Die ersten Folgen unseres Workshops Software für Live-Keyboarder beginnen mit den bekanntesten Plug-in Hosts, die der Markt zu bieten hat. Nach MainStage für OS X kommt nun eine beliebte Performance-Software für Windows ins Spiel: Brainspawn Forte. In diesem Workshop stelle ich Forte 4.0.14 vor, das im Dezember 2014 veröffentlicht wurde. Wir bauen wieder ein Live-Setup mit den Keyboardsounds für den Hit „Get Lucky“ von Daft Punk.
Schon beim Kauf der Software machen sich erste Unterschiede zu MainStage bemerkbar. Allen voran: Der Preis! Forte wird in zwei verschiedenen Versionen angeboten: Performer und Producer. Derzeit (Stand März 2015) kann man übrigens von Einführungspreisen profitieren. Der Preis für die Performer-Edition liegt momentan bei 99 US-Dollar (regulär 149 Dollar). Die Producer-Edition kann man für 299 Dollar (regulär 499 Dollar) ergattern.
Brainspawn Forte 4 Producer vs. Forte 4 Performer
Forte 4 Producer beinhaltet zehn Lizenzen, statt nur einer bei der Performer-Version. Außerdem erlaubt die Producer-Edition die Verwaltung verschiedener Hardwareprofile. Angenommen ihr arbeitet auf zwei Computern mit unterschiedlichen Interfaces und MIDI Devices. Forte Producer ist in der Lage, für jede Rack-Datei (dazu später mehr) diese beiden Hardwareprofile samt Audioroutings und MIDI-Mappings zu speichern. Das ist praktisch, MainStage kann das nicht! Wird dort mal ein anderes Interface verwendet, müssen alle Ausgänge und MIDI-Mappings erneut zugeordnet werden. Weiterhin ist in der Producer-Edition das Plug-in EHCo aus eigenem Hause bereits integriert. EHCo wird benötigt um externe MIDI-Geräte anzusteuern. Wer sich lediglich die Performer-Edition geleistet hat, kann EHCo jedoch auch als Add-on zu einem Preis von derzeit 49 Dollar (regulär 79 Dollar) erwerben.
Brainspawn Forte kommt in jedem Fall „nackt“, also ohne Instrumente oder Effekte. Forte unterstützt übrigens – ebenso wie MainStage – ab Werk nur 64-bit Plug-ins. Möchte man 32-bit Plug-ins einbinden, so ist das Zusatzprogramm jBridge nötig, wofür man 15 Euro investieren muss. Dennoch ist das in meinen Augen ein Pluspunkt für Forte, da es die Möglichkeit zur Einbindung von 32-bit Plug-ins unter MainStage 3 überhaupt nicht gibt.
Installation
Hat man nun eine Lizenz erworben, lädt man die 120MB herunter und installiert das Programm. Nun kann Forte gestartet werden, allerdings nur, wenn ASIO-Treiber installiert und entsprechende Audio-Devices verfügbar sind. Der Freeware-Treiber ASIO4ALL hilft hier weiter, sofern man kein separates Interface besitzt. (Einige Überlegungen zur Auswahl der richtigen Hardware für ein stabiles Live-Setup findet ihr in der ersten Folge dieses Workshops.)
Gleich zu Beginn wird man aufgefordert das Audio-Device einzustellen und zu bestätigen. Erst dann wird die Oberfläche von Forte sichtbar. Keine Sorge: Das gilt lediglich für den allerersten Start der Software.
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Konzept und Überblick
Man merkt Forte an, dass das Motto „Form follows function“ bei der Programmierung Einzug gefunden hat. Das Design ist eher nüchtern, aber dank der sehr großen Schalter lässt sich Forte auch bequem mit einem Touchscreen bedienen.
Forte ist – vereinfacht gesagt – ein virtuelles Rack mit beliebig vielen Höheneinheiten und kaum Gewicht. Der Traum eines jeden Keyboarders, sollte man meinen. Das Rack wird mit einer Rack-Datei geladen, in der Setlisten, Songs und Scenes (gleichzusetzen mit Patches) gespeichert sind. Eine Setliste wird dabei aus Songs erstellt, ein Song beinhaltet eine oder mehrere Scenes. Wie man die Sounds für einen Gig organisiert, zeige ich euch später in einem weiteren Video. Nun aber erst einmal zur Übersicht.
Der Workflow von Forte unterscheidet sich grundlegend von der Arbeitsweise, die wir in MainStage kennen gelernt haben. In MainStage werden die Plug-ins / Software-Instrumente pro Patch (= Scene) erstellt. Dort ist es also kein Problem, MASSIVE in der Summe des Konzerts 20-30 mal zu öffnen ohne die Übersicht zu verlieren. Pro Patch sind nur die Instrumente sichtbar, die auch tatsächlich verwendet werden. Außerdem lädt MainStage standardmäßig sämtliche Samples bereits beim Laden des Konzerts in den Speicher.
Forte hingegen ist, wie bereits erwähnt, ein Rack. In ein Rack wird ein Synth eingeschraubt und bleibt dann während des ganzen Abends dort drinnen. Mal wird er genutzt, mal nicht. Brauche ich mehrere Instanzen dieses Synths, muss ich eben weitere in das Rack einschrauben. Ausblenden lassen sich Instrumente in einem Forte-Rack nicht. Es ist also alles wie im echten Leben.
Alle Einstellungen eines Software-Instruments, wie Sound, Split- / Layerzonen, (sekundäre) Controllerzuweisungen, MIDI-Kanäle und Mappings, etc. werden pro Scene in einer sogenannten „Configuration“ gespeichert. Für jedes Softwareinstrument lässt sich individuell einstellen, wann diese Configuration geladen werden soll.
Es macht beispielsweise Sinn, ein häufig benutztes Piano-Sample nicht für jede Scene neu zu laden, sondern einmal beim Öffnen des Racks in den Speicher zu pumpen. Auch gibt es eine „Auto“-Funktion, die nach Änderungen zu der vorangegangenen Scene sucht und ggf. neu lädt. Das funktioniert, je nach dem verwendeten Plug-in, mal gut und mal weniger gut. KONTAKT z.B. lädt ein und dasselbe Sample teilweise erneut, auch wenn es auf „Auto“ gestellt ist und sich nichts geändert hat.
Für MainStage-User ist es eine gewisse Umgewöhnung mit Forte zu arbeiten. Ich bin auf folgende Schwierigkeiten gestoßen:
Für Musiker wie mich, die viel mit Layer-Sounds arbeiten, kann Forte schnell unübersichtlich werden. Stellenweise habe ich in MainStage bei Konzerten 3-4 MASSIVE-Instanzen übereinander gehabt. Gerne wurde auch der Korg M1 mehr als einmal in einem Song geöffnet und übereinander geschichtet. Allein das wären demnach schon 6-8 Rack-Instrumente innerhalb Forte. Da sich Instrumente in Forte nicht ausblenden lassen, lebt man entweder mit dieser Unübersichtlichkeit, schaut sich nach multitimbralen Plug-ins um, die mehrere Sounds auf verschiedenen MIDI-Kanälen anbieten können oder man versucht letztlich mit weniger auszukommen, was auch seinen Reiz haben kann.
Während MainStage es dem Nutzer leicht macht, unterbrechungsfrei zwischen Songs hin und her zu wechseln, ist Forte dagegen auf den ersten Blick etwas stur. Doch auch hier hilft der Vergleich zu Hardware: In einem Hardware-Rack wäre das auch nicht immer möglich. Wenn sich ein Oberheim Xpander umschaltet, bricht natürlich der zuvor gespielte Sound weg. Dennoch gibt es in Forte Möglichkeiten, dem entgegen zu wirken. Entscheidend ist, welche Plug-ins genutzt werden!
Entweder möchte ich, dass ein Plug-in einen Sound unterbrechungsfrei bereitstellt. Dazu stelle ich es so ein, dass der Sound / das Sample ab Öffnen des Racks in den RAM geladen wird. Das funktioniert mit jedem Plug-in.
Oder ich möchte, dass ein Plug-in mehrere Sounds unterbrechungsfrei bereitstellt. Dies erfordert ein Plug-in, welches in der Lage ist, alle Sounds bzw. Samples bei Öffnen des Racks in den Speicher zu laden. In der Regel können das lediglich Sampler wie z.B. KONTAKT. Um zwischen den Sounds umschalten zu können, erstellt man in dem jeweiligen Plug-in eine Program Change Map (bei KONTAKT nennt sich das „Instrument Bank“) und schickt über das Scene Command Menü bei Aufrufen der Scene den gewünschten Program Change an das Plug-in. Möchte man nun zwei Sounds gleichzeitig (Layer) in KONTAKT ansprechen, muss diese „Instrument Bank“ dupliziert und auf einem zweiten MIDI-Kanal angesprochen werden.
Man sollte bedenken, dass die Zeit, die Forte zum Öffnen eines Racks benötigt, natürlich steigt, je mehr Samples mit dem Start des Racks in den Speicher geladen werden. Spätestens bei einem Crash freut man sich dann über einen zügigen Boot. Bei MainStage kann man – je nach Größe des Konzerts – entspannt einen Kaffee trinken gehen (oder Bier holen; abhängig von Veranstaltung und Frustfaktor).
Wenn man jedoch nicht darauf angewiesen ist, Sounds unterbrechungsfrei umzuschalten und die Ladezeiten sich dank eines SSD-Laufwerks in Grenzen halten, ist so ein sehr schonender Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen (CPU / RAM) möglich. Apropos Ressourcen schonen: Durch „muten“ eines Instruments wird nicht nur der Audioweg blockiert. Das Instrument wird auch in eine Art Schlafmodus geschaltet, wo es fast keine Ressourcen mehr verbraucht.
MIDI-Verwaltung und Controllerzuweisungen
In MainStage ist es sehr einfach, MIDI Controller einzubinden, anzulernen und Parameter zuzuweisen. Auch MIDI Feedback ist dort kein Problem. In Forte gibt es dafür zwei verschiedene Ebenen, nennen wir sie primär und sekundär.
Primäre Controllerzuweisungen steuern die Bedienelemente auf der Oberfläche von Forte, also Volumes, Mute / Solo, Transport, Songauswahl, etc. – im Grunde alles, was nicht direkt mit den Instrumenten zu tun hat. Ist man in Besitz bestimmter MIDI-Controller (z.B. Mackie Control oder BCF2000) kann man diese als „Control Surface“ auswählen.
Neben diesen Presets lassen sich auch eigene Bedienoberflächen mit dem mitgelieferten „Control Surface Definition Editor“ konfigurieren. Im Gegensatz zur sekundären Ebene werden diese Daten bei Scene-Wechseln gesendet, wodurch der MIDI-Controller immer auf dem aktuellen Stand bleibt. Das ist natürlich besonders praktisch bei Controllern mit Motorfadern. Die Namen der Instrumente werden dabei allerdings nicht übertragen. Die Displays einer Mackie Control (oder deren iPad-Simulation) bleiben demnach ungenutzt.
Sekundäre Controllerzuweisungen betreffen direkt die Software-Instrumente, steuern also z.B. Cutoff oder Hüllkurven. Forte schickt diese Werte bei Scene-Wechsel nicht an externe Controller. Es gibt hier demnach kein MIDI Feedback.
Split und Layer
Forte gibt dem Nutzer die klassischen Möglichkeiten für Split und Layer an die Hand. Bis zu vier Zonen können pro MIDI Kanal erstellt werden, MIDI Learn und Transpose inklusive. Die MIDI-Kanäle eines Ports können auf jeden anderen Kanal umgeleitet werden.
Virtual MIDI Input
Eine großartige Funktion ist der VMI (Virtual MIDI Input). Dies ermöglicht einen Austausch von MIDI-Daten unter den Plug-ins. Wozu man das braucht? Sequencing! Somit könnt ihr z.B. einen Step-Sequencer einbinden und dessen generierte Werte über einen virtuellen MIDI Port an den gewünschten Klangerzeuger schicken. Ein VMI kann sowohl für Software-Instrumente als auch für externe Instrumente erstellt werden. Diese Funktion wird dann besonders attraktiv, wenn man damit Synths ansteuert, die eigentlich keinen Sequencer besitzen.
Externe Instrumente einbinden
Für die Einbindung externer Instrumente kommt die Erweiterung EHCo zum Einsatz. Beim Aufrufen einer Scene lassen sich Befehle wie Control Changes oder Program Changes senden. Über den Reiter „Audio Mix“ kann auch gleich ein Audioeingang für das externe Instrument gewählt werden, sodass das Audiosignal wieder in Forte landet und zentral mit den anderen Instrumenten verwaltet werden kann.
Audio-Routing
Der Signalweg in Forte sieht wie folgt aus:
Software-Instrument ⇒ Inserts ⇒ Bus
Bus ⇒ Inserts ⇒ Output
Einen Bus muss man sich als Sammelbehälter für Sounds vorstellen. Es macht Sinn, die Sounds in Gruppen zu organisieren und dann den Bussen zu zuordnen, z.B. Pianos, Pads, Leads, FX, etc.
Ab Werk bietet Forte keine Möglichkeit, einen Effekt-Send einzurichten. Möchte man beispielsweise ein Piano mit einem Hall versehen, hat man erst einmal keine andere Wahl, als diesen Hall in den Insert des Instruments zu stecken. Wiederholt man das für alle Instrumente, so wirkt sich das negativ auf die Performance aus. Ein Entwickler von Brainspawn hat hier auf eigene Faust nachgebessert und stellt ein kostenfreies Plug-in namens AuxBusSet bereit. Damit wird diese Funktion nachgeliefert.
Scene View
Die Scene View wird zur Live-Performance genutzt. Hier zeigt sich Forte äußerst Musiker-orientiert und bietet unter anderem die Möglichkeit, für jede Scene Bilder zu hinterlegen. Das ist praktisch für die Anzeige von Noten! MainStage kann zwar ebenfalls Noten / Bilder pro Patch einbinden, allerdings sind diese dann meist verzerrt und schlecht lesbar.
Am unteren Bildschirmrand befindet sich die „Dynamic Transpose“-Funktion. Damit kann das ganze Setup zügig transponiert werden. Vorsicht: Dieser Wert wird nach einem Scene-Wechsel nicht (!!) zurück gesetzt. Das könnte böse enden!
Ein Klick auf den MIX-Button oben rechts blendet die Bus Adjustment Fader ein. Wer jetzt glaubt, dass sich diese Regler äquivalent zu denen der Busse im Rack verhalten (so wie ich), der irrt! Diese Fader sind nur zum Nachjustieren gedacht, gelten global für alle Scenes und werden in der Rack-Datei gespeichert. Irgendwie ganz schön kompliziert…
„Quick Access Scenes“ nennen sich die acht Schalter auf der rechten Seite. Dahinter verbirgt sich auch genau das: Man kann dort Scenes ablegen und schnell abrufen, die man immer wieder braucht. Das ist praktisch für Jam-Sessions.
Ein weiteres nettes Feature: Diejenigen unter euch, die mit CSS vertraut sind, können die Scene View mit Bildern und Farben nach eigenen Wünschen gestalten. Auch unterstützt Scene View die Ausgabe auf einem zweiten Monitor. Damit bleibt auf dem ersten immer das Rack zu sehen, während der zweite in die Scene View geht.
Weitere Helferlein
Forte bietet dem Nutzer die Möglichkeit, das Rack in einen Rehearsal-Modus zu setzen. Ist dieser aktiviert, fragt Forte bei einem Scene-Wechsel, ob man sicher ist, die gesetzten Änderungen nicht zu speichern. Erst wenn man durch „Update Scene“ speichert, schreitet Forte ohne zu meckern voran. Außerdem besteht die Möglichkeit, Scenes durch „Protect Scene“ gegen Veränderungen zu schützen.
Um sicherzugehen, dass das Rack sämtliche Arbeiten ohne Zwischenfälle verrichtet, bietet Forte die Option, das Rack einem Stresstest zu unterziehen. Hierbei wird das Rack mit zufällig generierten MIDI-Events bombardiert.
Wenn man das Rack soweit komplettiert hat und zufrieden ist, kann man ein sogenanntes „Manifest“ erstellen. Beim nächsten Speichern werden die Informationen über verwendete DLL-Dateien, Treiber und deren Version in einer Textdatei gespeichert. Sollte das Rack eines Tages nicht mehr funktionieren, kann man mit der Funktion „Validate Against Manifest“ überprüfen lassen, was genau sich geändert hat, und ggf. nachbessern.
Brainspawn Forte in der Praxis
Eines noch vorweg, bevor ich euch im zweiten Video zeige, wie man ein Live-Setup aufbaut: Forte ist ab Werk nicht in der Lage, Audiodateien abzuspielen, da es über keine Timeline, Sequencer, Tracks, etc. verfügt. Für das Playback in unserem Beispiel wird dies aber benötigt. Für diesen Zweck kann jedes Plug-in benutzt werden, das Audiodateien abspielen kann. Dazu gehören u.a. auch KONTAKT und BATTERY. Als ich das erste Mal in Forte hineingeschnuppert hatte, war mir das nicht klar. Ich investierte und legte mir das Programm EnergyXT zu. Dabei handelt es sich um eine vollwertige DAW, die selbst als VST Plug-in eingebunden werden kann! Somit sind Aufgaben wie Sequencing und Recording kein Problem mehr. Auch ein Clicktrack kann so bequem eingefügt und zum Drummer geroutet werden. Daneben erweitert es Forte um Arpeggiator, einen kleinen Synth und einen brauchbaren Multieffekt. EnergyXT läuft lediglich mit 32bit. Kein Problem dank jBridge.
Nun aber genug erzählt, ran die Kohlen! Der Song „Get Lucky“ will gebaut werden:
Organisation von Songs
Nachdem das Setup für “Get Lucky“ nun also steht, kommen wir nun zum dritten Teil dieser Folge: die Organisation mehrerer Songs für einen Gig. Die Grundstruktur hatte ich eingangs schon erklärt: Eine Setliste enthält die Songs, die wiederum aus einer oder mehreren Scenes bestehen. Die Organisation der Songs und Scenes und die Verwaltung von Setlisten erfolgt in Forte im „Rack Editor“. Wie dieser aussieht und welche Möglichkeiten er bietet, seht ihr im nächsten Video.
Pro und Contra Brainspawn Forte
Abschließend möchte ich ein paar Argumente für und gegen Brainspawn Forte auflisten. Fangen wir mit den Contras an:
Abstürze hatte ich leider relativ häufig. Beim Spielen selbst nicht, aber beim Bauen. Stellenweise kann ich diese Crashs sogar reproduzieren. Forte sendet zumindest auf Wunsch direkt einen Crash Report an Brainspawn. Sicher muss man davon ausgehen, dass diese Crashs auf verschiedenen PC-Systemen unterschiedlich häufig ausfallen, da sich PCs mitunter drastisch voneinander unterscheiden. Bei einem Mac ist das anders. Und dennoch: Ich kann mich daran erinnern, dass ich vor einigen Jahren schon einmal mit Forte, damals v3, arbeitete (auf einem anderen Rechner) und auch dort relativ häufig mit Abstürzen zu tun hatte. MainStage gibt dem Spieler häufig einen Hinweis, welches Plug-in den Absturz verursacht hat – Forte nicht.
Hier schlägt auch gleich das zweite Contra zu: Es gibt keine Autosave-Funktion. Forte legt lediglich ein (oder mehrere) Backup(s) des Racks an, sobald man auf „Save“ drückt. Ein regelmäßiges Speichern in einem gewissen zeitlichen Abstand gibt es nicht.
Äußerst schade ist, dass die Software-Instrumente kein MIDI Feedback senden. Controller mit LED-Ringen (Novation Remote, BCF / BCR2000) sind in Verbindung mit Forte in dieser Hinsicht fast unbrauchbar.
Es fehlt eine ganz wichtige Funktion, die ungemein viel Zeit sparen würde: Das direkte Erstellen eines Songs aus einer Scene. Bisher muss man händisch einen Song erstellen, ihm einen Namen geben, anschließend die entsprechende Scene dort hineinziehen und erst dann (!) kann der Song / die Scene der Setliste hinzugefügt werden. Sicher macht die Organisation von Scenes in Songs Sinn. Aber die meisten Songs bestehen wohl letztlich doch nur aus einer Scene.
Dass Scenes und Songs nicht getrennt vom Rack gespeichert werden können, halte ich für riskant. Falls sich ein Rack nicht mehr öffnen lässt, wären dann die Scenes und Songs dennoch zugänglich? Das kann ich leider nicht testen.
Nicht ganz zu Ende gedacht scheint mir auch die Scene View. Ich finde es großartig, dass theoretisch vieles über eine Touch-Bedienung steuerbar ist. Aber warum nun die Bus-Adjustment-Fader in der Scene View so klein geraten sind, ist mir ein Rätsel. Gerade weil man diese ein- und ausblenden kann, hätte ich mir hier größere gewünscht.
Trotz so vieler Contras möchte ich keinesfalls einen falschen Eindruck erwecken, es gibt nämlich auch gute Gründe, die für Forte sprechen. Daher hier die Pros:
Für die Scene View gibt es von mir, abgesehen von kleinen Schwächen, ein großes Kompliment. Schaut man sich die Konkurrenz auf dem gleichen Betriebssystem an, kann man davon nur träumen. Auch MainStage hängt wegen der Notenanzeige etwas hinterher.
Die Möglichkeiten des MIDI-Routings sind exzellent! MIDI-Kanäle umrouten, auf mehrere aufteilen oder einfach nur abschalten, Split, Layer und Controllerzuweisungen mit min/max-Mappings sind ein Kinderspiel. Der virtuelle MIDI-Port setzt dem Ganzen die Krone auf.
Durch z.B. EnergyXT lässt sich sogar ein Sequencer einbinden und sticht damit MainStage. Auch der 32-bit Support ist ein Plus.
Die vielen kleinen Helferlein, die Brainspawn dem Forte-Benutzer in die Hand drückt, sind allesamt nützlich und erweitern die Funktionalität von Forte um einiges. Allein der Rack-Editor ist ein mächtiges Tool, was seinesgleichen sucht.
Im Gegensatz zu MainStage gibt es bei Forte einen offiziellen Support. Ich hatte während meiner mehrwöchigen Testphase immer wieder Email-Kontakt und bekam innerhalb von 24 Stunden eine hilfreiche Rückmeldung. Es gibt außerdem ein aktives Forum, wo immer gern geholfen wird. Die Entwickler sind ebenfalls dort unterwegs.Brainspawn ist ein relativ kleines Unternehmen, sodass der Direktkontakt zu den Entwicklern große Vorteile bringt und individuell auf Probleme und auch Vorschläge eingegangen werden kann.
Das Bedienkonzept belasse ich wertungsfrei. Hier kann jeder selbst entscheiden, ob er dieses oder ein anderes besser oder schlechter findet. Wenn man sich auf diese Arbeitsweise eingelassen hat, kommt man sehr weit und bleibt dabei ressourcenschonend.
Fazit
Alles in allem bekommt man mit Brainspawn Forte eine ausgewachsene Software, die mit vielen Details aufwartet, die die Konkurrenz nicht bietet. Der Anschaffungspreis mag einige Kollegen abschrecken. Dennoch läuft Forte erst einmal auf jedem PC und es ist kein „teurer“ Macintosh nötig. Ich persönlich könnte mich wohl mit allen Nachteilen arrangieren, wenn die Abstürze nicht gewesen wären. Leider ist hierfür die Ursache schwer zu lokalisieren.