Der zweite Teil unserer Eurorack DIY für Einsteiger-Reihe informierte euch ausführlich über die zum Löten benötigte Grundausstattung. In dieser Folge möchte ich euch das Löten eigener Eurorack Patchkabel näherbringen.
Das ist nicht nur eine passende Gelegenheit sich mit dem Lötvorgang vertraut zu machen und Erfahrungen zu sammeln, es ist auch ein guter Startpunkt zum Üben bevor man sich an sein erstes Eurorack Kit traut. Ein praktischer Nebeneffekt: Auf diese Weise erhält man auch gleich kostengünstige und sehr hochwertige Patchkabel für sein Eurorack System. Wer es nicht abwarten kann und gleich mit einem Modul anfangen möchte, dem kann ich ein recht simples Modul, das CVPal Kit von Mutable Instruments (hier bei uns im Test) als ersten Eurorack Bausatz empfehlen.
Details
Grundlagen
Es gibt Stimmen, die behaupten, dass die Qualität der verwendeten Kabel eines Euroracksystems keinen großen Einfluss auf die finale Klangqualität nehmen, da die entstehenden Pegel so hoch sind und man die feinen Unterschiede zu Billigkabeln nicht wahrnimmt. Ich denke da grundsätzlich anders und finde es persönlich kontrovers viel Geld in ein modulares System zu investieren, denn Module sind ja nicht unbedingt billig, um das, worauf es letztendlich ankommt, den Sound, über minderwertige Kabel nach außen zu tragen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es nur sehr wenige Kabelhersteller in die Läden schaffen, die Patchkabel vernünftiger Qualität anbieten, und dann immer noch im preislichen Rahmen liegen. Die PatchMate Kabel von Vermona z. B. sind zu empfehlen, kosten aber auch um ca. zehn Euro. In diesem Workshop zeige ich euch, wie ihr für wenig Geld relativ schnell und unkompliziert eure eigenen Patchkabel löten könnt.
Stecker
PatchMate Kabel von Vermona verwenden Stecker von Lumberg, welche als sehr hochwertig in der Fachwelt gelten. Ich persönlich finde diese jedoch nicht wirklich Eurorack tauglich, da sie sehr dick erscheinen und nicht komfortabel in ein Stackcable passen. Nach einigen Feldversuchen fand ich meinen persönlichen Favoriten in den Steckern von Rean / Neutrik, die ebenso sehr hochwertig sind und sich dadurch hervorragend weiter verarbeiten lassen. Die Rean Stecker sind in den Farben Schwarz und Silber erhältlich und bestehen aus Metall. Das ist bei Kabeln relativ wichtig, da dadurch die Masse nicht nur das Kabel umschließt, sondern den Stecker gleich mit und somit für eine perfekte Abschirmung über den kompletten Weg sorgt! Es sind übrigens auch sehr preiswerte Metallstecker erhältlich, von welchen ich aber eher abrate. Diese sind schwer zu verarbeiten, da das Lötzinn schlecht am Metall haften bleibt und das Metall selbst viel zu dünn und obendrein instabil ist. Wie bei vielen anderen Themen in der SDIY Welt, muss hier jeder selber einmal unterschiedliche Modelle ausprobieren und dabei prüfen, was einem am besten zusagt. Gute Quellen für Stecker sind z. B. die Firmen Banzai Musik oder Mouser.
1/3 PatchMate Kabel von Vermona mit Lumberg Stecker. (Foto: Igor Sabara)
2/3 Hochwertige Rean / Neutrik Stecker. (Foto: Igor Sabara)
3/3 Nicht empfehlenswerte Billig-Steckerware. (Foto: Igor Sabara)
Kabel
Da für die Patchkabelherstellung Monostecker gelötet werden, benötigen wir im besten Fall Kabel mit einer Ader, wobei diese durch eine Zweite abgeschirmt ist. Der ganze Komplex ist dann normalerweise nochmals mit PVC ummantelt. Bei Kabeln ist die Auswahl enorm und hier kommt es, mehr als bei anderen Punkten, auf den persönlichen Geschmack an. Manche mögen eher steife Kabel, andere eher sehr flexible, usw. Hier muss man Ausprobieren und testen. Eine gute Methode dafür ist bei Kabelherstellern nach einem Musterpaket zu fragen, denn diese sind oft kostenlos und enthalten eine große Anzahl an verschiedenen Kabeltypen zum Ausprobieren. Eine renommierte Kabelmanufaktur in Deutschland ist z. B. Firma Sommercable.
Vorgehensweise
Zunächst müssen wir ein Stück der PVC-Ummantelung abtrennen, dafür gibt es spezielle Tools, welche je nach Kabel und Werkzeug mal besser, mal weniger gut funktionieren. Das funktioniert auch, wenn man sehr vorsichtig arbeitet, mit einem Cutter oder Skalpell. Danach drehen wir uns die Abschirmung aus Metall zu einer zweiten Ader und entfernen eine weitere PVC Abdeckung der inneren Ader. Hierbei ist es wichtig, ein wenig Lötzinn auf die einzelnen Adern zu geben. Sollte das Lötzinn eher am Lötkolben haften bleiben als am Kabel, dann versucht erst den Lötkolben nach dem Erhitzen zu entfernen und danach erst das Lötzinn. Solltet ihr immer noch Probleme haben, dann liegt es wahrscheinlich an einem billigen Stecker.
1/2 Zunu00e4chst muss ein Stu00fcck der PVC-Ummantelung abgetrennt werden … (Foto: Igor Sabara)
2/2 … Lu00f6tzinn auf den gedrehten Adern verhindert ein Aufsplissen. (Foto: Igor Sabara)
Als Nächstes steckt ihr den Stecker in die Halterung (auch “Helping Hand” genannt) und führt die beiden Adern von innen nach außen durch die dafür vorgesehen Bohrungen im Stecker. Die Ader, die wir uns aus der Abschirmung gedreht haben, kommt immer auf die lange Lasche des Steckers, denn das ist die Masse. Die innere Ader kommt immer auf die kurze Lasche. Als Nächstes erhitzt ihr das Metall des Steckers und die Ader gleichzeitig mithilfe der Lötspitze. Hierbei müsst ihr darauf achten, keine allzu hohen Temperaturen zu verwenden, da sonst die PVC-Hülle der inneren Ader schmelzen könnte, was wiederum einen Kurzschluss zwischen Masse und Signal erzeugen würde. Hier sollten zwischen 320 und 340 Grad Celsius genug sein. Sobald alles abgekühlt und fest ist, können die überstehenden Stücke abgetrennt werden. Beim nächsten Schritt benutzt ihr eine Crimpzange, mi der ihr die überstehenden Ecken des Steckers leicht verbiegen könnt, um somit das Kabel nochmals am Stecker zwecks primärer Zugentlastung zu klemmen.
1/5 Stecker wird in Lu00f6thilfe gehalten. Danach beide Adern von innen nach auu00dfen durch die Bohrungen im Stecker fu00fchren … (Foto: Igor Sabara)
2/5 … und vorsichtig von der einen Seite … (Foto: Igor Sabara)
3/5 … und von der anderen Seite verlu00f6ten. (Foto: Igor Sabara)
4/5 Danach mithilfe der Crimpzange die u00fcberstehenden Ecken des Steckers leicht verbiegen … (Foto: Igor Sabara)
5/5 … um somit das Kabel nochmals am Stecker zwecks Zugentlastung zu klemmen. (Foto: Igor Sabara)
Im letzten Schritt wird noch eine Zugentlastung gefertigt. Hierfür verwende ich gerne Schrumpfschlauch, da dieser in vielen Farben und Größen erhältlich ist, einfach zu verarbeiten ist und dabei stabil bleibt. Um den Schrumpfschlauch zum Schrumpfen zu bringe, muss dieser erhitzt werden. Auch dafür gibt es spezielle Werkzeuge. Ich persönlich mache das mit einem gewöhnlichen Feuerzeug. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten, den durch Rußablagerung kann sich der Schrumpfschlauch während des Erhitzens auch schwarz verfärben. Im letzten Schritt wird die Metallhülle einfach auf den Stecker geschraubt. Fertig ist das erste eigene Patchkabel.
1/5 Schrumpfschlauch ist in vielen Farben und Gru00f6u00dfen erhu00e4ltlich. (Foto: Igor Sabara)
2/5 Der Schrumpfschlauch wird auf das Kabel aufgesteckt … (Foto: Igor Sabara)
3/5 … und danach vorsichtig erhitzt. (Foto: Igor Sabara)
4/5 Im letzten Schritt wird die Metallhu00fclle einfach auf den Stecker geschraubt. (Foto: Igor Sabara)
5/5 Fertig ist das erste eigene Patchkabel. (Foto: Igor Sabara)
Fazit
Patchkabel löten ist wirklich keine große Kunst, dafür aber eine ausgezeichnete Übung sich mit dem Lötvorgang vertraut zu machen. Es kostet nicht viel und man erhält letztlich wirklich hochwertige Kabel, die man sich in Länge und Farbe individuell konfektionieren kann.
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