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Wie schreibe ich einen Bandinfo-Text für meine Band?

Im Musikerleben haben wir oft mit Dingen zu tun, die vom Musikmachen ziemlich weit entfernt sind: Konzerte booken, sich mit nervigen technischen Fragen auseinandersetzen, Selbstvermarktung. Diese Dinge entscheiden aber nicht selten über den Erfolg eines Künstlers oder einer Band.

Foto: Shutterstock, ouh_desire
Foto: Shutterstock, ouh_desire


Daher ist es wichtig, dass man als Musiker darüber Bescheid weiß und die ersten Karriere-Steps auch souverän meistert. Bereits am Anfang deiner kleinen Künstlerkarriere wirst du schnell von Veranstaltern nach einer Band-Info, einem Pressetext oder einer Band-Bio gefragt. Was ist das eigentlich genau und wo für brauchst du das? All das erkläre ich Step by Step in diesem Artikel.

“So ein Text ist ja nicht so wichtig, ich besteche durch meine Musik”

Tja, das wäre toll, wenn das so wäre. Aber wenn wir nur einmal sachlich überlegen, wie das Publikum von neuen Bands oder Konzerten erfährt, dann wird schnell klar, dass das nicht immer der Fall ist. Natürlich ist es super, wenn man im Radio ein Lied einer Band hört und auf die Musik aufmerksam wird. In allen anderen Fällen lesen wir aber eine Plattenrezension oder eine Konzertankündigung online oder in Printmedien. Der erste Berührungspunkt mit einem Künstler ist also meistens ein Text mit einem Foto. Überzeugen Text und Foto nicht, hört man sich sehr wahrscheinlich die Musik nicht einmal mehr an – dafür ist unsere Welt zu schnelllebig. Umso wichtiger ist also ein knackiger und gut formulierter Text über den Künstler, der dazu animiert, sich weiter zu informieren und etwas anzuhören.
Ein guter Pressetext ist im besten Falle also ein Türöffner, der neues Publikum anspricht!

Mach dir die Funktion einer Bandinfo bewusst

Auf manchen Facebookseiten von Bands liest man kryptische Aneinanderreihungen von Adjektiven, andere schreiben in Versalien ihre eher unspektakuläre Band-Historie auf, wiederum andere haben gar nichts stehen, nur zwei magere Sätze oder kündigen ihren Release von vor fünf Jahren an. All das erfüllt nicht die Funktion einer Bandinfo.
Wie im ersten Absatz schon angedeutet, werden vermutlich Veranstalter, aber auch Medien nach einem Pressetext fragen. Was fangen die mit einem solchen Text an?
Veranstalter: Der Veranstalter braucht zunächst einmal einen Bandinfotext, um einschätzen zu können, ob die Band in sein Programm passen könnte. Beim Lesen einer Bookingmail oder eines Pressetextes entscheidet sich in den ersten Sätzen, ob der Veranstalter weiterliest und eure Musik-Links anklickt. Und natürlich benötigt er einen Text für seine Konzertankündigungen.
Medien: Wenn Websites oder Zeitungen über Künstler schreiben oder einen Konzerttipp formulieren, brauchen sie zunächst einmal Informationen über den Künstler. Diese ergoogeln sie sich nicht (das wäre zu zeitintensiv!), sondern bekommen von euch das Wichtigste mitgeteilt und erfragen dann gegebenenfalls weitere Infos. Außerdem dient eure Bandinfo vielen Journalisten als Copy/Paste-Vorlage. Kleine Konzerttipps sind oftmals zusammengekürzte oder leicht abgeänderte Pressetexte. Ist euer Text nicht besonders gut formuliert, steigt die Chance, dass eure Konzertankündigung aus dem Redaktionsplan fliegt und lieber ein anderes Konzert angekündigt wird, bei dem ein Journalist weniger Arbeit hat. Noch ein Grund mehr, einen guten Text zu haben!
Publikum: Kennt euch das Publikum nicht und blättert durch die Zeitung, klickt sich durchs Netz oder den Eventkalender eines Clubs, verhilft ein guter Text euch zum Eindruck “Oh, das könnte mir gefallen, das guck ich mir mal an” oder zu “Wirkt ja nicht so spannend”.
Wenn du einen Pressetext für dich schreiben möchtest, behalte deine Zielgruppe und die Funktion dieses Textes im Hinterkopf!

Die Struktur eines Pressetextes

Für Pressetexte gibt es eine grobe Textstruktur, die üblich ist und der du lieber erst einmal folgen solltest. Ein Pressetext sollte bei einer jungen Band nicht länger als eine halbe DIN A4-Seite sein.
1. Aufhänger
Der erste (Ab)Satz soll die Aufmerksamkeit der Lesenden wecken und ist daher der wichtigste Teil deines gesamten Pressetextes. Es gibt beliebig viele Varianten, den ersten Satz zu gestalten – er kann die Entstehungsgeschichte der Band einleiten (falls diese in irgendeiner Weise besonders ist), er kann atmosphärisch in eine bestimmte Gefühlswelt einladen oder auch ein klares oder irritierendes Statement beinhalten. Wichtig ist: er muss neugierig machen. So einen Satz zu entwickeln, ist keine einfache Aufgabe, daher empfehle ich immer, ihn nicht als erstes zu schreiben, sondern die anderen Teile des Textes zuerst zu bearbeiten.

Beispiel Bandinfo Milliarden, Quelle Guerilla Management:

“Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Ausdrucksarten, so sagt man gemeinhin. Auch, wenn`s manchmal ganz schön weh tut. Mit dem Berliner Rock-Duo Milliarden meldet sich nun eine Newcomerformation zu Wort, die die deutschsprachige Musiklandschaft so richtig aufmischen wird. Garantiert.” 
2. Näheres zum Werdegang und zur Musik
In diesem Abschnitt hast du Platz, um von dir oder eurem Bandprojekt erzählen. Gibt es eine schöne Entstehungsgeschichte der Band? Hast du vielleicht einen spannenden Hintergrund (viel gereist? Bist du woanders aufgewachsen? Hast du Hobbys, die mit deiner Musik zu tun haben? Außerdem solltest du in diesem Abschnitt auf deine Musik eingehen. Welche Genres bedienst du? Was löst deine Musik emotional in jemandem aus? Achte darauf, dass du verständlich schreibst und sich der Leser etwas unter deiner Beschreibung vorstellen kann. Finde Vergleiche mit anderen Künstlern oder Bands. Auch, wenn dir dies doof vorkommt, weil man sich vielleicht nicht gern mit großen Acts vergleichen möchte – ein Vergleich hilft sowohl Veranstaltern als auch dem Publikum, einen Eindruck zu bekommen, welche Art von Musik du machst. Wie du Inspirationen für diesen Teil findest, steht weiter unten im Text.

Beispiel Pressetext Mia Diekow, Quelle Homepage:

“Sie sog alles in sich auf: von Klassik über Michael Jacksons Beatästhetik bis zu der Poesie von Jim Morrison, von Ricky Lee Jones und Joni Mitchell über Jazz und Funkrock zu Soulstimmen wie Randy Crawford und immer wieder Filmmusik.“

Beispiel Alternative zur Umschreibung eines Genres Kat Frankie, Quelle Gastspielreisen Homepage:
“Die dunkelbunte Welt der Songwriter-Musik und die helle, manchmal grelle Welt des Mainstream Pop – für KAT FRANKIE schließen sie einander nicht aus“
3. Verweise auf Rezensionen und Erfolge
Wenn du schon in tollen Locations gespielt, mit erfolgreichen Leuten zusammengearbeitet oder Preise gewonnen hast, gehört das natürlich auch in einen Pressetext! Auch schöne Rezensionen aus den Medien darfst du gerne zitieren. Wichtig ist nur, dass du reflektierst, was wirklich erwähnenswert ist: Für eine junge Band ist ein Erfolg bei einem Bandcontest sicherlich relevant, während dieser Gewinn vielleicht keine Erwähnung mehr wert ist, wenn du in deiner Laufbahn schon einige weitere Stationen erreicht hast. Selektiere daher, welche Zitate und Erfolge wirklich in den Text gehören und welche du auslassen kannst – ein Text wird nicht besser, je mehr du aufzählst!
4. Ausblick
Den Schluss bildet ein Ausblick auf die nächsten Stationen: Bringst du demnächst eine neue EP oder ein neues Album raus? Gehst du auf Tour? Dieser Ausblick ist für Medien und Veranstalter wichtig: Medien möchten immer einen aktuellen Bezug herstellen und Veranstalter erhoffen sich mehr Publikum und Presse im Vorfeld, wenn du gerade eine neue Veröffentlichung in der Pipeline hast.

Inspirationen finden

Über sich selbst zu schreiben ist undankbar. Sich selbst zu loben ist für durchschnittlich-narzisstische Menschen auch eher unangenehm. Emotionale, tolle Formulierungen für die eigene Musik finden? Fühlt sich komisch an.
Mit etwas Hilfe von außen geht’s ganz sicher leichter!
Recherchearbeit leisten
Die meisten Plattenlabels und Promoagenturen haben die Pressetexte ihrer Künstler online. Es ist ganz legitim, sich Inspiration zu holen und viel zu lesen. Klick dich durch zahlreiche Texte und speichere sie dir ab. Hol dir Anregungen für ausgefallene und schöne Formulierungen über Musikstile. Aber lies auch aktiv Texte, die dir überhaupt nicht gefallen. Warum gefallen sie dir nicht? Was findest du an ihnen nicht gut? Wenn du dir ein klares Bild darüber machst, wie ein guter Pressetext für dich aussieht, kannst du davon auch viel für dich anwenden.
Mit Freunden brainstormen
Schnapp dir deine Freunde, gern an einem geselligen Abend, spiel ihnen 2 bis 3 deiner typischsten Songs vor und macht dann ein gemeinsames Brainstorming. Deine Freunde sollen einfach gerade heraus sagen, was ihnen in den Kopf kommt, wenn sie deine Musik hören. Erlaubt sind auch Vergleiche zu anderen Bands, Szenen aus Filmen, Farben, alle möglichen Adjektive, aber vielleicht auch plakative Begriffe wie “Stadt”, “Caipirinha”, “Roadmovie”. Alle Begriffe werden gesammelt, je abstruser und bildhafter sie sind, desto besser. Am Ende hast du einen Blumenstrauß toller Vergleiche und Wörter, die deinen Pressetext bereichern können.

Was nicht gut kommt

Es gibt einige Fehler, die du unbedingt vermeiden solltest, wenn du einen ernst zu nehmenden Text schreiben willst, der dich zum Erfolg führen soll.
“Hallo, wir sind…”
Ein Pressetext ist keine Begrüßungsmail, sondern eine Art “Inhaltsangabe über dich und deine Musik. Daher wird er unbedingt in der 3. Person geschrieben.
“XY heizen dem Publikum ordentlich ein/lassen sich in keine Schublade stecken”
Einige Formulierungen hat man schon zu oft gelesen – vermeide Floskeln! Hol dir Feedback von Freunden und bitte sie, dich auf Formulierungsunfälle hinzuweisen. Darüber hinaus liefern viele Floskeln noch nicht einmal besonders genaue Informationen. Warum lässt sich die Band in keine Schublade stecken? Werde konkreter, geh auf Besonderheiten oder euren speziellen Stilmix ein. Wie heizt die Band dem Publikum ein? Was passiert bei den Konzerten? Hat der Sänger eine mitreißende Energie? Wird eine besondere Performance dargeboten?
“beste/jüngste/beeindruckendste” – lass die Kirche bitte im Dorf!
Natürlich ist es eine ganz besondere Herausforderung, wohlwollend bis lobend über seine eigene Musik zu schreiben und vielleicht hast du auch schon einige beachtliche Dinge erreicht. Nichtsdestotrotz solltest du im Umgang mit Superlativen etwas vorsichtig sein. Erfolge solltest du auf jeden Fall niederschreiben und gut in den Text einbinden – die Kunst ist, dabei nicht überheblich zu klingen, da dies den gegenteiligen gewünschten Effekt hat. Ein Künstler, der Hutkonzerte spielt, aber schreibt, als hätte er 5 Grammys gewonnen? Das wirkt leider unsympathisch und wird vermutlich Veranstalter wie Publikum gleichermaßen abschrecken

Schreiben lernen

Ein Pressetext braucht Zeit. Gerade, wenn man ihn für sich selbst schreibt. Setz dir nicht das Ziel “Heute schreibe ich meinen Pressetext”, sondern setz dich ran, schreib ein wenig, lass ihn liegen und schau am Tag danach nochmal drüber, ändere wieder und ergänze. Das zieht sich am Anfang vielleicht erstmal, aber du gewöhnst dich an den Inhalt und wirst im Kopf klarer, wie du zum Ausdruck bringen kannst, was dir wichtig ist. Wie beim Songwriting darf natürlich alles und immer wieder über den Haufen geschmissen werden – so lange du den Text noch nicht veröffentlicht hast und irgendwann 15 unterschiedliche Versionen kursieren.

“Ich krieg’s trotz der ganzen Tipps nicht hin”

Wenn alle Stricke reißen, besteht immer noch die Möglichkeit, jemanden mit dem Schreiben eines Pressetextes zu beauftragen. Wer dafür um die 100 bis 200 Euro ausgeben mag, findet sicher einen guten und professionellen Schreiberling, der sich eurem Problem annimmt.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Probieren. Schreibt uns doch gern, wie ihr euren Text geschrieben habt oder sendet uns eure Texte zu und wir geben euch Feedback.

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von nina.graf

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