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Workshop Songtexte schreiben lernen #3

3.3 Ist das Texten erlernbar – oder mehr eine Frage der Begabung?

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Nicht jeder, der Gitarre spielt, kann auch Lieder komponieren. Nicht jeder, der lesen und schreiben kann, kann Bücher, Gedichte oder Songtexte verfassen. So stellt sich auch hier die Frage, ob man das kreative Schreiben überhaupt erlernen kann, oder ob man vor allem die künstlerische Gabe dazu haben muss. Die Antwort ist: Eine lyrische Grundbegabung sollte vorhanden sein und allein das Interesse daran, selbst Texte verfassen zu wollen, sollte in den meisten Fällen daraufhin deuten, dass ein solches Talent in einem schlummert. Hier gilt, wie auch bei allen anderen Dingen: Übung macht den Meister!  Und auch von „Meistern“, die es drauf haben, lernen zu wollen!

Till Huber

Till Huber: (über das Buch „Songtexte schreiben – Handwerk und Dramaturgie“ von Masen Abou-Dakn): “Man merkt, dass Abou-Dakn zuallererst aus der Praxis kommt, und so liegt seine Stärke vor allem darin, Songwriting als Handwerk zu vermitteln, das man erlernen kann. In diesem Punkt ist dem Mann unbedingt zuzustimmen: Die Fähigkeit, Songs zu schreiben muss man üben – kein Songschreiber wird als Genie geboren, auch wenn derartige Mythen gerne im Nachhinein gesponnen werden. Songwriter wie Dylan, Lennon oder McCartney mussten sich diese Fähigkeit aneignen, um den Geniestatus zu erlangen, den sie heute darstellen.”

Bosse

Ist Texten auch eine Übungssache, so wie zum Beispiel das Erlernen eines Instrumentes?
Bosse: “Ich glaube schon, dass man das erlernen kann. Im Prinzip geht es aber mehr darum, Bock darauf zu haben und einen Weg zu finden, WAS man sagen will und WIE man es sagen will. Und auch WIEVIEL man sagen will. (…)”

Hast du Vorbilder in Bezug auf Songtexte?

Bosse: “Da gibt es ein paar! Ich bin auf jeden Fall mit „Selig“ groß geworden, oder mit Rio Reiser. Wie wahrscheinlich viele Leute in meinem Alter. Es gibt viele Leute, die ich toll finde, zum Beispiel Judith von Wir Sind Helden, Kettcar, Niels Frevert und Peter Licht. Peter Licht ist, glaube ich, mein absoluter Liebling von allen, das liegt aber wahrscheinlich auch daran, dass das, was er macht, so komplett anders ist als mein Zeug. Eine große Spur mehr Kunst, intellektueller auch … Man muss bei dieser großen Masse an Einflüssen aber auch immer schauen, was man selbst möchte. Deswegen versuche ich immer, so wenig zu hören wie möglich. Nicht zu viel auf einmal oder auch nicht wochenlang das Gleiche, weil ich keine Lust habe, irgendeiner Sache nachzueifern. Besonders Texte muss man für sich allein hinkriegen.”

Sasha

Kann man das Texten lernen, so wie ein Instrument, oder ist das eine kreative Begabung, die man entweder hat oder nicht?
Sasha: “Beides geht. Es gibt die Fleißarbeiter, die sich ein gutes Wissen um Kniffe & Tricks durch reine Übung und gutes Zuhören angeeignet haben. Denn üben kann man es, genau wie das Singen. (…) Beim Texten ist es so, glaube ich, dass man eine kreative Grundbegabung braucht, um wirklich gute Songs zu schreiben. Man muss Schnittstelle sein, die vieles miteinander verbinden kann. Am besten ist aber eine Kombination von Fleiß und Begabung.”

Wer textet gut, hast du Vorbilder diesbezüglich?
Sasha: “Ich bin großer Fan der Band “The Feeling”, die machen schöne, einfache Texte und sagen viel damit. Oder auch Jason Mraz, eine Zeile aus “I’m Yours”, in der er beschreibt, wie er vorm Spiegel steht und sich seine Zunge anguckt, finde ich super: “I’ve been spending way too long checking my tongue in the mirror, and bending over backwards just to see it clearer”. Das finde ich so schön unprätentiös: Ein Typ steht vorm Spiegel, guckt sich seine Zunge an, macht ein bescheuertes Gesicht, lacht und geht weg. Das finde ich smart, so etwas zu schreiben.”

Simon Triebel

Beschäftigst du dich viel mit den Songtexten anderer Künstler?
Simon Triebel: “Auf jeden Fall! Gerade im Deutschen, aber auch im Englischen. Aber im Deutschen natürlich noch viel intensiver, ich habe da viel eher eine konkrete Meinung dazu. Und dadurch, dass man das nun schon eine Weile macht, hört man auch oft sofort Füllzeilen. Ich höre einfach, da ist demjenigen jetzt gerade nichts Besseres eingefallen. So etwas fällt mir auf, weil ich es von mir selbst kenne. Auf der anderen Seite gibt es positive Beispiele wie “Anna” von Freundeskreis, wo mich einfach jeder Satz kriegt und dieses Kopfkino einsetzt, du siehst jedes Bild vor dir, auch “Der Weg” von Grönemeyer fand ich unfassbar berührend!”

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