Praxis
Installation der Yamaha AG03 & AG06 MK2 BK
Die benötigten Treiber für das AG03 MK2 und das AG06 MK2 stellen Yamaha auf den Produktseiten kostenlos zum Download zur Verfügung. Das Gleiche gilt für die Steuer-Software „AG Controller“. Die Installationen sind selbsterklärend und verlaufen reibungslos. Danach können die USB-Bus-powered Mixer dank des beiliegenden USB-C-Kabels sofort am Rechner der Wahl angeschlossen und eingeschaltet werden. So manche Kleinigkeit fällt bei diesen Kompaktmixern in der Praxis positiv auf. So rastet etwa der beleuchtete Ein/Aus-Druckschalter beider Geräte nicht nur haptisch satt und von einem Klickgeräusch begleitet ein. Er ist auch durch schützende Erhöhungen begrenzt. Sie verhindern, dass die Geräte versehentlich ausgeschaltet werden.
Mit ihren vier angeklebten Antirutsch-Füßchen stehen die Mixer sicher und ohne Verrutschen auf glatten Oberflächen, wie etwa Tischen oder anderem Equipment. Wer genau hinschaut, entdeckt auf der Unterseite zwei kleine Löcher mit Innengewinde. Hier kann der optional erhältliche Adapter Yamaha BMS-10A angeschraubt werden. Mit seiner Hilfe lassen sich die Kleinmixer bombensicher auf einem Mikrofonstativ befestigen.
Yamaha AG03 MK2 und AG06 MK2 Workflow
Die Yamaha AG03 MK2 und AG06 MK2 sollen es dem Anwender einfach machen, in seinen Sound einzugreifen. Statt eine Software-Oberfläche zu durchforsten und sich in Funktionsmenüs zu verirren, sollen die wichtigsten Parameter per Hand justierbar sein.
Diesen Ansatz finde ich im Praxis-Check konsequent und gut umgesetzt. Der Regelweg des 60 mm Faders beim AG03 MK2 ist ausreichend lang und das Vorhandensein der Fußschalterbuchse zum Aktivieren/Deaktivieren des Reverbs beziehungsweise der Mute-Funktion ist praxisnah. Singer-Songwriter, die ihre Performance streamen, werden es zu schätzen wissen, dass sie den Nachhall zwischen ihren Stücken aussetzen lassen können. Podcaster, Gamer und Videokonferenz-Teilnehmer dürften großes Interesse an der Mute-Funktion des Fußschalters haben.
Generell macht es die neue Stummschalten-Funktion deutlich einfacher, mit den Mixern zu arbeiten. Dank ihrer Hilfe müssen die Kanäle nicht länger heruntergeregelt werden, wenn sie nicht hörbar sein sollen. Nicht nur dass die neue Funktion eine schnellere Lösung bietet, sie sorgt auch dafür, dass einmal eingestellte Kanallautstärken nicht verlorengehen. Deshalb haben wir es hier mit einer kleinen Änderung mit großer Wirkung zu tun.
Für dich ausgesucht
Was Interessenten wissen sollten ist, dass der Kopfhörerausgang beider Mixer nicht gleichzeitig mit einem angeschlossenen Headset-Kopfhörer verwendet werden kann. Hier heißt es deshalb, wahlweise entweder die 6,35 mm Stereoklinkenbuchse im oberen Anschlussfeld oder die 3,5 mm Miniklinkenbuchse im mittig platzierten Headset-Areal zu belegen. Das Gleiche gilt für den Eingang des Headset-Mikrofons. Wird er genutzt, füttert er Kanal 1 mit Audio. Deshalb muss sich der Anwender hier für die Nutzung von Combo-Buchse oder Miniklinkeneingang entscheiden. Ein Standalone-Mikrofon gleichzeitig mit einem angeschlossenen Headset-Mikrofon zu verwenden, ist nicht möglich.
Handhabung des Yamaha AG03 & AG06 MK2 BK
Die drei Ausgabe-Modi sorgen in der Praxis für große Flexibilität. Durch die Möglichkeit, Signale trocken an eine DAW zu senden, können Performances, die per Monitor-Out ausgegeben werden, zugleich ohne Effekte aufgezeichnet werden. Mit dem Input-Mix kann die Performance gleich inklusive aller Effekte und Zuspieler aufgezeichnet werden, zum Beispiel, um sie in einem Stream zu nutzen. Mit der Loopback-Funktion stehen dann schließlich zwei weitere virtuelle Kanäle bereit, die beispielsweise Gaming-Audio oder Audiosignale von Videokonferenzen in den Mix integrieren können und eine aufwändige analoge Verkabelung weiterer Kanäle überflüssig machen.
Software „AG Controller“
Komfortabel ist auch die Steuerung der FX-Parameter mit der Software „AG Controller“. Sie macht vergessen, dass sich die Parameter der DSP-Effekte nicht am Mixer selbst einstellen lassen. Im „Simple“-Modus der Software wird die Bearbeitung von Mikrofonsignalen anhand weniger einfacher Fragen optimiert. Gefragt wird nach Stimmlage, Mikrofonart und ob es sich um Sprache oder Gesang handelt.
Die Bearbeitung wird dann entsprechend angepasst. So können auch absolute Laien sofort zu guten Ergebnissen kommen. Der „Detail“-Modus bietet dann allen, die schon ein wenig Erfahrung mit dem Einstellen von Audioeffekten haben, ausreichend Gestaltungsspielraum. Hier lassen sich dann sämtliche Kompressor-Parameter, komplexe Equalizer-Kurven und Hall-Effekte anschaulich fine-tunen. Für alle, die es ein wenig eilig haben, stehen außerdem Presets bereit, mit denen sich im Handumdrehen vorgegebene Einstellungen abrufen lassen.
Die Software ist sowohl für Windows als auch für MacOS sowie für iOS verfügbar. Android-Nutzer schauen hier leider in die Röhre. Was mit bei der Software-Steuerung fehlt, ist die Möglichkeit, beim Reverb das Verhältnis von trockenem zu bearbeitetem Signal einzustellen. Hier könnte Yamaha noch nachbessern. Denn gerade beim Einsatz von Halleffekten ist ein Signal, das 100 % wet ist, mitunter einfach zu viel des Guten.
AG DSP Controller
Wer es noch etwas detaillierter bei den Einstellungen und ansprechender in der Darstellung mag, kann statt „AG Controller“ die ebenfalls kostenlose Software „AG DSP Controller“ für Windows und Macs von der Produktseite herunterladen. Noch mehr Informationen zu den Software-Versionen findet ihr im Internet auf der Herstellerseite.
Wie klingen das Yamaha AG03 MK2 und das AG06 MK2?
Bei den Mikrofon-Preamps im AG03 MK2 und im AG06 MK2 handelt es sich um Yamahas D-PRE-Vorverstärker, wie sie auch in den bis zu zwanzigkanaligen Mischpulten der MG-Reihe zum Einsatz kommen. Sie stehen für rauscharmen Sound mit einem warmen Klang und geringen Verzerrungen. Und genau das beweisen die beiden Mixer auch in der Praxis. Ihr Klang ist warm, voll, rund und welche Attribute man sonst noch einem angenehm klingenden Sound zuschreiben mag, der eine gewisse Fülle mitbringt.
Yamaha verspricht auch, dass die DSP-Effekte von AG03 und AG06 Studioqualität bieten und latenzfrei agieren sollen. Und auch in diesen Punkten bewähren sich die beiden Mixer mühelos. Eine Verzögerung ist beim Aktivieren einer oder mehrere Effekte zu keiner Zeit festzustellen. Das „Comp/EQ“-Feature sorgt für eine auf Mikrofoneinsätze abgestimmte Signalaufbereitung. Hier kommt zunächst ein Kompressor zum Einsatz, der Stimmen deutlich kompakter klingen lässt. Außerdem sorgt eine EQ-Bearbeitung dafür, dass Stimmen mehr Durchsetzungskraft, weniger Bassmulm und mehr Glanz erhalten.
Reverb
Bei der mit „Effect“ betitelten Signalbearbeitung durch den integrierten DSP handelt es sich um ein SPX-Reverb. Das Yamaha SPX-90 war ein digitales Multieffektgerät mit verschiedenen Halleffekten, das Mitte der 1980er-Jahre sehr beliebt war und den Grundstein für Yamahas SPX-Reihe von Reverb-Effekten im 19“-Format legte. Zur Verfügung stehen hier mit „Hall“, „Room“ und „Stage“ drei verschiedene Raumprofile, die sich per Software individuell anpassen lassen. Dabei fällt aber schnell auf, dass die Möglichkeit zur dry/wet Regelung fehlt. Hier müssen Nutzer deshalb schon ein wenig Erfahrung mitbringen, wenn sie gerade bei Sprach- und Gesangssignalen noch ausreichend Sprachverständlichkeit behalten möchten. Eine Lösung verspricht hierfür beim Reverb die Wahl eines hoch angesetzten Hochpassfilters und einer längeren Zeitdauer beim Pre-Delay (das hier „Ini. Delay“ heißt).
Amp-Simulation
Die Amp-Simulation beim AG06 ist durchweg brauchbar und offensichtlich auch mit einer Speaker-Emulation ausgestattet. Dadurch ist ihr Klang sahnig genug, um direkt recording-ready zu sein. Allerdings ist die Verzerrung etwas schüchtern. Im Crunch-Modus wird eine wirklich leichte Zerre geboten und auch der Distortion-Modus bleibt deutlich hinter waschechtem Metal-Sound zurück. Wer nicht mit einem zusätzlichen Verzerrer unterwegs ist, bleibt hier deshalb ganz klar auf Rock, Pop, Blues und Jazz beschränkt. Dafür ist der Sound der Verstärker-Simulation aber gelungen.
microbug sagt:
#1 - 12.12.2022 um 03:06 Uhr
Die alten Modelle hatten als Zweites eine Micro-USB Buchse, im Artikel steht fälschlicherweise "Mini USB"
Carsten sagt:
#2 - 12.12.2022 um 10:09 Uhr
Danke microbug, wir haben Steckertyp nun korrigiert.
flo sagt:
#3 - 14.05.2024 um 14:38 Uhr
Ich schätze, für einen AG06 "MK I"-Besitzer, der nicht zwei phantomgesp. Eingänge braucht, ist das Upgrade auf MK II nicht nötig. Das AG06 war aber auf jeden Fall eine meiner besten Anschaffungen.. Streaming an Discordfreunde, alleine Musizieren neben Discord und nix übertragen, aber beides abhören, Klavierüben und einen Onlinekurs dafür auf Kopfhörer oder Boxen beimischen und dabei kontrollieren, was wohin aufgenommen wird... wer mit Audioscheiß am eigenen Rechner irgendwie jonglieren muss, wie ich mit "virtual cable" und Zeug nicht klarkommt und beim kleinen Focusrite Scarlett zu spät feststellt, dass es null output-routing hat (andere Modelle wiederum nur per Software), hat doch hier echt ein präzise zugeschnittenes Teil im Visier, das man auf einen Blick versteht und praktisch die Software erstmal komplett ignorieren kann. Immernoch verliebt.