Streaming ist heute allgegenwärtig. Die Palette der Streaming-Varianten in denen Audio eine Rolle spielt, reicht dabei von Musikern, die ihre Performance ins Netz bringen über Podcaster und Vlogger, die Interviews per Voice-Chat führen und übertragen, und Gamer, die Playthroughs präsentieren, bis hin zum Streaming von Videokonferenzen, bei denen mehrere Teilnehmer zugleich sprechen.
Und diese Reihe lässt sich problemlos erweitern. Durch das Hin und Her der Audiosignale können dabei Schleifenverbindungen entstehen, die es aufgrund ihres zeitlichen Versatzes Performern nahezu unmöglich machen zu sprechen oder ihr Instrument zu spielen. Die Lösung für dieses Problem ist die Mix-Minus-Funktion.
Das Problem
Stellen wir uns zum Beispiel ein Szenario vor, in dem ein Podcaster das Interview mit einem Gast live Streamen möchte. Wird dem Interview-Partner der gesamte Mix von Mikrofon 1 (Podcast-Host), Mikrofon 2 (Interview-Gast) und Audiobett (z.B. Musik oder Beiträge per DAW) auf die Kopfhörer geschickt, hört sich der Interview-Teilnehmer in diesem Mix also auch selbst. Das wäre kein Problem, gäbe es da nicht dieses verflixte Problem mit der Latenz.
Und dabei Addieren sich in diesem Fall die Zeitverzögerungen der Audioübetragung vom Interview-Partner zum Mixer des Podcast-Hosts, die Eingangs- und Ausgangslatenz von Audio-Interface beziehungsweise Mixer und DAW sowie die erneute Zeitverzögerung der Audiorückübetragung zum Interview-Partner. Die Gesamtverzögerung kann dabei mehrere Sekunden betragen. Im Ergebnis fällt sich dann der Interview-Partner mit seiner eigenen Stimme permanent selbst in Wort. Deshalb zählt Mix-Minus zu den wohl wichtigsten Funktionen, die moderne Mixer und Audio-Interfaces für Streaming bieten sollten. Aber was genau geschieht bei der Mix-Minus-Funktion hinter den Kullissen? Und wie könnt ihr dieses Mix-Feature dennoch nutzen, wenn euer Mixer diese Funktion nicht bietet?
Mix-Minus
Eine mögliche Lösung für dieses Problem könnte es nun sein, technisch so weit aufzurüsten, dass alle beteiligten Latenzen so kurz wie nur eben möglich sind. Wenn wir aber bedenken, dass schon Verzögerungen im Bereich weniger Millisekunden ablenkend wirken können, sind wir mit den mitunter zwei oder drei Sekunden (also 2000 oder 3000 Millisekunden) großen Streaming-Latenzen von der technischen Behebung der Ursachen weit, weit entfernt. Hier muss man sich vor Augen führen, dass auch professionelle Rundfunk- und Fernsehstationen mit dieser Form von Latenzen arbeiten müssen. Es muss also eine andere Lösung her. Und die ist simpel: Hört sich der Interview-Gast nicht selbst in der Rückübertragung des Mixes, kann er ohne sich selbst zu unterbrechen sprechen. Und genau das leistet das Mix-Minus-Feature. Es sorgt dafür, dass auf einem dafür vorgesehenen Monitorweg der Gesamtmix abzüglich des Sprecherkanals an den Gast zurückgeschickt wird. Er hört also den Mix minus seinen Mikrofonkanal.
Für dich ausgesucht
Wenn ihr euch nach einem Streaming-Mixer umschaut und die Mix-Minus-Funktion benötigt, könnt ihr euch auf unseren Seiten den Mackie M Caster Live Test ansehen oder auch den ZOOM LiveTrak L-8 Test. Diese und weitere Geräte haben das Feature bereits integriert, so dass ihr euch nicht um aufwändige Zweitmixe, Routings oder Verkabelungen kümmern müsst.
Lösung per Aux-Weg
Hat euer Mixer oder euer Audio-Interface kein Mix-Minus-Feature, könnt ihr euch nicht nur in unserem Kaufberater Podcasting: Das beste Podcast-Equipment nach einem neuen Gerät umschauen. Ihr habt auch die Möglichkeit dieses Mix-Setup manuell per Aux-Weg umzusetzen. Und das geht so: Ihr benötigt ein Mischpult mit separatem Aux-Weg. Euer Mikrofonsignal und das eures Gastes speist ihr in zwei Eingangskanäle eures Mischpultes ein, die Einspieler der DAW per Line-Signal in einen weiteren Kanal. Ihr selbst könnt nun über euer Monitoring das gesamte Mixsignal abhören. Für euren Gast legt ihr aber als Alternative dazu im Aux-Weg eures Mixers eine zweite Abmischung an. Dafür dreht ihr die Aux-Regler für euren eigenen Mikrofonkanal und den der DAW-Einspieler auf und regelt den Aux-Pegel des Gast-Kanals komplett herunter. Nun benötigt ihr nur noch eine Möglichkeit, das Signal der Aux-Summe an den Gast zu senden. Schon habt ihr für ihn ein Mix-Minus-Setup erzeugt.
Das Rücksenden der Aux-Summe kann dabei ganz old-school per analoger Kabelverbindung erfolgen, beispielsweise wenn der Anrufer per Telefon zugeschaltet ist und ihr ein Kabel vom Aux-Ausgang des Mixers zum TRRS-Adapter des Smartphones nutzt. Es ist aber auch möglich diese Verbindung per internen Routings umzusetzen, sofern euer Mischpult die Möglichkeit dazu bietet. Diese Lösungen sind allerdings im Fall der Verkabelung aufwändig und mithilfe virtueller Routings nur bei höherwertigen Audio-Interfaces und Mischpulten gegeben. Das ist der Grund, warum ein Mix-Minus-Feature bei Podcast-Stationen wie dem Rode Rodecaster Pro II und an preisgünstigen Kleinmixern wie den Yamaha AG03 MK2 und AG06 MK2 ein wahrer Segen ist.
Brauche ich eine Mix-Minus-Funktion?
Die Mix-Minus-Funktion ist ein Feature, das Streamern in Interview-Situationen hilft, mit vorhandenen Übertragungs- und Verarbeitungslatenzen umzugehen. Das bedeutet, dass ihr von dieser Lösung erwarten könnt, dass Interviews reibungsloser vonstattengehen, weil sich eure Interview-Partner besser auf das Gespräch mit euch konzentrieren können. Was ihr dagegen nicht erwarten könnt ist, dass Latenzprobleme dadurch behoben werden. Das heißt im Klartext, dass in euren Interviews durchaus kleine Lücken entstehen können, in denen eure Interview-Partner auf eure Frage oder ihren Einsatz im Rücksignal warten. Die Dauer dieser Lücken entspricht übrigens genau der Dauer des Versatzes, mit dem sich euer Gast ohne Mix-Minus zeitversetzt per Kopfhörer hören würde.
Mit dem Mix-Minus-Feature habt ihr also eine Funktion an der Hand, die Latenzprobleme nicht löst, indem sie die Ursache behebt, sondern indem sie den Umgang mit ihnen in der Praxis handhabbar macht. Wenn ihr als Streamer des Öfteren Interview-Partner habt und vor der Anschaffung eines neuen Mixers steht und das Gerät eurer Wahl keinen Aux-Weg oder aufwändigen internen Routing-Möglichkeiten bietet, dann solltet ihr darauf achten, dass euer neues Mischpult oder Audio-Interface auch eine Mix-Minus-Funktion an Bord hat. Schaut euch auch die weiteren bonedo-Tipps zum Thema Streaming an, die ihr zum Beispiel in unserem Feature Streaming Tipps & Tricks für DJs: erfolgreiches Video-Streaming von Webshows und DJ-Sets findet.