Praxis
Hand aufs Herz: für das Gros der modernen E-Bässe wird man heutzutage “per se” gar keinen Booster mehr benötigen, da die meisten Instrumente ja schon über einen ernstzunehmenden Signaloutput verfügen. Hier und da mag es aber natürlich doch noch schwächer ausgelegte passive Instrumente geben (z.B. im Vintage-Bereich), denen ein bisschen mehr “Dampf” gut tun würde. Ein mögliches Szenario wäre etwa, beim abwechselnden Betrieb eines aktiven und eines passiven Basses per Y-Switch den RC-Booster direkt hinter den Passivbass zu schalten, um die Pegel beider Instrumente anzugleichen. Oder man benutzt wie schon erwähnt das Pedal als Booster bei einem Basssolo, um sich lauter in Szene setzen zu können und weniger stark “reinlangen” zu müssen.
Tatsächlich sind hier mit dem besagten Maximalboost von 20 dB derart enorme Leistungsreserven abrufbar, dass man selbstverständlich die Vorstufe seines Verstärkers im Blick haben sollte, wenn man mit dem Volumenregler herumspielt. Aber auch der Gainregler des Xotic-Pedals verdient Aufmerksamkeit: Zwar versteht sich das Pedal in erster Linie als Clean-Boost, aber bei einem beherzten Aufreißen des Gainpotis kann man dem Signal dennoch zu ein wenig mehr “Hotness” verhelfen. Nicht falsch verstehen: Wir haben es hier in diesem Fall noch lange nicht mit einem verzerrten Signal zu tun, aber ein wenig heisere Rauheit kann man seinem Basston dennoch beimischen.
Neben der Möglichkeit zur Steigerung des Volumens hat man bei Xotic ja aber auch an einen effektiven Zweiband-EQ gedacht, und dieser gefällt mir außerordentlich gut! Die Höhen wurden mit 8 kHz glücklicherweise nicht zu hoch und klirrig angesiedelt. Sie erhalten wunderbar den eigentlichen Charakter des jeweiligen Instrumentes, fügen dem Klang aber ein schönes klares Strahlen hinzu. Der Vergleich mit der weggezogenen Wolldecke wurde ja schon häufig bemüht, aber in diesem Fall drängt er sich mir geradezu auf! Ebenfalls erfreulich: erst bei maximalem Rechtsanschlag bemerkt man langsam aber sicher auch einen Zuwachs an Rauschen, welches aber mehr als im Rahmen liegt.
Auch die Wirkungsweise des Bassreglers weiß zu gefallen: Angesiedelt bei 90 Hz, kann man das Signal hier mit einem einzigen Handgriff sehr gezielt anfetten. Die Bässe, welche das Pedal liefert, sind mächtig, wuchtig und tief, neigen aber glücklicherweise zu keiner Zeit zum Wummern, sodass man hier nur in Ausnahmefällen eine echte Gefahr des Verwaschens des Signals von dem Xotic-Pedal ausgehen wird (etwa in schwierigen Situationen mit einem hölzernen Bühnenboden etc.).
Hört abschließend nun noch einige Soundbeispiele, bei denen ich jeweils die erste Hälfte ohne das Pedal eingespielt habe, um danach den RC-Booster mit ins Klanggeschehen zu nehmen. Da es hier um zum Teil sehr feine klangliche Nuancen geht, habe ich ganz bewusst auf die Verwendung von Backing Tracks verzichtet.
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Ich finde, diese Beispiele sprechen sehr deutlich für sich: der Sound mit dem dazu geschalteten Pedal ist augenblicklich direkter, klarer und absolut “in your face”. Und wie man die Regler des RC-Boosters auch dreht und wendet: der wesentliche Charakter des jeweiligen Instrumentes wird zu keiner Zeit verbogen oder gar übertüncht! Bildhaft ausgedrückt habe ich das Gefühl, als würde man sich den Klang seines Instrumentes mit dem Xotic “unter der Lupe” anhören können. Dass das gefällt, liegt auf der Hand, sorgen diese Attribute doch generell für eine gesteigerte Signalgüte, über die sich Produzenten, Mischer – und natürlich nicht zuletzt der Bassist himself – freuen können!
Ich frage mich allerdings nebenbei, ob das Pedal wohl vielleicht durch einen Mittenregler abermals gewinnen würde. Die Qualität der Zweiband-EQs ist einfach so gut, dass ich zumindest neugierig wäre, diese Option einmal zu testen. Aber auch in der vorliegenden Ausführung gehen meine Testerdaumen steil nach oben!