Vielleicht hast du die Kolumne zu den fünf uncoolen Gründen gelesen, aber selbstverständlich gibt es auch eine ganze Reihe von Argumenten, warum Endorsements und die generelle Zusammenarbeit mit Musikinstrumenten-Herstellern und Vertrieben deiner Karriere und Bekanntheit einen kleinen oder größeren Schub geben können. Hier beleuchten wir ein paar davon.
Warum sollte man als Musiker überhaupt ein Endorsement anstreben? Spontan erhoffen sich die meisten sicherlich, Geld zu sparen, indem sie günstiger oder „umsonst“ an Instrumente und Technik gelangen können. Obendrein wird man in Magazinen abgelichtet und kann der Welt zeigen, was man für ein angesagter Typ ist. Klingt doch gar nicht so schlecht, oder? Ganz so trivial ist es dann aber doch nicht.
Erste Überlegung: Brauche ich überhaupt ein Endorsement?
Bevor man sich um ein Endorsement bemüht, sollte man erst einmal schauen, ob einem die Zusammenarbeit wirklich nützt und vor allem, was man einem potentiellen Partner überhaupt zu bieten hat.
Spielst du in einer bekannteren Band, oder hast du eine eigene Musikschule mit vielen Schülern oder einen sehr gut laufenden YouTube-Kanal? Dann könntest du als Endorser durchaus interessant sein. Wenn das Image der Marke und vor allem die Qualität des angebotenen Equipments mit deinen Vorstellungen harmonieren, kann daraus eine vielversprechende, im gegenseitigen Vertrauen geschaffene Zusammenarbeit werden. Kostengünstiges, aber dafür halbgares Equipment, was man hinterher als Musiker fast überhaupt nicht oder nur mit wenig Einsatz und Leidenschaft einsetzt, nützt weder der eigenen Glaubwürdigkeit nach außen, noch dem eigenen Wohlgefühl. Stimmen die Instrumente, sollte man sich über weitere Details des Deals klar werden.
Exklusive Bindung oder lieber ein Zubehör-Deal?
Im Gegensatz zur Gruppe von uns Drummern, die sich immer noch in großen Teilen mit markenbindenden Deals ausstatten lässt (also alle Drums, Hardware, Becken von jeweils einem Hersteller), bindet sich kaum eine andere Musikersparte exklusiv an eine Marke. Ein renommiertes Tonstudio wird vielleicht Werbung mit einer exklusiv eingesetzten Audio Software machen, aber kaum alle Mikrofone oder Preamps aus nur einer Quelle beziehen wollen. Warum auch, man würde einiges an Sound-Optionen außen vor lassen und sich nur selber beschränken. Wenn ihr also etwas freier in der Wahl eurer Instrumente sein wollt, kann ein Deal mit Zubehör- und Verschleißteilen wie Trommelstöcken, Fellen oder Drum-Hardware erstrebenswert sein. Ein Exklusiv-Deal über Trommeln, Becken und sämtliches Zubehör (oft in Zusammenhang mit mehreren Marken eines Vertriebes) ist für zahlreiche Drummer, besonders solche, die in großen Produktionen arbeiten, eine spürbare Erleichterung. Die Kommunikation läuft dann über einen oder mehrere feste Ansprechpartner, und wenn man hier in guten Händen ist, muss man sich um das Thema Equipment im Idealfall keine Sorgen mehr machen.
Was sind deine Aufgaben, die du als Endorser für die Marke zu erfüllen hast?
Besteht dein Job als Endorser vor allem darin, bei allen öffentlichen Gigs oder in Video-Produktionen das Equipment des Partners zu benutzen, ist das sicherlich leicht machbar. Anders sieht es aus, wenn du Termine im Ausland hast und nicht mit eigenem Equipment reisen kannst. Dann muss sichergestellt sein, dass der Support auch über Ländergrenzen hinaus geht. Das ist aber meistens nur der Fall, wenn du bei einem wirklich großen Act engagiert bist. Falls von dir erwartet wird, dass du darüber hinaus bei Messen, Produktvorführungen oder in Marketing-Videos die Vorzüge der Produkte „verkaufst“, musst du wahrscheinlich abwägen, ob du der richtige Typ dafür bist und dich dabei auch wohl und authentisch fühlst. Für den einen kommt das überhaupt nicht in Frage, so manch anderer geht in der Rolle des Verkäufers und Produktvorführers voll auf und entwickelt daraus noch eine weitere Einkommensquelle für sich, dazu später mehr.
Durch Endorsements Geld für andere Dinge übrig haben
Geld sparen ist eigentlich immer ein beliebtes Thema, allerdings sind Full Endorsements, also die komplette Unterstützung mit Equipment, das aber nicht als „Geschenk“, sondern zumeist als kostenlose Dauerleihgabe erfolgt, heutzutage nur noch wenigen Leuten vorbehalten. In der Regel handelt es sich dabei um die absoluten Aushängeschilder einer Firma. Weitere Möglichkeiten sind, dass du Mitglied in einer sehr angesagten Band bist oder im Internet eine sehr große Zielgruppe bedienst, die als potentielle neue Käuferschicht in Betracht kommt. Oder du wirkst neben deiner Arbeit als Endorser auch in groß angelegten Marketing-Kampagnen mit. Eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung ist dann, dass du als Musiker durch deine Präsenz mit der Marke Umsätze generierst, die höher sind als der Wert des vom Hersteller zur Verfügung gestellten Equipments. Man sollte aber bedenken, dass die meisten Instrumentenhersteller nicht der Weihnachtsmann, sondern eher kleine bis mittelgroße Unternehmen sind, die mit ihrem Budget streng kalkulieren müssen.
Wenn du es mit deinen Aktivitäten bisher zu eher bescheidener Bekanntheit gebracht hast, wirst du (wie die große Masse) eher einen Rabatt-Deal angeboten bekommen. Das heißt, du kaufst das Equipment zu einem etwas vergünstigten Tarif und machst im Gegenzug auf all deinen Plattformen (Websites und soziale Medien) Werbung für die Produkte.
Betreibst du eine eigene Musikschule, können auch Valuta-Deals interessant sein. Das bedeutet, dass du Equipment über einen bestimmten Zeitraum als kostenfreie Leihgabe bekommst, danach kann es zurückgegeben oder über einen vergünstigten Tarif erworben werden. Je nachdem, wie viel du anschaffst, lässt sich da schon einiges sparen.
Ein Endorsement als Steigerung deiner Reichweite nutzen
Du machst bereits viel im Internet, baust zum Beispiel gerade eine Online-Schule auf oder hast schon 50.000 Abos auf YouTube? Dann kannst du mit einem Vertrieb, der nicht nur die richtigen Produkte hat, sondern obendrein eine schlaue und breit angelegte Social Media Kampagne fährt, durchaus deine Bekanntheit steigern. Das ist auch oft ein Grund dafür, dass bekannte und etablierte Musiker auf einmal zur Konkurrenz wechseln, weil sie sich über die neuen Kanäle schlicht mehr Output für ihre eigenen Projekte versprechen, oder aber weil (zu) viele andere Endorser mit ähnlichem Profil bei ihrer aktuellen Firma unter Vertrag stehen. Bist du mit deinen Videos bereits erfolgreich und giltst als sogenannter „Influencer”, hast aber bislang keine Endorsements, dann kann es durchaus passieren, dass die eine oder andere Firma bei dir anklopft und ihr Equipment in deinen Videos sehen möchte. Da kannst du dich natürlich gebauchpinselt fühlen.
Neben den Instrumenten, die zu dir passen müssen, solltest du auch schauen, ob auch die Zielgruppen übereinstimmen. Der Endorsement-Partner möchte vor allem sein Equipment mit dir als Promoter verkaufen, dir geht’s wahrscheinlich eher darum, deine eigenen Inhalte unter die Leute zu bringen und einen Teil deines Lebensunterhalts davon zu bestreiten. Durch das Teilen deiner Inhalte auf den Kanälen des Herstellers werden wahrscheinlich vor allem andere Musiker auf dich aufmerksam, was aber noch nicht heißen muss, dass du dadurch irgendwelche Umsätze generierst, denn von ein paar zehntausend Clicks wird dein Kühlschrank nicht voller. Schau also, ob sich über die hinzu gekommenen Kanäle im Idealfall auch zusätzliches Einkommen durch weitere Tätigkeiten erwirtschaften lässt, die wir im Folgenden anreißen.
Weitere Einkommensquellen als Clinician oder Produktberater
Nicht selten kommt es vor, dass ein vormaliger Endorser dauerhaft oder zeitweilig „die Seiten wechselt“ und fortan auch als Aushängeschild oder Produktvorführer für die Firma und deren Produkte bei Messen oder sonstigen Events auf den Plan tritt. Solche Engagements sind nicht jahresfüllend, lassen sich also gut mit anderen Tätigkeiten wie Gigs, Touren oder Unterricht vereinbaren. Auch Workshop- oder Clinic-Touren, die neue Produkte bewerben sollen, bei denen du aber auch dich und dein Spiel präsentieren kannst, sind eine zusätzliche Einnahmequelle, die sich zumeist aus einer guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Vertrieb erschließt.
Fazit
Bei aller rosaroten Brillenromantik zum Thema Endorsements, die einem täglich in den sozialen Netzwerken präsentiert wird und die den einen oder anderen aufstrebenden jungen Musiker sicher auch etwas verwirren kann, sollte man nicht vergessen, dass Endorsements vor allem eine ganz klare geschäftliche Beziehung sind. Wenn diese für beide Seiten gut läuft, der Endorser seinen Verpflichtungen nachkommt und das Material regelmäßig und gern benutzt und der Ansprechpartner auf Firmenseite einen zuverlässigen Job macht und sich um die Belange des Endorsers kümmert, können daraus jahrelange, fruchtbare Beziehungen für beide Seiten entstehen, wie man es zum Beispiel bei Drummern wie Simon Phillips erleben kann.
So manches Gebaren kann aber auch dafür sorgen, dass die öffentliche Wahrnehmung Kratzer im Lack bekommt. Dazu gehören zum Beispiel auffallend häufige Firmenwechsel auf Endorser-Seite, bei denen nach jedem Wechsel die neuen Instrumente als das Maß aller Dinge ausgerufen werden. Auch halbgare Signature-Produkte, die nur darauf abzielen, mit dem Namen des Endorsers Instrumente zu verkaufen, welche derselbige aber nie benutzt, tragen nicht unbedingt zur Glaubwürdigkeit einer Marke bei. Wenn du dir ein Endorsement in deiner nahen oder fernen Zukunft als Ziel gesetzt hast, hat dir dieser Artikel vielleicht geholfen, etwas Licht in die Materie zu bringen.
Endorsements findest du eher überflüssig? Hier geht’s zu den 5 Gründen, warum Endorsements uncool sind.