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Yamaha Arius YDP-162 Test

Praxis

Tastatur

Die Tastatur des Arius YDP-162 basiert auf dem Graded Hammer-Keyboard, allerdings verfügt es über so genannte „Ivory Feel Keytops“, also eine Oberflächenbeschichtung, die den früher gängigen Elfenbein-Bezügen nachempfunden ist. Im Jahr 2014 ist man glücklicherweise so weit, dass man dafür keine Elefanten mehr ihrer Stoßzähne berauben muss. Das Plastik-Pendant aus der Neuzeit hat verblüffend viel Ähnlichkeit mit dem antiken Vorbild und gefällt mir persönlich besser als die glatten Hochglanztasten, die man sonst häufig bei Digitalpianos findet. Allein dafür bekommt das YDP-162 von mir einen Bonuspunkt. Auch das Spielgefühl der Hammermechanik ist ausgezeichnet. Im Vergleich zum YDP-142 ist die Tastatur etwas schwergängiger und straffer, büßt dafür aber nichts ihrer Repetitionsgeschwindigkeit und dynamischen Bandbreite ein. Drückt man ein Auge zu, hat man das Gefühl, an einem ausgewachsenen Flügel zu sitzen. Die Graduierung sorgt dafür, dass die 88 Tasten wie bei dem akustischen Vorbild im Bassbereich etwas schwerer gewichtet sind als im Diskant. Die Anschlagdynamik lässt sich in drei Stufen anpassen.

Klänge

Zehn verschiedene Klangfarben hat man dem YDP-162 eingepflanzt. Die ersten drei Sounds widmen sich der Reproduktion eines akustischen Klaviers und beruhen auf Samples eines Yamaha-Konzertflügels. Diese werden mit der so genannten „Pure CF“-Soundengine erzeugt, die für eine 128-stimmige Polyphonie, die Simulation von Dämpferresonanzen und Halbpedalerkennung sorgt.
Piano 1 ist ein typischer Yamaha-Klaviersound: voluminös und brillant, durchsetzungsstark und majestätisch. Der Grundcharakter ist sehr sauber und entbehrt jeglicher Abweichungen vom perfekten Klaviersound, was ihn mitunter ein wenig statisch erscheinen lässt. Nichtsdestotrotz sollte der Sound eine große geschmackliche Schnittmenge treffen, und das war beim Sounddesign wohl Yamahas oberste Priorität. Piano 2 ist offensichtlich von denselben Samples abgeleitet, klingt aber etwas dumpfer und matter. Piano 3 ist auffällig stark verhallt und hat einen offeneren, höhenlastigen Klang. Der Dynamikumfang ist beträchtlich, vom dezenten Pianissimo bis zum knalligen Fortissimo ist alles möglich. Ganz feine Ohren werden hier und da die Loops im Ausklang hören, das sollte bei dem anvisierten Kundenkreis aber kein ausschlaggebendes Kriterium sein.

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Piano 1 (Kopfhörerausgang) Piano 1 (Mikrofone) Piano 2 (Kopfhörerausgang) Piano 2 (Mikrofone)

Auf Speicherplatz 4 erklingt ein DX7-artiger E-Piano Sound, der sich hervorragend zur stilsicheren Interpretation von 80er-Balladen eignet. Das zweite E-Piano ist die Simulation eines erdigen Rhodes-Sounds, den ich als gelungen bezeichnen möchte. Die übrigen Klänge sind typisch für die Bandbreite eines Digitalpianos: Cembalo und Vibraphon, die beide sehr anständig klingen, außerdem zwei Orgeln, wobei erstere einer klassischen Kirchenorgel und die zweite einer Hammond Jazzorgel nachempfunden sind. Als nettes Detail kann man die Rotorgeschwindigkeit des Leslies mit dem linken Pedal steuern, was keine Selbstverständlichkeit bei einem Digitalpiano ist. Den Abschluss bildet ein Streichersound, der zwar keineswegs natürlich klingt, aber als Layer mit Piano oder E-Piano zusammen einen schönen Pad-Sound ergeben kann.

Audio Samples
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E-Piano

Auch an einen Hall hat man gedacht. Er lässt sich in vier verschiedenen Abstufungen zu jedem beliebigen Sound hinzufügen. Allerdings ist der Hall-Anteil nicht speicherbar, sondern flüchtig. Bei jedem Ausschalten gehen also die Einstellungen für den Hall verloren und müssen bei Bedarf nach dem erneuten Einschalten wieder vorgenommen werden.
Das gilt auch für die Split- und Layerfunktion. Sie unterteilt die Tastatur in zwei Abschnitte für unterschiedliche Sounds oder ermöglicht das Übereinanderlegen zweier Klänge. Für den Unterricht kann man die Tastatur auch in zwei Bereiche mit demselben Tonumfang aufteilen.

Weitere Funktionen

Möchte man seine Darbietung für die Nachwelt erhalten, bietet das YDP-162 einen Recorder, der maximal zwei Spuren als MIDI-File aufzeichnen, abspielen und exportieren kann. Zudem verfügt das Instrument über einen Speicher, der nebst 14 Demosongs auch 50 Werke der Klavierliteratur enthält. Diese 50 Stücke werden als Notenband mitgeliefert. Zum Einstudieren kann man die linke und die rechte Hand einzeln stumm schalten und so getrennt voneinander üben. Natürlich ist auch ein Metronom an Bord, das in Taktart, Lautstärke und Tempo einstellbar ist.
Für die Verbindung mit dem Computer oder dem Tablet gibt es die USB-Buchse, die das Piano zu einem vollwertigen MIDI-Keyboard macht. Mittels dieser Schnittstelle kann man auch MIDI-Files exportieren oder importieren.

Bedienung

Das schlichte Design hat leider einen unübersehbaren Nachteil: Fast alle Funktionen des YDP-162 sind nur durch Tastenkombinationen zu erreichen. Das macht das intuitive Bedienen des Instruments geradezu unmöglich. Möchte man beispielsweise den Sound ändern, hält man den Button Piano/Voice gedrückt und tippt dann auf +L oder -R. Eine andere Möglichkeit ist die Auswahl der Sounds durch das Anschlagen einer Taste im Abschnitt C1-A1 in Verbindung mit dem Piano/Voice-Button. Auch die Einstellungen für Split und Layer kann man ohne die Lektüre der Bedienungsanleitung nicht vornehmen. Das Gleiche gilt für die Settings des Metronoms oder sonstige Zusatzfunktionen. Meist ist es die Kombination eines Buttons auf dem linken Panel in Verbindung mit einer Taste auf der Klaviatur. Das ist mühsam und macht nicht wirklich Spaß. Mit ein paar Tastern mehr oder einem Display hätte man die Bedienung sicherlich verbessern können. Das hätte aber vermutlich auch die Produktionskosten gesteigert, und wir reden hier von einem Einsteigerinstrument.

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