Hand aufs Herz: Die meisten Musikerinnen und Musiker wünschen sich von Herzen, dass ihre Musik mal im Radio gespielt wird oder eine Zeitung enthusiastisch über ihr Konzert berichtet. Außerdem sind Medien der Weg, als Musiker bekannter zu werden und noch mehr Publikum zu erreichen. Aber wie kommt man in die Medien?
Von den Medien besprochen zu werden, ist gar nicht so einfach. Zum einen gibt es eine Vielzahl an tollen anderen Bands, sodass es schwieriger wird, aufzufallen. Zum anderen wird es im Umfeld immer die geben, die sagen, dass es sowieso nichts bringt, sich direkt als Band an die Medien zu wenden. Die Medien gezielt anzusprechen und darum zu bitten, über euch zu berichten, bezeichnet man als Promotion oder Promo. In den seltensten Fällen berichten Medien “einfach so” über Künstler*innen, die sie toll finden, sondern sie werden gezielt darauf aufmerksam gemacht. Im Zuge einer Veröffentlichung spitzt sich die Berichterstattung über einen Künstler zu, sodass das mögliche Publikum von den Künstlerinnen und Künstlern erfährt und neugierig wird.
Promo an sich ist in der Regel ein sehr teures Unterfangen und neben den Produktionskosten für eine Platte der teuerste Posten in der Release-Kalkulation. Dabei gibt es verschiedene Bausteine bei der Promo. Manche Agenturen spezialisieren sich auf ein Medium und bemustern dann nur die Redakteure im Radio, TV, Print oder Online. Manche Agenturen bieten Komplettpakete an. Bist du nun aber noch nicht so weit, dass du eine Albumveröffentlichung in die Hände einer Promotion-Agentur geben würdest, oder erste Schritte machst und dir als ersten Step eine Konzertankündigung in den lokalen Medien wünschst, stellt sich die Frage: Kann ich das nicht eigentlich auch selbst?
Wer kann uns also eine bessere Antwort dazu geben, was man als Band tun sollte und was nicht, als die Redakteure der Medien selbst? Gefragt habe ich Birgit Reuther und Susanne Hasenjäger.
Birgit Reuther lebt als selbstständige Journalistin und Texterin mit Schwerpunkt Popkultur in Hamburg. 15 Jahre arbeitete sie als Redakteurin im Kulturressort des Hamburger Abendblatts. Seit knapp zehn Jahren macht sie Radio beim Websender Byte FM, legt zudem als DJ Biggy Popmusik auf und gehört zum Gremium der Labelförderung der Stadt Hamburg. |
Susanne Hasenjäger ist Redakteurin beim NDR und der Sendung Hamburg Sounds auf NDR 90,3. Sie kennt die Hamburger Musikszene wie ihre Westentasche und hat viele noch ungehörte Künstlerinnen und Künstler in ihre Sendung eingeladen. |
Beide Interview-Partnerinnen sind in Hamburg für ihr außerordentliches Engagement für junge Künstler bekannt und geschätzt. |
Ist es als junge und sich noch selbst managende Band aussichtslos, sich an die Medien zu wenden oder kann man es probieren?
Birgit Reuther: “Ich kann jede Band nur ermutigen, sich selbst bei den Medien zu melden. Es ist für mich als Journalistin natürlich toll, wenn Promoter, Presseagentur oder Label, mit denen ich bereits lange zusammen arbeite und deren Geschmack ich vertraue, mir Künstler ans Herz legen. Aber der Entdeckergeist von Journalisten ist nicht zu unterschätzen. Und der wird zum Beispiel dann geweckt, wenn ein direkter Draht zu einer noch unbekannten Band entsteht und sich der Journalist ein wenig als Pionier fühlen darf.”
Susanne Hasenjäger: “Das ist natürlich möglich – gerade am Anfang. Obwohl ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Aufgabentrennung, Musiker sind fürs Kreative und Musikmachen zuständig, während der “Verkaufsjob” von einem Externen gemacht wird, sehr viel besser ist. Wenn man das aber selber machen möchte, muss man sich dringend genau informieren, an wen man sich da wendet.”
Wie kann eine Band deine Aufmerksamkeit erregen?
Birgit Reuther: “Es mag banal klingen: Aber das beste Mittel, um Aufmerksamkeit zu erlangen, ist gute Musik. Klischeearm gedichtete Lyrics. Songs mit Haltung, Energie und mit einer Poesie, die beim Hören etwas in mir verwandelt. Ob ich diese Musik dann auf Facebook, Instagram oder YouTube entdecke, als Vorband einer bereits bekannteren Band, durch ein Guerilla-Straßenkonzert, durch Flyer im Plattenladen, über einen direkten Kontakt per Anruf oder Mail, über eine Empfehlung von Freunden und Kollegen oder weil alle in der Stadt auf einmal mit dem T-Shirt der Band herumlaufen, spielt dann letztlich keine Rolle mehr. Wichtig ist natürlich, auf möglichst vielen dieser Plattformen präsent zu sein. Also: Geht raus – sowohl online als auch offline!”
Susanne Hasenjäger: “Aufmerksamkeit bekommt die Band von mir, die sich mit mir und meiner Arbeit beschäftigt hat. Ich finde kreative Bewerbungen gut – es gibt viel zu viele 08/15 Texte. Also auch da sollte man überlegen, was man über sich schreibt. Oder jemanden schreiben lassen, der es auch kann, wie die fantastische Birgit Reuther. Ich hatte schon mal kleine Unplugged-Sessions direkt in meinem Büro – das ist cool! Konzerte sind ein guter Weg, Musik zu präsentieren.”
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Welche sind die häufigsten Fehler, die eine junge Band macht?
Birgit Reuther: “Ich habe erlebt, dass junge Bands mitunter entweder zu ehrfürchtig oder zu großspurig auftreten. Klar gibt es den tatsächlich schüchternen Singersongwriter und die amüsant aufmüpfige Rockband. Wenn das zur Kunst passt – okay, wunderbar. Aber häufig sind beide Extreme eher aus Unsicherheit geboren und in beiden Fällen möchte ich die Band dann kurz schütteln, da häufig schon zu erkennen ist, dass der eigentliche tolle Kern ganz woanders liegt. Auch verwenden einige, wenn sie ihre Musik zum Beispiel in einer Mail vorstellen, abgegriffene Phrasen, um den eigenen Sound zu beschreiben. Da lohnt es sich durchaus, einfach ein wenig länger an einer Formulierung zu feilen (wie an einem guten Songtext). Ansonsten gilt wie so häufig der gesunde Menschenverstand: Wenn eine Band von Journalistenseite keine Reaktion erhält, ist ein bis zwei Mal nachfragen definitiv okay, darüber hinaus aber kann die Sache kontraproduktiv werden.”
Tipps, wie man einen guten Bandinfotext schreibt, findest du übrigens hier:
Susanne Hasenjäger: “Siehe meine erste und zweite Antwort. Außerdem sind manche Bands so gar nicht vernetzt, also Solokämpfer. Das ist in meinen Augen ein Fehler. Daher: Netzwerken und Beziehungen austauschen sind schon eine gute Sache!”
Eine Frage zum Radio im Speziellen, Susanne: Gibt es überhaupt Chancen, ohne einen Radiopromoter gespielt zu werden oder gar in die Rotation zu kommen?
Susanne Hasenjäger: “Theoretisch sicher, praktisch eher nicht. Radiopromoter wissen ja, an wen sie sich mit dem “Produkt” wenden müssen – und vor allem wie. Da lohnt sich die Investition in einen Profi.”
Was kann eine Band aus deiner Sicht tun, um mehr Aufmerksamkeit von den Medien zu bekommen?
Birgit Reuther: “Erstens kann ich empfehlen, die Musikmedien genau zu studieren. Wer weiß, welcher Journalist in welchem Magazin über welches Genre schreibt, kann diesen Multiplikator zielgenau ansprechen und sein Thema somit besser platzieren. “Ich habe deinen Artikel über Band xy gelesen und könnte mir vorstellen, dass dir unsere Musik auch gefallen könnte” — mit so einem Einstieg schmeichelt die Band ihrem Adressaten (ja, Journalisten sind eitel) und zeigt zugleich, dass sie nicht nur um den eigenen Nabel kreist.
Zweitens ist es sinnvoll, zwei bis drei Ideen für eine Story anzubieten, schließlich wollen Journalisten etwas zu erzählen haben. Ist die Bandgründung unter besonderen Umständen passiert? Hat der Bandname eine tiefere Bedeutung? Stehen die Lieder für eine bestimmte Haltung? Hat die Band eine selbst organisierte Tour durch exotische, besonders provinzielle oder skurrile Orte hinter sich oder eine andere außergewöhnliche Geschichte erlebt?
Drittens ist es von Vorteil, von Anfang an mit guten Pressefotos (inklusive schlüssiger Bildidee) an den Start zu gehen. Stehen mehrere Veranstaltungen oder Bands zur Auswahl für den Abdruck im Print oder für ein Feature auf einem Blog, gewinnt oftmals schlichtweg die beste Optik.
Viertens kann ich allen nur das Prinzip der Komplizenschaft ans Herz legen. Das heißt: sich Fürsprecher und Verbündete suchen. Das können andere Musiker, Clubbetreiber, DJs oder Profi-Netzwerker wie vom Verein RockCity Hamburg sein. Das kann dann zum Beispiel so aussehen, dass eine befreundete Band das neue Video auf Facebook teilt, dass Künstler gemeinsam ein Konzert veranstalten, um einen größeren Aufschlag hinzulegen, oder dass ein bekannter Musiker ein schickes befürwortendes Zitat zur Verfügung stellt, das die Band dann in ihre Bio packen kann. Eine knackige Mail reicht übrigens meistens – mit kurzer Vorstellung, einem Soundcloud-Link und der Frage, ob man sich nicht mal bei einem Bier kennenlernen könnte. Die meisten Journalisten mögen Bier. Ansonsten tut es bestimmt auch ein Kaffee.”
Bekommen Mails von Promoagenturen mehr Beachtung?
Birgit Reuther: “Nein, ich schaue mir prinzipiell alle Mails an, die mich erreichen. Promoagenturen stehen aber häufig für eine bestimmte Klientel, für einen bestimmten Sound und sind somit wichtige Geschmacksverstärker. Und sie haben natürlich all die Kontakte, die eine Band im Selbstmanagement erst noch sammeln muss.”
Susanne Hasenjäger: “Wenn die Agentur gute Arbeit macht, ja. Ansonsten bekomme ich täglich ca. 40 Mails von Agenturen, die ich zum Teil ungelesen lösche. Bei der Menge ist eine persönliche Ansprache, glaube ich, effektiver.”
Vielen lieben Dank für die aufschlussreichen Antworten!
Ihr seht: grundsätzlich lohnt sich die persönliche Ansprache und einen überlegten Versuch ist die Eigeninitiative in Sachen Promo auf jeden Fall wert. Wenn es später um eine wichtigere Veröffentlichung geht, kann man sich immer noch an einen professionellen Promoter wenden, um die Erfolgschancen zu verbessern.
Eure Nina
Steffen Kosiolek sagt:
#1 - 04.05.2022 um 21:01 Uhr
"Die Kreamoniker" bieten: abwechslungsreiche Weltmusik in innovativem Gewand (verschiedene Musikstile), Ohrwurmmelodien, eigene intelligente, alltagstaugliche, lustige wie nachdenkliche deutsche Texte, Mundharmonika als virtuoses Soloinstrument auf allerhöchstem Niveau, Anzuhören auf sämtlichen online-Musikplattformen wie z.B.: iTunes, Spotify, Deezer, Soundcloud, Tic Toc etc. sowie auf Youtube unter: https://youtu.be/YoRbKpEuA-Y Viel Freude beim Hören. Bei Interesse erreicht Ihr uns telefonisch und via E-Mail unter: 0170-4184376 skosiolek@gmail.com Es grüßen Euch herzlich Steffen und Christoph