Workshop Traktor Pro Pattern-Sequencer programmieren

Die Berliner Soft- und Hardware-Schmiede Native Instruments veröffentlichte im letzten Jahr zur großen Freude vieler DJs die Software Traktor Pro 3 und die neuen Controller Traktor Kontrol S2 MK3 und S4 MK3. Wie immer gab es mit den Neufassungen einen Zuwachs an Funktionen zu verzeichnen. In den letzten Jahren waren die neuen Features oft zunächst an eine bestimme Hardware gekoppelt wie beispielsweise die Remix Decks, für deren Steuerung man den Ergänzungs-Controller Traktor Kontrol F1 benötigte. Vor diesem Hintergrund war ich schon sehr gespannt, ob es diesmal auch wieder so ist und habe mir die Kontrolle des Pattern-Sequencers genauer angeschaut, die mit dem Traktor Kontrol S4 MK3 vorgestellt wurde.

Crashkurs_Traktor_Pro_Folge_9
Inhalte
  1. Pattern-Sequencer
  2. Controller-Vorbereitung
  3. Traktor Controller Manager
  4. Trigger- und Aufnahme-Pads
  5. Sequencen löschen
  6. Mute
  7. Beleuchtung
  8. Sample-Auswahl
  9. Resümee

Pattern-Sequencer

Der Pattern-Sequencer ist eine besondere Art, die Remix-Decks in Traktor Pro mit den Pads des Traktor Kontrol S4 MK3 zu steuern. Mit dem Controller können eintaktige Loops mit vier Sounds generiert und diese zur kreative Untermalung von Songs genutzt werden. Eine Speichermöglichkeit für diese Pattern gibt es nicht. Die Funktion wird leider von der Software optisch nicht unterstützt, denn diese blendet die „gewöhnliche“ Remix-Deck-Ansicht ein. Für Abhilfe sorgen hier die leuchtenden Pads des Controllers.
In diesem Workshop möchte ich zeigen, wie man diese kreative Zusatzfunktion mit einem nahezu beliebigen MIDI-Controller nachbauen kann. Ich habe hierzu einen Maschine-Jam-Controller genutzt, der viele beleuchtete Pads besitzt. Wer einen anderen Controller verwenden möchte, muss die vorbereitenden Schritte entsprechend anpassen, an der anschließenden Traktor-Programmierung ändert sich jedoch so gut wie nichts.

(Bild: Mijk van Dijk)
(Bild: Mijk van Dijk)

Controller-Vorbereitung

Zur Konfiguration der Controller von Native Instruments gibt es den Controller Editor, der alle angeschlossenen Geräte erkennt und eine grafische Unterstützung zur Einrichtung bietet. Um eventuell bereits vorgenommene Zuweisungen nicht zu überschreiben, sollte man hier auf der ersten Seite (Templates) durch einen Klick auf das Auswahlmenü „Edit, New“ ein neues Template erstellen. Klickt man danach auf den Reiter „Assign“, lassen sich die Pads mit individuellen Parametern versehen.
Die Notenbelegungen der Pads wurden nicht geändert, hier erfolgen die Zuweisungen später in Traktor per MIDI-Learn. Damit die LEDs der Pads auf Kommandos reagieren, muss man diese selektieren (Mehrfachauswahl durch Halten der Shift-Taste) und im Bereich „LED-on“ die Auswahl „For MIDI In“ treffen. Für vier Pads, mit denen das Spielen und Aufnehmen der Sounds gelingen soll, selektiert man zusätzlich den Color-Mode „Indexed“, damit diese die Einspielungen visualisieren.

Mit dem Controller Editor lassen sich die Pads des Maschine Jam konfigurieren
Mit dem Controller Editor lassen sich die Pads des Maschine Jam konfigurieren

Traktor Controller Manager

Die MIDI-Programmierung erfolgt im Preferences-Fenster von Traktor und dort im Unterpunkt „Controller Manager“. Um eine neue Programmierung vorzunehmen, klickt man in der Sektion „Device Setup“ auf die Schaltfläche „Add…“ und fügt den Eintrag „Generic MIDI“ hinzu. Unter „In- und Out-Port“ findet die Zuweisung des gewünschten Controllers statt. Um zu testen, ob das Ganze funktioniert, eine Taste des Controllers drücken und die MIDI-Kontroll-Anzeige in der Kopfzeile der Software im Auge behalten. In der nachfolgenden Programmierung werden die Befehle dem Deck C zugewiesen, damit eine musikalische Ergänzung für das Track-Mixing in den Decks A und B erfolgen kann.

Im Controller Manager werden die MIDI-Geräte selektiert und die Befehle programmiert
Im Controller Manager werden die MIDI-Geräte selektiert und die Befehle programmiert

Funktionsschalter

Um die Steuerung des Pattern-Sequencers kontrollieren und optisch überwachen zu können, benötigt man Pads, die als Schalter dienen. Zusätzlich sollen diese auch illuminiert werden, damit man weiß, ob eine entsprechende Funktion aktiviert wurde. Das erste Pad soll den Sequencer ein- und ausschalten.
Hierzu ein beliebiges Pad wählen und folgende Belegungen vornehmen:

  • Add in…, Remix Deck, Step Sequencer, Sequencer on
  • Pad per Learn zuweisen
  • Type of Controller: Button Interaction Mode: Toggle (damit das Pad zu einem Schalter wird)
  • Assignment Deck C

Zudem soll das Pad leuchten, wenn der Sequencer aktiv ist:

  • Add out…, Remix Deck, Step Sequencer, Sequencer on
  • gleiches Pad zuweisen
  • Assignment Deck C

Des Weiteren wird ein Pad als Aufnahmeschalter benötigt. Um dessen Status für andere Funktionen abfragen zu können, muss dieses als Modifier zweimal programmiert werden:

  • Add in… Modifier #1
  • Pad zuweisen
  • Modifier M1 = 0 Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Direct
  • Set to value = 1

Jetzt den Modifier #1 per Duplicate kopieren und einrichten:

  • Gleiches Pad zuweisen
  • Modifier M1 = 1 Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Direct
  • Set to value 0

Die LED-Beleuchtung des Pads soll die Aktivierung anzeigen. Dazu benötigt man zwei Einträge:

  • Add out…, Modifier #1
  • gleiches Pad zuweisen
  • Modifier M1 = 0
  • Midi Range 0 und 127
  • Sowie: Add out…, Modifier #1
  • gleiches Pad zuweisen
  • Modifier M1 = 1
  • Midi Range 0 und 60

Das dritte Pad soll zum Löschen der Einspielungen dienen. Die Funktion wird durch das Halten des Pads temporär aktiviert:

  • Add in… Modifier #2
  • Pad zuweisen
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Hold
  • Set to value = 1

Um zu testen, ob die Modfier funktionieren, kann man die entsprechenden Pads auf dem Controller drücken und im Controller Manger unter „Modifier State“ den aktuellen Wert ablesen.

Fotostrecke: 3 Bilder Zur Aktivierung des Sequencers, den Befehl „Sequencer on“ einfügen und einem Pad zuweisen

Trigger- und Aufnahme-Pads

Zum Spielen der Sounds sollen vier Pads zum Einsatz kommen. Die Programmierung enthält eine Abfrage, ob die Löschtaste gedrückt wurden (Modifier 2), damit diese während des Löschvorgangs nicht die Sounds auslösen:
  • Add in… Remix Deck, Direct Mapping, Slot 1, Slot Cell 1 Trigger
  • Pad zuweisen 
  • Modifier Conditions M#2 = 0
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Hold
  • Assignment Remix Deck C
… danach für Slot 2:
  • Add in… Remix Deck, Direct Mapping, Slot 2, Slot Cell 1 Trigger
  • Pad zuweisen 
  • Modifier Conditions M#2 = 0
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Hold
  • Assignment Remix Deck C
… und die Slots drei und vier.
Damit die gleichen Trigger-Pads für Aufnahmen genutzt werden können, muss für diese eine recht umfassende Programmierung erfolgen. Alle vier Pads sollen in der Lage sein, die 16 Steps des Pattern-Sequencers schreiben zu können. Hierdurch ergeben sich insgesamt 64 Control-Anweisungen. Durch die Nutzung des Duplicate-Befehls lässt sich auch hier wieder etwas Zeit sparen. 
Für den ersten Step in Slot 1:
  • Add in… Remix Deck, Step Sequencer, Enable Step 1
  • Pad zuweisen, das zuvor zum Triggern von Slot 1 genutzt wurde
  • Modifier Conditions Sequencer Current Step.Remix Deck C.Slot 1 = 1
  • Modifier Conditions M1 = 1
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Direct
  • Assignment Remix Deck C, Slot 1
  • Set to value = 1
Für den zweiten Step in Slot 1:
  • Add in… Remix Deck, Step Sequencer, Enable Step 2
  • Pad zuweisen, das zuvor zum Triggern von Cell 1 genutzt wurde
  • Modifier Conditions Sequencer Current Step.Remix Deck C.Slot 1 = 2
  • Modifier Conditions M1 = 1
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Direct
  • Assignment Remix Deck C, Slot 1
  • Set to value = 1
… fortsetzen bis Step 16 in Slot 1. 
Danach für das Pad, das Slot 2 triggert, ergänzen:
Für den ersten Step:
  • Add in… Remix Deck, Step Sequencer, Enable Step 1
  • Pad zuweisen, das zuvor zum Triggern von Slot 2 genutzt wurde
  • Modifier Conditions Sequencer Current Step.Remix Deck C.Slot 2 = 1
  • Modifier Conditions M1 = 1
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Direct
  • Assignment Remix Deck C, Slot 2
  • Set to value = 1
… und auch hier fortsetzen bis Step 16. 
Anschließend erfolgt die Belegung für die Steps der Slots drei und vier.
Fotostrecke: 3 Bilder Mit vier Pads soll das Spielen der Sounds gelingen

Sequencen löschen

Um die vier Spuren separat löschen zu können, wird das Kommando „Enable Step“ erneut gebraucht und hier durch die Vergabe des (Value-) Wertes „0“ realisiert. Für jeden Slot muss dieses in 16-facher Ausführung in die Control-Liste eingefügt werden. Die Löschfunktion soll nur dann zum Einsatz kommen, wenn das Lösch-Pad gedrückt wurde (Modifier 2 = 1) und wenn die Recording-Funktion nicht aktiv ist (Modifier 1 = 0). 
Zum Löschen der Sequenz in Slot 1:
  • Add in… Remix Deck, Step Sequencer, Enable Step 1
  • Pad zuweisen, das zuvor zum Triggern von Slot 1 genutzt wurde
  • Modifier Conditions M2 = 1
  • Modifier Conditions M1 = 0
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Direct
  • Assignment Remix Deck C, Slot 1
  • Set to value = 0
… danach für den zweiten Step: 
  • Add in… Remix Deck, Step Sequencer, Enable Step 2
  • Pad zuweisen, das zuvor zum Triggern von Slot 1 genutzt wurde
  • Modifier Conditions M2 = 1
  • Modifier Conditions M1 = 0
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Direct
  • Assignment Remix Deck C, Slot 1
  • Set to value = 0
… bis Step 16.
Anschließend für die 16 Steps in Slot 2:
  • Add in… Remix Deck, Step Sequencer, Enable Step 1
  • Pad zuweisen, das zuvor zum Triggern von Slot 2 genutzt wurde
  • Modifier Conditions M2 = 1
  • Modifier Conditions M1 = 0
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Direct
  • Assignment Remix Deck C, Slot 2
  • Set to value = 0
… und danach für die 16 Steps in Slot 3 und 4.
Fotostrecke: 2 Bilder Durch das Drücken der Löschtaste und des Trigger-Pads wird die Einspielung gelöscht

Mute

Mit Mute-Tastern soll das temporäre Stummschalten der Einspielungen gelingen. Hier benötigen wir auch wieder vier Pads, die zudem aufleuchten sollen, wenn die Mute-Funktion aktiv ist.
  • Add in… Deck Common, Submix, Slot Mute On
  • Pad zuweisen
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Toggle
  • Assignment Remix Deck C, Slot 1
Zudem wird ein Modifier benötigt
  • Add in… Modifier #3
  • gleiches Pad zuweisen
  • Modifier M3 = 0
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Direct
  • Set to value = 1
Jetzt den Modifier #3 per Duplicate kopieren und einrichten:
  • erneut gleiches Pad zuweisen
  • Modifier M3 = 1
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Direct
  • Set to value 0
Für die Beleuchtung des Pads:
  • Add out… Deck Common, Submix, Slot Mute On
  • Pad zuweisen
  • Assignment Remix Deck C, Slot 1
Für die restlichen drei Slots erfolgt die Zuweisung auf die gleiche Weise, lediglich das verwendete Pad und der Slot müssen modifiziert werden.
Vier weitere Pads dienen zum Stummschalten der Pads und zeigen ihren Satus optisch an
Vier weitere Pads dienen zum Stummschalten der Pads und zeigen ihren Satus optisch an

Beleuchtung

Um die aufgenommenen Einspielung sichtbar zu machen, sollen die Trigger-Pads aufleuchten. Dieses gelingt durch das Out-Kommando „Slot Pre-Fader Level (L+R)“. Zudem sollen diese aber nur leuchten, wenn die Mute-Funktion deaktiviert ist. Im Bereich „Midi Range“ kann die Farbe für das Aufleuchten bestimmt werden. Der von mir verwendete Maschine-Jam-Controller leuchtet im Wertebereich 10 bis 15 orange/weiß. Wenn ein anderer Controller verwendet wird, muss man hier mit dem Wertebereich experimentieren, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten. 
  • Add out… Deck Common, Submix, Meters, Slot Pre-Fader Level (L+R)
  • Pad von Slot 1 zuweisen
  • Modifider Conditions M3 = 0
  • Assignment Remix Deck C, Slot 1
  • Midi Range 10 bis 15
Für den zweiten Slot
  • Add out… Deck Common, Submix, Meters, Slot Pre-Fader Level (L+R)
  • Pad von Slot 2 zuweisen
  • Modifider Conditions M3 = 0
  • Assignment Remix Deck C, Slot 2
  • Midi Range 10 bis 15
… und die Slots drei und vier.
Die Pads leuchten und visualisieren die eingespielten Pattern, solange die Mute-Funktion nicht aktiviert wurde
Die Pads leuchten und visualisieren die eingespielten Pattern, solange die Mute-Funktion nicht aktiviert wurde

Sample-Auswahl

Mit der abschließenden Programmierung soll die Sample-Auswahl im Remix Deck gelingen. Man kann dieses für jeden Slot mit einem einzigen Pad und einem Modifier realisieren, ich habe mich allerdings für zwei Pads entschieden, da dieses bequemer ist und der Maschine Jam-Controller über ausreichend viele Pads verfügt. Insgesamt kommen hierfür acht Pads zum Einsatz, von denen je zwei Pads einem Slot zugewiesen werden.
Für das erste Pad von Slot 1:
  • Add in… Remix Deck, Step Sequencer, Selected Sample
  • Pad zuweisen
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Inc
  • Assignment Remix Deck C, Slot 1
… und für das zweite Pad:
  • Add in… Remix Deck, Step Sequencer, Selected Sample
  • Pad zuweisen
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Dec
  • Assignment Remix Deck C, Slot 1
Für das erste Pad von Slot 2:
  • Add in… Remix Deck, Step Sequencer, Selected Sample
  • Pad zuweisen
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Inc
  • Assignment Remix Deck C, Slot 2
… und das zweite Pad:
  • Add in… Remix Deck, Step Sequencer, Selected Sample
  • Pad zuweisen
  • Type of Controller: Button
  • Interaction Mode: Dec
  • Assignment Remix Deck C, Slot 2
Analog für die Slots drei und vier vorgehen.
Mit zwei Pads kann man die Samples eines Slots durchblättern
Mit zwei Pads kann man die Samples eines Slots durchblättern

Resümee

Traktor Pro bietet eine sehr umfassende MIDI-Controller-Programmierung, die zwar nicht sonderlich komfortabel ist, wie man an diesem Beispiel erkennen kann, aber sehr viele Steuerungen ermöglicht. In dem Workshop habe ich versucht, die Steuerung des Pattern-Sequencers so nachzubauen, wie sie mit dem Traktor Kontrol S4 MK3 möglich ist. Der Vorteil an der eigenen Programmierung ist, dass man hier Ergänzungen oder Änderungen vornehmen kann, um eine individuelle Kontrolle zu erlangen. Zudem ist man nicht zwingend an eine bestimmte Hardware gebunden. Ich hoffe, der Workshop hat euch Spaß gemacht und motiviert zu eigenen Experimenten.

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