Schon etwas länger am Markt und nun mit vier Erweiterungen („XOpaks“) bekannter Artists aktualisiert: Mit XO bietet der schwedische Software-Hersteller XLN Audio eine packende Alternative zu seinem Klassiker Addictive Drums, das sich auf Grooves traditioneller Akustik-Drums spezialisiert.
XO ist ein Software-Instrument für Producer, die querbeet auf elektronische Beats bauen. Das Plugin versorgt Preset-Konsumenten und zeigt sich mit einer gelungenen Benutzeroberfläche offen für kreative Eingriffe beim Produzieren. Nicht zuletzt regt dann der relativ günstige Preis dazu an, zumindest einen kurzen Blick auf dieses Instrument zu werfen. So viel steht schon mal fest: XLN Audio XO trommelt in der Rubrik der besten Drum Machine VST zurecht ziemlich weit vorne.
Details & Praxis
Aufbau und Sample-Aufgebot für XO
XLN Audio XO generiert Beats aus bis zu acht einzelnen Soundkomponenten – und sieht damit insgesamt acht Slots für Samples vor. Dementsprechend verfügt diese Beat-Machine über acht Sequenzer-Spuren und über diverse Klangparameter für jeden Slot (Pitch, Land, Velocity, Filter, Effekt Send, etc.).
Die Slots kann man in der DAW auf einzelne Ausgänge routen. Dank interner Effekte mischt es sich aber auch schon innerhalb von XO durchaus passabel. Auf der linken Seite der GUI erreicht man praktisch immer sämtliche acht Drum-Instrumente und verändert sie in Lautstärke inklusive Solo/Mute-Funktion.
Bei Angebot und Auswahl der Samples präsentiert sich das Plugin individuell: Die über 8.000 mitgelieferten Drumsamples ergänzt man auf Wunsch um beliebige User Samples in verschiedenen Formaten (WAV, AIFF, MP3, etc.). Alle One Shot Samples erscheinen auf dem GUI wolkenförmig („XO Space“) als einzelne Punkte.
Für dich ausgesucht
Die klangliche Verwandtschaft der Punkte beziehungsweise Samples untereinander erkennen die User anhand der Farben. Per Maus oder Track Pad fährt man bequem durch die Wolke und spürt passende Samples auf. Mit einer „Similarity List“, die man selber anlegen kann, und auch mit dem Suchfilter (Kick, Snare und Instrumente sind auswählbar) läuft die Sample-Auswahl noch zielstrebiger.
Edit-Bereich, Export, Browser
Im Edit-Bereich wimmelt es nur so vor Bearbeitungsmöglichkeiten. In erster Linie geht es hier ums Sequencing, das sich mit zwei verlinkbaren Patterns (AB oder AABB) und zahlreichen Optionen durchaus komplex gestaltet. Über den Sample Combiner oder Beat Combiner erreicht man den Playground Mode, der viel Raum zum Experimentieren mit dem aktuellen Drum Kit und dem Beat lässt – hier muss man sich auf den glücklichen Zufall verlassen. Ein wenig versteckt liegen die beiden Send-Effekte FX1 und 2, die Reverb- und Delay-Effekte beinhalten, sowie die Master-Effekte, die aus Crunch, Filter und Soft Clip bestehen.
Wie schon erwartet: Einzelne Beat Stems exportiert XLN Audio XO als WAV-Datei wahlweise mit dem kompletten Beat oder einer Auswahl an Spuren. Die Grooves lassen sich ebenso als MIDI-Sequenzen per Drag-and-drop ins Arrangierfenster der DAW ziehen.
Ein Click auf den Load Button öffnet den Browser des XLN Audio XO. Spätestens hier spürt man, dass der schwedische Hersteller seine Kunden großzügig unterstützt. Auch ohne Erweiterungen wie die vier XOpaks bekommt man allein über 240 Presets. Sie schlängeln sich durch verschiedene Tempi und natürlich auch durch viele Sparten der kommerziellen elektronischen Musik.
XO Factory Preset Library
Die Grooves sind nach Playlists sortiert. Enthalten sind im Core Content: Abstract Textures, Dusty Cuts. Elementar-Hip-Hop, Energetic Beats, Gold Vizes, Latin Rhythms, Pop Deconstructed, Quirky Rhythmus, Retro Beats, Warehouse Oscillations sowie Warm and Relaxed. Stilistisch bietet die Library also schon mal eine Menge. Sie vertritt praktisch alles, was man für die Mainstream-Elektronik sucht. Die Kits liefern genug Druck und Transparenz, manche davon interessante Vibes. Hinter den Vorlagen der Sparten „Building Blocks“ und „Starting Points“ verbergen sich einzelne Elements fürs Beat-Arrangement, die XO-User nachdrücklich bearbeite können. Lassen wir sieben Presets aus verschiedenen Playlists der Factory Library des XLN Audio XO für sich sprechen:
Zum regulären Einzelpreis von 38 Euro gibt es momentan bis zu vier Expansions dazu. Produziert haben die Packs bekannte Künstler:
Vier Expansions für XLN XO
- „Preheated“ stammt von J3PO. Es ist das jazzigste unter den vier Expansions und orientiert sich an LoFi, Hip-Hop und ein wenig House.
- „Pastel Punch“ ist das Pack von Rachel K Collier. Man trifft auf eine besondere Spielwiese mit Electronica-Sounds und Vocals.
- „Oscillations“ bringt den Content von Delhi de France. Durch mehrere Spielarten elektronischer Musik erzeugt es atmosphärische Mixes.
- „Ultra Bionic“ hat Peder Mannerfelt produziert. Die Packs mit den meisten Presets wirken angenehm abstrakt mit leicht industrieller Färbung.
Keines dieser Packs schwächelt. Im Gegenteil, vertreten sind sogar öfter vollständige Arrangements mit Vocals und anderen tonalen Elementen. Solch kleine Kunstwerke haben natürlich einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Daher sollte man die Presets zwar als Inspiration nehmen, sie aber stark abwandeln und eigene Kreationen entwickeln. Die Packs beinhalten aber nicht nur um die 60 Presets in jeweils verschiedenen Tempi, sondern auch rund 150 Samples, die XO noch vielseitiger klingen lassen. Wir demonstrieren für alle vier Packs ein Preset:
XLN Handling
Im Grunde läuft die Bedienung von XO rund: Die Oberfläche ist skalierbar, wichtige Funktionen sind schnell erreicht und mit den Presets stehen souveräne Beats schnell. Was in der Praxis besonders auffällt: XO tauscht komplette Drumkits blitzschnell und dabei vor allem zielführend per Mausklick aus. Natürlich kann man auch einzelne Slots klanglich fix verändern.
Dieser flüssige Sample-Tausch ist ziemlich inspirierend. Hier kommen der Beat Combiner und der Sample Combiner von XO ins Spiel. Diese Werkzeuge erstellen rhythmische und klangliche Varianten per Zufall. Das funktioniert schnell und außerdem kinderleicht. Welche Variationen die Combiner hervorbringen, zeigen die beiden Audio-Demos:
Ein reibungslos funktionierender MIDI-Noten-Export rundet den Spaß ab. Damit kann man die Beats nämlich in Logic Pro, Live, Cubase oder in anderer gewohnter Umgebung variieren. Wer sich mit XLN Audio XO noch intensiver in die Beatproduktion einarbeiten möchte, benötigt aber schon ein bisschen Zeit. Der Edit-Bereich könnte die User mit seiner enormen Funktionsvielfalt leicht überfordern. Wir wünschen uns noch eine separate Großansicht für den Mixer und die Effekte.
Fazit
XLN Audio XO ist schon klasse. Bei diesem Plugin stimmt einfach vieles: Konzept, Handling, Sound und auch der Preis. Wer elektronische Musik produziert und für Hip-Hop, Techno, House oder Breakbeats einen zuverlässigen Drum-Spuren-Partner benötigt, wird bei dem smarten XO fündig.
Dieses Instrument bedient Einsteiger und fordert auch Nerds: Man kann bei XO ebenso gut an der Oberfläche bleiben wie auch lange und tief in verschiedene Edit-Menüs abtauchen. Erstaunlich rund läuft vor allem der schnelle und effektive Austausch von Samples. Einen zusätzlichen Kick liefern die vier Expansions. Hoffentlich legt XLN Audio noch weitere Packs in dieser Qualität nach.
Alles in allem geben wir euch mit XLN Audio XO einen Kauftipp. Sobald das Instrument und die Expansions wieder im Sale angeboten werden, kann man damit sogar ein echtes Schnäppchen schießen. Nach dem Motto „viel hilft viel“ findet man mit diesem Plugin immer einen Beat, der schon ohne weiteres Zutun groovt. Zehn Tage sollten genügen, um sich mit der Demo-Version selbst ein Bild machen zu können.
- Intuitiver Sample-Zugriff
- Moderner Elektroniksound
- Allrounder für elektronische Beats
- Sehr fairer Preis
- Praktisches GUI
- Gute Expansions
- kein Contra
Features
- Erweiterbare Drum Machine mit Sample-Explorer
- Innovative Beat Machine mit praktischem Sample-Manager, Sequencer und Randomizer
- internen Effekten: Reverb, Delay, Filter, Distortion.
- Praktische Benutzeroberfläche mit Audio und MIDI-Drag-and-drop angenehm
- Kostenpflichtig erweiterbar mit XO-Expansions
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 7 (64-bit), Mac OS X (64-bit) ab 10.10, Online-Aktivierung
- VST2, AU, AAX Standalone
- PREIS: XO regulär 125,00 Euro, XOpak regulär 38,00 Euro