Praxis
Sound
Schon beim ersten Anspielen im Wohnzimmer war ich vom akustischen Ton der Gitarre beeindruckt. Die Gitarre hat ein überdurchschnittlich gutes Resonanzverhalten, sodass man die Schwingung der Saiten sofort am Brustkorb spürt. Der Primärklang ist ausgeglichen, nervende Frequenzen sucht man vergebens. Gleichzeitig bietet das Instrument eine phantastische Dynamik und reagiert auf jede noch so feine Nuance des Spielers. Am Gitarrenamp setzt sich der Eindruck fort und selbst mit dem Humbucker in der Stegposition kommt der schmatzige Twäng immer durch.
Die Zwischenposition von Steghumbucker und mittlerem Tonabnehmer klingt wie gewohnt etwas weicher, weil der Humbucker nicht gesplittet werden kann. Aus diesem Grunde klingt diese Einstellung auch einen Tacken weniger perkussiv. Trotzdem gefällt mir der Sound ausgesprochen gut. Gut zu hören ist hier am Ende des Audiofiles übrigens das ausgeprägte Sustain der Gitarre.
Die beiden handgewickelten Raw Vintage Singlecoils klingen ausgeglichen und offen. Angelehnt an den Klang alter Klassiker aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts bieten die mit Alnico V ausgestatteten Einspuler einen Gleichstromwiderstand von 6,2 Ohm. Der mittlere Pickup bei Strats wird ja oft etwas stiefmütterlich behandelt, was ihm eigentlich nicht gerecht wird, denn auch er hat einen eigenständigen Ton. Im cleanen Bereich lassen sich nicht nur hervorragende Sounds im Stil von Hank Marvin erzeugen, sondern auch ziemlich authentische Bluessounds.
Die Mitte-Hals-Position liefert einen absoluten Bilderbuchsound. So sollte eine gut abgehangene Strat klingen. Der Ton ist süffig, perkussiv und gespickt mit Obertönen, was will man mehr.
Mit dem Hals-Pickup kann man stilistisch nahezu alles spielen, es klingt immer gut. Ich habe mich hier für ein jazzige Blues-Variante entschieden, die dank der offenen und feinzeichnenden Wiedergabe sehr überzeugend klingt. Für leicht muffige Jazzsounds kann man bei Bedarf den Tonregler etwas zurückdrehen.
Für dich ausgesucht
Wer jetzt denkt, dass es sich bei unserer Kandidatin um so etwas wie eine gepflegte Wohnzimmergitarre für Cleanfetischisten handelt, hat sich geschnitten. Ich habe für die High-Gain-Soundbeispiele meinen alten 100 Watt Marshall JMP zusammen mit dem Baldringer Dualdrive angeschlossen, was sich als ziemlich gutes Gespann erwies. Dank der hervorragenden Dynamik klingt die Gitarre unglaublich druckvoll und rotzig, aber immer noch feinzeichnend, mit einer hervorragenden Saitentrennung. Hier der Steghumbucker.
Die Kombination von Steg und mittlerem Pickup bringt dank des Humbuckers etwas weniger von “Sultans of Swing” und stattdessen einen Tacken mehr Brian May, was mir aber sehr gut gefällt. Der omnipräsente, aber nicht aufdringliche Twäng-Faktor garantiert auch hier einen offenen Ton, und egal, wie viel Gain man auch reindreht -die Gitarre mulmt nicht.
Auch der mittlere Pickup ist mit viel Gain absolut überzeugend. Tommy Bolin lässt grüßen. Wer auf offene und superdynamische Blues-Rock-Sounds steht, bekommt hier die geballte Ladung. Der Pickup ist bissig, aber ohne die gefürchteten Eierschneiderhöhen.
Kommen wir zur Zwischenposition von mittlerem und Halspickup. Auch hier absolute Offenheit und eine traumhafte Saitentrennung. Für Blueser und Classic-Rocker eine wahre Sound-Fundgrube.
Der Halspickup klingt auch hier absolut ausgeglichen und rotzig. Die tiefen Lagen tönen offen, während sich die hohen Saiten in den oberen Lagen rund und fett präsentieren. Was für eine Wonne! Einen derart ausgeglichenen Sound habe ich wirklich selten gehört. Wenn mir dazu überhaupt ein Pendant einfällt, dann wäre es die ebenfalls sensationelle Knaggs Severn HSS T3.
Ulf sagt:
#1 - 03.11.2018 um 10:03 Uhr
Mir fällt da dann doch was ein, was ich nicht gut finde: dass der Truss Rod gut versteckt ist … Es ist einfach praktisch, wenn er am Hals zugänglich ist.