Corona, genauer Covid-19, ist eines der bestimmenden Themen dieser Tage. Ob nicht andere Thematiken mehr im Fokus liegen sollten und ob nun zu sehr über- oder untertrieben wird, soll hier nicht behandelt werden.
Vielmehr geht es darum, welche Auswirkungen die kleinen Biester auf unsere Branche haben. Dass sie welche haben, ist wohl unbestreitbar, bedenkt man nur, dass das große Messen-Paar, also Musikmesse und ProLight & Sound verschoben wurden (Aktuelle Informationen zu Messen, Conventions, Tagungen und dergleichen findet ihr hier).
Die Live-Szene ächzt schon, weil viele Menschen Veranstaltungen meiden, auf die Reisen dorthin verzichten oder Musiker es scheuen, durch ganze Kontinente zu touren. Bedenkt man, dass viele Tontechniker zwei Standbeine haben, nämlich Studio- und Livetätigkeiten, kann das für Einzelne schon zum gravierenden Problem werden – oder sogar schon sein. De facto sind sowohl einzelne Personen als auch kleine und große Unternehmen betroffen, die sich allzu monothematisch ausgerichtet haben. Und ganz generell sind die aktuellen Geschehnisse ein Lehrstück darüber, wie fragil die Wirtschaft, zu der ja auch die Unterhaltungsindustrie gehört, aufgestellt ist.
Die Tontechnik benötigt Technik. Das ist klar, es steckt schließlich im Namen. Viele Quellen der Lieferketten liegen in China. Das gilt beileibe nicht nur für „Made in China“-Produkte, denn sehr viele Bauteile, zumindest aber Rohstoffe haben ihren Ursprung im Land der Mitte. Nun ist es aber nicht so, dass wir bereits in einem postapokalyptischen Zeitalter leben würden. Allenfalls kann es sein, dass der Endkunde ein wenig länger auf die Verfügbarkeit eines Geräts warten muss. Die Audiobranche ist generell deutlich langsamer und altmodischer als einige andere. Zum Glück, denn wo alles „just in time“ gefertigt und geliefert wird, wird es schneller einmal eng. Natürlich ist es nur eine Vermutung, aber die Lager von Herstellern, Vertrieben und nicht zuletzt dem Einzelhandel werden so gut gefüllt sein, dass nur punktuelle Probleme zu erwarten sind.
Ökonomisch sicher nicht unerheblich können die schwächelnden Absatzmärkte für diejenigen sein, die auf entsprechende Kundschaft angewiesen sind. Schließlich ist es hauptsächlich die Unterhaltungsbranche und statt Unterhaltung hat man im Falle einer echten Pandemie anderes im Sinn, als auf Konzerte zu gehen und genüßlich einem neuen Album zu lauschen. Aber das klingt ja schon wieder so, als sei die Beulenpest über uns hereingebrochen und als seien ganze Landstriche entvölkert. Man darf nicht vergessen: Aktuell werden Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um einen Virus kontrollierter weiterverbreiten zu lassen.
Für dich ausgesucht
Als positiv denkender Mensch sollte man sich, selbst für den Fall, dass man unter häuslicher Quarantäne steht, darauf freuen, vielleicht etwas mehr Zeit zum Musikmachen zu haben. Besonders der „Recording Musician“, der zuhause vor dem Computer seinem Hobby nachgeht, hat vielleicht endlich einen prima Grund, sich gemeinsam mit einer der tollsten Sachen auf der Welt noch ausführlicher zu beschäftigen und sich einzuigeln. Ich bin mir sicher, dass eine jede „Krise“ immer auch ein Kreativitätsboost ist. Viel benötigt man ja nicht, neben der Hardware und ein paar Instrumenten nur noch Strom. Und den kann schließlich im Supermarkt nicht jemand weghamstern, indem er ihn zentnerweise in den Einkaufswagen wirft – es gibt ihn sehr sicher auch weiterhin. Und wer beim Musikmachen zu „Sagrotan“-mäßig vorgeht, statt Authentizität in der Musik zuzulassen, der sollte wenn es nach mir ging lieber einen riesigen Topf Nudeln zubereiten.
Also: Harren wir der Dinge die da kommen, hoffen wir auf das Beste und seien wir zuversichtlich. Panik ist sicher unangebracht, aber gleichzeitig gibt es auch jetzt schon durchaus Probleme, die wir zumindest indirekt den kleinen, fiesen Virüschen zuschreiben müssen.