“Wie muss ich mein Gitarren- oder Bassgriffbrett richtig reinigen und pflegen?” Wer sein geliebtes Instrument regelmäßig spielt, der wird früher oder später an einen Punkt gelangen, an dem er sich mit dieser Frage konfrontiert sieht. Abgesehen von kosmetischen Argumenten sprechen für eine akribische Griffbrettpflege aber auch einige handfeste Gründe: So steht etwa die Krümmung des gesamten Halses in direktem Zusammenhang mit dem Zustand, in welchem sich das Fretboard befindet.
- Schnellanleitung: Griffbrettpflege für Gitarren und Bässe
- Warum verändern Gitarren- und Basshälse ihre Krümmung?
- Dass ein Instrumentenhals “arbeitet”, ist bis zu einem gewissen Grad normal!
- Die Mensur der Gitarre oder des Basses
- Der Schlüssel beim Feuchtigkeitsaustausch: das Griffbrettmaterial!
- Manche Instrumente verändern ihre Halskrümmung sogar während des Gigs!
- Ist das Griffbrett lackiert, ist weniger Feuchtigkeitsaustausch möglich!
- Schwitzen deine Hände stark beim Spielen?
- Auf einen Blick: Wie arbeitet Holz unter verschiedenen Bedingungen?
- Ein guter Start: Leichtes Abreiben des Griffbretts nach dem Spielen
- Griffbrettpflege ölen: Geht tiefer rein
- Sind Hausmittel bei der Griffbrettpflege erlaubt?
- Vorsicht beim Umgang mit Leinöl!
- Griffbrett reinigen und ölen: Videoanleitung
Achtung: Dieser Workshop ist im Bassbereich von bonedo erschienen und besitzt daher einen entsprechenden “Bass-Fokus” – vor allem in den Bildern und im unten verlinkten Video. Die hier vorgestellten Tipps und Tricks können aber auch 1:1 auf den Gitarrenbereich übertragen werden!
Schnellanleitung: Griffbrettpflege für Gitarren und Bässe
- Einen Esslöffel Leinsamen-Öl in eine Tasse geben
- Ggf. wenige Tropfen Zitronen-Öl als Duftzusatz hinzugeben
- beide Öle gut verrühren
- Saiten vom Instrument entfernen
- Zur Reinigung das Griffbrett mit ölgetränktem Lappen/Küchentuch abreiben, Schmutz entfernen
- Öl und Ablagerungen mit einem Küchentuch sorgfältig abreiben
- Griffbrett ein zweites Mal mit Öl gleichmäßig einreiben (versiegeln, nicht tränken!)
- Öl zwei Stunden einziehen lassen
- Öl mit einem Lappen abreiben (besonders auf Bundkanten und -enden achten!)
Warum verändern Gitarren- und Basshälse ihre Krümmung?
Räumen wir doch nach dieser Schnellanleitung erst einmal mit einem Mysterium auf. Es geht um die Frage: “Warum verändern eigentlich Bass- und Gitarrenhälse ihre Krümmung, obwohl sie doch mit einem stabilisierenden Metallstab ausgerüstet sind?”
Selbst Instrumente, die ganz frisch aus dem Werk kommen, hängen oder stehen mitunter mit vollkommen unspielbar krummen Hälsen in den Shops. Nicht selten fragt man sich da: “Ja, sagt mal, Freunde: geht’s noch?” Und wieso verändert sich eigentlich die Halskrümmung eines Basses immer wieder beim Wechsel der Jahreszeiten? Wo liegen die Ursachen für diese Phänomene?
Dass ein Instrumentenhals “arbeitet”, ist bis zu einem gewissen Grad normal!
Da die meisten Bässe aus Holz bestehen, einem hochgradig mit Feuchtigkeitsaustausch reagierenden Naturstoff, muss man sich zwangsläufig daran gewöhnen, dass ein einmal justierter Bass nicht immer in der gewünschten und eingestellten Position verbleibt. In Extremfällen kann eine Neujustierung sogar eine nahezu tägliche Routine bedeuten!
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Ein Gig im Winter mit kalten Außentemperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und warmen Innentemperaturen, die auf Bühnen nicht selten über 40 Grad Celsius bei direkter Scheinwerfereinstrahlung gehen, sowie z.B. trockene Heizungsluft im Backstage-Bereich – all dies kann einem Bass schon mal ordentlich zusetzen!
Vor allem ist es natürlich der Instrumentenhals, der im wahrsten Sinne des Wortes am meisten “arbeitet”. Hier kommen verschiedene Faktoren zum Tragen, die darüber entscheiden, wie stark das Holz arbeitet, sich also in seiner Form verändert, die ich nach und nach mit euch abhandeln möchte. Auf geht’s!
Die Mensur der Gitarre oder des Basses
Die Mensurlänge entscheidet in der Regel auch über die Halslänge, vor allem über die Länge des Griffbretts. Zur Erklärung: Die Mensur bezeichnet die Strecke zwischen den Auflagepunkten der frei schwingenden Saite vom Steg bis zum Sattel. Ob der Korpus dabei bis zum Sattel reicht oder der komplette Hals von Sattel bis zum Steg, ist irrelevant für das Maß der Mensurlänge – entscheidend ist allein die Strecke der frei schwingenden Saite!
Der Schlüssel beim Feuchtigkeitsaustausch: das Griffbrettmaterial!
Das Griffbrettmaterial spielt eine entscheidende Rolle in der Anfälligkeit eines Halses gegen Feuchtigkeit. Zumeist besteht das Griffbrettmaterial ja aus einem anderen Holz als der restliche Hals. Bedenkt man, dass das auf den Hals aufgeleimte Griffbrett ja ein sehr langer und schmalen Holzstreifen mit einer großen Oberfläche ist, so kann man sich in etwa vorstellen, dass an dieser Stelle ein extrem hoher Austausch von Feuchtigkeit stattfindet.
Dabei reagiert der Hals ähnlich wie ein Bi-Metall: Ist das Instrument hoher Feuchtigkeit ausgesetzt, wie es für gewöhnlich auf einer Livebühne mit viel Schweiß und Kondensfeuchtigkeit der Fall ist, so absorbiert das Griffbrett viel Feuchtigkeit und beginnt zu quellen – es dehnt sich also aus. Das Griffbrett quillt dabei stärker als der restliche Hals, der wesentlich mehr Masse besitzt und zudem häufig auch noch lackiert ist.
Manche Instrumente verändern ihre Halskrümmung sogar während des Gigs!
Eine Lackschicht kommt einer Isolationsschicht gleich, die einen Feuchtigkeitsaustausch auf der Halsrückseite verhindert. Quillt also das Griffbett auf und dehnt sich demzufolge aus, so wandert der Hals zwangsläufig in eine nach hinten gerichtete Krümmung, die man auch als “konvex” bezeichnet. Dies kann dazu führen, dass der Bass sogar während eines Gigs eine andere Einstellung annimmt als die zuvor einjustierte!
Ebenso verhält sich die Sache im umgekehrten Fall, wenn man also aus einer feuchten Umgebung in eine sehr trockene kommt. Hier beginnt das Griffbrett, Feuchtigkeit abzugeben und schließlich zu schrumpfen. Zieht sich das Griffbrett zusammen, so beginnt der Hals, sich nach vorne zu krümmen – das Griffbrett wird sozusagen “hohl”. In diesem Zustand wird die Krümmung als “konkav” bezeichnet.
Aber bitte jetzt keine Panik, all dies sind vollkommen natürliche Prozesse! Allerdings gibt es durchaus Fälle, in denen schlecht abgelagerte Hölzer verwendet oder Fehler bei der Griffbrettverleimung gemacht wurden. In derartigen Fällen kann ein Hals schon mal stärker arbeiten als die Necks anderer Instrumente. Ich habe einen Bass in meinem Arsenal, der über mehrere Jahre hinweg nahezu täglich neu justiert werden musste, bis das Phänomen irgendwann von selbst verschwand, weil sich das Holz im Laufe der Zeit “beruhigt” hatte.
Ist das Griffbrett lackiert, ist weniger Feuchtigkeitsaustausch möglich!
Besteht der Hals zum Beispiel aus einem einzigen Stück, bei dem das Griffbrett kein separat aufgeleimtes Element darstellt, dann tauchen für gewöhnlich weniger interne Spannungen auf. Einteilige Ahornhälse z.B. arbeiten daher für gewöhnlich weitaus weniger als Hälse mit aufgeleimten Griffbrettern. Selbst aufgeleimte Ahorngriffbretter arbeiten geringfügig weniger, da sie dem Halsholz in der Materialbeschaffenheit stärker ähneln als beispielsweise Ahornhälse mit aufgeleimten Palisandergriffbrettern.
Sogenannte mehrfach gesperrte (laminierte) Hälse, die verschiedene Holzschichten kombinieren, sind zwar stabiler in Hinsicht auf seitliches, korkenzieherartiges Verziehen (Torsion), aber bezüglich der arbeitenden Griffbretter und der entsprechenden Veränderungen der Halskrümmung sind sie ebenso anfällig wie einfachere Konstruktionen.
Wie bereits erwähnt, neigen lackierte Hälse mit unlackierten Griffbrettern zu stärkerem Arbeiten als z.B. Hälse mit lackierten Griffbrettern. Naturbelassene gewachste Hälse können gleichfalls bei extremen Feuchtigkeitsschwankungen arbeiten, denn auch hier das Griffbrett weniger Masse als der Resthals zu bieten hat und daher unterschiedlich stark aufquillt. Solche Instrumente werden meistens nur mit einem Wachsfinish überzogen, welches unbedingt regelmäßig erneuert werden sollte. Die Gründe: zum einen besitzen diese Instrumente in der Regel ein sehr schönes Aussehen und bieten der Greifhand ein sehr “natürliches” Spielgefühl, zum anderen neigen sie aber auch dazu, etwas anfälliger für Feuchtigkeitsaustausch zu sein.
Schwitzen deine Hände stark beim Spielen?
Speziell bei Musikern, die beim Spielen stark schwitzen, setzt sich der Schweiß nach und nach im Holz ab. Durch den Schweiß wird dem Holz ein verstärkendes hygroskopisches Element hinzugefügt: Salz! Unlackierte Hälse, die über Monate und Jahre sehr starken Schweißattacken ausgeliefert waren, beginnen nahezu unerklärlich nach und nach einen regen Feuchtigkeitsaustausch mit der Umgebungsluft und arbeiten für den Besitzer deutlich wahrnehmbar stärker als zu Beginn. Es ist über die rein ästhetischen Belange hinaus daher durchaus sinnvoll, derartige Hälse gut zu pflegen und sie regelmäßig nachzuwachsen, um sie besser zu isolieren.
Holz ist also anfällig für Feuchtigkeitsaustausch! Man bezeichnet diese Eigenschaft als “hygroskopisch”. Die Bedingungen für den Austausch von Feuchtigkeit werden durch Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit bestimmt.
Auf einen Blick: Wie arbeitet Holz unter verschiedenen Bedingungen?
- hohe Luftfeuchtigkeit + hohe Temperatur = langsames Aufquellen
- hohe Luftfeuchtigkeit + niedrige Temperatur = schnelles Aufquellen
- niedrige Luftfeuchtigkeit + hohe Temperatur = schnelles Schwinden
- niedrige Luftfeuchtigkeit + niedrige Temperatur = langsames Schwinden
Ein guter Start: Leichtes Abreiben des Griffbretts nach dem Spielen
Gewöhnlicherweise benötigt ein Griffbrett keine außerordentlich intensive Pflege. Wer jedoch sehr stark schwitzt, sollte das Griffbrett nach dem Spielen routinemäßig leicht abreiben, z.B. mit einem Mikrofasertuch, das einfach zwischen Griffbrett und Saiten einige Male auf- und abgezogen wird. Diese Praxis sollte weitgehend verhindern, dass aggressive Elemente im Schweiß dem Griffbrett zu stark zusetzen und es im Lauf der Jahre porös werden lassen.
Griffbrettpflege ölen: Geht tiefer rein
“Muss ich mein Griffbrett regelmäßig ölen, um es richtig zu pflegen?”
Man kann seinem Griffbrett durchaus in längerfristigen Abständen etwas Gutes tun, indem man es mit Öl behandelt, z.B. wenn man ohnehin gerade die Saiten wechselt. Die Ölbehandlung sorgt dafür, dass das Griffbrett nicht all zu stark auf die Feuchtigkeit der Umgebung reagiert und auch weniger Schweißsubstanzen aufnimmt.
Um einem Missverständnis vorzubeugen: Was das Öl jedoch nicht verhindern kann, ist seitliches Schrumpfen, wie es ebenfalls hin und wieder vorkommen kann. Dieses Schrumpfen kann sich durch seitliches Austreten der Bundstäbchen deutlich bemerkbar machen, die dann irgendwann abgeschliffen werden müssen.
Die Ursache dafür ist, dass das verwendete Griffbettholz noch nicht voll abgelagert bzw. getrocknet war und nach dem Aufleimen auf den Hals noch weiter trocknet. Doch selbst gut abgelagertes Holz kann noch nachtrocknen, also keine Panik – dieser Vorgang ist im Grunde absolut natürlich! Seitlich austretende Bünde sind außerdem in Sachen Service kein Drama und können problemlos vom Gitarrenbauer nachgeschliffen werden.
Sind Hausmittel bei der Griffbrettpflege erlaubt?
“Gibt es Hausmittel, die sich bei der Griffbrettpflege bewährt haben?”
Häufig wird die Verwendung unterschiedlicher Hausmittel zur Griffbrettpflege diskutiert. So kann man zur Griffbrettpflege beispielsweise natürlich auch gängige Holzpflegemittel verwenden, die man ohnehin im Putzregal stehen hat. Die meisten Holzpflegeöle basieren allerdings ohnehin auf Leinöl, weswegen man auch gleich reines Leinöl benutzen kann, wie im untenstehenden Video gezeigt. Der Vorteil: Bei reinem Leinöl kann man sich absolut sicher sein, dass es keine griffbrettschädigenden Zusatzstoffe enthält.
Der Nachteil von solchen Naturölen ist, dass sie nur begrenzt haltbar sind (obwohl man eine Flasche Leinöl bei richtiger Lagerung auch noch nach mehreren Jahren nutzen kann). Irgendwann beginnen sie ranzig zu werden, was sich vor allem in einem unangenehmen Geruch äußert.
Vorsicht beim Umgang mit Leinöl!
Achtung: Leinöl reagiert mit Luft durch die Entwicklung von Wärme! Bei mit Leinöl getränkten Lappen kann daher Brandgefahr bestehen, wenn sich die Wärme in textilen Stoffen staut. Abhilfe schafft luftdichte Lagerung in nicht brennbaren Behältern.
Abzuraten ist allerdings von zähflüssigen Speiseölen, weil sie nicht in die feinen Griffbrettporen einziehen und schon aus diesem Grund wenig nutzen. Vielmehr bilden sie auf dem Fretboard einen Schmierfilm, der dann wieder aufwendig und mühsam wegpoliert werden muss. Wer möchte schon ölige Finger beim Spielen bekommen?
Nahezu unbegrenzt haltbar ist das auf Weißöl basierende Ballistol-Universalöl, das ursprünglich zur Pflege von Waffen entwickelt wurde. Es ist ein sehr gutes, nicht harzendes Holzpflegemittel, allerdings wird häufig der Geruch kritisiert. Der Vorteil dagegen ist, dass man es parallel auch zur Pflege der Saiten und Mechaniken einsetzen kann und eine ausgesprochen effektive Reinigung ermöglicht.
Griffbrett reinigen und ölen: Videoanleitung
Abschließend findet ihr hier im Video ein paar praktische Tipps, wie ihr euer Griffbrett in EIgenregie pflegen könnt:
In diesem Sinne: Immer schön sauber bleiben!
Euer Oliver
Denis sagt:
#1 - 01.07.2016 um 11:15 Uhr
Vielen Dank für den ausführlichen Artikel! Ich liebe das total wenn etwas echt gründlich behandelt wird!
lars.bonedo sagt:
#1.1 - 01.07.2016 um 16:31 Uhr
Hi Denis!Herzlichen Dank für das nette Lob - über solche Rückmeldungen freuen wir uns natürlich immer am meisten! :-)Viele Grüße, Lars
Antwort auf #1 von Denis
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenDenis sagt:
#1.1.1 - 01.07.2016 um 16:46 Uhr
Ich hab einfach den Eindruck, dass die Autoren hier viel dafür geben, wirklich hilfreiche Inhalte zu bieten. Statt Content um jeden Preis. Das finde ich total gut. Ist ja auch meine Arbeitsweise, wie du sicher weißt... *ähem.. hüstel* ;-)
Antwort auf #1.1 von lars.bonedo
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenlars.bonedo sagt:
#1.1.1.1 - 01.07.2016 um 16:50 Uhr
Allerdings - ist nach wie vor nicht vergessen!!!Viele Grüße, Lars
Antwort auf #1.1.1 von Denis
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenArmin Rink sagt:
#2 - 11.01.2017 um 11:58 Uhr
Hallo liebe Leutesehr gute Anleitung, Tipps kann man immer brauchen, muss das grade mal bei ein paar von meinen Bässen machen !aber bei den ersten beiden punkten habt ihr was vertauscht :- hohe Luftfeuchtigkeit + hohe Temperatur = SCHNELLES Aufquellen, nicht langsames Aufquellen- hohe Luftfeuchtigkeit + niedrige Temperatur = langsames Aufquellen nicht schnelles Aufquellen
beste Grüsse
Armin
Oliver (Bonedo-Redaktion Bass) sagt:
#2.1 - 17.01.2017 um 16:37 Uhr
Hallo lieber Armin,vielen Dank für Deine aufmerksame Anmerkung zu diesem sehr faszinierenden Thema.Die von Dir erwähnte Tabelle ergibt sich aus den Erfahrungswerten renommierter Bassbauer, die ich vor vielen Jahren zu diesem Thema interviewt hatte. Ich denke nach wie vor, dass sie korrekt ist.Der Sachverhalt ist dennoch nicht ganz so eindeutig und wahrscheinlich ist die Wahl der Begriffe "schnell" und "langsam" etwas unglücklich gewählt. Die Worte "stärker" und "schwächer" würden es eventuell besser umschreiben. Das "Arbeiten" (in erster Linie) des Griffbrettholzes erfolgt durch aufnehmen oder abgeben von Wasser. Die Geschwindigkeit dieses Prozesses ist dabei erst einmal sekundär.Das Quellen und Schwinden des Griffbrettholzes ist abhängig von Feuchtigkeit, jedoch müssen wir zwei Feuchtigkeitsdimensionen berücksichtigen:1) Die Ausgangsfeuchte des Holzes (die darüber bestimmt, wie viel Ausgleichsfeuchte aufgenommen, bzw. abgegeben werden kann)
Die Standardmäßige Holzfeuchte wird mit 12% angenommen, dies ist die Holzfeuchte im Normalklima 20°C/65%RH
(Während der Verarbeitung im Gitarren- und Bassbau beträgt der Feuchtigkeitsgehalt des Holzes jedoch im Schnitt 6-8%, bei einer Luftfeuchtigkeit von 45%, also relativ trockener Luft)2) Die relative Luftfeuchte (die in Verbindung zur Holzfeuchte darüber bestimmt, ob das Holz Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt oder an die Luft abgibt)Kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen, als warme Luft. Die gleiche "Menge Wasser" führt deshalb bei unterschiedlichen Temperaturen dazu, dass sich bei kalter Luft eine höhere Luftfeuchte einstellt als bei warmer. Je nachdem, von welcher Holzfeuchte man ausgeht, resultieren so höhere oder niedrigere Holzfeuchtewerte und daraus resultierende Dimensionsänderungen (ausdehnen bei Quellen, zusammenziehen bei Schwinden)Zusammengefasst: • Quellung und Schwindung wird durch Holzfeuchteaufnahme bzw. –abgabe verursachtQuell- und Schwindwerte sind abhängig von
• Feuchteänderung
• Holzart
• Dimension • Bei gleicher Temperatur steigt die Holzfeuchte (und damit das Quell-/ Schwindverhalten) bei steigender Luftfeuchte.
• Bei gleicher Luftfeuchte sinkt die Holzfeuchte (und damit das Quell- /Schwindverhalten) mit steigender Temperatur minimal !!! (Das erklärt meine Tabelle)Zu beachten ist, dass die relative Luftfeuchte angibt, wie hoch der prozentuale Anteil der Feuchtigkeit in der Luft in Abhängigkeit der Temperatur ist
• Kalte Luft (Keller) kann weniger Feuchte aufnehmen als warme Luft (Karibik), damit ist schneller eine hohe Luftfeuchte erreicht, die zu hohen Quell-/Schwindwerten führen kann.
• Feuchteänderungen hat einen größeren Einfluss auf Quell-/Schwindverhalten als TemperaturänderungenNeben allen theoretischen Ansätzen sei also gesagt: "Entscheidender als die Temperatur ist die tatsächliche Luftfeuchte".Ich hoffe, das konnte etwas zur Erläuterung beitragen.Mein besonderer Dank gilt hier der kompetenten Beratung von Frau Dr. Bollmus von der Abteilung "Holz Biologie und Holzprodukte" - Universität GöttingenHerzliche GrüßeOliver (Bonedo - Redaktion Bass)
Antwort auf #2 von Armin Rink
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#3 - 12.03.2021 um 05:07 Uhr
Hmm, warum erwäht keiner die Brandgefahr von Leinöl?
Leinöl getränkte Lappen sind unter ungünstigen Bedingungen nach etwa 2 Stunden selbstentzündent. Vorsichtsmaßnahmen: Lappen vor der Entsorgung mit Wasser tränken, luftdicht entsorgen.
Grüße ;)
lars.bonedo sagt:
#3.1 - 12.03.2021 um 08:51 Uhr
Hallo Karsten!Vielen Dank für deine Anregung - ich habe das Thema "Brandgefahr durch Leinöl" im entsprechenden Absatz nachgetragen.Schönen Gruß, Lars
Antwort auf #3 von Karsten
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