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Yamaha CP1 Test

Praxis

Mit insgesamt 17 verschiedenen Instrumenten ist das CP1 bestückt, darunter die Grand Piano Klänge der großen Yamaha Flügel CFIIIS 3Band und 2Band und der kleineren S6B 3Band und 2Band. Weitere Sounds kommen von verschiedenen Modellen des Fender Rhodes und Wurlitzer Electric Pianos, Yamaha DX7 FM-Pianos und vom Yamaha CP80. Bis auf die Sounds des DX7, für das eine FM-Engine bereitsteht, beruht die Klangerzeugung des CP1 auf Samples. Genauere Informationen zum Sampling gibt Yamaha nicht, nur soviel: Es handele sich nicht um den sonst üblichen Yamaha Standard AWM2, sondern um ein neues Format. Hier zunächst drei verschiedene Grand Pianos:

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Ausklang: Grand Piano Preset 1 Grand Piano Preset 1 Grand Piano Preset 2 Grand Piano Preset 3

Die Flügelklänge gefallen mir gut, meine Erwartungen an das 4500 Euro teuere „beste Stage Piano aller Zeiten“ waren jedoch noch etwas höher gesteckt. Die Grand Pianos klingen für mein Gefühl zwar sehr ausgewogen und hochwertig, das letzte Quentchen zum Premium-Klang fehlt mir aber noch. Auch hört man einen unnatürlichen Tremolo artigen Effekt, wenn man Töne lange ausklingen lässt. Ein Indiz für einsetzende Loops? – Die helleren Varianten der Grand Pianos klingen typisch Yamaha, die dunkleren Presets mit schönen, warmen Mitten sind eine sehr gute Ergänzung dazu. Besonders wenn man einen Kopfhörer benutzt fallen die Resonanzen von leeren mitschwingenden Saiten auf, wenn das Sustainpedal gedrückt ist! Noch ein Kommentar zur Hörbarkeit von Velocity-Layer Übergängen: ich höre da absolut nichts. Und langweilige Experimente, die dazu dienen sollen, doch noch die Stecknadel im Heuhaufen zu finden, erspare ich dem Leser lieber.

Man hat bei den akustischen Pianos die Möglichkeit, die Tastatur in Bezug auf Velocity anzupassen, verschiedene klassische Stimmungen aufzurufen, neben der normalen Stimmung ein „Stretched Tuning“ zu verwenden, die Härte des Hammeranschlags zu definieren und die Key-Off Noises anzuheben oder abzusenken. Letzteres sind in erster Linie Mechanik Geräusche. Auch Justierungen an den Decay- und Releasezeiten können vorgenommen werden, dies im Übrigen bei allen Klängen des CP1.

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Hammer soft normal hart Key Noise null normal voll

Rhodes & Wurlitzer
Was das CP1 einem allerdings an Rhodes- und Wurlitzerklängen serviert, ist enttäuschend, hier habe ich mir mehr von Yamahas neuem Prestige Stage Piano erhofft. Besonders in Puncto Wärme und Detailreichtum im Ausklang (besonders in den höheren Lagen) offenbaren die Imitate der zwei E-Pianolegenden Schwächen. Sie klingen alle etwas matt, aber immerhin ansatzweise authentisch. Was nicht selbstverständlich ist, wenn man sich mal so anschaut, was einem da auf dem Stagepiano Markt meistens so angeboten wird! Trotzdem, in dieser Disziplin lässt das CP1 Federn. Ich hoffe, die Audiobeispiele können demonstrieren, was ich meine.

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Rhodes Rhythm Rhodes Chords Wurlitzer
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Rhodes 1 Rhodes 2 Rhodes 3 Wurlitzer Wurlitzer+Tremolo

Hierzu vergleichbare Beispiele mit anderen Stage Pianos und Software Instrumenten findet man auch in Xaver Fischers Bericht „Die Geschichte der E-Piano Clones“.

Um mein Urteil über die Rhodes- und Wurlitzer Sounds zu erläutern: ich bin ausgesprochener Fan dieser Instrumente und habe sie vielfach live und im Studio gespielt. Ich kann also behaupten, die Originale gut zu kennen und ich beurteile alle digital reproduzierten Klänge immer mit einem hohen Anspruch. Besonders bei teuren Instrumenten wie dem CP1. Wer hier jetzt gedanklich nicht mitkommt, sollte sich Aufnahmen von Künstlern anhören, die diese Instrumente grandios in Szene setzten! (Siehe Liste unten). Das ist für mich der Maßstab, ein geklontes Rhodes oder Wurli muss perlen, dynamisch crunchen und atmosphärisch wabern wie ein Original! Mittlerweile gibt es ja schon ein paar akzeptable Imitate auf dem Markt, da einige wenige Hersteller sich endlich ernsthaft mit der Reproduktion der elektromechanischen E-Pianos auseinander gesetzt haben. Yamaha konnte man bisher nicht zu dieser Gruppe zählen, und das ändert sich auch mit dem CP1 nicht.

* Großartige Fender Rhodes Aufnahmen: Jamiroquai „Just Another Story“, „Half The Man“ / Stevie Wonder „As“, „You Are The Sunshine Of My Life“ und „Living For The City“ / Antonio Carlos Jobim „Brazil“ / The Animals „Please Send Me Someone To Love“ / Gil Scott Heron „We Almost Lost Detroit“ /// Wurlitzer: Supertramp „The Logical Song“, „Dreamer“, „Goodbye Stranger“ / Beastie Boys “Namasté” / David Dundas „Blue Jeans“ / Beck „Where It’s At“ / Marvin Gaye „I Heard It Through The Grapevine“ / TLC „Waterfalls“. Und auch die Alben unseres Keyboard Redakteurs Xaver Fischer (Xaver Fischer Trio) sind eine sehr gute Referenz für Wurlitzer Klänge!

Key-Off Noises & Strike Positions
Die Key-Off Geräusche werden auch bei den E-Pianos verwendet, ein wichtiges Charakteristikum für ihren Klang. Als Optionen steht bei den E-Pianos neben der Hammer-Anschlagshärte dafür der Parameter „Strike Position“ bereit: hiermit kann man in verschiedenen Stufen einstellen, wo die Klangstäbe getroffen und so in Schwingung versetzt werden. Hier ein Wurlitzer Preset mit verschiedenen „Strike Positions“

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Wurlitzer Strike Positions

Auch nicht von schlechten Eltern und zu Recht zu Klassikern geworden: die Welterfolge Yamaha DX7 und Yamaha CP80. Im CP1 werden sie sehr anständig reproduziert, wie ich finde. Das CP1 hat im Gegensatz zu seinen kleinen Brüdern CP5 und CP50, die komplett auf Sample Basis arbeiten, eine FM-Engine an Bord, die die DX7-Pianoklänge errechnet. Das CP80 wird auf Grundlage von Samples reproduziert und auch für dieses Instrument steht wahlweise „Stretch Tuning“ bereit (wie auch für die Flügel).

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CP80 Dry Wet CP80 DX7 Piano

Layer Klänge & Effekt Sektion
In der Effektsektion links des Displays findet man zwei Reihen Tasten, die verschiedene Effektblocks repräsentieren. Beide Reihen sind identisch und beginnen mit dem Taster „Piano“. Mit diesem schaltet man den Grundsound eines Pianos an oder aus. Aktiviert man die Piano-Taster beider Reihen, erhält man einen Layer-Sound aus zwei Pianoklängen.

In der Reihe folgen nun die fünf Effektblöcke, Nachbildungen klassischer Effekte, Stompboxes oder Keyboard Verstärker: Pre-Amp (inkl. Stereo-Tremolo), Modulation (verschiedene PhaserChorus/Flanger- und Wah-Typen), PowerAmplifier/Compressor, Reverb und ein Fünfband Master EQ. Es ist jeweils nur ein Effekt pro Block nutzbar, in einer Reihe also maximal fünf. Damit lässt sich einiges an Klangbeinflussung anstellen, generell aber immer eher sanft und geschmackvoll als krass und unberechenbar. Die Modulationseffekte machen die Klänge weicher und breiter, Pre-Amp und PowerAmplifier sorgen für eine zusätzliche Färbung. Pre-Amp bietet ein High und Low EQ-Band sowie Stereo-Tremolo. „PowerAmplifier“ ist dabei jedoch nicht mit einer Gitarrenamp-Simulation zu verwechseln, diese Lautsprechersimulationen arbeiten klanglich wesentlich neutraler, hier werden klassische Keyboardverstärker emuliert. Der Kompressor macht die Klänge durchsetzungsfähiger und lauter, beeinträchtigt aber auch durch die Veränderungen in der Dynamik das Spielgefühl. Der FX-Block „Reverb“ stellt mehrere Typen von Plate, Room, Stage und Hall bereit, die man per Send-Weg ansteuern kann. Das Reverb ist vielleicht nicht High-End, macht aber insgesamt einen guten Job.

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Wurlitzer 3 FX

Um einen Effektblock zu aktivieren, tippt man ihn kurz an. Leider ist es jedoch nicht möglich (oder nicht sehr ratsam) die Effektblöcke „Modulation“ und „Compressor/PowerAmplifier“ während des Spiels an oder auszuschalten oder in „Modulation“ andere FX auszuwählen. Es entstehen dann kleine Aussetzer, in denen das CP1 kurz stumm bleibt. Editieren kann man die Effekte aber alle störungsfrei während des Spiels, solange sie vor dem Spielbeginn aktiviert waren! Um einen Effekt zu editieren, hält man seinen Taster etwas länger gedrückt, bis er blinkt. Nun kann man per Display und den sechs Drück&Drehpotis darunter auf sämtliche Parameter des Blocks zugreifen. Die FX-Sektion gefällt mir klanglich und auch vom Workflow her sehr gut!

Bedienung
Die Bedienung des CP1 soll hier ausdrücklich gelobt werden, alles ist sehr intuitiv zu bedienen, der Aufbau ist gut durchdacht, das Instrument wirkt sehr aufgeräumt. Besonders auch mit Hilfe der großen Drehpotis unterhalb des Displays kann man sehr gut und schnell in die Klangbearbeitung eingreifen. Auch während des Spiels mal schnell den Reverb Anteil vergrößern oder am EQ schrauben geht sehr einfach von der Hand! Wer braucht da noch einen Software Editor? – Niemand. Deswegen gibt’s auch keinen.

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