AUFBAU UND ANSCHLÜSSE
Der Vocalist Live 4 ist ein Gerät im Floorboard-Format, ergänzt also den Fuhrpark an Effekten, den sich viele Gitarristen vor die Füße stellen. Das Gehäuse wurde aus dünnem Blech gefertig, das durch eine entsprechende Oberflächen-Behandlung silbrig schimmert. Würde im Handbuch und auf der Internetseite des Herstellers nicht “stabiles Metallgehäuse” stehen, ich hätte auf Plastik getippt. Vier Fußtaster dienen zur Steuerung im Betrieb, die Einrichtung erfolgt in erster Linie mit Hilfe einer einfach zu verstehenden Editiermatrix aus Drehreglern und “Up/Down”-Tastern. Die insgesamt acht Regler und sieben Taster machen allerdings nicht unbedingt den solidesten Eindruck. Das 13-stellige LED-Display hat ausreichend Leuchtkraft, um den User auch auf voll ausgeleuchteten Bühnen zu informieren.
Die Rückseite des Vocalist Live 4 zeigt, dass Digitech für die Stromversorgung die übliche, aber nicht sonderlich beliebte Lösung des externen Netzteils gewählt hat. Aber das Ganze ist nicht komplett unpraktisch. Gerade wenn man den Vocalist in entsprechend vorbereiteten Floorboards fixieren möchte, in denen sich häufig „serienmäßig“ eine zentrale Versorgung mit Niederspannung findet, macht die Art der Stromversorgung wieder Sinn. Allerdings hätte Digitech dem Vocalist zumindest eine Arretiermöglichkeit für den winzigen Stecker spendieren können – zumal die Unterbrechung der Verbindung einen Totalausfall des Musikers (Mikrofon- und Gitarren-Signal) zur Folge hätte!
Der XLR-Mikrofon- oder der unsymmetrische Line-Eingang werden über ein kleines, unbeschriftetes Poti gepegelt, eine Phantomspeisung für Kondensator-Mikrofone ist zuschaltbar. Unsichtbar und nicht abschaltbar ist der Limiter hinter dem Mikrofon-Preamp, der ein Überfahren des A/D-Wandlers verhindern soll. Die Wandlung in die digitale Welt erfolgt mit einer Frequenz von 44,1 kHz, die Quantisierung beträgt 24 Bit, was gegenüber 16 Bit vor allem einen besseren Störspannungsabstand bedeuten kann. Wer mag, kann über eine Mini-Klinkenbuchse einen MP3-Player oder vergleichbares anschließen. Mittels eines Expression-Pedals lässt sich ein auswählbarer Parameter steuern, beispielsweise Dry/Wet. Einen MIDI-In sucht man beim Vocalist leider vergebens. Schade, denn es wäre äußerst vorteilhaft, wenn man per MIDI-Control-Change die Werte fernsteuern und per Program-Change Speicherplätze aufrufen könnte. Ein Verbund mit einem Sequenzer würde dann automatisierte Änderungen erlauben und dem Sänger/Gitarristen den Rücken für wichtigere Dinge freihalten (eben Gitarre spielen, singen und vielleicht auch etwas herumposen). Der Hochimpedanz-Eingang für das Gitarrensignal ist mit einem Ground-Lift ausgestattet, um eventuell auftretendes Brummen zu unterbinden. Das Signal verlässt den Digitech Vocalist über die nebenliegende Thru-Buchse wieder und kann so an den Verstärker oder weitere Effekte versendet werden. Es ist also möglich, das Gitarrensignal ausschließlich zur Tonhöhen- und Akkorderkennung durch den Vocalist zu schicken ohne das Signal zu bearbeiten. Verständlich: Schließlich wollen die vielen Pedale auch benutzt werden! Wer mag, kann jedoch das Gitarrensignal auch im Digitech bearbeiten.
Als Outputs stehen ein XLR- und ein symmetrisches Klinkenbuchsen-Pärchen zur Verfügung. Wer den Vocalist mit Kopfhörern benutzen möchte, muss sich leider mit einer Mini-Klinkenbuchse zufrieden geben. Viele professionelle Kopfhörer haben einen 6,3mm-Klinkenstecker. Möchte man diesen anschließen, ist ein großer Adapter vonnöten. Mit dem hohen Gewicht einer derartigen Konstruktion dauert es dann oft nicht lange, bis man die Buchse von der Platine gehebelt hat.
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Wie mittlerweile üblich, weist das Handbuch die Anschluss-Möglichkeiten grafisch aus. Das ist vor allem all jenen Usern eine große Hilfe, denen die ganzen technischen Bezeichnungen nicht allzu viel sagen. Schade ist allerdings, dass der Bodentreter das Mikrofonsignal nicht splittet und einen “Mic Thru” auf der Rückseite vorzuweisen hat, mit dem man bei Bedarf das unbearbeitete Signal zu einem anderen Preamp und in weitere Prozessoren schicken könnte. Mit dem Gitarrensignal ist das möglich, das Splitten von Mikrofonsignalen benötigt aber andere Bauteile und ist daher leider um einiges teurer!