Auch, wenn es nicht jedem gefällt: Kaum eine Pop-Musikproduktion verzichtet auf den Einsatz von Tools zur Tonhöhenkorrektur auf Gesangs- und auch Instrumentalspuren. Waves zählt zu den Softwareherstellern, die diesem Bedarf Rechnung tragen, und zwar mit insgesamt drei Plugins. Während Waves Tune und Tune LT die grafische Nachbearbeitung erlauben, ermöglicht das Plugin Waves Tune Real-Time den Echtzeiteinsatz. Wie es sich dabei schlägt und ob es eine empfehlenswerte Alternative zum Branchenprimus Auto-Tune ist, lest ihr in unserem Testbericht!
Checkliste zum Kauf von Waves Tune Real-Time
- Echtzeittonhöhenbearbeitung monophoner Gesangs-/Instrumentalspuren
- Latenz: 0 bis 4 ms
- Formantkorrektur
- MIDI-Steuerung möglich
Waves Tune Real-Time: das Konzept
Mit seiner skalenbasierten, automatischen Intonantionskorrektur entspricht Waves Tune Real-Time dem klassischen Antares Auto-Tune im automatischen Modus. Das Plugin dient sowohl zur Nachbearbeitung als auch zur unmittelbaren Aufnahme. Zieltöne steuert es auch per MIDI und bringt somit kreative Resultate – und ja: Auch den klassischen Cher-Effekt kann man damit reproduzieren!
Was bietet Tune Real-Time nicht?
Eine grafikbasierte Nachbearbeitung à la Melodyne, RePitch oder Antares Auto-Tune Pro X ist den Waves Plugins Waves Tune / Tune LT vorbehalten. Wer alle Optionen zur Nachbearbeitung bei sich versammeln möchte, kauft alle „Tune-Plugins“ zusammen mit zwölf weiteren Plugins im Bundle Waves Vocal Production. Aber auch einzeln gibt es die Plugins häufig als „Deal“ für ein moderates Taschengeld.
Features von Tune Real-Time
Tonskala
Im Wesentlichen unterscheiden sich die Features kaum von direkten Konkurrenzprodukten, wie etwa Antares Auto-Tune Artist. Im Detail findet man dann aber doch interessante Unterschiede. Zur Anpassung der Tonskala eröffnet das Waves-Plugin praxisfreundliche Optionen, mit denen man festlegen kann, was mit skalenfremden („illegalen“) Tönen passieren soll. So kann man entscheiden, ob sie nach oben oder unten auf den nächsten Skalenton korrigiert werden. Das ist ein nettes Detail, das ich von Konkurrenzprodukten bisher nicht kannte!
Regelzeiten und Korrekturintensität
Von elementarer Bedeutung sind natürlich die Einstellungsmöglichkeiten, die darüber entscheiden, wie tonale Ausreißer generell behandelt werden. Bestimmen kann man das hauptsächlich über die beiden Potis „Speed“ und „Note Transition“ mit einer jeweiligen Regelzeit von 0,1 bis 800 ms. Während „Note Transition“ die Korrekturgeschwindigkeit bei Notenwechseln regelt, ist „Speed“ für Korrekturen innerhalb einer klingenden Note zuständig.
Die Tolerance-Parameter (Note Transition) „Cents“ und „Time“ dienen der Feinabstimmung und minimieren unerwünschte Artefakte – sofern man ein möglichst natürlich klingendes Resultat anstrebt. Einen wichtigen korrespondierenden Parameter findet man gegenüber in der rechten oberen Ecke des GUIs: „Correction“ erlaubt die Eingabe einer prozentualen Korrekturintensität.
Vibrato und Formanten
Ein gesungenes Vibrato kann das Plugin bei der Tonhöhenanalyse „verwirren“ und so unerwünschte Resultate erzeugen. Der Vibrato-On/Off-Button mindert dieses Problem und der zugehörige Regler verringert oder erhöht die Intensität vorhandener (!) Vibratos auf Wunsch. Ein künstlich erzeugtes Vibrato, wie man es von verschiedenen Auto-Tune-Versionen kennt, zählt nicht zu den Features des Waves Plugins.
Für natürlich(er) klingende Resultate aktiviert man eine Formantkorrektur. Die manuelle Manipulation der Formanten ist nicht möglich. Als direktes Konkurrenzprodukt bietet Antares Auto-Tune Artist sowohl ein künstliches Vibrato als auch die gezieltere Manipulationen der Formanten („Throat“), ist dafür normalerweise aber auch deutlich teurer als das Waves-Plugin.