Mit dem DTX10 bringt Yamaha ein neues E-Drumset aus der Oberklasse an den Start, das ganz zeitgemäß mit Echtholzkesseln ausgestattet ist. Was es bisher bei keinem anderen Hersteller gab, ist die Möglichkeit, beim Kauf zwischen zwei Felltypen für die Drumpads zu wählen. Während das DTX10K-X (mit „X“) mit den für Yamaha typischen TCS-Fellen (Textured Cellular Silicone) ausgestattet ist, kommt das hier getestete DTX10K-M (mit „M“) mit Mesh Heads.
Das ist auch deshalb eine Besonderheit, weil der Hersteller aufgrund von Patentrechten in der Vergangenheit kein Mesh genutzt hat. Ganz abgesehen von der Bespielbarkeit ist ein schlagkräftiges Argument für die Variante mit „M“ der um über 500 Euro günstigere Preis. In unserem Yamaha DTX10K-M E-Drumset Test sehen wir, ob sich die immer noch stattliche Investition lohnt.
Eindeutig: Optik eines E-Drumsets
Das Yamaha DTX10 kommt mit Drumpads für Kick (12“), Snare (12“) und drei Toms (2 x 10“, 12“) sowie Beckenpads für zwei Crashes (13“, 15“), Ride (17“) und Hi-Hats (13“). Zum Teil handelt es sich dabei um die gleichen Modelle wie beim kleineren DTX8. Das DTX10 setzt jedoch an mehreren Stellen auf größere Pads und kommt auch in Kombination mit dem größeren Rack durchaus luxuriöser daher. Die Drumpads der Variante mit „M“ sind mit doppellagigen Mesh Heads von Remo befellt und verfügen über Echtholzkessel aus Birke, die im Fall unseres Testkits in einem schwarz lackierten Finish namens Black Forest gehalten sind. Alternativ ist das Kit auch in einem etwas weniger zurückhaltenden rot-braunen Finish (Real Wood) erhältlich.
Obwohl Echtholzkessel verwendet werden, versucht Yamaha mit dem DTX10 offenbar nicht, sich der Optik eines akustischen Sets möglichst anzunähern. Das zeigt sich nicht nur bei den verhältnismäßig flachen Kesseln von Snare und Toms (zwischen 3,5“ und 4“), sondern vor allem beim Kickpad, das entgegen dem aktuellen Trend nicht in der Form einer echten kleinen Bassdrum kommt, sondern eindeutig als Drumpad (interessanterweise mit Port Hole) erkennbar ist. Auch wenn das DTX10 damit nicht ganz so „echt“ aussieht wie manches E-Drumset der Konkurrenz, lässt es sich im Gegenzug umso leichter transportieren.
Massives Rack, aber ungewöhnliche Platzierung des Moduls
Ähnlich wie das frühere Topmodell DTX950, setzt das DTX10 beim Drumrack auf das massiv gebaute und dennoch verhältnismäßig leichte Hexrack, das vom Hersteller auch für akustische Drums angeboten wird. Es handelt sich dabei nach wie vor um eines der solidesten Racks für E-Drums, die mir jemals begegnet sind. In diesem Zusammenhang ist es fast etwas schade, dass die enthaltenen Stative für Snare und Hi-Hats nur einstrebig ausgeführt sind (auf den Fotos wurde ein anderer Snareständer verwendet). Auch wenn sie für die leichten Pads definitiv ausreichen, hätten doppelstrebige Varianten besser in das hochwertige Gesamtbild gepasst. Eine Fußmaschine ist nicht enthalten – gerade im höheren Preisbereich, in dem sich das DTX10 bewegt, sucht man sich das passende Pedal in der Regel selbst aus.
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Als tatsächlich etwas suboptimal empfinde ich den Punkt, dass das Soundmodul zur Montage auf der rechten Seite des Kits ausgelegt ist. Dies hängt offenbar damit zusammen, dass man sich beim DTX10 (im Gegensatz zum Vorgänger) den linken Ausleger für das Rack gespart hat. Die meisten Drummer würden mir wohl darin zustimmen, dass man sich beim Spielen tendenziell eher auf die Hi-Hat-Seite ausrichtet, auf der auch häufig der Bassist oder ggf. ein Notenpult steht. Für den Griff ans Modul muss man sich gefühlt also immer wegdrehen. Ein zusätzliches Stativ mit Multiklammer und ein entsprechend angepasstes Kabelmanagement zum Anschluss der Pads könnten hier Abhilfe schaffen. Standardmäßig werden die Pads über einen TRS-Kabelstrang mit beidseitig beschrifteten Steckern mit dem Modul verbunden.
Details zu den DTX10 Pads
Die Drumpads für Snare und Toms bieten mit Schlagfell und Rim jeweils zwei bespielbare Zonen. Der Bereich des Schlagfells ist dabei mit jeweils drei Sensoren ausgestattet, die im Randbereich des Pads liegen. Im Gegensatz zu einem einzelnen zentralen Sensor sollen sie somit für ein ausgeglicheneres Triggerverhalten sorgen.
Bei den Beckenpads für Ride und Crashes handelt es sich um 3-Zonen-Pads mit bespielbarer Fläche, Kante und Glocke sowie einer Choke-Funktion. Nur die Hi-Hats stellen hier eine Ausnahme dar und verzichten auf eine Bell-Zone. Als Sensor für den Öffnungsgrad kommt in diesem Fall ein Polster aus Kunststoff zum Einsatz, das fest mit der Unterseite des beweglichen Pads verbunden ist. Für alle Beckenpads gilt, dass sie für optimales Triggerverhalten im Bereich der Schriftzugs bespielt werden sollten. Ein kleiner Stopper an der jeweiligen Aufhängung sorgt dafür, dass sich die Pads während des Spielens nicht drehen können.
Eine allgemeine Besonderheit des Yamaha DTX10 ist der Punkt, dass das Ride mit einer Funktion für Positional Sensing ausgestattet ist. Die Snare soll laut Hersteller ebenfalls zwischen Schlägen in der Mitte und am Rand des Fells unterscheiden können. Wobei dies nur für die teurere Variante mit Silikonfell gilt. Ich persönlich hatte bisher kaum positive Erfahrungen mit Positional Sensing und bin umso mehr auf den Praxisteil gespannt.
Das DTX-ProX Soundmodul
Das Yamaha DTX10 kommt mit dem DTX-ProX Soundmodul, das im Vergleich zum einfacheren DTX-Pro (DTX8 bzw. DTX6) mehr Sounds (stolze 70 Kits), vielfältigere Anschlüsse (u.a. zusätzliche Line-Ausgänge und ein doppelter Kopfhörerausgang) und eine luxuriösere Benutzeroberfläche mit mehr Bedienelementen bietet. Zu den exklusiven Funktionen der großen Ausbaustufe gehören zudem eine Bluetooth-Schnittstelle für Drahtlosverbindungen mit Mobilgeräten. Eine Setlisten-Funktion ist zum Aneinanderreihen von Kits mit zugehörigen Tempo-Einstellungen und Audiodateien (Playbacks) vorgesehen. MIDI und Audio über USB, einen internen Recorder und mehrere Übefunktionen haben beide Ausbaustufen an Bord.
Allgemein gelingt es dem DTX-ProX, eine zwar nicht ausufernde, aber durchaus stattliche Parametertiefe übersichtlich zu präsentieren. So lassen sich beispielsweise Lautstärke, Tuning, Dämpfung und weitere Detaileinstellungen einzelner Instrumente ganz ohne komplizierte Navigation durch Untermenüs über sieben Multifunktions-Encoder mit zugehörigem LED-Fader regeln. Einen Touchscreen, wie er beispielsweise vom Gewa G9 oder dem Efnote 7 geboten wird, habe ich im Verlauf des Tests nicht ernsthaft vermisst.
Der Import von bis zu 1000 User Samples (von einem USB-Stick) ist ebenfalls möglich, wobei sich bis zu vier sogenannte Sounds pro Artikulation übereinander schichten lassen. Sogar Multisamples mit bis zu zehn Velocity-Layern und bis zu vierfachem Round-Robin (also immerhin bis zu 40 Samples pro Zone) sind machbar, wobei die allgemein hohe Übersichtlichkeit des Moduls an dieser Stelle an eine sehr harte Grenze stößt. Die gesamte Prozedur ist leider extrem kompliziert. Beim Import von hochgradig detaillierten Multisamples hat also nach wie vor der Hersteller 2Box – z.B. mit dem DrumIt Five MkII Soundmodul – die Nase vorn.
Ein Kritikpunkt am Modul ist, dass im Bereich der individuellen Ausgänge vier Stereo-Klinkenbuchsen verbaut wurden, die von Natur aus unsymmetrisch sind. Insbesondere für den Live-Betrieb mit langen Kabelwegen wären dagegen acht symmetrische Mono-Ausgänge eine bessere Wahl gewesen. Dem professionellen Anspruch des DTX10 wäre dies fraglos angemessen – auch wenn es in dieser Hinsicht natürlich Workarounds gibt.
Kit Modifier und Effekte im Modul
Ein Aushängeschild beider Ausbaustufen des DTX-Pro Moduls (also mit und ohne „X“) ist das Konzept der Kit Modifier, die es erlauben, den Klang eines kompletten Kits mit wenigen Handgriffen tiefgreifend zu beeinflussen. Man geht dabei sozusagen mit dem breiten Pinsel ans Werk, und das ist nicht nur für Anwender ohne tontechnischen Hintergrund ausgesprochen praktisch. Ein wirklich gelungenes Feature, das ein wenig an den Umgang mit virtuellen Drumstudios am Rechner erinnert, die separate Kanäle für Raumklang, Kompression oder sonstige Effekte bieten.
Die drei Modifier Ambience, Comp und Effect lassen sich ganz direkt über zugehörige Encoder steuern. Ambience regelt dabei eine Mischung aus real aufgenommenen Raumsamples (bei akustischen Sets) und algorithmischem Hall. Der Comp-Modifier liefert dagegen zusätzliche Verdichtung und Punch, während man über den Effect-Modifier einen flexiblen Multieffekt mit drei Engines ansteuert. Hier stehen 25 Algorithmen zwischen Delay und verschiedenen Modulationseffekten bis hin zu Verzerrer und sogar Bit-Crusher bereit.
Was beim Betrachten der Kit Modifiers fast ein wenig in den Hintergrund rückt, ist die Möglichkeit, jeden Instrumentenkanal mit jeweils einem EQ, einem Kompressor, einem Transienten-Designer und einem zusätzlichen Insert-Effekt zu bearbeiten. In letzterem Fall kann man sich wiederum bei den besagten 25 Algorithmen bedienen. Was interne Effektbearbeitung angeht, präsentiert sich das DTX-ProX (genauso wie das kleinere DTX-Pro) also ausgesprochen stark.