In den letzten drei Folgen des Keyboard Masterclass Workshops haben wir uns mit Jazz-Voicings beschäftigt, die man mit einer Hand greifen kann. Diesmal möchte ich euch zeigen, wie ihr diese noch anreichern könnt – wenn ihr beispielsweise in einer Combo mit beiden Händen begleitet.
Im Rahmen des Workshops werde ich euch ein System vorstellen, das euch effektiv dabei helfen kann, den Überblick über die vielen zur Auswahl stehenden Optionstöne zu behalten – und die zweihändigen Voicings mit möglichst wenig Denkstress zu beherrschen. Fangen wir wieder bei der II-V-I Verbindung in C-Dur an.
II-V-I in Dur
Xm9
Unser einhändiges Voicing für den Dm9 Akkord war ja dieses hier:
Wir drücken dieses Voicing nun mit der linken Hand und setzen mit der rechten einen C-Dur Dreiklang darüber. Den Basston lassen wir weg, denn der kommt in einer solchen Begleitsituation ja in der Regel vom Bassisten.
Wir greifen mit der rechten Hand die 7, die 9 und die 11 des Akkords, aber es sieht aus und spielt sich wie ein C-Dur Dreiklang. Man nennt dies „Upper Structure“. Anstatt uns Gedanken über 7, 9 und 11 machen zu müssen, merken wir uns also einfach nur: Bei Xm9-Akkorden setzen wir einen Dur-Dreiklang auf die Septim (in diesem Fall C).
Für Typ B gilt das genauso. Hier ein Am9-Voicing mit G-Dur-Dreiklang on top:
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Der Upper Structure Dreiklang (engl. Upper Structure Triad) kann übrigens in jeder beliebigen Umkehrung gespielt werden. So können wir unser Voicing etwas variieren, ohne viel nachzudenken. Wir kehren einfach den oberen Dreiklang um.
Xmaj7
Beim Major7-Akkord nehmen wir auch wieder in der linken Hand das Voicing, das wir schon kennen und packen oben einen Dur-Dreiklang auf die fünfte Stufe (Quinte). Beim Cmaj7 wäre das also ein G-Dur-Dreiklang. Im Zusammenhang mit dem Cmaj7 ergeben sich die Optionstöne 5, maj7 und 9.
Beim Typ B funktioniert es genauso (z.B. Gmaj7 mit D-Dur on top):
Bei diesem Akkordtyp können wir das Lefthand-Voicing auch ein bisschen abändern und statt 5 und 7, die 6 bzw. 13 greifen. Die 5 und die 7 kommen ja durch die rechte Hand sowieso hinzu:
X7
Die Dominante hatte ich zunächst übersprungen, denn anders als beim Moll 7 und Major 7 ist es hier nicht ein einfacher Dur-Dreiklang, den wir oben draufpacken, sondern ein Quartakkord. Dieser sitzt bei Typ A auf der 9, bei Typ B auf der 13.
Gegenüber der einhändigen Variante ist das Lefthand-Voicing hier etwas ausgedünnt. Beim G13 (Typ A) fehlt links die 9, beim D13 (Typ B) die 13. Diese Optionen befinden sich nun in der rechten Hand. Man kann diese Töne auch links mitspielen, aber wenn man sie weglässt, klingt es etwas luftiger.
Kommen wir nun zu den Akkorden der II-V-I in Moll.
II-V-I in Moll
Xm7b5
Auch bei diesem Akkord spielen wir wie beim Xm9 einen Dur-Dreiklang auf der siebten Stufe:
Das E in der rechten Hand ist die aufgelöste 9. Eigentlich wäre die 9 in dieser Tonart das Eb, aber das reibt sich mit dem Grundton. Das E klingt etwas fremd, aber interessant. Bei Typ B funktioniert es genauso:
X7alt
Bei der alterierten Dominante wird es interessant. Hier gibt es zwei verschiedene Dur-Dreiklänge, die wir in der rechten Hand greifen können. Nehmen wir einen Dreiklang auf der #5, so ergibt sich ein X7#5#9 Akkord. Bei G7alt wäre das ein Eb-Dur-Dreiklang. Die linke Hand können wir dann auf die Funktionstöne Terz und Septim reduzieren.
Ein Dreiklang auf der b5 (Db) ergibt hingegen einen G7b5b9 – ebenfalls eine Variante des alterierten Akkords:
Wechselt man zwischen den beiden Varianten hin und her und benutzt auch Umkehrungen der Dreiklänge in der rechten Hand, so bekommt man sehr interessante Klänge und zahlreiche Varianten des alterierten Akkords. Probiert einfach ein bisschen herum!
Xm maj7
Die Moll-Tonika in der II-V-I in Moll wird ja oft mit der Major 7 versehen. In diesem Fall würden wir den Dur-Dreiklang von der 7 auf die 5 verlegen.