Hallo zusammen, heute zeige ich euch, wie man ein peruanisches Cajón in moderner Ausführung selbst herstellen kann. Das Instrument wird mit einer integrierten, justierbaren Snaremechanik ausgestattet, auf Gimmicks wie Holzintarsien, eingefräste Sitzpolster, Two-in-One-Spielseiten usw. wird größtenteils verzichtet.
- Der Cajónkorpus
- Die furnierte Frontschlagplatte
- Halterungen für die Snaremechanik und das Schallloch
- Der Korpus wird mit den Schlagplatten verleimt
- Die Schraubenlöcher auf der Frontplatte installieren
- Feinschliff und Hartölauftrag
- Die Montage der Snaremechanik
- Vor der Endmontage wird noch einmal geschliffen und geölt
- So klingt das fertige Instrument
- Stück- und Werkzeugliste
- Weitere Empfehlungen
Es geht also um die prinzipielle Darstellung des Korpusbaus und verschiedene Strategien, um ein formschönes und wohlklingendes Instrument zu erstellen. Quellen für unsere Grundmaterial sind gut sortierte Holz-, Werkzeug- und Musikalienhändler, lokal oder im Internet. Ohne Formatkreissäge kann ein Zuschnitt auch bei einem befreundeten Schreiner oder sogar im Baumarkt erfolgen. Eine Auflistung der benötigten Teile und Werkzeuge findet ihr im letzten Kapitel des Inhaltsverzeichnisses.
Der Cajónkorpus
An der Formatkreissäge beginnen wir den Zuschnitt der vier Korpusteile. Oftmals haben Plattenwerkstoffe eine A/B-Sortierung, wir suchen uns also die schönere Sichtseite schon vor dem Schnitt aus. Ich verwende ein hochwertiges Multiplex aus messerfurnierte Buche. Man sollte hier auf ein scharfes Sägeblatt achten, mit 48 Zähnen oder mehr bei einem Blattdurchmesser von 315mm. Die Endmaße der Seiten sind 470x295mm, das Kopf- und Fußteil misst jeweils 295x295mm.
Nach dem Formatieren mit dem Schiebeschlitten und Schneiden am Parallelanschlag liegen die vier Multiplexplatten vor uns. Die Rückseite des Cajóns wird aus Birken- oder Buchensperrholz mit mindestens 3mm Wandstärke hergestellt, die Front aus wesentlich teurerem, da zahlreicher gesperrtem Flugzeugsperrholz mit 2,5mm Stärke. Dieses Sperrholz sollte – statt der üblichen drei Schichten – mindestens fünf bis sieben Schichten Birkenfurnier aufweisen, um den Klang und die Haltbarkeit des Instruments zu optimieren. Ich habe mich über die Jahre mit einer Flachdübelfräse angefreundet, da sie schnell und effizient das Verbinden der Korpusteile erlaubt.
Für dich ausgesucht
Die eingefrästen Lamellodübel haben die Eigenschaft, dass die Platten beim Verleimen gegen Verrutschen gesichert sind. Im Abstand von 50mm zeichnen wir auf die Werkstückoberseite Markierungen für die Fräse an. Ich nutze Lamellodübel der Größe 0, die auch mit den relativ dünnen, 12mm starken Korpusteilen benutzt werden können. Um den Cajónkorpus später abrunden oder mit einer Fase versehen zu können, sollten wir jetzt unbedingt darauf achten, die Dübel im unteren Drittel der Materialstärke einzufräsen. Nachdem alle vier Platten gefräst und die Dübel eingeleimt sind, üben wir ordentlich Druck mit den typischen Vierkanthölzern (sogenannte Zulagen) mittels Korpuszwingen aus und lassen den Cajónkorpus für mindestens 40 Minuten trocknen.
Für Verleimungen aller Art nutze ich seit Jahren erfolgreich PVAC-Leime mit der Norm D3, die eine elastische Leimfuge, transparente Trocknung und im Innenbereich eine gewisse Wasserbeständigkeit versprechen. In der Zwischenzeit sägen wir zwei kleine Hilfsleisten mit den Maßen 12x16x160mm und eine dritte mit 12x16x247mm zurecht. Diese Leisten dienen der späteren Aufnahme der Frontschrauben. Später verleimen wir die drei Leisten an der oberen Vorderseite des Instruments, dabei ist darauf zu achten, dass sie bündig zum Korpus sind.
Die furnierte Frontschlagplatte
Jetzt ist der geeignete Zeitpunkt, um das bunte Edelholzfurnier auf die Flugzeugsperrholzplatte zu pressen. Mit einem Pinsel wird genügend Leim auf die Platte aufgetragen und dieser mit dem Zahnspachtel verteilt. Grundregel hierbei: Bei zu wenig Leim splittert das Furnier später beim Abrundfräsen, zu viel Leim hingegen führt zu dem gefürchteten Leimdurchschlag auf unserer schönen Sichtseite.
Das Furnier wird mit Druck auf die Platte mit Druck, mit der Unterseite nach oben in eine selbst gebaute Presse aus starren Küchenarbeitsplatten gelegt und mit vielen Zwingen über ein paar Stunden einem hohen Druck ausgesetzt.
Nun drehen wir den Cajónkorpus auf den Kopf und drehen einen 25mm Schraubhaken an der Hinterseite ein. Immer vorbohren! Die Position ermitteln wir folgendermaßen: Innenmaß geteilt durch zwei, danach 25mm im rechten Winkel zur Korpusmitte.
Halterungen für die Snaremechanik und das Schallloch
Danach sind die Halterungen für die Snaremechanik an der Reihe: An der Gehrungssäge schneiden wir uns zwei exakte Quadrate von 50x50mm. Mit einem 15mm Forstnerbohrer werden dann die Mittellöcher erstellt. Damit wir später unsere Mechanik wieder entfernen können (z.B. für Neujustage/Reparatur), klinken wir mit einer Japansäge ein sorgfältig angezeichnetes und schraffiertes Rechteck aus einem der Quadrate aus.
Wir bearbeiten die Ausklinkung mit Feile und Schmirgelpapier so lange, bis der 14mm Buchenrundstab mit einem kräftigen „Klick“ von oben eingeschoben werden kann. Wie auf dem zweiten Foto zu sehen, leimen wir die beiden Quadrate nun in den Korpus ein – dabei stößt die Spitze des Quadrats genau an die der Hilfsleiste und liegt an der winkelgenauen Linie, die wir zuvor angezeichnet haben. Die rückseitige Schlagplatte bekommt nun noch ein Schallloch verpasst. Ich nutze dafür eine Lochsäge mit Durchmesser 127mm und zeichne nach dem „goldenen Schnitt“ den Bohrmittelpunkt bei 165mm ab Oberkante an.
Bezüglich des Schallochdurchmessers lohnt es sich übrigens auch, ein wenig zu experimentieren: Soll das Cajón einen tiefen, aber vielleicht eher konturlosen Bass bekommen oder eher knackig komprimiert klingen? Dazu setze ich die Größe des Schalllochs gerne in ein Verhältnis zur Länge der Seitenteile: Das Loch sollte etwa den Durchmesser eines Viertels der Seitenlänge der Instruments besitzen. Die Faustregel lautet hier: Je größer das Schallloch, desto höher ist der Anteil an tiefen Bassfrequenzen. Allerdings muss man aufpassen – ein zu großes Loch von z.B. einem Drittel der Seitenlänge lässt den Bass eher matt und kraftlos klingen.
Wichtig für die Optik und auch das Spielgefühl ist die Abrundung der Korpuskanten. Es bleibt jedem Instrumentenbauer überlassen, die Kanten zu fasen oder abzurunden, ich habe mich bei diesem Cajón für einen Abrundfräser R8 entschieden und das Instrument an allen vier seitlichen Kanten auf dem Frästisch abgerundet.
Der Korpus wird mit den Schlagplatten verleimt
Jetzt steht einer der wichtigsten Arbeitsschritte an: die Verleimung des Korpus mit den Schlagplatten. Hierbei ist unbedingt auf exakte Bündigkeit der Formteile und eine angemessene Presswirkung zu achten, damit das Instrument später auch volltönend klingt! Ich beginne immer mit der Rückseite. Es sollte so viel Leim aufgetragen werden, dass beim Pressen kleine Leimkügelchen austreten und alle Fugen geschlossen sind. Danach ist die Frontplatte an der Reihe. Entscheidend ist hier, das furnierte Sperrholz erst ab den Hilfsleisten nach unten zu verleimen, das heißt das obere Drittel bleibt frei von Leim!
Beide Sperrholzplatten dürfen beim Verleimen nicht verrutschen und sollten mindestens für eine Stunde mit Zulagen ordentlich eingezwungen bleiben. Man könnte den austretenden Leim zwar sofort mit einem Tuch wegwischen, davon rate ich allerdings ab. Besser ist es meiner Meinung nach, mit einem Stechbeitel nach ca. 20 Minuten die Leimreste sauber zu entfernen. Nach der vollständigen Trocknung fräsen wir mit einem Abrundfräser R6 die Überstände an beiden Seiten weg und erhalten ein einfaches, aber bereits formschönes Instrument.
Schablonen erleichtern die Arbeit
In meiner Werkstatt gibt es eine Menge sinnvoller Schablonen und Vorrichtungen, soenannte. „Jigs“, die dem Instrumentenbauer das Leben erleichtern. Für die Markierung der sieben Schraubenlöcher auf der Frontplatte habe ich mir ein „Jig“ angefertigt, ebenso für die Lamellopositionen. In unserem Fall sollen die Schrauben symmetrisch verteilt in ca. 18mm Abstand zur Korpuskante sitzen. Mit einer solchen Schablone vereinfachen wir diese Arbeit ungemein: auflegen, Löcher mit der Ahle stechen und abschließend mit einem kombinierten Bohrer/Versenker mit Tiefenanschlag bohren, um alle Senkungen gleich aussehen zu lassen.
Jetzt nur noch die Schraubenlöcher für die Gummifüße markieren: Im Abstand von jeweils 50mm zum Cajónkorpus zeichnen wir die Schraubenlöcher an, stechen mit der Ahle an und bohren mit einem 2mm Bohrer vor.
Feinschliff und Hartölauftrag
Wie auch im Möbelbau, schleifen wir das Instrument mit einem Exzenterschleifer und Korn 120 bzw. 180 fein, dabei werden die Kanten händisch geschliffen. Vor dem ersten Ölauftrag entferne ich penibel den Staub. Kostengünstig können wir das hochwertige Hartöl mit einem gelben Haushaltsschwamm satt auftragen. Die Überstände werden wie üblich nach wenigen Minuten entfernt, Schwamm und Tücher sollten gewässert und entsorgt werden.
Die Montage der Snaremechanik
Während das Cajón am besten über Nacht trocknet, montieren wir die Snaremechanik auf dem Rundstab aus Buche.
Dabei bemessen wir die Länge des Rundstabes wie folgt: Innenmaß des Cajón minus fünf Millimeter. Wir zeichnen jeweils eine Markierung von 20mm zum Stabende und halten die eine Hälfte der Snare möglichst gerade mit ihrer äußeren Kante an diese Markierung. Mit einer Rundahle stechen wir die jeweils zwei Löcher ins Holz, bohren mit einem 2mm Bohrer vor und befestigen die beiden Snarehälften mit den 3x12mm Spaxschrauben. Dabei sollten von der Seite gepeilt die Federn genau in einer Flucht sein.
Danach wird der Rundstab genau mittig im Winkel von 45 Grad, montiert in einen Maschinenschraubstock, an der Standbohrmaschine mit einem 6mm Bohrer durchbohrt. Durch dieses Loch fädeln wir das vorgereckte Seil von vorn und oben, sichern es mit einem Doppelknoten und verfahren am anderen Ende mit dem Spannschloss ebenso.
Vor der Endmontage wird noch einmal geschliffen und geölt
Nach dem Zwischenschliff mit Korn 320 tragen wir ein zweites (optional: drittes) Mal eine dünne Hartölschicht auf. Das Hartöl trocknet matt bis seidenmatt, feuert die Maserung der Buchenplatte sowie des Furniers ordentlich an und erlaubt uns, spätere Reparaturen möglichst einfach durchzuführen.
Jetzt kann die Endmontage beginnen. Die sieben Spaxschrauben werden in die Frontplatte geschraubt, die vier Gummifüße mittels der größeren Schrauben befestigt und die Snaremechanik eingebaut. Mit dem Spannschloss regulieren wir den Snaresound nach Geschmack.
Aufmerksam kümmern wir uns nun um die Schrauben an der Front. Vereinfacht gesagt sollen die Schrauben die Frontplatte am Korpus befestigen, wobei erst durch die Feinjustage der Schrauben die sogenannten „Clap Corners“ ertönen.
Zu guter Letzt habe ich mein Firmenlogo mit einem mittlerweile erschwinglichen 3W Laser in die seitliche Korpuswand gebrannt.
Soundfiles
Damit ihr einen Eindruck bekommt, wie das fertige Cajon aus dem Workshop klingt, habe ich euch noch vier Soundfiles aufgenommen.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Nachbau und hoffe, ihr habt Inspiration für eure eigenen musikalischen Selbstbau-Projekte gewonnen. Hier geht es demnächst weiter mit einem weiteren Perkussioninstrument.
Stück- und Werkzeugliste
- Schlagplatten:
- Front: 1 St. Flugzeugsperrholz 505x305x2,5mm
- Rückseite: 1 St. Birken-/Buchensperrholz 505x305x3mm
- Korpus:
- Buche Multiplex, 12mm
- 2 St. 470x295mm
- 2 St. 295x295mm
- 2 St. 12x16x160mm
- 1 St. 12x16x247mm
- 2 St. 50x50mm
- SaRaiFo Fineline Furnier, 0,6mm stark
- 8 Lamellodübel, Größe 0
- PVAC-Holzleim, D3
- 14mm Rundstab Buche
- 14‘‘ Snaremechanik
- 25mm Schraubhaken m. Holzgewinde
- 4 St. 4,5×25 Spaxschrauben
- 7 St. 4,5×16 Spaxschrauben
- 4 St. 3×12 Spaxschrauben
- 35cm vorgerecktes Seil, 4-5mm stark
- 4 St. Gummifüße, 25mm hoch
- Spannschloss, 60mm
- Hartöl, farblos
Benutzte(s) Werkzeug/Maschinen
- Formatkreissäge
- Lamellofräse
- Standbohrmaschine
- Akkuschrauber
- Ahle
- Schraubendreher PZ1/PZ2
- FESTOOL Bohrer/Versenker 3,5mm
- Frästisch mit Oberfräse
- Abrundfräser R6/R8
- Exzenterschleifer
- Schleifmittel P120/P180/P320
- Japansäge
- Gehrungssäge
- div. Metall-/Holzbohrer
- Bi-Metall-Lochsäge, 127mm
- Forstnerbohrer, 15mm
- Korpuszwingen, 600mm
- Zahnspachtel
- Stechbeitel
- Klemmen
- Seitenschneider
- Zeitaufwand (ohne Trockenzeiten): ca. 6-10 Stunden