Vollgefressen unter dem Weihnachtsbaum liegen? Das wird im Laufe der Zeit auch irgendwie langweilig. Und nicht immer freuen sich alle, so richtig viel Zeit mit anderen Menschen verbringen zu dürfen. Hier wären ein paar alternative Vorschläge!
Inventur
Es ist Zeit, mal die vorhandenen Geräte darauf abzuklopfen, ob sie überhaupt noch regelmäßig eingesetzt werden oder sonstwie unverzichtbar sind. Mit Kompressoren, EQs, Modulationseffekten, Mikrofonen und Spezialkisten ist es wie mit dem Kleiderschrank. Das ausgeblichene, löchrige Band-Shirt, das einen an das Festival 2009 erinnert, aber heute untragbar ist? Trotz emotionaler Bindungen kann das ja eigentlich weg. Der Anzug, obwohl nur einmal die letzten zwei Jahre getragen, sollte vielleicht im Schrank bleiben. Wenig oder nicht genutztes Equipment kann man zu Geld machen – und dieses bei Bedarf reinverstieren.
Serviceangriff
Potikappen abschrauben und reinigen, die Taschen der Fader entstauben, Mikrofongrills säubern, die eine Status-LED endlich wechseln, die seit August defekt ist – dafür lohnt es sich, die Zeit zu nehmen. Weitere Ansätze: Überprüfen, ob das Stereo-Matching bei Stereoprozessoren noch aktuell ist, Metering-Anzeigen kalibrieren u.v.m.
Für dich ausgesucht
Ordnung ins Rack bringen
Hand auf’s Herz, wer arbeitet schon „sauber“, wenn ein neues Gerät ins Rack kommt? Solange es nicht ein großes Studio mit unzähligen Racks handelt, ist es sinnvoll, sich einmal den Mut zu nehmen und die Kabel neu zu organisieren. Strom, analoges Audio und digitales Audio/Daten getrennt voneinander führen, die Wege kurz halten und alles servicefreundlich neu organisieren – mit freiem Zugang zu allen Steckern und Buchsen. Ach, das ist sowieso schon so? Na dann: Glühwein machen, einen Keks dazu essen und sich freuen. Aber es gibt noch weitere Vorschläge:
Kabel und Adapter überprüfen, reparieren, neu konfektionieren
Es gibt doch ganz sicher irgendwo ein Kabel, von dem man sich nicht ganz sicher ist, ob es nun einen Wackler hatte, oder ob ein Routing- oder sonstiger Fehler vorlag. Mikrofonkabel kann man in Sessions schnell mit „defekt?“ markieren und in die Ecke pfeffern, aber wenn irgendwo Kabel verbaut sind, würde die Fehlersuche eine völlige Kreativitätsbremse sein. Problematisch sind vor allem Digitalkabel, die ihre Fehlerhaftigkeit oft erst im Betrieb zeigen.
Und waren nicht alle letztens auf der Suche nach einem bestimmten Adapter? Jetzt ist der Zeitpunkt, eine große Lötsession zu starten und endlich mal für Funktion und ordnungsgemäße Ausstattung zu sorgen. Unser Special zu Audiokabeln und unsere DIY-Lötworkshops wie Adapterkabel löten helfen euch dabei – das kann wirklich jeder!
Für alle ganz Wahnsinnigen oder die mit einer echt gruseligen Verwandtschaft, der man möglichst lange aus dem Weg gehen will, gibt es noch die Möglichkeit, alle Kabel zu kategorisieren und durchzunummerieren. Aber man kann auch ohne glücklich werden.
Weihnachtsgeld verprassen
Verprassen wäre falsch. Cleveres Investieren in Audiotechnik hingegen ist sinnvoll. Es ist gut, wenn man Zeit und Muße hat, sich darum Gedanken zu machen. So gibt die Frage, ob sich Vintage-Equipment lohnt und man hat die Möglichkeit, das Netz nach Angeboten zu durchsuchen.
Vielleicht kann das Studio eine Erweiterung des Fundus eigener Instrumente vertragen, ob nun als Standard, Backup oder Inspirationsquelle. Was man wahrscheinlich nach dem Beherzigen der ersten Punkte dieses Artikels gemerkt hat ist, dass irgendwie immer diverse Adapter und Verlängerungen sowie passendes Werkzeug und ausreichend Ersatzteile im Studio fehlen.
Nach Weihnachten kann man beispielsweise bei Thomann manche der Rücksendungen oder andere Schnäppchen erstehen, unter Blowouts (Affiliate-Link zum Thomann.-Shop) sind diese zusammengefasst.
Die größte und wichtigste Baustelle vieler Studios angehen: Akustik
Es ist wohl unbestritten, dass die Qualität der Abhörsituation in einem Studio der wichtigste Parameter ist. Das sollte noch vor allen Mikrofonen, dem Outboard, der DAW, allen Plug-ins und dergleichen kommen, wird aber gerne mal stiefmütterlich angegangen. Schon mit kleinen Schritten lässt sich viel erreichen. Etwa dadurch, dass man die Position der Lautsprecher überdenkt, neue Aufstellungen ausprobiert und dergleichen. Und es ist eine gute Entschuldigung, einfach mal wieder genüsslich Musik zu hören, denn schließlich ist das Einhören in neue Situationen essentiell.
Wer richtig viel Zeit und vielleicht noch einen oder zwei Helfer zur Verfügung hat, der kann sich natürlich daran machen, die Raumakustik zu verbessern. Wir haben viele DIY-Akustik-Workshops. In den Tutorials werden preiswert und mit einfachen Mitteln verschiedene Absorber gebaut, Schallkabinen erstellt und dergleichen!
Alte Projekte fertig machen
Jeder hat diese Leichen im Keller: Projekte, die aus den verschiedensten Gründen nie fertig gestellt wurden. Über die Weihnachtsferien ist genau die richtige Zeit, einen Strich drunter zu machen, sofern es sich lohnt. Schön: Zwischen Weihnachten und Neujahr ist für viele Menschen die Kontaktaufnahme so gut wie illegal – es gibt daher wenig Distraktionen bei der Arbeit.
Backups ziehen
Oft ist das schnell gemacht, vielleicht läuft auch ein Raid mit. Aber Moment: Wer mit Hardware arbeitet, der ist gut beraten, auch regelmäßig davon Backups zu ziehen. Selbst viele alte Effektgeräte erlauben die externe Sicherung des Speichers per SysEx Dump!
Übrigens haben wir von Top-Producer Mark Needham ein paar Tipps zu Backups bekommen!
Nie verkehrt: lernen
Beispielsweise mit unseren Recording-Workshops kann man seinen Horizont erweitern. Das können kleine Vertiefungen sein, wie das Erstellen einer perfekten Pilotspur oder der Busorganisation im Mixdown. Oder aber, man nutzt die Zeit zu erfahren, was es an nicht Alltäglichem zu entdecken gibt, etwa binaurales Stereo. Auch kann ein Crashkurs mit einer anderen DAW der Beginn einer neuen Liebe sein. Oder aber, man sieht sich an, was andere Engineers so in ihrer Trickkiste haben.
Außendarstellung: Website, Show Reel, Social-Media-Profil pflegen
Hier soll nicht propagiert werden, dass das Selfie vor irgendwelchen Geräten wichtiger sei als der tatsächliche technische und kreative Output – aber die Öffentlichkeitsarbeit ist mittlerweile für alle wichtig. Daher ist die Zeit nach Weihnachten ideal, bei Social Media aufzuräumen und die Show Reel auf den aktuellen Stand zu bringen.
Zum Wesentlichen zurück, Pt. 1: Musik hören
Ganz einfach: Zur Weihnachtszeit kann man hervorragend Musik hören. Einfach mal wieder ein paar Alben hören. Und damit ist nicht gemeint, dass da irgendwas aus den Boxen dudelt, während man telefoniert, redet, Kabel lötet, Backups zieht. Einfach mal wieder nichts weiter tun, als Musik zu hören, konzentriert und am Stück. Selbst Profis machen das heute viel zu selten – und das ist für niemanden gut. Also: Alle Kommunikationsmittel aus, Tür abschließen, tolles Album starten, Licht aus oder Augen zu und eintauchen.
Zum Wesentlichen zurück, Pt. 2: Musik machen
„Ich komme kaum noch dazu, einfach mal so selbst Musik zu machen.“ – Schade. Aber jetzt ist die richtige Zeit. Wer wirklich lange nicht gespielt hat, ist vielleicht zu Beginn frustriert, aber das legt sich schnell. Neue Ziele setzen, sich musikalisch treiben lassen, oder vielleicht ein ganz neues Instrument anfangen? Das muss ja nicht der Beginn einer neuen Karriere sein, aber für Tonmenschen ist es nicht verkehrt, ein Gefühl für alle der wichtigsten Instrumente zu haben.
Alles zu viel Action?
Wer findet, dass alle diese Vorschläge doch zu viel von Arbeit und Anstrengung haben, der kann sich ja einfach in das eine oder andere Buch vertiefen. Unter den 12 Büchern, die jeder Tontechniker und Produzent kennen sollte findet sich anspruchsvolle Kost für den Knowledge-Schwamm, aber auch durchaus Unterhaltsames.
Selbst das ist zu viel? Dann eignet sich die dunkelste Jahreszeit ja perfekt, um mal wieder einen Film zu schauen. Unsere Empfehlung ist natürlich auch hier, das geliebte Terrain des Recordings nicht zu sehr zu verlassen: Bei Youtube gibt es verschiedene gute Recording-Channels, unter Filmtipps für Toningenieure findet jeder einen passenden Movie!