Praxis
Flexi-Slots und Kit-Piece-Linking – Die Kit-Page
Gleich beim Öffnen der Addictive Drums 2 präsentiert die Software mit der Gallery-Page eine neue Ansicht, auf der ein Überblick zu den bereits installierten aber auch zu den weiterhin erhältlichen ADpaks (natürlich inklusive Link zum Webshop) geboten wird. Für frisch gebackene Anwender kann diese Orientierungshilfe durchaus Sinn machen – auch wenn sich ein leises Gefühl, vom Hersteller zu einem Schaufensterbummel vor den eigenen Laden geführt zu werden, nicht ganz leugnen lässt.
Wer den Klang seiner ADpaks schon etwas besser kennt, der wird nach dem Öffnen einer frischen Instanz des Plug-Ins wohl relativ zügig auf die Kit-Page wechseln, denn hier lässt sich die Zusammenstellung der einzelnen Trommeln und Becken anpassen. Zusätzlich zu den 12 bisher vorhandenen Sound-Slots, die nach wie vor für die jeweiligen Instrumente eines Typs (Kick, Snare, Toms, etc.) reserviert sind, gibt es in der neuen Version vier zusätzliche Slots für Becken. Der frühere Extra-Slot, der für außergewöhnlichere Sounds wie Percussion-Instrumente verwendet wurde, weicht zudem den drei neuen Flexi-Slots, die mit allen vorhandenen Sounds belegt werden können, ohne sich dabei auf eine Gruppe von Instrumenten zu spezialisieren. So kann ein Drumkit in den Addictive Drums 2 also aus bis zu 18 einzelnen Kit-Pieces bestehen.
Die Flexi-Slots eröffnen einerseits natürlich die Möglichkeit, der Zusammenstellung ein weiteres separat spielbares Instrument nach Wahl hinzuzufügen. Der virtuelle Drummer soll in der Bridge eines Songs auf eine andere Snare wechseln? Kein Problem! Andererseits bieten sich die Flexi-Slots aber auch zur Verwendung mit dem neuen Feature des Kit-Piece-Linkings an. Dass mehrere Kick- und Snare-Samples gelayert werden, ist in vielen aktuellen Musik-Stilen gängige Praxis, und über die Link-Funktion lassen sich spielend leicht solche gestackten Sounds erstellen. Auf Wunsch nicht nur mit den „normalen“ Instrumenten der Addictive Drums 2 sondern auch mit Trigger-Instrumenten, die konkret zum Andicken der Original-Samples vorgesehen sind. Wie das funktioniert, seht ihr in einem kurzen Video.
Grid-Search und Beat-Transformer – Groovesuche und Bearbeitung
Um die ausgewählten Sounds mit Rhythmus zu beseelen, greift man zum internen Beat-Browser, und auch dieser wurde für Version 2 der Addictive Drums einer Generalüberholung unterzogen. Das neue Grid-Search-Feature ermöglicht es, konkrete rhythmische Figuren für Kick, Snare und Hihats bzw. Ride-Becken ähnlich wie in einem Step-Sequencer zu programmieren – allerdings nicht, um die Patterns direkt abspielen zu lassen, sondern um sie als Vorlage für eine Suche nach ähnlichen MIDI-Grooves zu verwenden. Die Tage des endlosen Durchforstens der enthaltenen Beats sind damit gezählt, und das erleichtert die zielgerichtete Arbeit mit den Addictive Drums natürlich ungemein!
Für dich ausgesucht
Ein weiteres neues Feature in Sachen Groove ist der Beat-Transformer. Dabei handelt es sich natürlich nicht um einen Roboter-Drummer, der sich in ein Auto verwandeln kann, sondern um ein Tool, mit dem sich ohne viel kompliziertes Editieren die üblichen Handgriffe erledigen lassen, die in der Regel im Piano-Roll-Editor eines Sequencers erledigt werden. Über entsprechende Schieberegler lässt sich die Dynamik eines kompletten Grooves oder einzelner Instrumente anpassen, und sehr interessant ist hier, dass auch das Verhältnis von Down-Beats und Off-Beats bearbeitet werden kann. Für Snares, Toms, Hihats und Ride-Becken lassen sich zudem alternative Spielweisen auswählen. Sollen auf der Snare doch lieber Sidesticks gespielt werden oder passt sich ein Groove besser in ein Arrangement ein, wenn statt auf geschlossenen Hihats auf einem gecrashten Ride-Becken gespielt wird? All das ist mit dem Beat-Transformer problemlos und mit nur wenigen Mausklicks machbar. Bei Bedarf können sogar weitere MIDI-Daten direkt in einen bestehenden Beat aufgenommen werden. Wenn diese grundlegenden Bearbeitungen abgeschlossen sind, kann ein Groove ganz einfach über Drag&Drop auf eine MIDI-Spur des Sequencers gezogen und dort natürlich in allen Details weiter angepasst werden.
Ein Paradies für Sound-Schrauber
Eine der großen Stärken der Addictive Drums lag schon immer in der kräftig zupackenden Edit- und Effekt-Sektion, die vielfältige Möglichkeiten zum Drehen, Schrauben und Biegen an den originalen Samples bietet. Zu Beginn der Effekt-Kette eines Instruments steht der Sampler-Strip, der einige Tools beherbergt, die (wie der Name schon sagt) typischerweise in komplexen Samplern zu finden sind. So lässt sich über das neue Response-Modul nicht nur der Dynamikumfang der abzuspielenden Samples eingrenzen und die Abhängigkeit der Lautstärke von der MIDI-Anschlagstärke regeln, sondern auch ein Lowpass-Filter zuschalten, das den Höhenanteil von leiser angeschlagenen Sounds absenkt und diese entsprechend weicher gestaltet.
Die Anteile der jeweiligen Trommeln in den Overheads und dem Raum-Kanal können nicht nur in Bezug auf das Level und die Panorama-Position angepasst werden, sondern sogar getrennt vom Direkt-Kanal über einen eigenen Pitch-Shifting-Algorithmus verstimmt werden. Im Zusammenspiel mit den Pitch- und Volume-Hüllkurven und dem am Ende des Sampler-Strips sitzenden weiteren Filter-Modul lassen sich also schon auf der Ebene der Klangerzeugung tiefgreifende Eingriffe vornehmen. Besonders zu erwähnen ist der ebenfalls neu integrierte Tone-Designer, über den man die Anteile der „singenden“ Obertöne einer Trommel anheben oder absenken kann. Im folgenden Video könnt ihr den Sampler-Strip in Aktion sehen.
Der Channel-Strip schließt im Signalfluss direkt an den Sampler-Strip an, und auch hier hat sich im Vergleich zum Vorgänger einiges getan. Der parametrische Equalizer bietet statt früher drei Bändern nun vier Bänder mit zusätzlichem High- und Low-Cut und sitzt zwischen zwei Multieffekt-Modulen, die sich wahlweise auf Kombinationen aus Kompression und Verzerrung oder aus Tape-Simulation und Transienten-Shaping schalten lassen. Weiterhin wurden die beiden Reverb-Algorithmen aus der Vorgängerversion auf kreative Art und Weise mit einem Delay-Effekt kombiniert. Die Zusammenstellung erlaubt es, stufenlos zwischen den Echo- und Hall-Anteilen zu überblenden und wird von XLN Audio als Delerb bezeichnet. Natürlich haben wir auch zu diesem Bereich ein Video für euch.
Die Presets der Addictive Drums 2 machen zum Teil regen Gebrauch von drastischen Effekt-Einstellungen und verfremden den Grundklang der Samples sehr deutlich. Damit unter diesen Voraussetzungen eine gewisse Übersichtlichkeit gewahrt bleibt, lässt sich die angezeigte Auswahl über das Sound-Ideal von sauberen und braven bis zu verzerrten und aggressiven Presets sortieren. Zudem wurden alle Presets mit Preview-Grooves kombiniert, die zeigen sollen, welche Vorstellung der Sound-Designer beim Programmieren hatte.
Gerade wegen der angenehm kurzen Ladezeiten der Addictive Drums 2 gestaltet sich die Suche nach den richtigen Sounds aber auch zusammen mit MIDI-Tracks im Sequencer relativ flüssig. Über eine sehr praktische Snapshot-Funktion können zudem unterschiedliche Einstellungen direkt verglichen werden. Im Folgenden gibt es eine Auswahl aus den Werks-Presets der vier ADpaks zu hören, die uns zum Test zur Verfügung gestellt wurden. Die verwendeten Grooves kommen aus den zugehörigen MIDIpaks.