Wave Alchemy Evolution Test

Die britische Soundschmiede Wave Alchemy hat schon einiges an Erfahrung vorzuweisen, wenn es um die Herstellung hochwertiger Sample-Packs und virtueller Instrumente geht, denn ihre Produktliste ist lang. Auf eben dieser Liste finden sich auch einige Drum-Libraries. Während man sich bei der Benennung für diese Libraries größtenteils auf offensichtliche Namen wie Complete Drums, Drum Machine Collection oder einfach Drum Tools verlassen hat, schlagen die Briten in letzter Zeit wesentlich selbstbewusstere Töne an.


Revolution hieß ihr letztes Werk in diesem Bereich. Und jetzt setzen die englischen Alchimisten noch mal einen drauf und veröffentlichen Evolution, „a rendering Drum Engine for the modern producer“. Die alles entscheidende Frage wird also sein, ob eben diese Drum-Engine ihrem großen Namen tatsächlich gerecht werden kann, oder ob man sich im Hause Wave Alchemy etwas zu viel vorgenommen hat. Im folgenden Test gehen wir dieser Frage detailliert nach.

Details

Allgemeines

Evolution ist eine Sample-basierte Drum-Maschine im Kontakt-Format, die sich aber nicht als Sample-Library sondern eher als Instrument versteht. Deshalb werden auch keine analogen Geräte nachgeahmt. Eigens erstellte akustische, analoge und digitale Sounds laden zum Erstellen individueller Beats ein. 
Nach dem Kauf auf der Herstellerwebseite muss die Library nur noch über Native Access registriert werden und kann dann sowohl in der Vollversion von Kontakt als auch im FREE Kontakt Player benutzt werden. Evolution ist zudem NKS-kompatibel und enthält über 28000 Samples und mehr als 400 Presets aus allen möglichen Genres. Man erhält vier Instrumente: die cleane Version, einfach Evolution genannt und zusätzlich Tape 1,Tape 2 und Tape 3. Diese drei Versionen wurden durch eine analoge Bandmaschine veredelt und enthalten zunehmend mehr Saturation.

GUI

Die Oberfläche der Drum-Engine ist in drei Haupteile unterteilt. In der Kopfzeile befindet sich der Bereich der Soundauswahl. In der rechten Hälfte sind die 28.000 Samples in zehn verschiedene Instrumenten- und deren Untergruppen unterteilt. So geht die Suche nach passenden Sounds sehr schnell vonstatten. In der linken Hälfte werden nicht nur die Samples über die blauen Pfeile oder ein Menu ausgewählt, das durch einen Klick auf den Dateinamen erscheint, sondern auch die Wellenform der Audiodateien angezeigt. Jeder Sound besteht aus drei Komponenten, Drum, Transient und Layer, später kann man diese über das X-Y-Pad stufenlos miteinander mischen. 
Hat man eine Sequenz programmiert, lassen sich auch danach noch alle verwendeten Samples austauschen. So kann man jederzeit die Drum-Sounds leicht auf die anderen Elemente der Produktion anpassen. Passt der später hinzugefügte Bass-Sound also zum Beispiel nicht zur Kick, lässt sich diese somit schnell austauschen und dabei immer im Kontext des gesamten Beats hören. Über das Würfel-Symbol kann man die Sounds auch zufällig aussuchen lassen. Beim Halten der STRG-Taste werden alle drei Engines gleichzeitig mit neuen Sounds bestückt. 

In der Fußzeile finden wir einen vereinfachten Step-Sequencer in der Form einer klassischen Drum-Computer-Sektion mit ihren 32 Slots. Diese stehen für die rhythmischen Einheiten eines 4/4-Taktes, der in Zweiunddreißigstelnoten unterteilt wurde. Sounds lassen sich so für jedes der zwölf Instrumente extra wie bei einem Drum-Computer kinderleicht und sehr schnell programmieren bzw. auf einer bestimmten Zählzeit aktivieren. Darunter befindet sich ein Display, das verschiedene zusätzliche Parameter anzeigen kann und über die Knöpfe darunter angesteuert wird. Über Rate, Length, Swing und Accent kann man den programmierten Groove schnell beeinflussen, ohne dabei in den Sequenzer-Modus zu wechseln. Der jeweilige Wert erscheint direkt unter dem zugehörigen Button der 32 Rhythmus-Slots. Die Pattern-Funktion links erlaubt es, verschiedene Versionen eines Beats abzuspeichern und mit einem Mausklick auszuwählen, was besonders für den Live-Einsatz sehr sinnvoll ist.

X-Y-Pad

Wie bereits erwähnt ermöglicht dieser Teil des Interfaces eine stufenlose Mischung der drei Soundkomponenten Drum, Transient und Layer, und zwar für jeden der zwölf Sounds extra. 
Flankiert wird das Pad von acht Makro-Controllern. Diesen können Parameter aus den Bereichen Volume, Pitch, Filter, EQ, Compressor und Shaper zugewiesen werden. Außerdem lässt sich über die drei kleinen Regler direkt über den Makros die Intensität jedes Parameters in unterschiedlichem Maß auf die drei Sound-Komponenten Drum, Transient und Layer übertragen, ähnlich wie bei einem Send-Effekt. Ganz unten befinden sich noch kleinere Regler für Volume, Pan, und zwei Effekt-Sends. Auch diese Werte sind wiederum für jeden Sound extra einstellbar.

Mixer

Der Mixer bietet nicht viel Neues, warum auch. Für jeden der zwölf Kanäle gibt es einen Laustärke-, Pan- und zwei Send-Effekt-Regler sowie einen Solo- und Mute-Knopf. Lediglich das Fehlen eines Lautstärkereglers, wie man ihn von anderen Plug-ins her kennt, ist ungewohnt, wirkt aber auch sehr modern. Diesbezügliche Einstellungen werden stattdessen über Klicken und Ziehen der LED-Anzeige vorgenommen, in die der Regler implementiert wurde.
Über dem Mixer befindet sich die üppig ausgestatte Effekt-Sektion. Alle verfügbaren Parameter sind in vier Bereiche unterteilt, Voice, EFX, Master und Send. Voice werden vom Hersteller die gesampelten Audiodateien genannt. Hier können also neben einem Filter auch die Hüllkurve und die Tonhöhe betreffende Veränderungen vorgenommen werden. EFX und MST bilden die eigentliche Effekt-Sektion. Sie beinhalten beide grundsätzlich die gleichen Effekte, nämlich einen EQ, einen Kompressor und einen Shaper-Effekt. Letzerer kombiniert Verzerrung mit Transient-Shaping und Filterfunktionen. Für Veränderung einzelner Sounds wählt man EFX, für globale Effekte MST. SND gibt Kontrolle über die Send-Effekte, die über den Mixer und die X-Y-Pad-Sektion angesteuert werden können. Es stehen jeweils zwei verschiedene Delays und Reverbs sowie 19 Impulse-Responses zur Verfügung.

Sequencer

Zu guter Letzt gibt es noch einen großen Step-Sequencer, zum Plug-in passend bietet auch dieser wieder sehr viele Möglichkeiten. Hier werden nun alle zwölf Sounds eines Kits gleichzeitig dargestellt. Auf der Y-Achse sehen wir die 12 Drum-Sounds, auf der X-Achse dann die Verteilung im Sequenzer-Raster. Über das X unter dem Soundnamen lässt sich die Programmierung jedes Sounds schnell auslöschen. Das kleine Würfel-Symbol daneben erzeugt dagegen eine zufällige Verteilung im Raster. Über das Plus-Symbol lässt sich die Zoom-Funktion öffnen, eine Velocity-Ansicht, über die sich die einzelnen Werte ganz exakt eintragen lassen. Außerdem stehen noch einmal für jeden Kanal ein Mute- und ein Solo-Button zur Verfügung. In der normalen Rasteransicht lässt sich ein Step direkt mit der Maus einzeichnen, genau wie seine Velocity. So kann man ungeheuer schnell einen lebendigen Groove programmieren. 
Ebenfalls erwähnenswert ist der Global FX Sequencer, er ist über den rechten der beiden roten runden Knöpfe zu aktivieren, am oberen Ende der Y-Achse. So erscheinen für den ausgewählten Sound die Pitch-, Volume-, Send- und alle acht Makro-Parameter. Man kann dort eingezeichnete Veränderungen somit auf bestimmte Steps reduzieren ohne sie auf einen kompletten Kanal anzuwenden. Die Lebendigkeit eines Grooves lässt sich somit enorm steigern und man muss dafür die Sequenzer-Ansicht gar nicht erst verlassen, das spart Zeit. Die beiden Schieberegler Accent und Slop humanisieren die Akzente und das Timing des Grooves, sodass ein menschlicheres Gefühl entsteht.

Klang

Der Sound von Evolution ist einfach unglaublich! Die mitgelieferten Beats und Grooves in Form der Presets klingen fantastisch. Die Snares und Kicks haben viel Punch, die Bässe sind präsent, rund, warm und kein bisschen aufdringlich. Und auch die anderen verwendeten Sounds sind kreativ und geschmackvoll ausgewählt und arrangiert. Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt und klingt gerade genug Lo-fi. Und das Timing der Preset-Beats ist makellos. Wave Alchemy gibt an, mehrere tausend Stunden für die Entwicklung dieses Drum-Tools aufgewendet zu haben und das hat sich offensichtlich gelohnt, man hört quasi jede einzelne Stunde heraus. So kann man die Grooves direkt in Produktionen als Taktgeber verwenden, ohne zuvor lange einen Beat selbst programmieren zu müssen. Durch die vielen Bearbeitungsmöglichkeiten kann außerdem jedes Preset anschließend leicht zu einem ganz eigenen Beat verändert werden.
Die Presets sind in neun Gruppen eingeteilt: Abstract & Experimental, Drum & Bass, Electronica, Garage, Hip Hop, House, Pop & Indie, Techno und Trap und kommen mit einer Tempoempfehlung. So kann auch der nicht so versierte Nutzer schnell in die jeweiligen Klangwelten abtauchen. Wir hören uns jetzt jeweils ein Audiobeispiel aus jeder Preset-Gruppe an. Beim Mixdown habe ich ganz bewusst auf jegliche Art von zusätzlichen Effekten oder Bearbeitung verzichtet, damit man sich ein genaues Bild vom Klang des Drum-Tools machen kann. Alle Grooves sind also genau so in Evolution enthalten.

Audio Samples
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Preset: Abstract u0026 Experimental u2013 Random Is Good

Wir beginnen mit einem experimentellen Beat, wie man ihn bestimmt auf so manch illegaler Technoparty am Wochenende zu hören bekommt. Es gibt so viele verschiedene Elemente, dass der Beat auch nach längerem Hören nicht langweilig wird. Der Sound ist sehr ausgewogen, was diesen Effekt noch weiter unterstützt. 

Audio Samples
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Preset: Drum u0026 Bass u2013 Breakneck

Der Drum & Bass Beat klingt wie frisch aus der Londoner Underground-Szene. Man kann Ali G förmlich darüber rappen hören. Dieses Preset ist ein wahres Meisterwerk. 

Audio Samples
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Preset: Electronica u2013 Fat Lamb

Das Wort Fat im Titel dieses Presets bezieht wahrscheinlich auf die Tiefen. Der Bass brummt angenehm und völlig kontrolliert vor sich hin. Der im Prinzip einfache Beat wird durch kreativ gesetzte Percussion zum Groove-Monster. Die alternativen Patterns in Form von verschiedenen Breaks passen sehr gut zum Hauptgroove. 

Audio Samples
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Preset: Garage u2013 Abstract
Das Preset Abstract präsentiert eigentlich wieder einen ganz einfachen Beat. Aber auch hier steckt der Teufel im Detail. Die Sounds sind gut abgemischt. Die Kick ploppt schön, die Snare hat viel Attack und die Percussion-Elemente runden das Ganze ab. Was könnte man sonst noch von einem Drum-Beat wollen?
Audio Samples
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Preset: Hip Hop u2013 New City Groover
Der klassische Hip-Hop-Beat erinnert an die ebenso klassische 808. Die tiefe Kick, die klatschende Clap und der Claves-Sound könnten auch aus dem Original von Roland stammen. Die einzelnen Elemente wurden in alle Richtungen verschoben, so entsteht der Eindruck, dieser Beat wird gerade live an einer MPC performt oder von einem DJ aufgelegt.
Audio Samples
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Preset: House u2013 Machined
Dieses Preset animiert direkt zum Tanzen. Der Groove nimmt einen mit, die Kick treibt nach vorne und die Percussion sitzt weit hinten im Mix. So entsteht eine Räumlichkeit und der Beat wirkt überhaupt nicht voll, obwohl ganz schön viel los ist. 
Audio Samples
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Preset: Pop u0026 Indie u2013 Droney Tom
Der Sub-Bass wurde auch hier sehr geschmackvoll eingesetzt und die Kick ploppt wieder angenehm. Die Percussion wurde kreativ im Stereofeld verteilt. Besonders interessant ist bei diesem Preset aber die Hallfahne der Snare, die alles mit einer Art Vinyleffekt zusammenhält. Sehr kreativ.
Audio Samples
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Preset: Techno u2013 Bumpy
Der Name dieses Presets beschreibt perfekt, wie gut die Kick durch alle anderen Elemente durchgehört werden kann. Genau so gehört sich das auch bei diesem Genre. Die verwendeten Percussion-Sounds lockern den ansonsten ziemlich harten Groove auf.
Audio Samples
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Preset: Trap u2013 TRAP DAT

TRAP DAT groovt extrem. Die Hi-Hats wurden dafür nach hinten verschoben, der wummernde Bass treibt den Beat an und die etwas verrückte Synth-Melodie gibt dem Ganzen einen Wiedererkennungseffekt und damit den letzten Schliff. Die verschiedenen Patterns bieten dazu noch viel Abwechslung. Ein absoluter Genuss.

Fazit

Die Palette an Sounds und Presets mit bereits komplett fertigen Beats ist riesig, genau wie die Möglichkeiten, die Klänge zu bearbeiten und auszutauschen. Durch die Übertragung der Parameter herkömmlicher Klangsynthese auf die Drum-Engine mit ihren Audiosamples erhält man unendliche klangliche Möglichkeiten. Die Qualität der Samples und der Beats ist hervorragend. Man hört hier wirklich jede der tausenden Stunden, die in die Produktion dieser Drum-Engine eingeflossen sind. Alle Presets klingen, als seien sie einer fertigen CD-Produktion entnommen worden. Die GUI ist trotz der vielen Möglichkeiten sehr übersichtlich gestaltet. Nach wenigen Minuten findet man sich zurecht und einem schnellen Workflow steht nichts mehr im Wege. Durch eine Random-Funktion sowohl im Sequenzer als auch bei der Auswahl kann man sich durch das Element des Zufalls inspirieren lassen. So sind der Fantasie des Produzenten absolut keine Grenzen gesetzt. Und während bei Revolution noch klassische Drum-Computer-Legenden gesampelt und möglichst naturgetreu nachempfunden wurden, entstammen die Sounds bei Evolution eigenem Sounddesign und garantieren dadurch Individualität. Wer also elektronische Musik produziert oder viel mit Beats jeglicher Art zu tun hat und sich bei den Drum-Sounds nicht auf die Klassiker verlassen möchte, kommt um diese Drum-Engine nicht herum. Ein echtes Must-have!

Pro
  • große Sound-Vielfalt durch über 25000 Samples und 300 Presets
  • fantastischer Klang
  • quasi unbegrenzte Bearbeitungsmöglichkeiten
  • sehr schnelles und intuitives Sounddesign durch XY-Pad
  • acht programmierbare Makro-Controller
  • sehr flexibler Step-Sequencer
  • sehr gutes GUI-Konzept
  • gutes Preis/Leistungs-Verhältnis
Contra
  • kein Contra
FEATURES
  • Weiterentwickelte Drum-Engine mit riesiger Sound-Library von Drums und Sounddesign-Tools für Kontakt oder FREE Kontakt Player
  • Über 28.000 Samples in mehr als 400 aufwendig produzierte Presets aus vielen Genres
  • Drei Drum-Layering-Engines pro Voice
  • X-Y-Pad für stufenloses Überblenden zwischen diesen drei Layers
  • Modulares Makro-System mit 42 Zielen
  • Überarbeiteter 32-Step-Sequenzer
  • High-end-Effekte wie Filter, EQ, Kompressor, Transient-Shaper, Delay und Reverb
  • MIDI-Drag-and-Drop-Funktion in DAW
  • Multi-Output-Support
  • NKS-Ready
  • Unterstützt Mac OS X 10.10, 10.11, 10.12 (oder höher nur 64-bit) und Windows 7 oder höher (32/64-bit)
  • Benötigt 5 GB nach Entpacken
Preis:
  • ca. 167 EUR,- ( Straßernpreis am 13. 149,95 GBP
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • große Sound-Vielfalt durch über 25000 Samples und 300 Presets
  • fantastischer Klang
  • quasi unbegrenzte Bearbeitungsmöglichkeiten
  • sehr schnelles und intuitives Sounddesign durch XY-Pad
  • acht programmierbare Makro-Controller
  • sehr flexibler Step-Sequencer
  • sehr gutes GUI-Konzept
  • gutes Preis/Leistungs-Verhältnis
Contra
  • kein Contra
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