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Waves Infected Mushroom Pusher Test

In den letzten Jahren hat Waves eine interessante Neuausrichtung der Bedienkonzepte vieler Plug-ins vollzogen: Weg von der Spiegelung realer Hardware hin zu ergebnisorientierten, in dieser Form nur am Computer realisierbaren Meta-Benutzeroberflächen. Sprich: Der Benutzer sieht am Bildschirm vielleicht nur einen Regler mit der Beschriftung “Bass Balance” – im Hintergrund werkeln allerdings mindestens ein Kompressor, zwei Equalizer und ein Algorithmus, der die Erfahrungen eines namenhaften Engineers berücksichtigt. In diese Richtung zielt auch der neueste Streich, der auf den naheliegenden Namen “Pusher” getauft wurde und in Zusammenarbeit mit dem Psychtrance-Duo “Infected Mushroom” entstanden ist.

waves_pusher_teaser

Details + Praxis

Konzept

Ob man die Musik des israelischen Psytrance/EDM-Duos “Infected Mushroom” mag ist Geschmackssache. Unstrittig ist, dass die beiden ziemlich gut darin sind, diesen für die EDM-Ästhetik typischen, bis zur Null-Dezibel-Marke verdichteten Sound abzuliefern. Das in Zusammenarbeit mit Waves entstandene Plug-in Pusher will Musikern und Produzenten helfen, einen ähnlich konkurrenzfähigen Sound zu erreichen, und das mit einer Handvoll Bedienelemente. Pusher ist folglich ein Multieffekt-Plug-in, unter dessen Oberfläche Equalizer, Multiband-Kompressor und Limiter ihren Dienst verrichten.

Funktionsweise

Auch ohne Handbuch-Lektüre gestaltet sich die Arbeit mit Pusher denkbar einfach: Zunächst einmal gilt es, vermittels des Input-Reglers das Signal in einen vernünftigen Arbeitsbereich zu bringen. Als Hilfe dient eine LED, die der international verständlichen Farbkodierung von „aus‟ über grün bis rot (= übersteuert) folgt. Auch ausgangsseitig kann das Signal in der Lautstärke angepasst werden. Das ist wichtig, denn der lautheitsneutrale A/B-Vergleich ist das A und O jeder Dynamik- und Frequenzbearbeitung. 
Nicht so gut: Zwar verfügen die Module High, Magic, Body und Low über In/Out-Schalter, es gibt aber keinen Bypass-Schalter für alles und so muss man den Weg über den Bypass der DAW gehen. Ebenfalls fragwürdig: Auch wenn alle Regler auf null gesetzt sind, ist ein Unterschied zu hören, wenn man zwischen On und Off hin- und herschaltet. Bereits das einfache Insertieren des Plug-ins bewirkt eine Pegelanhebung um 7 dB. Schaltet man die dann die Module aktiv, kommen noch einmal 2 dB drauf. Das sollte so nicht sein. Punkt.
In welcher Reihenfolge man dem Signal auf die Pelle rückt ist Geschmackssache. Ich bevorzuge den Weg von unten nach oben – sprich vom Bass in Richtung Höhen. Die Low-End-Bearbeitung hat zwei Parameter: Stärke (0 – 200) und Grundton (tonal einstellbar). Ein Blick auf den Analyzer verrät, dass es sich nicht um einen harten Low-Cut, sondern ein sanftes Shelf handelt, das unterhalb des gewählten Grundtons arbeitet. Dreht man den Stärke-Regler hoch, erfolgt eine Verstärkung an der Grenzfrequenz – eine gängige und sinnvolle Praxis. Ich hätte mir alternativ auch das direkte Anfahren von Frequenzen gewünscht.

Fotostrecke: 2 Bilder Vielleicht ein bisschen duster, ansonsten aufgeräumt: Das GUI von Pusher.

Der Body-Regler kümmert sich um eine dezente Anhebung der Tiefmitten. Auch wenn man den Regler in Richtung 12 Uhr dreht, gibt es keine unangenehmen Überraschungen. Vielmehr gewinnt das Material an Physis und Bauch. Anders agiert das Magic-Poti mit den flankierenden Reglern Focus und Dynamic Punch. Hierbei handelt es sich um eine Multiband-Dynamikstufe, die besonders im Bereich der Mitten tätig ist. Und die sind bekanntlich entscheidend für die empfundene Lautheit. Dynamic Punch regelt die Attack- und Release-Zeiten, wohingegen Focus die Präsenz der Hochmitten und damit die Ortbarkeit und Knackigkeit verstärkt. 
Mit den drei Reglern sind schnell Verbesserungen der Signalpräsenz zu erzielen: Magic  zur Hälfte rein drehen, mit Punch so lange verstärken, bis das Signal hörbar an Durchsetzungsstärke gewinnt, dann noch mit Focus nachjustieren – fertig! So profitieren im folgenden Beispiel beispielsweise Stimme und Synth-Lead. Der vormals satte und volle Synth-Bass mit langem (wünschenswerten) Release wird dagegen von der schnell zupackenden Dynamikstufe in seinem Release-Verhalten beschnitten. Also immer auf das Material achten!

Audio Samples
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Vocal (Peak-normalisierter A/B-Vergleich) Lead-Synth (Peak-normalisierter A/B-Vergleich) Akustische Gitarre (Peak-normalisierter A/B-Vergleich) Synthbass (Peak-normalisierter A/B-Vergleich)

Am besten gefällt mir das Plug-in, wenn es auf Gruppenspuren oder komplexe Einzelspuren angewendet wird. Besonders bei elektronischem Material konnte ich auch in der Stereosumme eine Verbesserung erzielen.

Audio Samples
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EDM-Master (Peak-normalisierter A/B-Vergleich) House-Master (Peak-normalisierter A/B-Vergleich)

Der Regler Stereo Image dient der Verbreiterung der Stereobasis. Bei maßvollem Einsatz gewinnt man ein ordentliches Stück Luftigkeit. Der High-Regler steuert ein sanftes High-Shelf. Es beginnt seinen Dienst relativ tief, nämlich bei drei Kilohertz und leistet einen maximalen Pegelhub von sechs Dezibel. Das schadet nicht, um dumpfem Material etwas Frische zu verpassen, ist aber für das Werfen von typischem Höhenglitter zu tief angesetzt und zu unflexibel.

Fotostrecke: 4 Bilder Der High-Regler tritt bereits kurz nach 3 kHz in Aktion.

Hat man das Signal in Form gebracht, wird es in der Push-Sektion kräftig limitiert. Der dafür verantwortliche Regler weist keine Beschriftung auf, der Umstand, dass das Material lauter wird, wenn man daran dreht, ist aber ein sicheres Indiz dafür, dass es sich um eine Art Gain handelt, der das Signal zunehmend in die Limitierung fährt. Die Skala verrät, ob und wann der Limiter in Aktion tritt, und der Zahlenwert gibt Auskunft über den Wert der Reduktion. Zur Auswahl stehen die Modi Clip und Limit. Erstgenannter schneidet Signalspitzen rigoros ab (Hard Clip), letzterer agiert, wie der Name schon sagt, als Limiter und lässt kurze Transienten noch durch, um wenige Millisekunden danach dann das Signal herunter zu regeln. Selbstverständlich ist diese Stufe zu dürftig parametrisiert, um als ernstzunehmendes Mastering-Tool gebraucht zu werden. In Live-Situationen oder bei der Verdichtung von Subgruppen hat der Push-Regler aber durchaus eine Daseinsberechtigung.

Fazit

Der Pusher ist ein erstaunliches Plug-in. Richtig dosiert und auf passend eingesetzt, liefert es eine Optimierung bei Punch, Definition und Brillanz, für die man sonst eine stattliche Kette von Einzel-Plug-ins bemühen müsste. Bemerkenswert ist auch, dass man mit Pusher relativ wenig falsch machen kann, denn über einen großen Bereich arbeitet es, abgesehen vom Limiter, eher gutmütig. Beschränkt man sich auf den Bereich, in dem die Bearbeitung gerade hörbar wird, gewinnen sowohl Einzelspuren als auch Subgruppen. Unerlässlich ist es hingegen, mit dem Output-Regler regelmäßig gegenzusteuern, sonst wird man, vordergründig beeindruckt von der vermeintlich größeren Lautstärke, Spuren auch verschlimmbessern.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Je nach Material sehr gute Resultate möglich
  • Simple Bedienung
  • Sehr günstiger Preis
Contra
  • Kein Bypass-Schalter
  • Wenig Kontrolle über die Stärke der Bearbeitung
  • schlechte Dokumentation
Artikelbild
Waves Infected Mushroom Pusher Test
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Features
  • Zusammen mit “Infected Mushroom” erstelltes Plug-in
  • All-in-one Multiband-Klangverbesserer
  • Integrierte Clipper/Limiter-Stufe
  • Für Einzel- und Gruppenspuren, aber auch komplette Mixe
Preis
  • 49,- EUR
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von Numinos

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