Ohne den Namen Fender ist die Geschichte der E-Gitarre kaum vorstellbar! Neben Gibson gebührt dem amerikanischen Traditionshersteller das große Verdienst, außer der Entwicklung von Gitarren auch im Bereich von E-Bässen und der Verstärkertechnologie gigantische Fußstapfen hinterlassen zu haben. Auch wenn frühe Modelle wie die Tele- oder die Stratocaster bereits in den 50er-Jahren auf der Bildfläche erschienen, haben sie bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Anlässlich des 70. Geburtstags der Stratocaster wollen wir euch die aktuellen USA-Modelle von Fender vorstellen und einen kurzen historischen Abriss über die legendäre Firma liefern.
Die Geschichte von Fender
Leo Fender wurde 1909 in Kalifornien geboren und begann seine Karriere als Radioreparateur. 1938 gründete er in Fullerton seine eigene Werkstatt, den Fender Radio Service, in der er sich allerdings auch um andere elektronische Geräte wie beispielsweise Verstärker kümmerte. Fünf Jahre später tat er sich mit dem lokalen Musiker und Erfinder Doc Kaufmann zusammen und gründete die K&F Manufacturing Corp. Mit der damals wachsenden Begeisterung für hawaiianische Musik entwickelten sie ihre ersten Verstärker, aber auch Lap-Steel-Gitarren. Bald darauf trennten sich ihre Wege. Leo arbeitete unter dem Namen Fender weiter und entwickelte 1946 eigene Amps, darunter die Modelle Princeton, Deluxe und Professional. Diese frühen Modelle steckten noch in Hartholzgehäusen, was ihnen in Sammlerkreisen die Bezeichnung „Woodies” einbrachte.
Die Geburt der Fender Telecaster
Obwohl Leo Fender selbst nie Gitarre gespielt hatte, widmete er sich nun ganz der Entwicklung von Instrumenten. Sein Ziel war eine Solidbody-Alternative zu den damals gängigen Vollresonanzgitarren der Jazzmusiker. 1950 war schließlich die Fender Esquire geboren, deren Korpus der heutigen Telecaster ähnelte. Die Gitarre hatte nur einen einzigen Tonabnehmer, eine 25,5“-Mensur und keinen Halsstab. Letzteres führte allerdings zu Problemen mit der Stabilität des Halses, weshalb schließlich nur etwa 50 Instrumente hergestellt wurden. Ein überarbeitetes Modell mit Halsstab wurde schließlich 1951 unter dem Namen „Broadcaster“ vorgestellt. Wegen Copyright-Problemen mit der Firma Gretsch hieß die Gitarre vorübergehend „Nocaster“ und war schließlich als „Telecaster“ die erste serienmäßig hergestellte Solidbody-E-Gitarre. Und die Innovationen gingen weiter, denn im selben Jahr stellte Fender den Precision Bass und mit dem Bassman den ersten Bassverstärker vor.
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Die Geburt der Fender Stratocaster, Jazzmaster und Jaguar
Nach dem Erfolg der Telecaster brachte Fender 1954 die Stratocaster auf den Markt, deren Name dem damaligen Fender-Manager Don Randall zugeschrieben wird. Auch bei ihr zeigen sich viele innovative Features wie der ergonomisch geformte Korpus oder das doppelte Cutaway-Design, das ein bequemes Bespielen der hohen Lagen erlaubt. Dazu gesellen sich das „Fender Synchronized Tremolo“ sowie die Tonabnehmerbestückung mit drei Singlecoils. 1959 wurde die Fender Jazzmaster vorgestellt, die mit Neuerungen wie dem Offset-Korpus, dem Vibrato-System und der eigenständigen Elektronik aufwartete. Eigentlich sollte die Jazzmaster die Stratocaster ablösen und zusätzlich den Markt der Jazzgitarren erobern, aber beide Erwartungen konnte sie nicht erfüllen. Vielmehr etablierte sie sich als beliebte Gitarre der damals aufkommenden Surfmusic-Szene. 1960 erschien der legendäre Fender Jazz Bass, 1962 die Fender Jaguar und 1964 die Fender Mustang. Letztere basierte auf dem „Student Model“ Duo Sonic von 1956 und sollte die Lücke zwischen Einsteiger- und Topmodellen schließen. Wer sich eingehender mit der Geschichte der Stratocaster beschäftigen möchte, wird hier fündig.
Die 60er Jahre und CBS
1965 wurde das Unternehmen an CBS verkauft, eine auf den ersten Blick positive Entwicklung. Allerdings verschlechterte sich die Qualität einiger Gitarren durch die auf Kostensenkung ausgerichtete Firmenpolitik. Dazu brachten die CBS-Jahre auch einige kosmetische Veränderungen, wozu bei Gitarren die größere Kopfplatte und bei den Verstärkern die aus Aluminium gefertigte Frontplatte gehörte. Letztere verhalf den damaligen Fender-Verstärkern zu der Bezeichnung „Silverface”. Auch wenn Instrumente der CBS-Ära in Sammlerkreisen häufig als geringerwertig und weniger begehrt gelten, erzielen sie auf dem Gebrauchtmarkt dennoch stolze Preise.
Fender Japan und Squier
Da Fender ab den Spät-70ern mit der großen Konkurrenz günstiger japanischer Kopien wie Tokai oder Greco konfrontiert war, trat man mit den 1982 eingeführten japanischen Fender- und Fender Squier-Reihen die Flucht nach vorn an. Squier war ursprünglich ein amerikanischer Traditionshersteller von Saiten und Instrumenten, wurde aber schon 1965 von Fender aufgekauft. Neu daran war, dass Fender bis zur Einführung der Japan-Serien nie Tele- oder Strat-Modelle im unteren Preissegment angeboten hatte. Trotz der in Japan niedrigeren Arbeits- und Produktionskosten erwies sich die Qualität der Gitarren schon in den Anfangsjahren als absolut hochwertig. Noch heute genießen die frühen Fender/Squier JV- (was für „Japan Vintage“ steht) oder SQ-Strats einen hervorragenden Ruf. Später gehörten auch Squier-eigene Modelle zum Portfolio und die Produktion wurde auf weitere asiatische Länder wie Korea, China und Indonesien ausgeweitet. 1971 gründete Leo Fender die Marke Tri-Sonic, aus der schließlich Music Man wurde und 1980 G&L. Am 21. März 1991 verstarb Leo Fender an den Folgen seiner Parkinson-Erkrankung.
Die Post CBS Fender-Ära
1985 initiierte William Schultz, der damalige Präsident der CBS Musical Instruments Abteilung, eine Kampagne zur Übernahme von Fender. Das Unternehmen wurde aufgekauft und in Fender Musical Instruments Corporation (FMIC) umbenannt. Unter FMIC behielt man die älteren Fender-Modelle sowie die neueren Designs und Konzepte bei und bemühte sich, den alten Ruf wiederherzustellen. Der Verkauf erstreckte sich allerdings nicht auf die alte Fabrik in Fullerton, sondern FMIC musste eine neue Anlage in Corona/Kalifornien bauen. 1987 folgte eine zweite Produktionsstätte in Ensenada, Mexiko, wo auch preiswertere Modellreihen gefertigt wurden. Noch im selben Jahr eröffneten John Page und Michael Stevens in Corona den berühmten Fender Custom Shop. Dessen Hauptanliegen waren Instrumente in der Tradition von Leo Fender, aber auch Gitarren für berühmte Endorser oder Spieler, die Instrumente mit einer individuellen Note suchen. 1991 wurde der Fender Custom Amp Shop in Scottsdale, Arizona, gegründet. Dort befindet sich auch der Verwaltungssitz von FMIC.
Auch heute noch stellt Fender die hochwertigsten Gitarren in seinem Werk in Corona her. Preisgünstigere Modelle stammen aus Mexiko, oder wie die Squier-Modelle aus Asien, wobei auch Japan wieder als Produktionsstätte für die „Made in Japan“ oder „JV Modified“ Serie gewonnen wurde. Unter der Leitung von CEO Andy Mooney hat sich Fender zu einem gigantischen Konzern entwickelt, der neben der Kernmarke auch etablierte Brands wie Gretsch, EVH, Jackson/Charvel oder PreSonus unter seinen Fittichen hat.
Berühmte Fender Player
Die Zahl der Gitarristen, die während ihrer Karriere Fender-Gitarre gespielt hat, ist uferlos und liest sich wie ein “Who-is-Who“ der Rockgeschichte. Deshalb beschränke ich mich im Folgenden auf die Gitarrenmodelle Telecaster, Stratocaster, Jaguar und Jazzmaster.
Einer der ersten berühmten Telecaster-Spieler war Country-Musiker Jimmy Bryant, der neben seiner Tätigkeit als Session-Player mit dem Pedalsteel-Musiker Speedy West große Erfolge feierte. Neben unzähligen Country-Gitarristen wie James Burton, Danny Gatton oder Albert Lee fand die Telecaster auch ihren Einzug in den Blues, wo sie beispielsweise von Muddy Waters oder Albert Collins verwendet wurde. Selbst im Jazz ist die Telecaster bei Spielern wie Bill Frisell, Julian Lage oder Mike Stern ein gern gesehener Gast. Im Pop/Rock-Bereich schwören Musiker bzw. Bands wie Bruce Springsteen, Status Quo, The Rolling Stones, Steve Cropper, Led Zeppelins Jimmy Page und auch Coldplays Jonny Buckland auf die Tele.
Frühe Stratocaster-Spieler waren Buddy Holly, Dick Dale und Hank Marvin von den Shadows. Natürlich war Jimi Hendrix in den 60ern das Paradebeispiel eines Strat-Gitarristen, aber auch Stars wie Eric Clapton, die Beatles, Ritchie Blackmore, David Gilmour, Rory Gallagher, Jeff Beck und viele andere entdeckten damals die Strat für sich. Von da an findet man die Stratocaster quer durch alle Genres! Im Blues bei Stevie Ray Vaughan, Buddy Guy oder John Mayer, im Rock bei U2s The Edge, Michael Landau, John Frusciante oder Mark Knopfler und im Funk bei Nile Rodgers oder Cory Wong. Selbst im Hard Rock-/Metal-Genre ist die Strat bei Yngwie Malmsteen oder als „Superstrat“ mit einem Humbucker in der Stegposition bei Iron Maiden oder Blink 182 anzutreffen.
Jimi Hendrix revolutionierte das Gitarrenspiel, setzte Maßstäbe mit seinen Sounds und gilt bis heute als unverwechselbare und stilprägende Instanz der Rockgitarre.
Nach ihrer Popularität im Surfgenre erlebten die Jazzmaster und Jaguar eine Renaissance in der Grunge- und Indie-Welle der 90er-Jahre. Berühmte Jaguar-Spieler sind oder waren Kurt Cobain von Nirvana, Thurston Moore von Sonic Youth, John Frusciante von den Red Hot Chili Peppers oder Billy Corgan von den Smashing Pumpkins. Die Jazzmaster war das Instrument der Wahl für Thurston Moore von Sonic Youth, Elvis Costello, Thom Yorke von Radiohead, Mike Einziger von Incubus, Noel Gallagher von Oasis und viele andere.
Aktuelle Fender-Modellreihen
Mit den verfügbaren Gitarrenmodellen ist das Portfolio von Fender sehr vielschichtig und fein unterteilt. Aus dem asiatischen Raum stammen die preisgünstige Squier und die etwas höherpreisigen Modelle aus Japan, die Player-, die Player Plus- und die Vintera-Serie sowie einige Artist-Modelle werden nach wie vor in Mexiko gebaut. Das amerikanische Line-Up besteht neben den Custom-Shop- und einigen Signature-Modellen aus fünf Unterkategorien. Dazu gehören die American Acoustasonic, die American Performer, die American Professional II, die American Ultra und die American Vintage II. Um den Rahmen des Artikels nicht zu sprengen, möchte ich hier nur auf die American-Kategorie eingehen. Für die American Professional II, die American Ultra, sowie die American Vintage II stehen übrigens auch vereinzelt Linkshändermodelle bereit.
Die American Acoustasonic
Seit 2019 ist die Acoustasonic festes Mitglied des Fender-Portfolios. Ziel war es, das Beste aus der akustischen und elektrischen Welt zusammenzuführen. Das Ergebnis ist eine Semi-Hollowbody-Konstruktion mit einem Piezo-Pickup unter der Brücke und einem herkömmlichen magnetischen Tonabnehmer. Neben der USA-Version ist die Acoustasonic auch als günstigere Player-Edition aus Mexico erhältlich. Je nach Geschmack gibt es das Modell mit einem Strat-, Tele- oder Jazzmaster-Korpus.
Die American Performer
Mit einem Preis von unter 1500 Euro ist die American Performer die erschwinglichste Fender-USA-Reihe. Hier trifft man auf Yosemite Singlecoils und Vintage-Style-Hardware sowie die große Kopfplatte. Weitere Ausstattungsmerkmale sind das Modern-C-Halsprofil, Jumbo-Bünde und „ClassicGear“-Stimmmechaniken. Als Modelle bietet die Serie eine Stratocaster (auch als HSS-Version), eine Telecaster, eine Jazzmaster und sogar eine Mustang.
Die American Professional II
Die Professional II liegt preislich etwas über der Performer und ist moderner ausgestattet. Die Unterschiede finden sich im kleinen Headstock, dem „Deep C“-Halsprofil, in den V Mod II Singlecoils und Double Tap Humbuckern sowie dem Zweipunkt-Tremolo. Darüber hinaus besitzt die Professional „Narrow Tall“-Bundstäbchen, abgerundete Griffbrettkanten, eine Treble Bleed-Schaltung und wird in einem Deluxe Hardshell-Case ausgeliefert. Der Halsfuß ist für einen bequemeren Zugang zu den höheren Bünden ergonomisch geformt. Die American Professional gibt es als Stratocaster in SSS- und HSS-Ausführung, als Tele, Tele Deluxe und als Jazzmaster.
Die American Ultra & Ultra Luxe
Noch eine Stufe moderner zeigt sich die Ultra-Linie, die sich in Ultra und Ultra Luxe aufteilt. Letztere unterscheidet sich von der Ultra-Reihe durch die Edelstahlbünde und die farblich angepasste Kopfplatte. Hier treffen wir auf ein “Modern D”-Halsprofil, abgerundete Griffbrettkanten und den verjüngten Halsansatz. Das Griffbrett hat einen 10″-14″ Compound-Radius und beheimatet 22 Medium Jumbo-Bünde. Als Tonabnehmer dienen Ultra Noiseless Vintage-Pickups, die Brummfreiheit garantieren. Ein S1-Schalter am Volume-Regler ermöglicht eine weitere Option. Im Unterschied zur Professional II Reihe besitzen die Ultras ergonomisch modellierte Korpuskonturen an der Rückseite, im unteren Cutaway oder bei der Tele an der oberen Zarge. Weitere Merkmale sind Locking-Tuner, verchromte Hardware, ein Knochensattel und ein Hartschalenkoffer. Auch in dieser Serie bietet Fender eine Stratocaster, eine Tele sowie eine Jazzmaster an. Bei den Strats trifft man auf die Standard-Ultra mit SSS- oder HSS-Bestückung sowie auf die Ultra Luxe mit SSS oder HSS und Floyd Rose-Tremolo. Das gilt auch für die Telecaster, wobei hier ebenfalls eine Variante mit Floyd Rose bereitsteht.
American Ultra
American Ultra Luxe
Die American Vintage II
Während die American Professional II und die Ultra-Modelle etliche aktuelle Features bieten, orientiert sich die American Vintage II Serie an den historischen Fender-Designs. Der Korpus, die Hälse, die Hardware und die Pickups wurden jeweils dem ursprünglichen Modelljahr angepasst. So bieten beispielsweise die 50er-Strat-Modelle ein einlagiges Schlagbrett und 50er-Pickups, während die 61er-Strat mit dreilagigem Griffbrett und Vintage 61 Singlecoils ausgestattet ist. Für die Stratocaster steht eine, 57er, 61er und 73er Version bereit. Die Tele gibt es in einer 51er, 63er, 72er Thinline- und 75er Deluxe-Ausführung. Für die Jazzmaster orientierte man sich an der 66er Variante.
American Vintage II Stratocaster
American Vintage II Telecaster
Custom Shop und Anniversary Modelle
Weitere Instrumente Made in USA sind die 70th Anniversary-Modelle, bei denen es sich um Sonderausführungen der American Professional II, Ultra und Vintage II-Reihe handelt. Da die Strat unser 70jähriges Geburtstagskind ist, finden wir natürlich auch nur dieses Modell vor. Wer es eine Ecke exquisiter möchte, kann natürlich auch zu Modellen aus dem Custom Shop greifen, wo man auf einige limitierte und auch aufwändig geagte Schätzchen trifft!
70th Anniversary
Custom Shop
Schlusswort
Fender beweist mit seinem umfangreichen Line-Up, dass man an eine breite Klientel denkt. Preislich bietet der amerikanische Traditionshersteller eine sehr fein gestaffelte Aufgliederung, sodass für jeden Geldbeutel etwas dabei sein dürfte. Auch wenn in Mexiko und Asien ebenfalls hervorragende Fender-Gitarren gebaut werden, trägt die Firma dem Umstand Rechnung, dass viele Spieler mit dem Namen Leo Fender den „Made in USA“-Nimbus verbinden. Daher ist es umso erfreulicher, dass sich mit der Performer-Reihe auch eine vergleichsweise günstige Gitarrenlinie im Sortiment befindet. Die American Professional II sowie die Ultra-Reihe decken die Ansprüche moderner Spieler ab, die dennoch eine Verbundenheit zum klassischen Look und Sound suchen. Hier hat Fender eine solide Brücke zwischen Tradition und Moderne geschlagen, so wie es auch Firmen wie Suhr oder Ibanez mit der AZ-Reihe getan haben. Die American Vintage Reihe richtet sich hingegen an User, die ursprüngliche Sounds und Optik suchen, dafür jedoch nicht die Sammlerpreise des Vintage-Marktes zahlen möchten.
Ich hoffe, diese Übersicht hilft euch bei der Suche nach eurer perfekten Fender!