Praxis
Als ich den Yamaha DM3S Mixer vom UPS-Lieferanten in Empfang nehme, bin ich doch ein wenig über die Größe überrascht: So klein habe ich mir das Gerät dann doch nicht vorgestellt. Bereits beim Entnehmen des Mischers fällt mir allerdings auf, dass Yamaha viel Wert auf erstklassige Verarbeitungsqualität gelegt hat. Das Gehäuse wirkt robust und auch die Potis und Fader wirken absolut solide. Ein Highlight sind die XLR-Ein- und Ausgangsbuchsen, die in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit sind. In puncto Verarbeitung gibt es schonmal nichts zu meckern.
Zunächst schließe ich das im Lieferumfang enthaltene Netzteil an das Yamaha DM3S an. Nach dem Einschalten bootet das Pult und ein paar grafische Animationen erscheinen auf dem Display des Mixers. Nach etwa 30 Sekunden ist das Pult dann vollständig hochgefahren und der Screen zeigt mir den Homescreen.
Aufbau und Bedienung des Yamaha DM3S
Im Homescreen des DM3S habe ich die Übersicht über alle wichtigen Parameter. Grob unterteilt sich der Home-Bildschirm in Input-/Patch-Optionen auf der linken, Equalizer und die beiden Dynamics im Center und Output sowie Metering auf der rechten Seite. Durch Berühren einer Sektion auf dem Touchscreen gelange ich zu dem von mir ausgewählten Bildschirm. Mit dem Home-Button an der Konsole gelange ich jederzeit von jedem Menüpunkt aus wieder zurück in den Homescreen.
Welchen Homescreen der Mixer darstellen soll, lässt sich unter Keyfunctions im Setup-Menü des Mixers auswählen. Praktischerweise kann ich so bis zu drei verschiedene Mixerscreens festlegen, zwischen denen ich mittels Home-Buttons blitzschnell umschalten kann. Im oberen Bereich des Homescreens finde ich alle wichtigen Parameter des Mixers zur direkten Auswahl: Hier gelange ich erneut blitzschnell und komfortabel in die diversen Screens, wie beispielweise den Meter-Screen, den Recorder-Screen oder das Setup-Menü.
Für dich ausgesucht
Eine äußerst praktische Funktion ist die OSC-Anzeige im Touchscreen des DM3S. Diese zeigt mir jederzeit an, ob ich einem Ein- bzw. Ausgangskanal noch einen Test-Oszillator zugewiesen habe. Ein unbeabsichtigtes Stummschalten eines Kanals durch einen extrem leisen Test-Oszillator ist damit ausgeschlossen.
Input-Section und Touch and Turn
Die Kanalauswahl erfolgt im unteren Bereich des Displays. Welcher Kanal gerade aktiviert ist, wird mir durch eine farbige Umrandung dargestellt. Zusätzlich kann ich jeden Kanal über den Select-Button oberhalb der Fader Bank selektieren. Es werden je acht Kanäle sowie der Master-Ausgang im Display dargestellt. Die jeweilige Fader Bank wähle ich auf der rechten Seite des Mixers. Neben den 16 Eingangskanälen und den FX- und Mixbussen bietet das Pult noch zwei Custom-Fader-Bänke. Alle Kanäle des Mixers kann ich im Chanel-Link-Menü miteinander verbinden.
Jeder Eingangskanal verfügt über HPF, 5-Band-Equalizer, Noise-Gate und Compressor. Über das Sprung-Schaltflächen-Icon (offenes Viereck mit Pfeil nach rechts oben) kann ich mir den Equalizer bzw. die beiden Dynamic-Komponenten im Homescreen darstellen lassen. Auf diese Art lassen sich beim Noise Gate und beim Compressor die einzelnen Parameter anwählen. Die einzelnen Parameter bediene ich dann ganz einfach mit Hilfe des Touchscreens.
Zusätzlich verfügt der Mixer über ein Touch-and-Turn-Poti. Diese Funktion ist Yamaha-Nutzern bereits von anderen Yamaha-Digitalmixern bekannt. Durch Berühren wähle ich den zu steuernden Parameter, der sich darauf mit dem Drehpoti regulieren lässt. Der ausgewählte Parameter wird durch eine rosafarbene Markierung dargestellt. Auf diese Art kann ich das DM3S super easy und vor allem schnell bedienen.
One-Knob-Modus und Presets
Ein Feature, das insbesondere ungeübten Usern entgegenkommt, ist die One-Knob-Funktion. Sowohl der Kanal-Equalizer als auch die beiden Dynamic-Sektionen verfügen über diese Funktion. Im One-Knob-Modus generiert das Yamaha DM3S fest verschachtelte Parametereinstellungen bestehend aus Equalizer und Dynamics. Die klanglichen Ergebnisse sind meiner Meinung nach mehr als brauchbar und sollten für die meisten Live-Situationen zumindest als ideale Ausgansposition dienen. Hier gilt es zu beachten, dass bei aktiviertem One-Knob-Modus keine Justierung der einzelnen Parameter mehr möglich ist.
Abgesehen von der gelungenen One-Knob-Funktion verfügt das Yamaha Dm3S zusätzlich über eine umfangreiche Preset Library. Wie bereits aus der TF-Serie bekannt, liefert das Pult von Haus aus diverse Presets für verschiedenste Mikrofone und Signalquellen. Neben allen gängigen Mikrofonen findet sich auch der ein oder andere Exot. Die Presets dienen in erster Linie dazu ungeübteren Usern die Arbeit zu erleichtern, eignen sich aber auch hervorragend als „Startsetup“, wenn es mal schnell gehen muss.
User Defined Keys und Custom Fader Bank
Damit ich mir das Yamaha DM3S individuell einrichten kann, bietet mir das Pult insgesamt sechs User Defined Keys. Die frei konfigurierbaren Taster kann ich individuell einzelnen Parametern zuweisen. Sechs User Defined Keys mögen im ersten Moment wenig erscheinen, doch da sämtliche DAW-Funktionen im DAW-Modus fix zugewiesen sind, ist die Anzahl völlig ausreichend. Außerdem kann ich das Touch-and-Turn-Poti ebenfalls mit drei verschiedenen Szenarien belegen, sodass ich in der Praxis die User Defined Keys z. B. dem internen Audioplayer zuweisen kann. Außerdem lassen sich zwei Custom-Fader-Layouts erstellen, denen verschieden Kanäle zugewiesen werden können und dann mit Hilfe der Fader-Bank-Buttons ausgewählt werden. Auch diese Funktion kennen Yamaha-Nutzer von diversen digitalen Yamaha-Mixern.
Output-Sektion und Monitoring beim Yamaha DM3S
Gegenüber den Eingangskanälen bietet der Yamaha DM3S acht analoge Ausgänge. Diese sogenannten Omni-Outs können im Mixer den jeweiligen Bussen bzw. Kanälen zugewiesen werden. Im Patch-Menü wähle ich dann aus, welcher Mixbus auf welchen analogen Ausgang geroutet wird. In der Standardkonfiguration ist der L/R-Bus übrigens den Ausgängen 7 und 8 zugewiesen. Außerdem habe ich die Möglichkeit, die einzelnen Busse den USB-Ausgängen zuzuweisen.
Die ersten vier Omni-Ausgänge sind von Haus aus den ersten Mixbussen zugewiesen. Über die einzelnen Mix-Icons auf der rechten Seite des Homescreens kann ich auswählen, welcher Mixbus den Fadern zugewiesen ist. Auf diese Weise lassen sich blitzschnell Monitor-, In-Ear- oder Kopfhörermischungen realisieren. Auch die beiden Matrixen des Yamaha DM3S lassen sich auf diese Weise mit Signalen versorgen.
App-Steuerung
Eine Bedienung via App bietet in heutigen Zeiten fast jedes digitale Mischpult. Natürlich hat die Firma Yamaha mit der Stagemix Appein eben solches Tool im Angebot. Auch hier hat Yamaha einen exzellenten Job geliefert: Wie am Mixer selbst, ist das Handling der App absolut intuitiv zu bedienen. Leider ist die Remote App zurzeit ausschließlich iOS-Nutzern vorbehalten. Zur Einrichtung benötige ich lediglich einen WLAN-Router und sobald ich im Netzwerk eingewählt bin, kann der Spaß beginnen.
Die Verbindung verlief im Praxistest ohne jeglichen Aussetzer oder sonstige Probleme. Die Stagemix App bietet mir Zugriff auf den vollen Funktionsumfang des Yamaha DM3S und lässt sich so ideal als zweiten Touchscreen verwenden, um den Workflow noch einmal zu beschleunigen.
Auch klanglich gibt es nix zu meckern …
Die Preamps des Mini-Mixers klingen sauber und transparent und bieten mit insgesamt 64 dB Pegelanhebung ausreichend Headroom bei einem exzellenten Rauschverhalten. Voll aufgedreht kann der Preamp des Yamaha-Pultes auch sehr gut das Signal anzerren, ohne sofort unangenehm und harsch zu klingen. Hier können andere Mixer in diesem Preisbereich definitiv nicht mithalten. Die verbauten DA-Wandler verfügen über einen Dynamikumfang von 110 dB bei einer Abtastrate von 32 Bit. Vor allem die digitalen Equalizer des Yamaha DM3S klingen für ein digitales Mischpult in dieser Preisklasse ausgezeichnet und agieren äußerst musikalisch. Es macht echt Spaß auch mal extremere Equalizerfahrten zu realisieren.
Yamaha DM3S als Audiointerface und DAW-Controller
Zusätzlich zur Funktion als digitales Mischpult dient das Yamaha DM3S als vollwertiges 18 x 18 USB-2.0-32-Bit-Audiointerface. Hierzu muss als erstes der passende Audiotreiber auf der Yamaha-Homepage geladen werden. Der Treiber ist sowohl für MacOS als auch für Windows zum Download verfügbar. Ist der Treiber installiert, muss ich ihn nur noch in der DAW auswählen. In meinem Fall läuft die Verbindung sowohl in Cubase 13 als auch in Ableton-Live 11 absolut problemlos und ohne jegliche Aussetzer. Eine mehr als nützliche Funktion im Live-Betrieb zum virtuellen Soundcheck bzw. im Studio zum Recording und Mixing.
Das Yamaha DM3S bietet außerdem umfangreiche DAW-Controller-Funktionen: Um in den DAW-Modus zu gelangen, drücke ich die beiden unteren Fader-Bank-Keys gleichzeitig. Jetzt dienen die User Defined Keys des DM3S zur Kanalauswahl bzw. bedienen die Transportfunktion der DAW. Auch hier habe ich weitere Funktionen wie Loop on/off oder Record zur Auswahl, indem ich zwei User Defined Keys simultan drücke. Während des DAW-Modus werden auch im Touchscreen des DM3S alle DAW-Kanäle mit Namen angezeigt. Dies ist ungemein praktisch, um die Übersicht zu behalten.
Um euch einen genaueren Eindruck der Audioqualitäten und der Bedienung des Yamaha DM3S Pultes zu machen, habe ich euch einmal ein kleines Video beigefügt. Zusätzlich könnt ihr euch auch einen kleinen Eindruck der Klangqualität des Mixers mit Hilfe der Audiofiles machen.
Und am Ende wird alles gespeichert
Natürlich lassen sich alle Einstellungen des Yamaha DM3S in einer Scene abspeichern. Um in den Scene-Screen zu gelangen, wähle ich im Homescreen in der oberen linken Ecke den Scene-Bereich und schon bin ich im Scene-Menü. Hier kann ich jeder gespeicherten Scene einen Namen vergeben und Kommentare hinzufügen. Eine Besonderheit ist die einstellbare Fadetime, die zwischen dem Scene-Wechsel festgelegt werden kann. Ich habe somit die Möglichkeit, ausgewählte Kanäle mit Verzögerung einzufaden, wenn ein neues Preset geladen wird.
Einsatzbereiche des Yamaha DM3S
Der Yamaha DM3S punktet in erster Linie bei kleinen bis mittelgroßen Setups. Durch die Begrenzung auf 16 Eingangskanäle und sechs Mixbusse eignet sich das Pult für sämtliche Setups, bei denen diese Anzahl an Ein- und Ausgängen ausreichend ist. Sollte dies der Fall sein, bekommt man für dieses Szenario ein klanglich ausgezeichnetes und intuitiv zu bedienendes digitales Mischpult. Auch unerfahrene User werden sich schnell mit dem Yamaha DM3S zurechtfinden, ohne sich in endlosen Untermenüs zu verirren. Durch die kompakte Größe und das geringe Gewicht ist das Pult hervorragend fürs Touring. Egal, ob Singer-Songwriter, kleines Band-Setup, Comedians oder Podiumsdiskussionen – das Yamaha DM3 Standard meistert alle Szenarien mit Bravour. Zudem eignet sich das Pult aufgrund der beiden Matrixen auch ideal zur Festinstallation in Live-Clubs, Jugendeinrichtungen oder Theatern.
Neben dem Event-Bereich taugt das Yamaha DM3S auch hervorragend im Recording-Studio. Im Studiobereich gilt ebenfalls: Sind die gebotenen Ein- und Ausgangskanäle ausreichend, bietet das Yamaha DM3S herausragende Audioqualität bei intuitiver Bedienung. Abgesehen von der Nutzung als Multikanal-Audiointerface, um das vorhandene Synthesizer- und Drum-Computer-Setup zu bändigen, ist das Yamaha DM3S außerdem mit einer umfangreichen Monitor-Controlling-Sektion ausgestattet. Leider verfügt das Pult über keinen zusätzlichen Talk Back-Kanal, weshalb in der Praxis ein Mikrofon-Eingang geopfert werden muss. Durch die Übernahme der Firma Steinberg bietet das Yamaha DM3S von Haus aus eine umfangreiche DAW-Steuerung für Nuendo und Cubase. Nutzer anderer DAWs kommen aber ebenfalls in den Genuss, den Yamaha DM3S als Controller zu nutzen.
Streaming-Bereich?
Ein drittes Einsatzgebiet für das Yamaha DM3S ist der Streaming-Bereich. Hier ist es egal, ob das Pult als luxuriöse Audiozentrale im typischen Youtuber-Setup genutzt wird oder umfangreichere Einsatzszenerien realisiert werden sollen. Vor allem die Möglichkeit, die Matrixen des Pultes mit Eingangskanälen zu füttern, bietet enormes Potenzial. So lassen sich mal eben auf die Schnelle drei individuelle Mixe erstellen, um einen unabhängigen Streaming-Mix zu gewährleisten.
Yamaha DM3S | Behringer X32 Producer | Allen Heath SQ5 | |
Mikrofon Eingänge | 16 | 16 | 16 |
Touchscreen | ja | nein | ja |
Erweiterbar | nein | ja | ja |
Audiointerface | ja | ja | ja |
Maximale Auflösung | 96 kHz, 32 Bit | 48 kHz, 16 Bit | 96 kHz, 24 Bit |
Steuerung Via App | ja | ja | ja |
Preis | 1899,- Euro | 1648,- Euro | 3.695,- Euro |
Hubert K sagt:
#1 - 20.01.2024 um 11:47 Uhr
x32 Producer für 349? Für diesen Preis nehm ich's . Was wäre das DM3 für ein Nachfolger eines 01V's. Lang hat's gedauert, aber immerhin. Ist eben Yamaha. Das kostet.........
Peter Westermeier sagt:
#1.1 - 20.01.2024 um 12:36 Uhr
Hallo Hubert K, Ist korrigiert, danke für den Hinweis ;) VG Peter
Antwort auf #1 von Hubert K
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenVollekannehoschi sagt:
#2 - 22.01.2024 um 07:21 Uhr
@Sascha Walendy Bei Thomann gibt es 2, einmal den DM3 und DM3S mit einem Preisunterschied von 500€ und bei diesem Beitrag steht überall DM3S, aber bei Lieferumfang ist ein Foto vom DM3 und ihr habt es auch so hingeschrieben, was ist den jetzt richtig, habt ihr den DM3 oder den DM3S getestet oder ist das ein Fehler von Thomann?
Vollekannehoschi sagt:
#2.1 - 22.01.2024 um 07:44 Uhr
So hab jetzt alles noch einmal durchlesen müssen und davor hatte ich bei Thomann erst noch die teile vergleichen müssen und konnte nur über Dante herausfinden das es sich tatsächlich um 2 Modelle handelt und dann kommt noch dazu das sie eigentlich identisch sind bis auf Dante, dass muss ich dann leider kritisieren das, dies nicht gleich ersichtlich ist. Also warum steckt man nicht gleich beide gräte in den Titel schon, oder in die Einleitung?
Antwort auf #2 von Vollekannehoschi
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenSascha Walendy sagt:
#3 - 23.01.2024 um 11:06 Uhr
Hallo Vollekannehoschi, erstmal Danke für den Hinweis. Wie Sie schon richtig erkannt haben, unterscheiden sich die beiden Modelle lediglich durch die verbaute Dante Schnittstelle und durch den Preis. Optisch haben beide Pulte die gleiche Oberfläche und es wurde auf beide Modelle DM3 gedruckt. Da ich lediglich das DM3S Modell als Testgerät zur Verfügung hatte bezieht sich der Test auch nicht auf beide Modelle. Zur besseren Übersicht werde ich den Modellunterschied am Anfang des Tests ergänzen.