XLN Audio ADPak Reel Machines Test

In den letzten Wochen haben wir uns recht ausgiebig mit ADPak genannten Erweiterung für XLN Audio Addictive Drums beschäftigt und bereits das ADPak Metal und MIDIPak Diabolic, sowie die ADPaks Modern Jazz Brushes und Modern Jazz Sticks, und das ADPak Indie und MIDIPak Indie Rock abgefrühstückt, sodass ich ohne Umschweife zum delikaten Menü des heutigen Tages komme: Das ADPak Reel Machines. Analoge Drums auf Tape gebrüht, mit ordentlich Würze. Na dann Prost!

AD_ReelMachines_00_Thumb

DETAILS

Das ADPak Reel Machines beinhaltet Samples von fünf Drum Machines und mit der Simmons Digital ClapTrap noch einen wirklich feinen dedizierten „Klatsch Apparat“!

  • Oberheim DMX
  • Linn Electronics LinnDrum
  • Roland TR-808
  • Roland TR-909
  • Simmons SDS-V
  • Simmons Digital ClapTrap

Auch wenn es sich hierbei um klassische Instrumente der 80er Jahre handelt, ihre Klänge sind aus zeitgemäßen Pop, Elektronik, HipHop oder R’n’B Produktionen nicht wegzudenken. Leider sind gut erhaltene Originalexemplare rar und vor allem teuer in der Anschaffung. Auch brauchen solche Oldtimer meist viel „Hege und Pflege“ und ihre Einbindung in computergestützte Studio Set-Ups ist mitunter nicht ganz einfach. Drag ´n Drop kann man da eher vergessen. Eine detailgetreue Sample Bank – oder besser noch eine benutzerfreundliche Software – die ihre Klänge gut abbildet, kann daher im Studio-Alltag eine willkommene Lösung sein.

AD_ReelMachines_04_TriggerKit

An dieser Stelle könnte der aufmerksame Leser einwenden: „Gibt es doch schon längst!“ Und das stimmt auch. Libraries mit solchen Sounds gehören meist schon zur Standardausstattung einer guten Workstation oder Musikproduktionssoftware. Der Clou der „Reel Machines“ ist jedoch, dass 808 & Co. hier mal etwas anders klingen, da alle Sounds dieses ADPaks mit Bandmaschinen aufgenommen wurden. Diese Aufnahmetechnik steht für warmen, druckvollen Klang und die Möglichkeit, analoge Bandsättigung zur Klangfärbung und leichten Dynamik Kompression einzusetzen, gilt besonders in Bezug auf Drumrecording als „die Wunderwaffe“! Auch dieser Aspekt wurde von XLN berücksichtigt und in dieses ADPak integriert: für einige Bassdrums und Snares stehen zusätzliche Samples mit verschiedenen Bandsättigungsstufen bereit.
Wo man bei den akustischen Drumkits in Addictive Drums die Mikrofonposition für Bassdrum und Snare bestimmt, kann man im Falle der Reel Machines für die Kicks von 808, 909, DMX und LinnDrum, sowie für die Snares von LinnDrum und DMX das Mix-Verhältnis von gesättigtem und cleanem Signal einstellen. Alle anderen Kicks und Snares verwenden ein „Virtual Mic Positioning“. Letzteres bedeutet: man kann zwischen verschiedenen Sounds einer Kick oder Snare überblenden. Auch das „Snare Buzz“ Feature, also die regelbare Empfindlichkeit des Snare-Teppichs auf Bassdrum Schläge, ist übrigens bei den Reel Machines verfügbar. Sofern man hier von einem Snare-Teppich überhaupt sprechen kann …

Schaut man sich das Reel Machines GUI an – natürlich stilecht, mit dem entsprechenden Hintergrund-Bild – findet man den bekannten und unveränderten Aufbau von Addictive Drums vor. Die einzelnen Elemente der Kits sind so angeordnet wie bei den akustischen Kits von Addictive Drums. Das kommt der Austauschbarkeit von Grooves zu Gute, nicht nur innerhalb dieser Software. Im „Xtra“ Feld stehen beim den Reel Machines Handclaps und Percussion-Sounds bereit. Die weiteren Sektionen wie „Edit“, „FX“ und „Beats“ sind im Vergleich mit den AD Akustik Drums Paketen ebenfalls unverändert.

Was die Menge an Samples betrifft, stehen die elektronischen Reel Machines ihren akustischen Kollegen in nichts nach, denn hier wurde genauso aufwendig gesampled und gemaped. Die Drum Machines bieten mit 35 Stroke-Types pro Instrument, sowie sehr vielen Velocity-Layern, weitaus mehr differenzierte Klänge, als man in Echt von einem der Originale erwarten könnte; vom Bandmaschinen-Klang mal ganz abgesehen. Dies ermöglicht es natürlich auch, sehr aufwendige Pattern, mit einer Menge an Klangvariation zu programmieren.

Der Overhead Bus repräsentiert den Klang eines Studioraums, in dem die Drum Machines über Lautsprecher gespielt wurden, Depeche Mode lassen grüßen. Auch die akustischen (Stör-)Geräusche der Elektroschlagzeuge, also der „Gummi-Rebound-Sound“ der Sticks und Klöppel, wenn sie auf die Trigger Pads schlagen, sind im Overhead-Signal zu hören.

Eine weitere Besonderheit des ADPaks Reel Machines stellt der integrierte Plattenhall dar, den man im „Room Bus“ findet. Jede Komponente der Reel Machines wurde einmal durch das Stocktronics RX4000 “gejagt” und gesampled. Es handelt sich dem zur Folge also um Reverb-Samples und nicht um einen algorithmischen Hall bzw. Faltungshall. Die zwei standardmäßigen Hallgeräte im FX-Menü stehen dem Benutzer aber dennoch und zusätzlich zur Verfügung.

Insgesamt 240 Rhythmen auf MIDI Basis warten im Beats Browser unter der Kategorie „Reel Machines“. Stilistisch reicht die Bandbreite hier von Techno, über HipHop bis zu Electro Pop, Clash und Trash, etc. Für „schnell mal was an den Start bringen“ sind die Beats definitiv brauchbar. 

PRAXIS

Hier ein erster Höreindruck der fünf Drum Machines.

Audio Samples
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Roland 808 Roland 808 (Percussion) Roland 909 Roland 909 (Clap) Oberheim DMX Oberheim DMX (Percussion) Linn Electronics LinnDrum Linn Electronics LinDrum (Percussion) Simmons SDS-V

Meinen Ohren schmeichelt dieser warme, druckvolle, weiche Klang sehr. Die Reel Machines klingen anders als vergleichbare Libraries. Insbesondere das trockene DMX Kit, die melodiösen Simmons oder LinnDrum Toms, aber auch die „sexy Klatscher“ aus der Simmons Digital ClapTrap gefallen mir persönlich sehr gut! Selbst das Bandsättigungs-Feature ist mehr als gelungen! Siehe Video unter DETAILS.
Mit der Dosierung des über den Room Bus verfügbaren Plate Reverbs sollte man jedoch vorsichtig sein. Es scheppert schnell sehr brachial und diffus los, wenn man ein komplettes Drumkit damit verhallt. Das liegt meiner Einschätzung nach vor allem daran, dass hier kein Nachhall errechnet wird, sondern sich viele Hall-Samples einfach überlagern. Das liegt halt in der Natur der Sache. Der Plattenhall funktioniert in einem moderaten musikalischen Kontext aber dennoch sehr gut, wenn man per Raumanteil-Regler in der Edit Sektion nur ausgewählte Komponenten wie zum Beispiel Toms, Snare oder Claps mit Hall versieht. Natürlich kann man den Reverb-Klang auch noch mit den gewohnten Addictive Drums EQ, Verzerrer und Kompressor nachbearbeiten. Das stufenlos hinzu mischbare Overhead-Signal funktioniert im Mix wie eine andickende, unauffällige Ambience. Auch für den Overhead-Bus stehen EQ, Verzerrer und Kompressor zur Nachbearbeitung bereit.

Audio Samples
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SDS-V – Dry SDS-V – Wet 909 – Dry 909 – Wet

Bei der Simmons Digital ClapTrap habe ich gern von der Hüllkurve im Edit Menü Gebrauch gemacht, um den Ausklang des Samples zu steuern. Denn die ClapTrap klingt nach hinten raus recht kratzig, siehe Audiobeispiel Nr.1 im Player. Setzt man die ADSR-Parameter der Hüllkurve auf kleinere Werte, wird der Klang viel knackiger und definierter, siehe Audio Beispiel Nr. 2. Darunter folgen Beispiele mit dem Plate Reverb.

Audio Samples
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ClapTrap – No Envelope & Dry ClapTrap – Short Envelope & Dry ClapTrap – Short Envelope & Plate ClapTrap – Medium Envelope & Plate ClapTrap – No Envelope & Plate ClapTrap – No Envelope & Soaking Plate

Das Arbeiten mit den Reel Machines macht wirklich Spaß! Die Software funktioniert gut und man kommt relativ schnell zum Ziel. Die elektronischen Schlagzeuge zwingen sich zwar in das nicht immer ganz passende Gewand des Addictive Drums GUI – welches eben für akustische Drums entwickelt wurde – dennoch kann damit sehr gut gearbeitet werden!

AD_ReelMachines_05_TriggerKomponenten

FAZIT

Das ADPak Reel Machines verströmt viel klassisches Flair, ohne zu „stauben“. Ganz im Gegenteil! Und früher war auch überhaupt nicht alles besser. Wer auf die Klänge der alt-ehrwürdigen Drum Machines steht, bekommt sie hier in einer benutzerfreundlichen Software mit Bandmaschinen-Sound prompt serviert: druckvoll, warm und in einigen Fällen sogar mit regelbarer Bandsättigung. So wie man das früher gemacht hat und heutzutage eben gern emuliert. Garnieren kann man die trockenen Klänge mit einem sampled Plate Reverb oder einer sampled Studio-Ambience. Wer Addictive Drums kennt, weiß, dass man mit den Möglichkeiten der Edit Sektion noch viel am Sound schrauben kann, klanglich ist man hier also nicht auf die Basics der Originale beschränkt. Aus meiner Sicht ist dieses ADPak ein echter Leckerbissen. Und auch am Preis gibt es absolut nichts zu meckern!

Pro:
  • Warmer, druckvoller und detailreicher Sound
  • Teilweise regelbare Bandsättigung
  • Vielseitige Klangbearbeitungsmöglichkeiten
  • Einfach zu bedienende, stabil laufende Software
  • Sample-Datenmenge relativ klein
Contra:
  • (Keine Stand-Alone Version)
AD_ReelMachines_04_TriggerKit
Features:
  • Insgesamt 60 Komponenten mit Mehrfach-Samples von:
  • Simmons SDS-V: Kick, Snare, Tom X3, HiHat & Cymbal Modules
  • Simmons Digital ClapTrap
  • Linn Electronics LinnDrum
  • Roland TR-808
  • Roland TR-909
  • Oberheim DMX
  • Samples des Stocktronics RX4000 Plate Reverbs
  • 50 Produktions Presets
  • 240 Beats auf MIDI Basis
  • Format: VST, AU und RTAS
  • Systemanforderung: Mac: OS X 10.4, G5 oder Intel-Mac, 1GB RAM; PC: Windows XP, 2 GHz P4, 1GB RAM
Preis: 59,- Euro
    Unser Fazit:
    5 / 5
    Pro
    • Warmer, druckvoller und detailreicher Sound
    • Teilweise regelbare Bandsättigung
    • Vielseitige Klangbearbeitungsmöglichkeiten
    • Einfach zu bedienende, stabil laufende Software
    • Sample-Datenmenge relativ klein
    Contra
    • (Keine Stand-Alone Version)
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    XLN Audio ADPak Reel Machines Test
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