Schlagzeug spielen zuhause? Vor 20 Jahren für die meisten ein unerfüllbarer Traum, heute dagegen dank elektronischer Drumsets durchaus machbar. Allerdings kommt für nicht wenige bereits nach kurzer Zeit die Ernüchterung, wenn der Nachbar von unten mit dem Besenstiel die Zimmerdecke malträtiert, um unmissverständlich darauf hinzuweisen, dass das Geklopfe auf den Gummi-Pads ihn um seinen geruhsamen Fernsehabend bringt. Zur Lösung dieses Problems wurden die so genannten „Mesh Heads“ entwickelt, deren Vorteil neben der verringerten Lautstärke vor allem im natürlicheren Spielgefühl liegt. Bei Yamaha schlug man einen eigenen Weg ein und experimentierte mit verschiedenen Materialmischungen, die letztendlich zur Entwicklung der DTX-Pads mit Spielflächen aus einer strukturierten, hochelastischen Silikonschicht führten.
TCS (Textured Cellular Silicone) heißt die Zauberformel, die bei reduzierter Lautstärke ein Spielgefühl ähnlich dem von Mesh Heads bieten soll, dabei aber eine höhere Belastbarkeit verspricht. Beim DTX760K, dem Flaggschiff der 700er Serie, kommen die TCS Pads sowohl auf der Snare als auch auf den Toms zum Einsatz, während die Becken- und Hi-Hat Pads über konventionelle Gummispielflächen verfügen. Vielversprechend lesen sich auch die Daten des DTX700 Moduls: über 1300 Sounds, 42 Multieffekte, 70 User Kits, 93 Songs, Audio Import Funktion und vieles mehr. Ob das Kit in der Praxis ebenso glänzen kann wie auf dem Papier, wollen wir im folgenden Test für euch heraus finden.
Details
Das Rack ist wie ein guter Kaffee: Schwarz und stark
Das RS700 Rack ist komplett in schwarz gehalten und verfügt über kräftige Aluminiumrohre mit stabilen Kunststoffschellen. Für einen sicheren Stand sorgen griffige Gummifüße an den vier Standbeinen. Von den mittleren beiden Querstangen dient die untere, versehen mit dem Yamaha-Logo, zur Stabilisierung, während die obere die beiden Racktom Pads hält. Hierfür kommen die von den Akustik-Sets bekannten Tomhalter mit Sechskantstab zum Einsatz. Mittels einer Flügelschraube kann jede gewünschte Position stufenlos eingestellt werden. In die mittleren beiden Standbeine des Racks werden von oben die Beckenarme für Crash- und Ride Pad eingeschoben. Die aus der Spielerposition gesehen rechte Querverstrebung trägt das Floortom Pad sowie einen weiteren Beckenhalter, während auf der linken Seite lediglich das DTX700 Modul befestigt ist.
Die weitere Hardware stammt aus dem Yamaha Akustik-Drum Sortiment
Wer vom Akustik-Drumset auf das DTX760K wechselt, wird sich über die reguläre Hi-Hat Maschine, ein einfaches, aber ausreichend stabiles Modell mit einstellbarer Federspannung, sowie über den ebenfalls herkömmlichen Snare-Ständer freuen. Letzterer ist eine Standardausführung mit stufenloser Einstellung des Neigungswinkels. Die Beckenhaltearme ermöglichen durch die Galgenausleger eine flexible Positionierung. Memory Clamps erleichtern den Wiederaufbau, wenn das Kit einmal demontiert werden muss. Etwas verwundert bin ich darüber, dass sich die Beckenarme in den senkrechten Rohren des Racks nicht komplett festklemmen lassen. Selbst wenn die Schrauben extrem fest angezogen sind, lassen sich die Beckenhalter noch leicht verdrehen. Daher sind die Memory Clamps an dieser Stelle unverzichtbar. Der dritte Beckenarm dagegen sitzt bombenfest in seiner Rack-Klemme an der äußeren Querstange. Ganz komplett ist die Hardware-Ausstattung übrigens nicht, denn eine Fußmaschine fehlt im Lieferumfang, ebenso wie ein Hocker.
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Weich ist das neue Hart: Spielflächen aus Silikon statt Hartgummi…
Bei der Auswahl der Pads schöpft Yamaha aus dem Vollen und spendierte dem DTX760K, abgesehen vom Kick Pad, die eigens entwickelten DTX-Pads mit Spielflächen aus „Textured Cellular Silicone“ (TCS). Hierbei handelt es sich um ein im Vergleich zu herkömmlichen Hartgummi-Pads relativ weiches und elastisches Material mit einer strukturierten Oberfläche, die von einem mit zwei weiteren Spielzonen bestückten Gummiring umrahmt ist. Der äußere Pad-Rahmen besteht aus Aluminium, während die Unterseite des Gehäuses aus Kunststoff gefertigt ist, dennoch sind die Pads relativ schwer. Zehn Zoll messen die Spielflächen der Racktom Pads, zwei mehr die Pads für Snare und Floor Tom. Um ein authentisches Spielgefühl zu gewährleisten, wurde für das Snare Pad eine etwas härtere Silikonmischung gewählt. Jedes der drei Pads ist, neben einem Lautstärkeregler auf der Unterseite, mit einem Poti bestückt, der verschiedene Parameter steuern kann. Mehr dazu in den Modul-Features.
Das KP100 Bassdrum Pad, zehn Zoll im Durchmesser, ist im Gegensatz zu Toms und Snare mit einem Mesh Head bestückt, unter dem eine Art längliches Kissen angebracht ist, welches beim Auftreffen des Fußmaschinen-Schlägels, ähnlich wie ein herkömmliches Bassdrum-Fell, leicht nachgibt. Der Rahmen des Pads besteht aus silbernem Kunststoff, das Gestell dagegen aus schwarz lackiertem Metall. An der Vorderseite befindet sich ein kleiner Level-Poti zur Anpassung der Lautstärke, sowie, neben dem obligatorischen Klinkenausgang, eine zweite Klinkenbuchse zum Anschließen eines weiteren Bassdrum Pads.
Die Becken-Pads des DTX760K kommen eher konventionell daher und sind mit Gummispielflächen und jeweils drei Spielzonen – Kuppe, Fläche, Rand – ausgestattet. Mit 13 bzw. 15 Zoll sind sie großzügig dimensioniert. Zum Schutz vor Verdrehen dient ein senkrechter Metallstift, der durch eine oberhalb des Mittellochs positionierte kleine Öffnung geführt wird. Obwohl das mit zwei Spielzonen bestückte, 13 Zoll große Hi-Hat Pad den Becken-Pads äußerlich ähnelt, unterscheidet es sich durch den integrierten Sensor, der das untere Hi-Hat Becken simulieren soll. Entsprechend verfügt das Hi-Hat Pad über zwei Klinkenbuchsen.
Das DTX700 Modul ist äußerlich schlicht geraten…
Das DTX700-Modul, das bereits seit einigen Jahren auf dem Markt ist, wirkt durch die klar strukturierte Bedienoberfläche sehr übersichtlich. Direkt unter dem beleuchteten Display befinden sich drei Funktionstasten (F1-F3), die jeweils den auf dem Display genau darüber angezeigten Parameter steuern. Rechts daneben befindet sich ein Navigationsrad, welches gleichzeitig als Enter-Taste zur Bestätigung der Eingabe dient. Entsprechend darf natürlich auch die Exit-Taste nicht fehlen, ebenso wie „Store“ zum Speichern der aktuellen Einstellung und die darunter liegenden Value Up/Down-Tasten. Die mittlere Abteilung ermöglicht Zugang zu verschiedenen Funktionsebenen wie Kit, Instrument oder Song und beinhaltet auch die Bedienelemente für den Sequencer sowie die Metronom-Funktion. Zu guter Letzt gibt es noch eine Fader-Sektion zur Lautstärkesteuerung verschiedener Instrumente bzw. Instrumentengruppen sowie des Clicks.
Auf der Rückseite finden wir zwölf Pad Inputs, die MIDI In- und Out-Buchsen, Audio- und Kopfhörerausgänge sowie einen Audio-Eingang für externe Klangquellen wie zum Beispiel MP3-Player. Fehlt nur noch die Netzteilbuchse und der Regler zur Kontrasteinstellung des Displays. Zwei USB-Anschlüsse (USB To Host und USB To Device) sind auf der linken Gehäuseseite zu finden, und das war es dann auch schon.
… aber unter der Oberfläche hochkomplex
Über 1300 Sounds kann das DTX700 Modul wiedergeben, wobei die Palette akustische und elektronische Drumsounds, reichlich Percussion-Instrumente verschiedenster Kulturkreise, Effektklänge und Keyboard-Sounds umfasst. Die Bearbeitungsmöglichkeiten beinhalten neben Tonhöhen- und Effekteinstellungen auch spezielle Parameter, die teilweise direkt über die an den Snare- und Tom Pads angebrachten Potis gesteuert werden können. Dazu gehören beispielsweise die Intensität des Snareteppich-Raschelns, Filtereinstellungen sowie die Temporegelung der Songs bzw. Loops, die dem jeweiligen Pad zugewiesen sind. Auf der Kit-Ebene kann sogar die Intensität des Mitschwingens der Toms bei Betätigung der Bassdrum oder das Mitrascheln des Snareteppichs variiert werden, und auch das Abklingverhalten eines per Choke-Funktion abgestoppten Beckens kann in der Länge verändert werden.
Jedem Pad können bis zu vier Sounds zugewiesen werden, die gleichzeitig, nacheinander oder abhängig von der Anschlagstärke ausgelöst werden können.
Zur Speicherung eigens kreierter Kits stehen zwar theoretisch nur magere zehn Speicherplätze zur Verfügung, allerdings können alle vorhandenen Presets überschrieben (und bei Bedarf auf Knopfdruck einzeln oder komplett wiederhergestellt) werden, wodurch die Zahl auf 60 wächst.
Möchte man selbst erstellte Sounds, Samples, Loops etc. einbinden, so kann man über die Audio Import Funktion maximal 64 MB Speicherplatz hierfür nutzen. Das entspricht 23 Sekunden bei 44,1 kHz Sampling Rate oder 46 Sekunden bei 22,05 kHz. Akzeptiert werden WAV- und AIFF-Dateien im 16-bit Format. MP3-Files kann das Modul leider nicht verarbeiten.
Diverse Trainingsfuntionen machen fit für die Begleitung oder das Einspielen eigener Songs
Von den 63 Preset Songs eignen sich 44 als stilistisch breit gefächerte Playbacks zum Mitspielen. Die restlichen Speicherplätze teilen sich in 17 Pad-Songs sowie zwei Demo-Songs auf. Das Aufnehmen eines eigenen Songs auf einen der 30 User-Speicherplätze erfolgt mit Hilfe des maximal 152.000 Noten umfassenden Sequencers. Zum möglichst exakten Einspielen steht ein Metronom mit fünf verschiedenen Sounds zur Verfügung. Auch Songs im SMF-(Standard MIDI File) Format können importiert und den freien Song-Speicherplätzen zugewiesen werden.
Wer an seinem Timing arbeiten möchte, kann hierfür die internen Trainingsfunktionen nutzen, die sich hinter dem Click-Button verbergen. Groove Check analysiert die Timing-Genauigkeit, Rhythm Gate schult das Timing, indem nur exakt gespielte Schläge wiedergegeben werden, und Measure Break beinhaltet Leertakte zum Trainieren der „inneren Uhr“.