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Wie man lernt, Melodien und Akkorde in Songs herauszuhören

Melodien und Akkorde in Songs heraushören zu können, ist eine tolle Sache. Man ist nicht darauf angewiesen, dass man die Noten zu einem Song irgendwo bekommt. Oft macht es einfach viel mehr Spaß, frei nach Gehör zu spielen. Und wenn man heraushört und übt, was andere Musiker eingespielt haben, kann man eine Menge lernen. Hier haben wir einige Tipps zusammengestellt, wie du Songs so zu analysieren lernst, um Melodien und Akkorde herauszuhören.

(Bilder: Shutterstock / von: Sasun Bughdaryan // Shutterstock / von: MSSA // Montage: bonedo.de)
(Bilder: Shutterstock / von: Sasun Bughdaryan // Shutterstock / von: MSSA // Montage: bonedo.de)
Inhalte
  1. Wie trainiert man das Gehör zum Heraushören von Songs?
  2. Tipps zur Gehörbildung
  3. Welche Online-Kurse und Apps zur Gehörbildung gibt es?
  4. Wie hört man die Melodie eines Songs heraus?
  5. Wie hört man die Akkorde zu einem Song heraus?
  6. Welche Software hilft beim Heraushören von Songs?
  7. Hilfsprogramme zum Heraushören von Musik
  8. Schlusswort


In diesem Workshop mache ich bewusst keinen Unterschied dazwischen, ob du ein Musikstück von einer Aufnahme nach Gehör nachspielen oder als Noten aufschreiben möchtest. Der Vorgang und die Fähigkeiten, die man dazu braucht, sind zunächst einmal die gleichen. Du kannst also Songs analysieren und Melodien und Akkorde heraushören, auch wenn du keine Noten lesen und schreiben kannst. Andersherum ist es auch möglich, Musik nur per Gehör als Noten aufzuschreiben, ohne dabei jemals ein Instrument anzufassen. Worauf es ankommt, ist in erster Linie dein inneres Gehör. Und deshalb beginnt dieser Workshop auch genau damit.

Wie trainiert man das Gehör zum Heraushören von Songs?

Der Schlüssel zum Heraushören von Melodien und Akkorden ist ein geschultes Gehör. Wenn du dein inneres Gehör dafür trainierst, Intervalle und Akkorde zu erkennen, wird dir das Heraushören von Songs viel leichter fallen. Nebenbei hilft dir ein gutes Gehör auch bei allem anderen, was mit dem Musikmachen zu tun hat.
Keine Sorge: Du brauchst zum Heraushören von Songs kein absolutes Gehör, das nur einigen wenigen von uns vergönnt ist. Es geht auch nicht um das Gehör, das beim HNO-Arzt mit Pieptönen getestet wird. Das Gehör, auf das es zum Heraushören ankommt, ist das sogenannte relative Gehör, also die Fähigkeit, per Gehör zu erkennen, in welcher Beziehung verschiedene Töne zueinander stehen. Mit dem relativen Gehör kann man beispielsweise erkennen, ob zwischen zwei Tönen ein Intervall von einer Quarte oder Quinte liegt, oder ob es sich bei einem Akkord um einen Dur- oder Mollakkord handelt.
Ein trainiertes Gehör ist für jede/n Musiker/in ein wichtiges Werkzeug und gehört genauso zum Musik machen wie die Spieltechnik am Instrument. Es hilft dir übrigens nicht nur beim Heraushören von Stücken, sondern auch beim Songwriting und Improvisieren. Das innere Ohr ist nämlich auch dafür verantwortlich, dass man Melodien und Akkorde, die man sich im Kopf vorstellt, schnell auf dem Instrument umsetzen kann.
Auch, wenn es vielleicht zunächst wie ein ziemlich trockenes Thema klingt, solltest du daher die Gehörbildung zu einem festen Bestandteil deines Überituals machen. Wenn du derzeit Unterricht an deinem Instrument nimmst, bitte deine/n Lehrer/in, Übungen zur Gehörbildung in den Unterricht einzubauen. Aber auch für dich allein kannst du gut an deinem Gehör arbeiten. In den nächsten Absätzen habe ich einige Tipps zusammengestellt.

Tipps zur Gehörbildung

Trainiere dein Gehör regelmäßig. Am besten ist es, eine kleine Einheit zur Gehörbildung in dein tägliches Überitual zu integrieren. Das muss gar nicht lang sein; zehn Minuten pro Tag genügen schon! Regelmäßige, kurze Übungen trainieren dein Gehirn und dein Gehör besser als gelegentliche, lange Sessions.
Beginne mit einfachen Übungen und steigere dich langsam. Das Gehirn lernt am besten, wenn es herausgefordert, aber nicht überfordert wird. Außerdem macht es einfach mehr Spaß, wenn man immer wieder kleine Erfolgserlebnisse hat.
Sing mit! Die meisten Trainingsprogramme und Übungen für das Gehör bestehen aus Melodien und Akkorden, die dir vorgespielt werden, und Fragen dazu. Am besten trainierst du dein Gehör jedoch, wenn du nicht nur zuhörst, sondern die Übungen laut mitsingst – auch, wenn du eigentlich gar kein/e Sänger/in bist!
Übe Intervalle mit deiner Stimme. Spiel einen Ton auf deinem Instrument, summe ihn mit, und dann stell dir im Kopf vor, wie der Ton eine große Terz darüber, eine Quarte darüber, eine Quinte darunter, usw. klingt. Sing ihn laut, und dann kontrolliere dich selbst, indem du den Ton auf deinem Instrument spielst.
Tipp: Um dir den Klang verschiedener Intervalle einzuprägen, hat sich folgende Methode bewährt: Merk dir zu jedem Intervall einen Song, der mit diesem Intervall anfängt. Zum Beispiel beginnt „O Tannenbaum“ mit einer reinen Quarte, und der bekannte „Kuckucksruf“ („Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald“) ist eine kleine Terz. 

Intervalle per Gehör erkennen zu können, ist eine wichtige Voraussetzung für das Heraushören von Melodien.
Intervalle per Gehör erkennen zu können, ist eine wichtige Voraussetzung für das Heraushören von Melodien.
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Kleine Sekunde Große Sekunde Kleine Terz Große Terz Reine Quarte Übermäßige Quarte / verminderte Quinte (Tritonus) Reine Quinte Kleine Sexte Große Sexte Kleine Septime Große Septime Reine Oktave

Übe Akkorde mit deiner Stimme. Spiel den Grundton auf deinem Instrument, und sing ihn laut. Dann stell dir im Kopf vor, wie ein Dur-Dreiklang oder ein Moll-Dreiklang auf diesem Grundton klingt, und singe die Töne nacheinander. Zur Kontrolle kannst du wieder zu deinem Instrument greifen. Später kannst du diese Übung auf kompliziertere Akkorde wie Septakkorde ausweiten. Am besten ist es, wechselnde Grundtöne zu verwenden. Übrigens, das ist auch eine tolle Übung, wenn du später einmal Chorsätze mit deiner eigenen Stimme in der DAW aufzeichnen möchtest.
Von dieser Übung gibt es noch eine fortgeschrittene Variante: Nimm den ersten Ton nicht als Grundton, sondern als Terz oder Quinte eines Dreiklangs. Beispiel: Spiel und sing ein C, und dann bilde daraus zunächst in deinem Kopf, und dann mit deiner Stimme einen F-Dur-Dreiklang (F-A-C). Oder spiel und sing ein F, und bilde mit deinem „inneren Ohr“ einen d-Moll-Dreiklang (D-F-A). Nach und nach wird es dir dann immer leichter fallen, Akkorde richtig zu identifizieren.

Fotostrecke: 2 Bilder Durakkorde auf allen 12 Grundtönen
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Dur-Dreiklänge auf allen 12 Grundtönen Moll-Dreiklänge auf allen 12 Grundtönen

Welche Online-Kurse und Apps zur Gehörbildung gibt es?

Neben den oben beschriebenen Übungen gibt es zahlreiche Online-Angebote, Computerprogramme und Apps zum Thema Gehörbildung, die sehr hilfreich sein können. Am meisten Spaß macht das Gehörtraining natürlich, wenn du dich mit jemand zusammen schließt. Ihr könnt euch gegenseitig verschiedene Aufgaben stellen und profitiert beide davon. Auch dein/e Lehrerin an deinem Instrument kann dir bei der Gehörbildung helfen. Aber auch allein kann man das Gehör mit diesen Angeboten wunderbar trainieren.
Wie so vieles im Internet, sind die meisten Trainingsprogramme zum Thema Gehörbildung in englischer Sprache. Das Gute ist aber: Die Musik funktioniert bekanntlich über alle Sprachgrenzen hinweg. Um mitmachen zu können, brauchst du also nur zu lernen, wie die Intervalle und Akkorde auf Englisch heißen, und so viele Vokabeln sind das gar nicht.
Hier ist eine kleine Auswahl:
Deutsch:

Englisch:

  • musictheory.net / Tenuto
    Auf der Seite musictheory.net findest du umfangreiche, kostenlose Online-Kurse zu den Themen Musiktheorie und Gehörbildung. Klicke auf „Exercises“ und dann scrolle herunter zum Bereich „Ear Training“. Hier findest du mehrere Übungen zu Intervallen, Skalen (Tonleitern) und Akkorden.
    Von den Machern von musictheory.net stammt auch die App „Tenuto“ für iOS-Geräte. Damit kannst du dein Gehör auch unterwegs trainieren. Die App benötigt keine Internetverbindung. Sie ist für 3,99 € im App Store erhältlich.
  • teoria.com 
    Auch hier findest du umfangreiche, kostenlose Gehörbildungsübungen. Auch eine Einheit „Melodic Dictation“ wird angeboten, mit der du dich an das Heraushören und Notieren einfacher Melodien herantasten kannst.
  • tonedear.com 
    Ein weiteres kostenloses Angebot mit Übungen zu Themen wie Intervalle, Akkorde, Akkordfolgen und Skalen. Auch hier gibt es Melodiediktate (Melodic Dictation), mit denen du das Heraushören von Melodien üben kannst.

Doch beginnen wir nun endlich mit dem eigentlichen Thema dieses Workshops: Heraushören von Melodien und Akkorden! Das Gute ist: Du kannst das alles wunderbar gleichzeitig üben. Es ist nicht so, dass du zunächst Gehörbildung „können“ musst, bevor du dich an das Heraushören von Songs wagst. Es gehört alles zusammen, und durch das Heraushören trainierst du immer wieder auch dein Gehör. Allerdings wird dir das Heraushören deutlich leichter fallen, wenn dein Gehör schon etwas geübt ist.

Wie hört man die Melodie eines Songs heraus?

Am einfachsten lässt sich die Melodie eines Songs heraushören, wenn du die Tonart des Songs kennst, dich in kleinen Abschnitten vorarbeitest und die Intervalle zwischen den einzelnen Tönen ermittelst. Doch gehen wir am besten ganz der Reihe nach vor.
Beim Heraushören von Songs ist es zunächst einmal egal, ob du die Melodie als Noten aufschreiben oder einfach nur singen bzw. auf deinem Instrument spielen können möchtest. Im Grunde geht es erst einmal darum, die Melodie mit deinem Gehirn und inneren Ohr genau zu erfassen, sodass du sie sicher mitsingen kannst. Tatsächlich ist es nämlich so: Wenn du schon einmal ein Lied nach Gehör gelernt und mitgesungen hast, dann hast du auch schon einmal eine Melodie herausgehört. Je besser dein inneres Gehör wird, desto sicherer wirst du dabei und kannst beurteilen, ob du die Melodie richtig mitsingst. Das Aufschreiben bzw. Nachspielen folgt dann im zweiten Schritt.
Beginne mit einem einfachen Song. Wenn du dir als erste Übung zum Heraushören ein Klaviersolo von Oscar Peterson vornimmst, wirst du womöglich frustriert aufgeben. Viel sinnvoller ist es, mit einfachen Melodien zu beginnen, die du mitsummen kannst. Das führt eher zu Erfolgserlebnissen. Nimm dir also lieber einen deiner Lieblingssongs vor und probiere die Gesangsmelodie herauszuhören, statt dich gleich am Anfang an komplexen Soli zu versuchen.
Hör genau zu! Hör dir das Stück mehrmals ganz genau an. Achte auf Details wie: Welche Instrumente spielen die Melodie, welche die Akkorde? Gibt es mehrere Stimmen, die sich überlagern? Steht das Stück in einer Dur- oder Molltonart? Wechselt die Tonart vielleicht während des Stücks? Je häufiger du das Stück hörst – und dabei geht es noch gar nicht um das Herausfinden exakter Noten – desto mehr wirst du es verinnerlichen und Details entdecken, die dir später beim Heraushören helfen können.
Es kann auch sehr hilfreich sein, wenn du dir einen groben Plan von der Struktur des Stückes machst: Was ist die Strophe, was ist der Chorus, bzw. welches sind die Teile A, B und C? Welche Teile wiederholen sich, oder tauchen später im Stück noch einmal auf? Umso besser du das Stück kennst, umso leichter wird dir das Heraushören fallen.
Finde die Taktart und Tonart des Stückes heraus. Um die Taktart zu ermitteln, versuche den Grundschlag zu erspüren. Stell dir vor, in welchem Rhythmus du zu dem Stück tanzen würdest, oder klopfe den Takt mit dem Fuß. Versuche als nächstes herauszufinden, wo die betonten Schläge liegen, und wie viele Schläge zusammen einen Takt ergeben. In der Pop- und Rockmusik ist der 4/4-Takt mit Abstand am verbreitetsten, aber es gibt auch Stücke in anderen Taktarten, zum Beispiel 3/4 oder 6/8. 
Das Herausfinden der Tonart kann manchmal etwas knifflig sein, denn es gibt hierfür keine einfache Methode, die immer funktioniert. Man kann also nicht pauschal sagen: „Der erste / letzte Ton der Melodie ist immer der Grundton der Songtonart“, oder „Der Schlussakkord eines Stückes ist immer die Songtonart“. Beide dieser Anhaltspunkte stimmen oft, aber eben nicht immer. Zu allem Überfluss gibt es auch noch Stücke, bei denen die Tonart mittendrin wechselt. Eine gute Methode ist es, den Song anzuhören und währenddessen auf dem Klavier, der Gitarre oder einem anderen Instrument nach Tönen zu suchen, die gut dazu passen. Je mehr du das tust, desto mehr wirst du feststellen, dass es meistens eine Reihe von Tönen bzw. eine Tonleitergibt, die sich wie die klangliche „Heimat“ des Stückes anhört. Oft fühlt sich ein Ton besonders gut an und wirkt wie das klangliche Zentrum des ganzen Stücks. In aller Regel hast du damit die Songtonart und ihren Grundton gefunden.
Sing mit! Wie auch bei den Übungen zur Gehörbildung hilft es beim Heraushören von Melodien sehr, wenn du dir die Töne nicht bloß im Kopf vorstellst, sondern sie laut mitsingst bzw. summst. Auch, wenn du kein/e Sänger/in bist, solltest du das unbedingt mal probieren. Dadurch wird jeder Ton für dich körperlich fühlbar, und du kannst leichter erkennen, ob du den richtigen Ton gefunden hast.
Arbeite abschnittsweise. Teile das Stück in überschaubare Abschnitte auf, die du dir wiederholt anhörst, während du die Melodie heraushörst. (Tipp: Eine Transkriptionssoftware hilft dabei sehr; mehr dazu siehe unten.) Bei einfachen Melodien können die Abschnitte mehrere Takte lang sein. Bei komplizierten Passagen arbeitest du entsprechend mit kürzeren Abschnitten. Wenn die Melodie sehr komplex ist, kann das auch mal ein halber Takt sein.
Erst Rhythmus, dann Melodie. Vor allem bei rhythmisch komplexen Passagen kann es sehr hilfreich sein, wenn du dich zunächst nur mit dem Rhythmus beschäftigst, bevor du dich an die Töne heranwagst. Tippe den Grundschlag mit dem Fuß, und klatsche oder klopfe dazu den Rhythmus der Melodie, bis du ihn verinnerlicht hast. Wenn du magst, kannst du ihn auch notieren. Wenn der Rhythmus dann sitzt, gehst du im zweiten Schritt daran, die Töne herauszufinden.
Sing oder summ die erste Note der Melodie und präge dir ihren Klang ein. Dann schnappst du dir das Instrument deiner Wahl und tastest dich im ‚Trial-and-Error‘-Verfahren an sie heran. Das Klavier hat sich dafür besonders bewährt, weil alle verfügbaren Töne schön übersichtlich vor einem liegen, aber natürlich funktioniert das Heraushören prinzipiell auch mit anderen Instrumenten. Wenn du die erste Note gefunden hast, merk sie dir, oder schreib sie auf, und wende dich der nächsten Note zu.
Und damit sind wir an dem Punkt, wo dir das relative Gehör sehr helfen kann. Wenn du fit bist im Hören von Intervallen (siehe Abschnitt zur Gehörbildung oben), dann kannst du eine Abfolge von Noten viel leichter erkennen. Nachdem die erste Note gefunden ist, musst du dich an die übrigen Noten nicht mehr mühsam herantasten. Stattdessen hörst du bald, dass die zweite Note beispielsweise eine kleine Terz tiefer als die erste ist, und die dritte wiederum eine Quinte höher als die zweite, und so weiter. Du hörst also die Noten relativ zueinander. Nochmals vereinfacht wird dieser Vorgang, wenn du die Songtonart kennst. In den meisten Fällen werden nämlich fast alle Noten, die du in der Melodie findest, dieser Tonleiter entstammen, was die Auswahl schon mal kräftig einschränkt. Aber Achtung, natürlich gibt es auch Ausnahmen von dieser Regel.

Wie hört man die Akkorde zu einem Song heraus?

Um die Akkorde zu einem Song herauszuhören, gibt es einige Tricks. Zum Beispiel kann der Basston beim Finden des richtigen Akkords helfen. Wenn man sich etwas mit der Harmonielehre auskennt, kommt man oft schneller zum Ziel.
Das Heraushören von Akkorden wirkt am Anfang wahrscheinlich schwieriger als Melodien. Schließlich muss man auf mehrere Töne gleichzeitig achten, die zu allem Überfluss vielleicht auch noch von verschiedenen Instrumenten gespielt werden. Oft wird einem der richtige Begleitakkord für eine bestimmte Stelle im Song nämlich nicht von einem einzelnen Instrument „auf dem Silbertablett serviert“, sondern ergibt sich daraus, was mehrere Instrumente wie Gitarre, Bass, Keyboards und evtl. Bläser o.ä. gleichzeitig tun. Aber keine Angst – je besser dein inneres Ohr den Klang verschiedener Akkorde auseinanderhalten kann, desto einfacher wird es.
Auch für das Heraushören von Akkorden ist es sehr hilfreich, sich mit Gehörbildung zu beschäftigen. Unter den oben aufgelisteten Links findest du Übungen, die dir dabei helfen, Dur- und Moll-Akkorde voneinander zu unterscheiden. Wenn das gut klappt, kannst du auch kompliziertere Akkorde wie Septakkorde in dein Gehörbildungs-Ritual einbauen sowie Akkorde, bei denen ein anderer Ton als der Grundton im Bass gespielt wird. Jeder Akkordtyp hat eine ganz bestimmte Farbe, und je mehr du dein Gehör trainierst, desto leichter wird es dir fallen sie auseinander zu halten. Für das Heraushören der allermeisten Pop– und Rocksongs kommst du schon sehr weit, wenn du die folgenden Akkordtypen klanglich unterscheiden kannst:

Wenn du diese Akkordtypen kennst, kommst du beim Heraushören von Pop- und Rockmusik schon sehr weit.
Wenn du diese Akkordtypen kennst, kommst du beim Heraushören von Pop- und Rockmusik schon sehr weit.
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Dur-Akkord Dominantseptakkord (7) Großer Septakkord (maj7) Moll-Dreiklang (m) Moll-Septakkord (m7)

In der Popmusik weit verbreitet sind zudem Durakkorde, bei denen die Terz durch die Quarte (sus4) oder große Sekunde (sus2) ersetzt wird. Das liegt daran, dass diese Akkorde auf der Gitarre oft gut zu greifen sind und sich so etwas Bewegung in die Akkordbegleitung bringen lässt. Zumeist werden sus4- und sus2-Akkorde kurz darauf in den „normalen“ Dur-Dreiklang aufgelöst. So entstehen Akkordmuster wie dieses:

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Typische Pop-Akkordbegleitung mit sus2- und sus4-Akkorden
In der Popmusik weit verbreitet: sus2- und sus4-Akkorde
In der Popmusik weit verbreitet: sus2- und sus4-Akkorde

Und noch etwas kann dir beim Heraushören von Akkorden sehr helfen: Auch wenn das Thema oft eher unbeliebt ist: Je besser du dich mit Musiktheorie und Harmonielehre auskennst, desto leichter geht das Heraushören von Akkordfolgen von der Hand. Denn du wirst schnell bestimmte Muster und Kadenzen entdecken, die immer wieder auftauchen. Wenn du zum Beispiel weißt, was eine II-V-I- oder I-VI-II-V-Verbindung ist und wie sie klingt, kannst du sie beim Hören eines Songs oft schon erkennen, bevor du überhaupt richtig mit dem Heraushören angefangen hast.
In dem folgenden, legendären Video macht die Band „Axis of Awesome“ eindrucksvoll vor, wie weit verbreitet bestimmte Akkordfolgen in der Musik sind. Den Klang einer solchen Verbindung aus drei bis vier Akkorden kann man sich als Ganzes einprägen und erkennt sie dann mit etwas Übung beim Hören eines Songs sofort.

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Doch wie geht man am besten vor, wenn man keine so bekannte und oft gehörte Struktur vorfindet? Dazu habe ich hier einige Tipps zusammengestellt:
Was spielt der Bass? Der Basston in einem Arrangement, ob er nun von einem Bass, einem Cello oder einem Synthesizer gespielt wird, ist in vielen Fällen der Grundton des darüber liegenden Akkords. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Manchmal spielt der Bass einen anderen Akkordton (Quinte, Terz), und viele Bassisten bauen in ihre Basslines Zwischentöne und Verzierungen ein, die zum nächsten Akkord überleiten. Aber wenn du darauf achtest, was der Bass auf der „1“ eines Taktes spielt, bist du in vielen Fällen schon sehr nah dran, den Akkord richtig zu erkennen.
Achte auf die Melodie. Auch die Melodie kann dich dem richtigen Akkord näherbringen. Zwar enthalten Melodien üblicherweise mehr „akkordfremde“ Übergangstöne als Basslines, aber die in der Melodie hervorgehobenen Noten (z.B. betonte Zählzeiten, lange Noten, betonte Silben in einer Gesangsmelodie) werden in den allermeisten Fällen aus Akkordtönen bestehen. Das können der Grundton, die Terz oder die Quinte des Akkords sein, bei komplizierteren Akkorden natürlich auch andere. 
Achte auf die Klangfarbe des Akkords. Im besten Fall hast du nun also schon zwei Akkordtöne, wenn du den Bass und die Melodie kennst. Um die übrigen Akkordtöne zu finden, solltest du auf die Klangfarbe des Akkords achten (und hier kommt wieder die Gehörbildung ins Spiel…). Ist es ein Dur- oder Mollakkord? Wenn der Akkord komplex und vielschichtig klingt, ist wahrscheinlich eine Septime mit dabei, vielleicht auch noch andere Noten. Wichtig ist dabei: Alle Instrumente und der Gesang bilden zusammen den Akkord, den man an einer beliebigen Stelle eines Stückes hört – und nicht nur die Harmonieinstrumente wie Gitarre oder Klavier.
Probiere es einfach aus! Genau wie Melodien kannst du Akkorde auch gut im ‚Trial-and-Error‘-Verfahren ermitteln. Finde zuerst den Basston heraus, und bilde dann auf dem Klavier oder der Gitarre auf diesem Grundton verschiedene Akkordtypen. Vergleiche ihre Klangfarbe mit dem, was du hörst. Wenn nichts so richtig passen möchte, spielt der Bassist vielleicht nicht den Grundton des Akkords. Überlege dir, zu welchen Akkorden der gehörte Basston die Quinte wäre. Ein Beispiel: Der Bass spielt ein D. Wenn es kein D-Dur- oder d-moll-Akkord ist, ist es stattdessen vielleicht ein G-Dur- oder g-moll-Akkord mit der Quinte im Bass? Wenn auch das nicht zum Ziel führt, nimm den Basston als Terz eines Akkords und probiere aus, ob das passt. 

Welche Software hilft beim Heraushören von Songs?

Beim Heraushören von Melodien und Akkorden kann eine Transkriptionssoftware sehr hilfreich sein. Viele dieser Programme bieten die Möglichkeit, wählbare Abschnitte eines Songs stark zu verlangsamen, sodass man Details besser hören kann.
In den Zeiten von Schallplatten und Tonbändern war das Heraushören von Musik von einer Aufnahme eine umständliche Sache. Man musste immer wieder die Nadel zurücksetzen bzw. das Tonband zurückspulen, um einen Abschnitt noch einmal zu hören, und landete dabei oft weit entfernt von der gewünschten Stelle. Auch bei CD-Playern und selbst bei den Standard-Player-Apps vieler Smartphones ist es oft nicht möglich, einen frei wählbaren Abschnitt in einer Dauerschleife abzuspielen.
Besser geht es mit spezieller Software oder Apps zum Heraushören (Transkribieren) von Musik. Diese Programme können in der Regel die Wiedergabe verlangsamen (zum Teil extrem), ohne dass sich dabei die Tonhöhe verändert. Darunter leidet natürlich die Wiedergabequalität, aber es geht ja nur darum herauszufinden, welche Töne und Akkorde gespielt werden. Die meisten Transkriptionsprogramme haben außerdem eine Loop-Funktion, die es dir ermöglicht, einen beliebigen Abschnitt wiederholt anzuhören, bis du mit dem Heraushören fertig bist.
Einige moderne Transkriptionsprogramme und Apps bieten sogar Algorithmen, die die Aufnahme analysieren und anzeigen, welche Frequenzen bzw. Noten darin besonders betont werden. Mitunter findet man auch Software, die Musik quasi automatisch transkribieren kann, indem sie eine Audiodatei in MIDI-Noten bzw. Notenschrift umwandelt, oder die Akkorde direkt anzeigt. Auch wenn solche Software bei komplexen Arrangements eine gewisse Fehlerquote hat, kann das beim Herausfinden der richtigen Noten natürlich enorm hilfreich sein. Allerdings wird dein inneres Ohr dann auch entsprechend weniger herausgefordert und trainiert, und dir entgeht das tolle Erfolgserlebnis, wenn du ein Stück erfolgreich herausgehört hast. Ich empfehle daher, solche Software zur „automatischen Transkription“ nur einzusetzen, wenn du gar nicht mehr weiterkommst. Musikalisch hast du sehr viel mehr davon, wenn du selbst transkribierst. 

Hilfsprogramme zum Heraushören von Musik

  • Amazing Slow Downer (macOS, Windows, iOS, Android) – Der Klassiker schlechthin und seit vielen Jahren erhältlich. Der Amazing Slow Downer erlaubt die stark verlangsamte Wiedergabe und verfügt über einen Loop-Modus.
    http://www.ronimusic.com/index.html
  • Transcribe! (Windows, macOS, Linux) – Ein komfortables Transkriptionswerkzeug mit vielen Optionen. Unter anderem mit verlangsamter Wiedergabe, flexiblen Loops und Markern sowie mit einem Analyse-Tool, das betonte Frequenzen in der Aufnahme auf einer Klaviertastatur anzeigt. Für Windows, macOS und Linux.
    https://www.seventhstring.com/xscribe/overview.html
  • MusicTrans (Windows, macOS, Linux, Android) – Mit verlangsamter Wiedergabe, Loop-Modus und einer grafischen Darstellung hervorgehobener Frequenzen in der Aufnahme, die beim Finden der richtigen Noten helfen kann.
    http://www.musictransapp.com/
  • Audipo (iOS, Android) – Einfacher Player mit verlangsamter Wiedergabe. Erlaubt das Setzen von Markern und verfügt über eine gaaaanz lange Wiedergabeleiste, auf der man Stellen leicht „anfahren“ kann. Im App Store bzw. Play Store.
  • Riffmaster Pro (iOS) – Übersichtliche Player-App mit Loop und verlangsamter Wiedergabe. Im App Store. 

Eine sehr umfangreiche Linkliste mit Transkriptionssoftware für alle Plattformen findest du hier: https://www.seventhstring.com/resources/transcription.html

Schlusswort

Melodien und Akkorde aus Songs herauszuhören lohnt sich! Denn dadurch eröffnet sich dir eine ganz neue Welt des Musikmachens. Du hörst ein Gitarren- oder Klaviersolo, das dir gefällt, oder eine prägnante Akkordbegleitung? Hör es heraus, spiele es nach, und lerne dadurch von deinen Vorbildern. Wenn man nicht immer den Umweg über Noten gehen muss, kann man freier und ungezwungener Musik machen und auch leichter selbst kreativ werden.
Und auch, wenn es dir am Anfang vielleicht noch etwas schwer fällt: Je besser dein Ohr wird und je mehr Erfahrung du mit dem Heraushören sammelst, desto leichter klappt es. Und du wirst sehen: Wenn du das Heraushören regelmäßig übst, wirst du irgendwann plötzlich fast automatisch hören, wie eine Melodie oder Akkordfolge geht, und sie einfach nachspielen können.
Viel Spaß!

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(Bilder: Shutterstock / von: Sasun Bughdaryan // Shutterstock / von: MSSA // Montage: bonedo.de)

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