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Wie Sand am Meer… Test

Die 1000-Euro-Klasse

Diesen attraktiven Markt der Digitalpianos haben die großen Hersteller weitgehend unter sich aufgeteilt. Die Protagonisten heißen hier Roland und Yamaha, dicht gefolgt von Kawai, Korg und Casio.
In der Klasse um 1000 Euro treten an:

Yamaha CLP320, Straßenpreis ca. 1150 Euro (UVP 1369)
Roland RP201, ca. 1200 Euro (UVP 1429)
Casio Celviano AP220 für ca. 1050 Euro (UVP 1099)
Kawai CA18,     ca. 1600 Euro (UVP 1690)
Korg LP350, ca. 1000 Euro (UVP 1189)

Fotostrecke: 5 Bilder Yamaha CLP320

Zunächst muss man feststellen, dass alle Modelle eines gemeinsam haben: Die eingebauten Verstärkeranlagen sind durchweg von guter Qualität. Die Lautsprecher sind so in das Gehäuse integriert, dass der Sound indirekt abgestrahlt wird, die Klangquelle also nicht genau zu orten ist. Das kommt einem echten Instrument näher als zwei Lautsprecher, die direkt von der Front abstrahlen. Alle Kandidaten haben ausreichend Leistung, um auch die Probe mit dem Kirchenchor ohne externen Verstärker zu bestehen. Eine weitere Gemeinsamkeit aller Modelle betrifft die Klaviatur. Alle Tastaturen verfügen über graduierte Hammermechaniken, das heißt, die hohen Töne lassen sich etwas leichter spielen als die Bässe, so wie es auch bei einem echten Flügel der Fall ist.

Allerdings ist es schon bei den Anschlüssen vorbei mit der Harmonie:
Schlusslicht ist hier das Kawai, das außer über zwei Kopfhörerbuchsen gar keinen Kontakt zur Außenwelt sucht. Weder Line-Out noch MIDI findet man hier. Das ist schon recht dünn, auch in dieser Preisklasse.

Auch beim Casio ist MIDI kein Thema, dafür aber USB, über das sich das AP220 sehr einfach per Plug & Play an einen Computer anschließen lässt. Im Test funktionierte das auch völlig problemlos, der Computer erkannte das Instrument sofort. Allerdings gibt es auch hier nur Kopfhörerbuchsen, keinen Line-Out. Leider produzierten die Kopfhörerausgänge unseres Testgerätes leichte digitale Störgeräusche, die im Audiobeispiel hörbar sind. Ob dieses Problem die ganze Serie betrifft oder nur unser Testexemplar betroffen war, lässt sich mangels Zweitgerät leider nicht feststellen.

Das Yamaha besitzt zwar MIDI, dafür aber keinen Line-Out, stattdessen zwei Kopfhörerbuchsen.

Das Korg LP350 bietet MIDI in/out und auch Line-Out, allerdings nur per Stereo-Miniklinke. Immerhin besser als nichts!

Vorbildlich dagegen das Roland RP201: Hier findet man MIDI in/out, Line-Out und auch Line-In (zum Anschluss eines Audio-Player), und dies alles sogar mit „großen“ Klinkenbuchsen! Kaum zu glauben …
Tastaturen
Die Tastaturen spielen sich alle sehr ordentlich, wobei hier das Casio etwas hinter den anderen zurückbleibt. Seine Tasten wackeln ein wenig hin- und her und machen in ihrem glänzenden Plastikoutfit auch optisch keinen besonders edlen Eindruck. Allerdings lässt es sich durchweg gut spielen und auch der Anschlag ist nicht zu leicht.
Die Tastatur des Yamaha ist durchschnittlich gut, der Anschlag auch hier mittelschwer.
Die Tastaturen der Roland-, Korg- und Kawai-Digitalpianos sind von deutlich besserer Qualität.
Die Pianos von Roland und Korg spielen sich relativ leicht und komfortabel und sie fühlen sich edel an. Dynamische Spielweise wird hier präzise umgesetzt und perlende Läufe kommen wie von selbst (na gut, ein kleines bisschen Üben vorausgesetzt). Die einzige Holztastatur findet sich im Kawai, und das erklärt auch den relativ hohen Preis dieses Pianos. Sie ist etwas schwerer zu spielen als die anderen und verlangt dem Pianisten etwas mehr Kraft ab. Zum Üben ist eine solche Tastatur aber sicher die beste Wahl.

Sounds

Alle Kandidaten bieten nicht nur akustische Klaviersounds, sondern auch diverse andere, mehr oder weniger nützliche Klangbeigaben, wobei natürlich das Hauptgewicht auf der möglichst naturgetreuen Wiedergabe von Piano- und Flügelklängen liegt.
Eines vorweg:
Schade, dass kein einziges Gerät ein authentisches Fender Rhodes Piano reproduzieren kann. Die E-Piano Sounds in den getesteten Instrumenten schwanken zwischen Fantasie-E-Piano, FM-Piano und Fender-Rhodes-Samples, die durch Speicherplatz-Sparmaßnahmen bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden sind.

Audio Samples
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Roland RP201 – E-Piano Casio AP220 – E-Piano Kawai CA18 – E-Piano Korg LP350 – E-Piano

Den besten E-Piano-Sound bietet das Roland, das immerhin ein Rhodes-Sample mit vier Dynamikstufen enthält.  Das Yamaha bietet ein FM-Piano mit zwei Dynamikstufen und einem krassen Sprung zwischen beiden, dazu ein sehr künstlich klingendes Rhodes. Das Korg hat ein etwas merkwürdig klingendes Drei-Layer-Rhodes und ein wenig einladendes Wurlitzer. Und auch die E-Piano-Sounds des Kawai haben recht wenig mit den Vorbildern zu tun.

Aber zurück zum eigentlichen Thema: Denn zum Glück geht es bei unseren Testkandidaten nicht um E-Pianos oder die anderen Zugaben, die man ihnen mit auf den Weg gegeben hat, sondern ums akustische Klavier. Und das können die Jungs allesamt ganz gut.

Audio Samples
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Yamaha CLP320 – Piano Roland RP201 – Piano Casio AP220 – Piano Kawai CA18 – Piano Korg LP350 – Piano

Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, und die uralte Frage, welche Digitalpianos denn nun besser klingen, die von Roland oder die von Yamaha, versuche ich einmal so zu beantworten:

Das Yamaha klingt schön klar und brillant und setzt sich super in einer Band durch, während das Roland dumpf und mumpfig klingt. Oder: Das Roland klingt warm, hat schöne tiefe Mitten und Akkorde klingen voll und weich, während das Yamaha schon bei leisem Anschlag schrill ist und mit härterem Spiel immer aufdringlicher wird.

Alles klar?
So einfach ist es also nicht, und zuguterletzt entscheidet immer der persönliche Geschmack. Deshalb sollte sich bei diesem Test jeder anhand der Soundbeispiele sein eigenes Bild machen.  Auch als Tester kann man seine persönlichen Vorlieben nicht an der Garderobe abgeben, und neben der Beurteilung ganz objektiver technischer oder ausstattungsmäßiger Vor- oder Nachteile eines Instrumentes steht in der Hauptsache natürlich der Klang zur Beurteilung an. Und der wiederum fällt zu einem großen Teil unter die Rubrik Geschmack.

Ein Wort noch zur Bedienung dieser Pianos:
Offenbar herrscht bei den Herstellern der neue Trend, immer weniger Knöpfe in die Geräte zu bauen (wohl aus Kostengründen), sodass man bestimmte Funktionen nur noch durch Drücken von Tasten auf der Klaviatur steuern kann. Dies ist zum einen störend, da man sein Spiel unterbrechen muss, um z.B. einen Sound umzuschalten. Zumal diese Funktionen ohne Bedienungsanleitung meist nicht zu finden sind.

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