Yamaha CP73 Test

Praxis

Inbetriebnahme und Merkmale

Das CP73 ist kurz nach dem Einschalten spielbereit im Live-Set Modus. Das für Yamaha völlig neue Bedienkonzept ist sehr intuitiv und erinnert stark an die Struktur eines Clavia Nord Stage. Man kommt sehr schnell zum Ziel, weil man auf alle entscheidenden Parameter direkt zugreifen kann. Layer und Split-Sounds sind im Handumdrehen zusammengebaut und mit den richtigen Effekten versehen. Ein Blick auf die vorhandenen Klänge zeigt eindeutig, dass es sich um die typischen Sounds handelt, die man als Live-Keyboarder oft benötigt. Die Grundlage bildet doch meistens ein gutes Piano oder E-Piano mit Effekten, eventuell gelayert mit einem Pad. Genau diese Sounds können mit dem CP73 in Windeseile zielsicher zusammengebaut und abgespeichert werden. Das Display ist zwar recht klein, reicht aber für seinen Zweck vollkommen aus, da die Bedienung ja direkt über die Regler erfolgt. Die 128-stimmige Tonerzeugung kommt nicht an ihre Grenzen. Durch „SSS“ (Seamless Sound Switching) klingt der alte Klang nach dem Umschalten auf den neuen Klang aus, ohne dass er abbricht.

Klang

Nach Aufspielen der aktuellen OS Version 1.20 stellte ich fest, dass der Content sich zu älteren Versionen bereits vergrößert hat. Es sind ein Yamaha Konzertflügel, drei E-Pianos und 30 Synthesizer-, String- und Natursounds dazugekommen. Yamaha zeigt damit, dass – ähnlich wie bei Nord mit einer Sample Library – die Klangpalette ausgebaut wird. Allerdings kann der Anwender beim CP73 den Samplespeicher nicht nach eigenem Geschmack aus einer großen Auswahl von Klängen selbst befüllen – wie bei Nord. Die entscheidende Frage lautet: Wie klingt das CP73? Sehen wir uns dazu die unterschiedlichen Bereiche an: 

Piano-Bereich
Die akustischen Pianos sind in folgende Unterkategorien aufgeteilt:

  • Grand Piano (Flügel)
  • Upright Piano  (Klavier)
  • CP (E-Flügel)
  • Layered Piano (Piano + weiterer Sound)

Geboten werden fünf verschiedene Flügel-Samples: Die wichtigsten sind das Yamaha CFX, der Bösendorfer Imperial 290 und das bekannte Yamaha S700. Mit dem OS Update 1.10 kam noch das Yamaha C7 hinzu. Ich habe einmal das bonedo Vergleichs-MIDI-File über diese vier Klänge laufen lassen … hier das Ergebnis:

Audio Samples
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01 CFX Grandpiano 02 Boesendorfer Grandpiano 03 S700 Grandpiano 04 C7 Grandpiano

Das CFX ist sehr brilliant und bietet eine große Dynamik. Der Bösendorfer ist wärmer und ziegt eine ganz eigene Klangcharakteristik. Das S700 ist „dünner“ im Klang, hat aber alleine schon durch seine Präsenz in den erfolgreichen Yamaha S90EX-Keyboards seine Existenzberechtigung im CP73. Der Yamaha C7 Konzertflügel kommt etwas „drahtiger“ daher als der CFX und ist übrigens auch im Nord Stage zu finden. Hier noch ein direkter Vergleich der vier Flügel mit zwei unterschiedlichen Spielweisen.

Audio Samples
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05 Grand Piano Mix 1 06 Grand Piano Mix 2

Die Flügel-Klänge klingen besonders mit Dämpfer-Resonanz ganz amtlich. Die Abstimmung von Anschlagdynamik und Soundmaterial ist sehr gut gelungen. Die Piano-Sounds lassen sich sehr gefühlvoll spielen und sehr dynamisch wiedergeben. Hier ein Upright Piano, der CP80, sowie zwei Layer-Sounds (CFX Flügel einmal mit Strings und einmal mit einem Synthpad unterlegt). Diese ge-layerten Klänge hätte man eigentlich nicht in den Piano-Bereich legen müssen, denn bei diesen beiden Sounds kann man das Lautstärkeverhältnis zwischen Piano und Fläche nicht beeinflussen. Viel besser kontrollierbare Layer-Sounds kann man selbst bequem über die Kombination aus Piano- und Sub-Klängen erstellen.

Audio Samples
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07 Upright Piano 08 CP80 09 Piano Strings 10 Piano Synth

E-Piano-Bereich
Hier gibt es diese Unterkategorien:

  • Rhodes (E-Piano)
  • Wurlitzer (E-Piano)
  • Clavinet 
  • DX (E-Piano)

Die E-Pianos klingen auch sehr gut und sind in großer Vielfalt vorhanden. Alleine das Rhodes gibt es in fünf verschiedenen Sample-Varianten. In dieser Sektion sind die beiden Insert-Effekte sehr wichtig. Ein E-Piano wird gerne beispielsweise mit Tremolo oder Chorus gespielt. Hier zunächst die fünf Rhodes-Klänge, anschließend ein Wurlitzer, ein Clavinet und ein DX7-Sound

Audio Samples
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11 Rhodes Mix 12 Natural WrWide 13 Clav 14 DX7II

Im Folgenden habe ich die zahlreichen Modulations-Effekte der E.Piano-Sektion mit einem durch den DRIVE-Regler leicht angezerrten Rhodes-Sample ausprobiert:

Audio Samples
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15 Rhodes mit A-Pan (Panorama) 16 Rhodes mit Trem (Tremolo) 17 Rhodes mit R-Mod (Modulation) 18 Rhodes mit Wah (Wah-Wah)) 19 Rhodes mit Comp (Compressor) 20 Rhodes mit Cho1 (Chorus 1) 21 Rhodes mit Cho2 (Chorus 2) 22 Rhodes mit Flang (Flanger) 23 Rhodes mit Pha2 (Phaser)

Sub-Bereich
Hier findet man alle übrigen Klänge, die eingesetzt werden können:

  • Pad/Strings
  • Organ
  • Chromatic Perc
  • Others

Mit dem OS Update 1.20 kamen hier einige Wellenformen hinzu, beispielsweise einige Synth-Lead-Sounds. Die wichtigen Pads und Strings eignen sich gut, um unter die Pianos gelegt zu werden. Die übrigen Sounds werden eher im Split-Modus getrennt vom Piano mit der rechten Hand gespielt. Die Hammond-Orgeln sind in Kombination mit dem Rotary-Effekt durchaus brauchbar. Allerdings kommt das CP73 hier nicht an die Möglichkeiten eines Nord Stage mit seiner Zugriegel-Simulation heran.

Audio Samples
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24 Pad/Strings Mix 25 Hammond Mix 26 Vibraphone 27 Brass 28 Synth Brass 29 Lead Synth Mix 30 Dirty Hook

Der Sub-Bereich ersetzt keinen echten Synthie, dafür ist die Auswahl an Klängen zu gering. Die Sub-Sounds können in puncto Attack und Release angepasst werden. Ich vermisse einen Tiefpaß-Filter mit Cutoff- und Resonanz-Regler, mit denen man die Sub-Sounds stärker im Klang hätte beeinflussen können. Der in allen drei Voice-Bereichen vorhandene „TONE“-Drehregler hebt die Bässe und Höhen zwar etwas an, hat aber meiner Meinung nach zu wenig Wirkung. Abschließend noch zwei Live Sets, die aus ge-layerten Flügelsounds bestehen. Sie verdeutlichen, dass man sehr interessante und ausdrucksstarke Kombinationen aus den vorhandenen Klängen bilden kann:

Audio Samples
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31 80sPiano 32 CFX + DX Legend

Yamaha CP73 Sound Demos (no talking)

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Mehr Informationen

USB-Audio

Das CP73 bietet ein USB-MIDI- und Audio-Interface. Alle Audio-Beispiele für diesen Testbericht habe ich ohne herkömmliche Audiokabel eingespielt. Ich musste nur eine USB-Verbindung zwischen dem CP73 und meinem Computer herstellen. Das Stereo-Signal konnte ich dann in digitaler Form direkt in Logic aufnehmen. Umgekehrt konnte ich das Gespielte im Kopfhörer des CP73 hören. Auch die MIDI-Verbindung klappte problemlos. Ich habe Mainstage auf meinem Mac geöffnet und konnte sofort alle Sounds aus dem Rechner über die Ausgänge des CP73 laufen lassen und mit den Klängen des Keyboards mischen. Die Latenz war zu vernachlässigen. Diese Möglichkeit ist für viele Keyboarder sehr nützlich, denn ein separates Audio-Interface ist nicht mehr nötig und das Setup ist wesentlich übersichtlicher. Schade, dass Yamaha dem CP73 keine weiteren Einzelausgänge spendiert hat.

Soundmondo

Die CP-Serie ist auch kompatibel zu Yamahas sozialem Sound-Sharing-Netzwerk Soundmondo. Diese als Website oder App existierende Plattform dient den Usern als Tauschbörse ihrer Sounds. Im Moment gilt das für folgende Yamaha-Synths: Montage, MODX, die reface-Serie und eben CP73/88. Die Anmeldung ist kostenlos möglich. Entweder man nutzt die App für iOS oder Googles Browser „Chrome“, denn der ist Web-MIDI-fähig.
Per USB-Kabel stellt man die Verbindung zum Tablet, Smartphone oder Computer her. Beim iPhone, oder iPad benötigt man beispielsweise noch einen Lightnung-to-USB-Adapter, auch Kamera-Adapter genannt. Zu Beginn muss man sich beim Soundmondo-Portal anmelden, um in den Genuss der kostenlosen Sounds zu kommen. Dann genügt ein Klick auf das Live-Set und schon werden die Daten in das Keyboard übertragen und können gespielt und abgespeichert werden. Das Foto der Bedienungsoberfläche in der App zeigt dabei sogar genau die Einstellungen des betreffenden Live-Sets.

Fotostrecke: 3 Bilder Sobald die Verbindung zwischen dem iPad und dem CP73 hergestellt ist … (Andreas Recktenwald)

Zusätzlich liest die App alle Live-Sets des Yamaha CP73, und es lässt sich sehr leicht die Reihenfolge ändern. Auch gibt es Möglichkeiten, alle Live-Sets in einer Setlist aufzulisten, sodass man alle, für einen Auftritt benötigten Klänge, per Finger-Tipp aufrufen kann. Die Sounds lassen sich auch mit einem Foto und Notizen verknüpfen … Es wird bunt! An dieser Stelle können nicht alle Möglichkeiten von Soundmondo aufgezeigt werden. Es ist auf jeden Fall eine tolle Sache, dass Anwender untereinander Sounds tauschen können und zwar kostenlos! 

Fotostrecke: 3 Bilder Im Live Set Edit Modus können die Sounds des CP73 verwaltet werden. (Andreas Recktenwald)

Sonstiges

Das CP73 kann als Master-Keyboard mit bis zu vier Zonen eingesetzt werden. Interne und externe Sounds können so problemlos kombiniert werden. Die detaillierten Einstellungen der Master-Keyboard-Funktion werden mit im jeweiligen Live-Set abgespeichert. Die Einstellungen für die Zonen finden in Untermenüs statt und sind leider nicht so benutzerfreundlich wie die für die internen Sounds. 

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Profilbild von DanKey73

DanKey73 sagt:

#1 - 17.11.2019 um 17:17 Uhr

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Sehr schöner Test mit Tollen Hörbeispielen! Die Aussage am Ende, das CP73 habe „die besseren Piano-Sounds“ als das Nord Electro, halte ich für viel zu pauschal und auch einfach nicht richtig. Ich hatte beide Pianos für ein paar Tage nebeneinander zum ausführlichen Vergleich. Ich kam da für mich zum gegenteiligen Ergebnis: Sowohl die Flügel - als auch die Upright-Samples fand bei Nord weiterhin deutlich besser, da lebendiger und natürlicher klingend. Ist natürlich immer auch Geschmacksache, aber selbst die Rhodes Samples, denen ich bei Nord eigentlich immer schon sehr zwiespältig gegenüber bin, fand ich im CP insgesamt auch nicht deutlich besser.

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