DETAILS
Im Gegensatz zu den großen Mitstreitern wie Toontrack und BFD, die sich auf möglichst naturgetreuen Klang unter Zuhilfenahme von Unmengen an Samples spezialisiert haben, kommt Addictive Drums mit nur drei verschiedenen gesampelten Kits sowie ein paar Einzelinstrumenten aus. Auch fertige Audioloops, wie sie etwa DrumCore 3 bietet, besitzt Addictive Drums nicht. Stattdessen gibt man dem virtuellen Drum-Engineer Multi-Samples eines Sonor Designer Kits (Kick, Snare & fünf Toms), eines DW Collector`s Kits (Kick, Snare & fünf Toms), sowie Samples eines Tama Starclassic Kits (Kick, Snare & drei Toms) an die Maushand und verfeinert das Ganze mit einem Schuss Extrainstrumente (Pearl Signature Ferrrone Snare, Pearl Masterworks Piccolo Snare, Pearl Masterworks Kick und zwei Cowbells) und Cymbals aus dem Hause Sabian und Paiste. Vier Hi-Hats, vier Rides, neun Crashes, drei Splashes, sowie zwei Chinas, um es genau zu nehmen.
Das liefert dem Nutzer vier recht gut bestückte, authentisch gesampelte und „cleane“ Drumkits, die aus insgesamt 46 “Multi-Sample / Multi-Mic / Multi-Variation”- Instrumenten bestehen und insgesamt 1,86 GB auf der Festplatte belegen. Multi-Mic bedeutet, dass jedes Instrument über mehrere Mikrofone eingefangen wurde und sich der geneigte User aus diesen seinen eigenen Mix basteln kann: “Ein wenig mehr die Snare von unten… jetzt mehr Room…weniger Overheads…Passt!“
Für Snare und Kick stehen je zwei Direkt-Mikrofonpositionen (Top/Bottom bzw. Beater/Front), für die vier Toms, die Cowbell und die Hi-Hat je ein Direkt Mic zur Verfügung. Die Becken sind wie im echten Leben nur über die Overheads verfügbar und auch anteilig im Room-Mix vorhanden. Also acht Mono-Direktsignale und zwei Stereospuren für die Overheads und die Room-Mics, sowie ein zusätzlicher Bus der sich für weitere parallele Klangbearbeitung eignet und wie alle anderen Kanäle über eine umfangreiche Insert Sektion verfügt.
Für künstliche Verhallung stehen zusätzliche zwei parallele Hallprozessoren zur Verfügung, die über zwei Sends über jeden der elf Kanal-Fader gespeist werden können. Im Master-Kanal – in dem nochmals Inserts zur Verfügung stehen – laufen dann die im Panorama platzierten Direktsignale, die Overheads (Stereo), der Room Mix (Stereo), sowie der Bus (Stereo) und die Returns der beiden Hallprozessoren (also zweimal Stereo, pre/post Master-Inserts) zusammen.
Alle Instrumente wurden detailiert und mit einer Vielzahl von Einzelsamples erstellt, so dass auch bei zweimaligem Drücken ein- und derselben Taste auf dem MIDI-Keyboard niemals das gleiche Sample gespielt wird. Je nach Instrument wählt Addictive Drums aus bis zu sechs leicht unterschiedlichen Samples aus. So kommt Lebendigkeit in die Konserve!
Zur Steuerung bemüht man am besten ein MIDI-Keyboard oder ein Trigger-Kit. Über die Klaviatur verteilt liefert Addictive Drums authentisch viele Spielvariationen. Die Snare zum Beispiel lässt sich auf bis zu acht verschiedene Weisen spielen, darunter Rimshot und Sidestick, sowie wahlweise linke oder rechte Hand. Leider verzichtete man auf alternative Spieltechniken wie Rolls oder Flams, welche sich per MIDI doch nur schwer realisieren lassen. Dafür geht es bei der Hi-Hat detailierter zu: Zwölf Spielvarianten von offen bis geschlossen sowie Schläge auf Rand und Mitte (Bell) sind möglich. Selbst an einen Algorithmus zum Dämpfen der Becken von Hand wurde gedacht. Diese “Choke” genannte Funktion wählt das passende, „gedämpfte“ Sampleset aus, sobald die jeweilige Taste gedrückt wird.
Alle Samples wurden mit hochwertigem Studioequipment und guten Raumklang mit 24 Bit und 96 kHz aufgenommen und anschließend in 44.1 kHz konvertiert. Einziger Wermutstropfen: Im Vergleich zu anderen Mitstreitern, die bis zu volle 128 Velocity-Layer liefern, begnügt sich Addictive Drums mit nur zwölf bis 16 Layern. Feinere Jazz-Solos wird man damit wohl nicht zaubern können, auf der anderen Seite verbraucht das Plug-In so aber auch weniger RAM. Und dass ist auch gut so, denn eine Instanz reserviert sich immerhin knapp 400 MB.
Weiterhin können alle Einzelinstrumente fast beliebig miteinander kombiniert werden jedoch ist man auf die Verwendung eines Instruments aus einer Gruppe festgelegt – doch dazu später mehr. Natürlich kann der Vorrat an Grundinstrumenten mit kostenpflichtigen „Adpaks“ noch erweitert werden, muss er aber nicht_ Im Gegensatz zur Konkurrenz – und hierbei handelt es sich wirklich um ein Alleinstellungsmerkmal – verfügt Addictive Drums über eine wirklich ernst zu nehmende, ausgewachsene Effektsektion, die eine weitreichende Bearbeitung der 46 Grundsounds ermöglicht.
Hilfe hat man sich dafür aus Polen geholt. Laut den Credits vetraute man bei dem DSP Code auf die Erfahrung von PSPAudioware, die nicht nur für dem Vintage Warmer bekannt sind. So wird es möglich, dass selbst eine Pop-Kick auf einmal nach Techno klingt. Das ist ein drastischer Schritt und jedem, der schon einmal Samples verbogen hat, sollte sich erschließen, wie viele Variationen dazwischen noch möglich sind!
Für die Zahlenfüchse mit wenig Vorstellungskraft hier mal eine Hausnummer: 155. So viele Presets haben zumindest die die Jungs von XLN gebastelt und damit einen guten Überblick über die Möglichkeiten abgeliefert. Fernab vom “Dry Pop Kit“ findet sich hier auch weniger Alltägliches. Man beachte: Die nun folgende Beispielzusammenstellung hat ein und dasselbe Kit von DW zur Grundlage!