnarrfrei.
In Sachen Spielkomfort gibt es beim Rockbass Infinity 5 also nicht viel zu meckern, und was der preisgünstige Longscale-Fünfsaiter klanglich zu bieten hat, finden wir jetzt anhand der nachfolgenden Audiobeispiele heraus! Wir beginnen mit den verschiedenen Grundklängen mit beiden Tonabnehmern im 50:50-Verhältnis, die ich mit komplett neutraler EQ-Einstellung aufgenommen habe.
Der Infinity liefert ein deutlich knurrigeren und mittenstärkeren Sound, als ich vermutet hätte – hier dominiert ohne Frage der fette Humbucker in der Stegposition. Das knackige Low-End kommt aber trotzdem nicht zu kurz, und in der parallelen Schaltung der Spulen produziert der MEC-Humbucker einen ausgewogenen und transparenten Höhenbereich.
Wenn man den Wahlschalter für die Spulenschaltungen auf “seriell” umlegt, wird der Sound deutlich muskulöser. Punchige Tiefmitten dominieren und überlagern den oberen Bereich – ein kräftiger Groove-Sound mit starkem Charakter, wie ich finde.
Wer auf luftigere Sounds mit offenen Höhen steht, kommt beim neuesten Rockbass-Zugang allerdings auch auf seine Kosten. Schaltet man den Bridge-Pickup in den Singlecoil-Modus, klingt der Infinity 5 nämlich hörbar knochiger und filigraner.
Als nächstes hören wir uns die Wirkung der Rockbass-Elektronik an – oder genauer gesagt: des Zweiband-EQs. Beide EQ-Regler, also sowohl Bässe als auch die Höhen, sind im folgenden Clip zu etwa 80 Prozent aufgedreht, mit dem Balance-Regler habe ich komplett auf den parallel geschalteten Stegtonabnehmer geblendet.
Selbst heftige Anhebungen beider Bänder bringen den Sound nicht aus der Spur. Ganz im Gegenteil: der knurrige Bridge-Pickup-Sound klingt jetzt noch crisper und gleichzeitig wird die Tragfähigkeit deutlich gestärkt. Auch toll: Lobenswerterweise produziert die Elektronik trotz heftig aufgedrehten EQ-Reglern kaum Nebengeräusche!
Nachfolgend hört ihr die gleiche Einstellung noch einmal, jetzt allerdings mit seriell geschaltetem Humbucker. Erwartungsgemäß wird der Sound mit dieser Einstellung wieder deutlich dichter und kräftiger.
Beim nachfolgenden Slapsound ist wieder ein deutlicher Bass- und Höhenboost mit der Rockbass-Elektronik zu hören, der Stegtonabnehmer arbeitet dabei im Singlecoil-Modus:
Moderne und detailreiche Sounds sind sicher die Stärke des Rockbass Infinity, mit ein paar Handgriffen lässt sich der Fünfsaiter aber auch in eine vintageartige Richtung trimmen, wie ihr im letzten Beispiel hören könnt. Für die Aufnahme mit dem Halstonabnehmer im Solomodus habe ich die Bässe leicht angehoben und die Höhen stark abgeschwächt.